Alexandra Türk-Espitalier: Musiker in Bewegung

100 Übungen gegen Musiker-Erkrankungen

von Walter Eigenmann

Zahl­rei­che musik­me­di­zi­ni­sche Stu­dien bzw. sta­tis­ti­sche Erhe­bun­gen legen nahe: Bei (zumal pro­fes­sio­nel­len) Musi­kern wer­den die gesund­heit­li­chen Berufs­ri­si­ken je län­ger desto mehr zu einem ernst­haf­ten Pro­blem. Die Gründe hierzu sind von Instru­men­ta­list zu Instru­men­ta­list (bzw. Fach) ver­schie­den und rei­chen vom Musi­zie­ren unter erhöh­tem Zeit­druck und Ter­min-Über­las­tung über exor­bi­tante schul­fach­li­che Prü­fungs-Anfor­de­run­gen bis hin zu den bekann­ten Auf­füh­rungs-Stres­so­ren wie “Lam­pen­fie­ber” und “Ver­sa­gens­angst” oder den lang­jäh­ri­gen indi­vi­du­el­len Hal­tungs­feh­lern auf dem täg­li­chen Übungsstuhl.
Dem­entspre­chend ist die Zahl fach­wis­sen­schaft­li­cher Unter­su­chun­gen zum Pro­blem­kreis “Musi­ker-Erkran­kung” mitt­ler­weile (und erfreu­li­cher­weise) in den letz­ten Jah­ren deut­lich ange­stie­gen. Dar­un­ter sind aller­dings die “theo­rie­las­ti­gen”, im musi­ka­li­schen All­tag wenig prak­ti­ka­blen Publi­ka­tio­nen in der Über­zahl, deut­lich sel­te­ner fin­den sich fun­dierte Anlei­tun­gen, die instru­men­tal­spe­zi­fisch prä­ven­tiv wir­ken können.

Aus der Praxis für die Praxis

Alexandra Türk-Espitalier - Musiker in Bewegung - 100 Übungen mit und ohne Instrument - Zimmermann Verlag FrankfurtUmso will­kom­me­ner ist denn ein sol­ches Buch, wie es nun die Frank­fur­ter Phy­sio­pro­phy­lak­ti­ke­rin und Diplom-Flö­tis­tin Alex­an­dra Türk-Espi­ta­lier mit “Musi­ker in Bewe­gung – 100 Übun­gen” vor­legt. “Aus der Pra­xis für die Pra­xis” war offen­sicht­lich das Motto der Autorin, denn zwar grun­diert sie ihre zahl­rei­chen Bewe­gungs-Exer­zi­tien mit einer guten theo­re­ti­schen Ein­füh­rung in die “Ursa­chen” von Musi­ker-Erkran­kun­gen und die (fal­schen) “Gewohn­hei­ten” am Arbeits­platz, doch im Zen­trum des Ban­des ste­hen ihre 100 geziel­ten “Bewe­gungs­übun­gen”, die sehr prä­zise und effi­zi­ent die Pro­blem­zo­nen des/der Musiker/in angehen.

Vom Grob- bis zum Feinmotorischen

Das the­ma­ti­sche Spek­trum ist dabei gross: Vom Grob- bis zum Fein­mo­to­ri­schen, von der Atmung bis zum Fin­ger­ge­lenk, vom Auf- bis zum Abwär­men, von der Moti­va­tion bis zur Mobi­li­sa­tion und vom Hals- bis zum Len­den­wir­bel rei­chen die Stich­wör­ter des Trai­nings­vo­ka­bu­lars. (Wuss­ten Sie übri­gens, dass man “bei Augen­be­we­gun­gen eine dezente Mus­kel­be­we­gung in der Tiefe des obe­ren Nackens wahr­neh­men” kann? Ich nicht. Man schaut ein­fach, nicht wahr… )

Leseprobe 1 aus "Musiker in Bewegung": "Chromatische Wahrnehmung"
Lese­probe 1 aus “Musi­ker in Bewe­gung”: “Chro­ma­ti­sche Wahrnehmung”

Musi­ker in Bewe­gung” rich­tet sich an aktiv Musi­zie­rende aller Instru­men­tal­frak­tio­nen, und nicht nur Berufs-, son­dern auch (wohl sogar gerade) Ama­teur­mu­si­ker dürf­ten von die­sem (lay­oute­risch sehr geschmack­voll prä­sen­tier­ten) Band profitieren.

Denn eines der Haupt­ziele muss das all­ge­meine Wohl­be­fin­den am Instru­ment sein, und dies kann nur durch kör­per­li­che Unver­sehrt­heit erreicht wer­den. Hierzu ist der weite Begriff von “Prä­ven­tion”, wie er als täg­li­che Pra­xis von der Autorin pro­pa­giert wird, ein Schlüs­sel­be­griff. Eine sehr nütz­li­che Broschüre! ♦

Alex­an­dra Türk-Espi­ta­lier, Musi­ker in Bewe­gung, 100 Übun­gen mit und ohne Instru­ment, 144 Sei­ten, Zim­mer­mann Musik­ver­lag Frankfurt/Main, ISBN 978-3-940105-13-4

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… sowie zum Thema Musik und Gefühle: Gehirn­for­schung über glück­li­che und trau­rige Musik


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