Kurt Estermann: Missa brevis (Kirchenmusik)

Im Spannungsfeld der Tradition

von Walter Eigenmann

Der 1960 in Inns­bruck gebo­rene Kom­po­nist Kurt Ester­mann zählt zu den frucht­bars­ten und inter­es­san­tes­ten Ver­tre­tern der jün­ge­ren öster­rei­chi­schen Kir­chen­mu­sik-Kom­po­nis­ten. Im Wie­ner Musik­ver­lag Dob­lin­ger legt Ester­mann nun eine neue, vor einem Jahr ent­stan­dene “Missa bre­vis für gemisch­ten Chor, Chor­or­gel (Orgel­po­si­tiv) und grosse Orgel” vor.

Kurt Estermann: Missa brevis für Gemischten Chor, Orgelpositiv und Grosse OrgelEster­manns Schaf­fen umfasst mitt­ler­weile eine ganze Reihe von Orgel-, Chor- und Orches­ter­wer­ken, dar­un­ter drei Sin­fo­nien, und seine schöp­fe­ri­sche Inten­tion hat der bereits mehr­fach inter­na­tio­nal aus­ge­zeich­nete, u.a. am Salz­bur­ger Mozar­teum leh­rende und wir­kende Komponist&Organist vor eini­gen Jah­ren so umschrie­ben: “Die Aus­ein­an­der­set­zung mit vor­ge­ge­be­nen For­men erzwingt neue Inhalte – wobei die Aus­rich­tung auf das „Span­nungs­feld Tra­di­tion“ zwi­schen Adap­tion und Zer­schla­gung wech­selt. Offen­heit gegen­über neu­es­ten Ten­den­zen misst sich mit der Bewer­tung der eige­nen Iden­ti­tät: expres­si­ver Klang und durch­dachte Kon­struk­tion, Emo­tion und Expe­ri­mente mit Zah­len und Inter­val­len, Kon­se­quenz und per­ma­nente Infra­ge­stel­lung – das weite Feld zeit­ge­mäs­ser Aus­drucks­mit­tel muss sich immer durch kom­po­si­to­ri­sches Gestal­ten bewähren.”

Unterschiedliche Zuordnung der Ausführenden

Die Messe-Ver­to­nung beinhal­tet die Sätze Kyrie, Glo­ria, Sanc­tus und Agnus Dei, sie dau­ert zwölf Minu­ten, und ihre Urauf­füh­rung erfolgte im Sep­tem­ber 2007 in St. Pauls (I) mit dem Ensem­ble Vocal­Art Bri­xen unter Hein­rich Walder.

Der Kom­po­nist sel­ber zu sei­nem Werk: “Diese latei­ni­sche Ordi­na­rium-Ver­to­nung nutzt durch die unter­schied­li­che Zuord­nung der Aus­füh­ren­den die Raum­akus­tik eines Kir­chen­rau­mes: der Chor fin­det seine Auf­stel­lung im Bereich des Pres­by­te­ri­ums mög­lichst in der Nähe der Chor­or­gel, die grosse Orgel dem gegen­über im Bereich des West­werks. Der Reiz der Musik besteht im Wech­sel­spiel bei­der Grup­pen, even­tu­elle Koor­di­na­ti­ons­pro­bleme soll­ten mit Sub­di­ri­gen­ten gelöst wer­den. Ganz bewusst wur­den in der Struk­tur des Ton­ma­te­ri­als Anklänge und Teile aus der gre­go­ria­ni­schen „Missa de Ange­lis“ ver­wen­det. Dabei ist – vom Erken­nungs­wert her – eine „innere“ par­ti­ci­pa­tio actuosa aller Betei­lig­ten beab­sich­tigt. Die Funk­tion der Chor­or­gel kann im gege­be­nen Fall durch ein ent­spre­chen­des Orgel­po­si­tiv erfüllt wer­den. Der Gebrauch des Pedals ist des­halb ad libi­tum, ebenso die mög­li­che Zutei­lung der Musik auf meh­rere Manuale oder Solo­re­gis­ter.”

Kurt Ester­mann: Missa bre­vis für Gemisch­ten Chor, Orgel­po­si­tiv und Grosse Orgel, Dob­lin­ger Verlag

Lesen Sie im Glarean Maga­zin zum Thema Messe-Ver­to­nun­gen auch über Frank Mar­tin: Messe für Dop­pel­chor (CD)

Kommentare sind willkommen! (Keine E-Mail-Pflicht)