Daniel Ableev: Opa Traurig (Groteske)

Opa Traurig

Daniel Ableev

Opa Trau­rig und ich kauf­ten uns ein Hoch­haus am Ozean und leb­ten dort ein kunst­vol­les Leben. Wir gin­gen viel spa­zie­ren und ich erzählte ihm von mei­nen künf­ti­gen Pro­jek­ten. Wir bau­ten Sand­bur­gen und wälz­ten uns im Lachs der Gefühle. Opa brachte mich mit sei­nen spon­ta­nen Slap­stick- und Break­dance-Ein­la­gen sehr oft zum Lachen. Es war eine geniale Zeit.
Eines Tages aber kam Emti. Bei sei­nem Anblick ver­stummte Opa völ­lig und blieb regungs­los auf dem Kopf ste­hen. Ich wusste nicht, was los war, und so fragte ich nach. Doch Opa blieb ohne Bewe­gung und machte kei­nen Murks. Emti war sehr bald wie­der weg und ich bekam lei­der keine Gele­gen­heit her­aus­zu­fin­den, wer oder was dieser/dieses/diese kata­kryp­ti­sche Fremde gewe­sen ist. Ich ver­suchte, den Opa umzu­dre­hen und wie­der auf die Beine zu stel­len, doch er liess sich nicht bewe­gen. Er schien mit dem Zeit­strahl ver­wach­sen zu sein und ich begann unver­mit­telt zu kot­zen. Blut spritzte mir aus der Nase und schwe­res Tour­ette wucherte aus mei­nem Loch. Ver­schie­dene Bil­der von tol­len, unmög­li­chen, lus­ti­gen, span­nen­den Lebens­mo­men­ten, die ich mit Opa Trau­rig erlebt hatte, schos­sen wie schis­ma­ti­sche Plas­ma­strah­len durch mein ungül­tig gewor­de­nes Hirn, das zap­pelnd in einem Geheim­la­bor der 2D-Poli­zei lag und nie­man­den inter­es­sierte. Selbst der Böschungs­brand in Bonn-Meh­lem oder irgend­ein ver­krüp­pel­ter Trash aus dem fer­nen Gulli schien mehr Beach­tung zu fin­den als mein armes HRN, wel­ches ich ein­mal lie­be­voll-augen­zwin­kernd als „Elends­vier­tel“ zu bezeich­nen wagte. Mitt­ler­weile hatte ich die letz­ten Puz­zle­teile mei­ner Seele oral aus­ge­schie­den und jeden Bezug zum Lebe­we­sent­li­chen end­gül­tig verloren.

Der Opa bewegte sich nicht. Ich lag neben ihm und 1^2312431231233423882303400ss2kkss2ss303536


Daniel Ableev - Glarean Magazin (2)Daniel Ableev

Geb. 1981 in Nowo­si­birsk, Stu­dium der Kom­pa­ra­tis­tik, zahl­rei­che Prosa-, Thea­ter- und Lyrik-Publi­ka­tio­nen in Antho­lo­gien und Zeit­schrif­ten, diverse lite­ra­ri­sche Aus­zeich­nun­gen und Fes­ti­val-Teil­nah­men, Mit­her­aus­ge­ber von „DIE NOVELLE – Zeit­schrift für Expe­ri­men­tel­les“, lebt in Bonn

Lesen Sie im Glarean Maga­zin auch Expe­ri­men­telle Kurz­prosa von Chris­tian Urech: Drei Mär­chen (Gro­tes­ken)
… sowie zum Thema Satire von Rai­ner Wed­ler: Hui Buh

 

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