Drei Buch- und DVD-Neuheiten – kurz belichtet

Interessante Buch- und DVD-Novitäten

von Wal­ter Eigenmann

Therese Bichsel: Grossfürstin Anna (Roman)

Die Em­men­ta­ler Schrift­stel­le­rin und Jour­na­lis­tin The­re­se Bich­sel (*1956) ist seit 1997 v.a. als gut re­cher­chie­ren­de und li­te­ra­risch ge­wand­te Por­trä­tis­tin his­to­ri­scher Frau­en­ge­stal­ten im Be­wusst­sein der li­te­ra­ri­schen Öf­fent­lich­keit. Nun legt sie – wie­der­um im Zyt­glog­ge Ver­lag – die Ro­man-Bio­gra­phie der Prin­zes­sin Ju­lia­ne von Sach­sen-Co­burg vor – je­ner Anna Feo­do­row­na (1781-1860), die spä­ter als rus­si­sche gross­fürs­tin an die Sei­te ei­nes En­kels von Ka­tha­ri­na der gros­sen ver­hei­ra­tet wird, dann aber aus St. Pe­ters­burg flieht und in der Schweiz heim­li­che Ge­lieb­te und Mut­ter zwei­er Kin­der wird.

Russischer Hochadel an der Berner Aare

Therese Bichsel: grossfürstin Anna - Flucht vom Zarenhof in die ElfenauBich­sel rollt das Schick­sal der 14-Jäh­ri­gen Prin­zes­sin Ju­lia­ne ein­fühl­sam und his­to­risch in­for­ma­tiv auf bis hin zu den we­ni­gen glück­li­chen Ta­gen der schliess­lich ge­schie­de­nen rus­si­schen Fürs­tin Anna auf ih­rem präch­ti­gen Gut “El­fen­au” nahe der Ber­ner Aare. Die Au­torin sel­ber zur Ent­ste­hungs­ge­schich­te ih­res Bu­ches: “Vor ei­ni­ger Zeit stiess ich auf Anna Feo­do­row­na und war bald fas­zi­niert von die­ser Frau, ih­ren schwie­ri­gen Män­ner­be­zie­hun­gen und ih­rem Kampf um die un­ehe­li­chen Kin­der in ei­ner Zeit des Um­bruchs.” – Eine will­kom­me­ne Be­rei­che­rung des an In­ter­es­san­tem mo­men­tan nicht so rei­chen Gen­res “His­to­ri­scher Roman”. ♦

The­re­se Bich­sel: gross­fürs­tin Anna – Flucht vom Za­ren­hof in die El­fen­au, Ro­man, 304 Sei­ten, Zyt­glog­ge Ver­lag, ISBN 978-3-7296-0851-1

Le­sen Sie im Glarean Ma­ga­zin zum The­ma Bio­gra­phien auch über Ef­rat Gal-Ed: Nie­mands­spra­che – It­zig Manger


DVD: Glenn Gould – Genie und Leidenschaft

Glenn Gould - Genie und Leidenschaft - DVD-DokumentationDas ka­na­di­sche Mu­sik-Phä­no­men Glenn Gould steht im Mit­tel­punkt des Do­ku­men­tar­films “Ge­nie und Lei­den­schaft”, un­längst in ei­ner Dop­pel-DVD (inkl. ei­nes “in­ter­na­tio­na­len Director’s Cut”) bei “Mind­jazz Pic­tures” er­schie­nen. Das Vi­deo prä­sen­tiert viel­schich­tig und über wei­te Stre­cken ein­dring­lich prä­sen­tiert das Le­ben und Werk ei­ner der fas­zi­nie­rends­ten Per­sön­lich­kei­ten der jün­ge­ren Mu­sik­ge­schich­te. Pia­nist Gould – “Der Mann mit dem Man­tel und dem Stuhl” – ist bis heu­te Ge­gen­stand so­wohl in­ter­na­tio­na­ler Ver­eh­rung als auch un­ab­läs­si­ger kla­vier­in­ter­pre­ta­to­ri­scher For­schung, und auch 30 Jah­re nach sei­nem Tode scheint die Fas­zi­na­ti­on für die­sen Aus­nah­me­künst­ler noch nicht nach­ge­las­sen zu haben.

Portrait einer vielschichtigen Persönlichkeit

Der Film be­inhal­tet un­ver­öf­fent­lich­tes Ar­chiv­ma­te­ri­al, In­ter­views mit Gould-Freun­den so­wie Aus­schnit­te aus bis­her noch nicht pu­bli­zier­ten pri­va­ten Bild- und Ton­auf­nah­men. – Die bei­den DVDs brin­gen die (so fa­cet­ten­rei­che wie zer­ris­se­ne) Pia­nis­ten-Aus­nah­m­er­schei­nung Glenn Gould mit all ih­rer Wi­der­sprüch­lich­keit und mu­si­ka­li­schen Ob­ses­si­on, aber auch mit ih­rer in­tel­lek­tu­el­len Viel­schich­tig­keit und in­ter­pre­ta­to­ri­schen Tie­fe nahe. Empfehlenswert. ♦

Glenn Gould – Ge­nie und Lei­den­schaft, Do­ku­men­tar­film von Mi­che­le Ho­zer und Pe­ter Ray­mont, Mind­jazz Pic­tures, Dop­pel-DVD, 84 Min. & Bo­nus­ma­te­ri­al 106 Min.

Le­sen Sie im Glarean Ma­ga­zin zum The­ma Kla­vier-Mu­sik auch über Ali­ce Sara Ott (Pia­no): Cho­pin – Com­ple­te Waltzes


Ken Follett: Winter der Welt (Roman)

Ken Follett: Winter in der Welt - Roman - Lübbe VerlagDie Ir­run­gen und Wir­run­gen des Zwei­ten Welt­krie­ges, sei­ne glo­ba­len wie ein­zel­mensch­li­chen Schick­sa­le nimmt Eng­lands wohl be­rühm­tes­ter Best­sel­ler-Au­tor Ken Fol­lett (“Die Na­del”) dies­mal als his­to­ri­sches Pan­ora­ma her für sei­nen jüngs­ten Wäl­zer “Win­ter der Welt”. Der über 1000-sei­ti­ge Ro­man – Über­set­zung: Diet­mar Schmidt und Rai­ner Schu­ma­cher – ist als der zwei­te Teil ei­ner “Jahr­hun­dert-Saga”  ge­dacht – nach “Sturz der Ti­ta­nen” –  und brei­tet episch vor zeit­ge­schicht­lich dra­ma­ti­schem Hin­ter­grund man­nig­fal­ti­ge Hand­lungs­strän­ge mit zahl­lo­sen fik­ti­ven wie rea­len his­to­ri­schen Per­sön­lich­kei­ten aus.

Teils rührselig, aber sozial engagiert

Für man­che Le­ser­schich­ten an­spruchs­vol­le­rer Bel­le­tris­tik mag Ken Fol­lett (*1949) teils et­was ge­schwät­zig, teils et­was rühr­se­lig da­her­schrei­ben. Für die in die Mil­lio­nen ge­hen­de Fan-Ge­mein­schaft des pro­duk­ti­ven – und üb­ri­gens auch so­zi­al sehr en­ga­gier­ten -, da­bei äus­serst de­tail­rei­chen Schrift­stel­lers ist selbst­ver­ständ­lich “Win­ter der Welt” das li­te­ra­ri­sche Muss die­ses Herbstes. ♦

Ken Fol­lett, Win­ter der Welt, Ro­man, Lüb­be Ver­lag, 1020 Sei­ten, ISBN 978-3-7857-2465-1

Le­sen Sie im Glarean Ma­ga­zin zum The­ma Ro­man-Re­zen­sio­nen auch über Phil­ip Teir: So also en­det die Welt

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