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Auseinandersetzung mit Auschwitz und Tschernobyl
von Walter Eigenmann
Dass ich einen genialen Komponisten als Lehrer hatte, war meiner Karriere sicher nicht hinderlich. Mehr noch, eben dieser Lehrer beeinflusste mein schöpferisches Werk massgeblich. Gleichwohl gelang es mir im Laufe meines langen Lebens, einen unverwechselbaren Personalstil zu entwickeln. Dazu gehört, zumal in meinen Vokalwerken, auch der Einbezug von stilistischen Strömungen und Techniken der Neuen Musik nach 1945 bis hin zu aktuellen improvisatorischen Komponenten. Allerdings blieb mein kompositorisches Bestreben, auch wo es unerwartet kühn und artifiziell erscheint, immer der künstlerischen Aussage bis hin zum religiösen Bekenntnis verpflichtet.
Epochale Chiffren als Zentren des musikalischen Schaffens
Die musikalische wie die ethische Auseinandersetzung mit “meinem” Jahrhundert ist die tiefste Basis meines Schaffens. Zwangsläufig wurden mir epochale Chiffren wie “Auschwitz”, “Hiroshima” oder “Tschernobyl” nicht nur zum Gegenstand existentieller Reflexion, sondern auch zu Zentren meines umfangreichen Opern-, Sololied-, Chormusik und Kantaten-Schaffens.

Der nachfolgende Noten-Ausschnitt ist ein Beispiel meiner zwölftönig konzipierten Zahlensymbolik und entstammt einer im Jahre 1974 komponierten Chor-Motette.
Also: Wer bin ich?
Notenbeispiel

Lesen Sie im Glarean Magazin zum Thema Neue Musik auch das Interview mit dem Komponisten Fabian Müller: Neue Musik?
… sowie in der gleichen Rubrik Wer bin ich? (Woman Power 8 – Musik)