Das japanische Kurzgedicht Tanka ist eine über 1’300 Jahre alte, reimlose Lyrik-Form mit 31 gewichteten Silben (Moren) im Rhythmus 5-7-5 (Oberstollen) und 7-7 (Unterstollen).
Unser Herbst-Gedicht des Tages „Wenn das Herbstlaub fällt“ stammt von dem japanischen Lyriker Minamoto Yorizane. Er war ein Dichter der Haian-Zeit und lebte von 1015 bis 1044. ♦
Sagen Sie, was kann man da machen? Da kann man nichts machen, denn da ist nichts zu machen. Wenn da nichts zu machen ist, ist nichts zu machen. Warum wollen Sie etwas machen, das führt stets zu nichts. Wenn nichts zu nichts führt, führt nichts zu etwas. Etwas ist immer nichts, deshalb ist etwas nichts. Also ist nichts nichts und etwas ist auch nichts. Da ist nichts zu machen, da hilft alles nichts. Na sagen Sie mal, da hört alles auf
Das japanische Kurzgedicht Tanka ist eine über 1’300 Jahre alte, reimlose Lyrik-Form mit 31 gewichteten Silben (Moren) im Rhythmus 5-7-5 (Oberstollen) und 7-7 (Unterstollen).
Unser Frühlings-Gedicht des Tages „Weil die Nachtigall“ stammt von der japanischen Lyrikerin und Nonne Nomuro Bôtô (Moton Nomura). Sie war eine Dichterin der späten königlichen Tokugawa-Ära und lebte von 1806 bis 1867, also gegen Ende der Edo-Periode. ♦
Der Acker leuchtet weiss und kalt.
Der Himmel ist einsam und ungeheuer.
Dohlen kreisen über dem Weiher
Und Jäger steigen nieder vom Wald.
Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt.
Ein Feuerschein huscht aus den Hütten.
Bisweilen schellt sehr fern ein Schlitten
Und langsam steigt der graue Mond.
Ein Wild verblutet sanft am Rain
Und Raben plätschern in blutigen Gossen.
Das Rohr bebt gelb und aufgeschossen.
Frost, Rauch, ein Schritt im leeren Hain.
Steigemann und Sinkemann sagten zueinander:
„Ich komme bald zu Dir. Jawohl!“
Und Steigemann: „Du zu mir?“
Und Sinkemann: „Du zu mir?“
Wer zu wem?
Wann?
bohnen sind weisse kiesel
bohnen sind schwarze kiesel
bohnen im sack klingen weiss und schwarz
wage es
greife einen einzigen kiesel heraus
weiss oder schwarz
er wird
eine rote blüte
die rebenblätter rot
heisst herbst
die grünen rebenblätter vom frühling rot
heisst herbst
die rebenblätter des winters
sind schwarz
wo der himmel zickzack
in die tannenspitzen hineinwächst
sitzt ein vogel
drei abgebrannte streichhölzer
liegen in richtung der sonnenbahn
das kinn aufgestützt der ellbogen
auf dem tisch
hier
lass es fallen
da fällt schnee
schief durch mich hindurch
weiss
keine dinge mehr
kein weg und
da geht einer weiss im weissen
ohne spur
Lange war kein solcher Morgen.
Kalt, klar. Baum, Dach und Zaun
erhielten ihren Teil an Schnee.
So still und sauber wars
seit ich mich erinnere
nicht mehr.
Später allerdings schrie
der Morgen, er wird seine
blutigen Flecken bekommen.
Die blasse Scheibe der Sonne
hielt sich noch hinter dem Wald,
da hoben, halb zerrten sie das Schwein
an Beinen und Ohren und auf den hergerichteten
Vorplatz zu Hacken und Bottich.
Um neun Uhr sah ich die Schlächter
beim Mahl. Wie sie zugriffen!
Ihre Lust an Speise und Trank,
ihre Fröhlichkeit,
hat mich verstimmt.
Ins grüne Vogellachen
tropft der Regen seine Trauer.
Dein Sonnenauge
überm Garten
schwärzt der Frost.
Aufs Pflaster stürzten
eure braunen Zärtlichkeiten.
Hände,
rot vom Blut des Sommers,
spült der Bach
durch eisigen Granit.
ein mädchen traf ich
rot und prächtig
in ihrem watteweichen untergang
ein zittern warf sie
in die tiefe
aus der mein ruf sie traf
wie glockenklang
da liegt sie nun
und läutert mein verlangen
was für ein duft
ein hauch von schnee
von frost und eis
nur noch ein wimpernschlag
dann wird sie weiter fallen
und ich mit ihr
vielleicht
aus liebe
wer weiss
Nachts, jenseits der Zeit schon und ferne, hörst du das Singen der Winde, und du siehst Berge brennen, die wie ein Feuerwerk fallender Sterne verglühen. Zu tief liegt da unten
die Erde, dieses Inferno der Gleichgültigkeit, das auch der Lachende nur eingeschüchtert übersteht, und selbst der Glückliche ist an sein Glück gebunden wie der Erhängte dort an seinem Strick;
ungläubig zögernd noch wie unter grossen Mühen spricht der Einsame jetzt sein erstes Gebet, die Augen weiss und leer, vom Saufen ernüchtert,
das Herz zu sehr ans Zerspringen gewöhnt. Der Abschied dann, und dann die Stille, die alles Leben übertönt.