Inhaltsverzeichnis
Simone Drescher: Humanity (Solo-Cello und Orchester)
Die Motivation für Ihr Debüt-Album mit dem weit ausholenden Titel “Humanity” umschreibt die 32-jährige deutsche Cello-Virtuosin Simone Drescher im Booklet mit den Worten von Peteris Vasks, einem der drei eingespielten Komponisten. Auch sie möchte mit ihrem Instrument “einen direkten Zugang zur Seele der Menschen suchen”. Denn die meisten Menschen heute hätten keinen Glauben, keine Liebe und keine Ideale mehr. Mit ihrer Musik möchte sie ebenso wie Vasks “der Seele Nahrung geben”.
Die Werk-Zusammenstellung dieser CD zeugt von einer eigenwilligen, ja kühnen Handschrift. Zwei kürzere Bach-Werke, nämlich die C-Moll-Aria aus der F-Dur-Pastorale BWV 590 und das Choralvorspiel “Erbarme dich mein” BWV 721 werden flankiert von je einem Konzert für Violoncello & Orchester von Pehr Henrik Nordgren (op. 50) und Peteris Vasks (“Presence”), zwei zeitgenössischen Werken.
Kompromisslose Hingabe
Drescher musiziert packend, emotional, sogar in den beiden Barock-Stücken ist ihre kompromisslose Hingabe zur musikalischen Botschaft, zum Transportieren der musikalischen Ideen durch intensive, aber auch hochsensitive Tongebung und ein facettenreiches Melos zu spüren. Den beiden Cello-Konzerten kommt diese weite Kompetenz sehr zugute: Hier die “äußerste Verletztlichkeit” (Christoph Schlüren) des freitonal-chromatischen, mit technischen Herausforderungen gespickten Werkes von Nordgren (1944-2008), dort der expressive Zugriff bei Vasks (*1946) und seiner fast ruralen Dramatik. Stilistisch wie formal sind die zwei Konzerte weit voneinander entfernt, der Solistin technische und emotionale Möglichkeiten realisiert die Partituren souverän und mit großer Empathie.
Dirigent Janis Liepins und seine Sinfonietta Riga, das lettische Staatliche Kammerorchester, sind dabei der Solistin ein rhythmisch wie klanglich immer präsenter, aufmerksam korrespondierender Partner. ♦
(Walter Eigenmann)
Simone Drescher: Humanity – Werke von P.H. Nordgren, J.S. Bach und Peteris Vasks; Sinfonietta Riga, Janis Liepins; Audio-CD, GWK Records; 69:09 min.
Warum-Schach-Verlag:
Schachweltmeister – Kalender 2023
Der Name des Münchner Warum-Schach-Verlages von Alexander Frenkel ist Programm: Der 1969 im ukrainischen Charkiw geborene Schachlehrer hat sich schon seit Jahrzehnten das Kinder- und Jugendschach aufs Banner geschrieben und lehrt seit nunmehr bald 20 Jahren an seiner “Schachschule München“.
Nun legt er rechtzeitig an der Schwelle zum neuen Jahr einen “Kalender 2023” vor, der alle bisherigen Schach-Weltmeister von Wilhelm Steinitz (1886-1894) bis Magnus Carlsen (WM seit 2013) in den Mittelpunkt rückt. Diese “besten der Besten” werden auf Kalenderblättern von Januar ’23 bis Dezember ’23 in Bild und Zitat nähergebracht. Jedes Konterfrei ziert ein prägnantes Wort des betreffenden Weltmeisters. So wird z.B. der amtierende Schachkönig Carlsen zitiert mit den Sätzen: “Seit einiger Zeit setze ich mich für Schach in der Schule ein. Ich glaube, Schach bringt Kinder in der Schule und im Leben weiter.”
Grafisch aufbereitet wurde der hübsch gestaltete Jahreskalender von Frenkels Mitarbeiterin Elena Levitina. Die gelernte Designerin und Fotografin steuerte treffende Kopf-Portraits bei. Garniert ist der Kalender mit den wichtigsten Angaben zu kirchlichen oder volksbräuchlichen Daten. ♦
(Walter Eigenmann)
Alexander Frenkel & Elena Levitina: Schach-Kalender 2023 – Schach-Weltmeister, 14 Seiten, Metallspirale (Wire-O-Bindung) zum Aufhängen
Barbara Traber: Land der
glücklichen Hühner (Dorfgeschichten)
“Land der glücklichen Hühner” ist eine Sammlung von Dorfgeschichten aus der “Bresse”, also dem französischen Landstrich des Pays de la Bresse Bourguignonne, welcher sich zwischen den Ausläufern des Schweizer Juras im Osten und den Ufern der französischen Saône im Westen befindet. Die touristisch beliebte Landschaft ist geprägt von Wäldern, Hügeln, Teichen – und eben solchen Dörfern und deren Menschen, von denen die Worber Schriftstellerin Barbara Traber in ihrem neuen Buch erzählt.
Während rund 20 Kapiteln führt uns dabei die Autorin “über den Ziegenpass”, stellt uns “jähzornige Männer”, aber auch den “sanften Georges” vor, beschreibt “Erich und seine Lamas”, gedenkt des französischen “Widerstandes” im Zweiten Weltkrieg oder schildert uns das Schicksal von “Picou, dem kleinen Dorfnarren”.
Mit Humor und mit Melancholie
Die 1943 in Thun geborene Autorin blickt nicht nur auf ein vielfältiges und vielschichtiges literarisches Werk, sondern auch auf ein ebenso vielseitiges Leben zurück, das zahlreiche prägende Stationen aufweist – bis hin zu der Arbeit als Privatsekretärin des berühmten Dichters und Philosophen Elias Canetti. Die Liebe Barbara Trabers zum Frankophilen, dessen Savoire-vivre, seine Leichtigkeit, seine künstlerisch-phantasievolle Sicht auf die “Dinge des Lebens” und auch der spezifische Humor, aber auch zuweilen seine Mélancolique, ja Tristesse schimmert in allen diesen “Dorfgeschichten” durch:
“Ich liebte die heißen Sommer in der Bresse […] und versuchte jeden so intensiv auszuleben, als wäre es der letzte. Stundenlang fuhr ich mit dem alten Velo über das flache, stille Land, […] hörte den Grillen und den Vögeln zu, begegnete keinem Menschen, keinem Auto; hielt manchmal am Waldrand und pflückte mehr oder weniger reife Himbeeren und Brombeeren. Tage wie gemacht, mir einen Vorrat an Erinnerungen anzulegen, ein Polster des Glücks.” ♦
(Walter Eigenmann)
Barbara Traber: Land der glücklichen Hühner – Dorfgeschichten aus der Bresse, 180 Seiten, Neptun Verlag, ISBN 9783858203335
Lesen Sie im GLAREAN MAGAZIN zum Thema Erzählungen auch über Tomás González: Die stachelige Schönheit der Welt (Prosa)
… sowie über Michel Bergmann: Alles was war (Erzählung)
Der GLAREAN-Herausgeber bei INSTAGRAM