Heiner Brückner: Wegzeichen (Drei Gedichte)

Wegzeichen

Wegzeichen

Über den Hügel rast
Asphalt. Wasser
flüs­tert in der Wiese.

Am Weg­rand blüht
Ake­lei. Kohlweisslinge
gau­keln über Gräsern.

Die Wan­de­rer grüssen
Gott und mich. Zeichen
füh­ren zur Hütte.

Und ist er nicht der Wirt,
sei­nen Gäs­ten bin ich
begegnet.


Akklimatisierung

Als ich bemerkt hatte,
dass nichts zu ändern ist,
trug ich die Wendejacke.

Ich war gerüstet,
mich stünd­lich zu ändern.

Seit ich bemerkt habe,
dass jedes sich wendet,
legte ich die Jacke ab.

Ich bin nun gewiss,
wir wär­men uns von innen.


Memorial

Ziehe einen Bohrkern
aus den Gräbern,
er archi­viert Verwesung.

Siehe die Zahlen
im glat­ten Marmor,
sie nen­nen Anfang und Ende.

Gehe mit lei­sen Schritten
über die Stätten,
lass Gewe­se­nes ruhen.


Heiner Brückner - Autor Glarean MagazinHeiner Brückner

Gebo­ren 1949 in Bay­ern; Theo­loge; war Kor­rek­tor für Ver­lage und Tages­zei­tun­gen; Ver­öf­fent­li­chun­gen von Gedich­ten, Glos­sen, Kurz­prosa und Rezen­sio­nen in Zei­tun­gen und Zeit­schrif­ten; lebt und arbei­tet in Pressath/D

Lesen Sie im Glarean Maga­zin zum Thema Neue Lyrik auch von Angela Mund: Das Alter mei­nes Vaters (Gedicht)

… sowie zwei neue Gedichte von Susanne Rzym­bow­ski: Was wär die Kunst…


2 Kommentare

  1. Schön. Vor allem das erste und das dritte Gedicht gefal­len mir. Das erste hat etwas hoff­nungs­ge­ben­des und das zweite Ermun­tert einen, auch mal los­zu­las­sen. Und auch die Spra­che… Wunderbar!

  2. Kom­pli­ment, herr brück­ner, schöne poe­ti­sche gebilde, den theo­lo­gen in ihnen kön­nen sie zwar nicht ganz ver­leug­nen, aber was ist so schlecht daran, wenn lyrik auch mal hoff­nung hoch­hält?! und auch der kor­rek­tor schim­mert her­vor­ra­gend durch: fein gear­bei­tet, sprach­lich sehr ver­siert! mehr davon, bitte
    Grüsse: G. Ahlers

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