Musik-Elektro-Enzephalographie in der Demenz-Forschung

Musik-Technik im Dienste der Demenz-Prognostizierung

von Walter Eigenmann

An der Uni­ver­si­tät Tel Aviv ha­ben For­scher eine Me­tho­de der Mu­sik-Elek­tro­en­ze­pha­logra­phie ent­wi­ckelt, bei der mu­si­ka­li­sche Tests und ein trag­ba­res In­stru­ment zur Mes­sung der Hirn­ak­ti­vi­tät ein­ge­setzt wer­den, um den ko­gni­ti­ven Ab­bau im Al­ter zu er­ken­nen. Ei­ner entspr. Stu­die zu­fol­ge kann die­se Me­tho­de, die auf der Mes­sung von 15 Mi­nu­ten elek­tri­scher Ak­ti­vi­tät im Ge­hirn wäh­rend der Aus­füh­rung ein­fa­cher mu­si­ka­li­scher Auf­ga­ben be­ruht, pro­blem­los auch von Kli­nik-Mit­ar­bei­tern ohne spe­zi­el­le Aus­bil­dung an­ge­wen­det werden.

Ge­mäß der is­rae­li­schen For­scher-Grup­pe un­ter der Lei­tung des Neu­ro­wis­sen­schaft­lers Prof. Dr. Na­than In­tra­tor er­mög­licht die neue Me­tho­de eine rou­ti­ne­mä­ßi­ge Über­wa­chung und früh­zei­ti­ge Er­ken­nung des ko­gni­ti­ven Ver­falls, um eine Be­hand­lung zu er­mög­li­chen und eine ra­sche, schwe­re Ver­schlech­te­rung zu ver­hin­dern. Pro­phy­lak­ti­sche Tests die­ser Art sei­en bei ei­ner Rei­he von phy­sio­lo­gi­schen Pro­ble­men wie Dia­be­tes, Blut­hoch­druck oder Brust­krebs all­ge­mein an­er­kannt, bis­her sei je­doch noch kei­ne Me­tho­de ent­wi­ckelt wor­den, die eine rou­ti­ne­mä­ßi­ge, zu­gäng­li­che Über­wa­chung des Ge­hirns auf ko­gni­ti­ve Pro­ble­me er­mög­licht.” Die For­scher mer­ken wei­ter an, dass Tests die­ser Art an­ge­sichts der stei­gen­den Le­bens­er­war­tung und der da­mit ver­bun­de­nen Zu­nah­me der äl­te­ren Be­völ­ke­rung be­son­ders wich­tig sind.

Musik-Elektroenzephalographie als Demenz-Prävention

Musikwissenschaft - Elektroenzephalogramm - Gehirn-Test - Demenzprävention - Glarean Magazin
Mu­sik­wis­sen­schaft – Elek­tro­en­ze­pha­logramm – Ge­hirn-Test – De­menz­prä­ven­ti­on – Glarean Magazin

Im Rah­men der Stu­die ent­wi­ckel­ten die For­scher eine bahn­bre­chen­de Me­tho­de, bei der ein neu ent­wi­ckel­tes trag­ba­res Ge­rät zur Mes­sung und in­no­va­ti­ven Ana­ly­se der Elek­tro­en­ze­pha­logra­phie (EEG) mit ei­nem spe­zi­ell ent­wi­ckel­ten kur­zen Mu­sik­test von etwa 12-15 Mi­nu­ten Dau­er kom­bi­niert wur­de. Wäh­rend des Tests wird die Test­per­son mit ei­nem Kle­be­band an das trag­ba­re EEG-Ge­rät an­ge­schlos­sen, wo­bei drei Elek­tro­den auf der Stirn an­ge­bracht werden.
Die Ver­suchs­per­son führt eine Rei­he von mu­si­ka­lisch-ko­gni­ti­ven Auf­ga­ben nach akus­ti­schen An­wei­sun­gen aus, die au­to­ma­tisch über Kopf­hö­rer ge­ge­ben wer­den. Die Auf­ga­ben um­fas­sen kur­ze, von ver­schie­de­nen In­stru­men­ten ge­spiel­te Me­lo­dien, zu de­nen die Ver­suchs­per­so­nen ver­schie­de­ne Auf­ga­ben mit un­ter­schied­li­chen Schwie­rig­keits­gra­den aus­füh­ren sol­len. So sol­len sie bei­spiels­wei­se je­des Mal ei­nen Knopf drü­cken, wenn eine be­lie­bi­ge Me­lo­die ge­spielt wird, oder nur, wenn die Gei­ge spielt. Au­ßer­dem be­inhal­tet der Test eine mehr­mi­nü­ti­ge, mu­si­ka­lisch ge­führ­te Me­di­ta­ti­on, die das Ge­hirn in ei­nen Ru­he­zu­stand ver­set­zen soll, da die­ser Zu­stand be­kann­ter­ma­ßen die Ge­hirn­funk­ti­on in ver­schie­de­nen Si­tua­tio­nen anzeigt.

Positive Stimmung mittels Musik

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Die auf mu­si­ka­li­sche Ko­gni­ti­on spe­zia­li­sier­te Mu­sik­wis­sen­schaft­le­rin (und Cel­lis­tin) Neta Mai­mon er­klärt dazu, dass Mu­sik ei­nen gro­ßen Ein­fluss auf ver­schie­de­ne Zen­tren im Ge­hirn hat. Ei­ner­seits ist Mu­sik da­für be­kannt, dass sie die Stim­mung schnell an­regt, ins­be­son­de­re bei po­si­ti­ven Emo­tio­nen. An­de­rer­seits kann Mu­sik in ver­schie­de­nen Si­tua­tio­nen ko­gni­tiv an­spruchs­voll sein und die vor­de­ren Tei­le des Ge­hirns ak­ti­vie­ren, ins­be­son­de­re wenn wir ver­su­chen, uns auf ver­schie­de­ne Aspek­te der Mu­sik zu kon­zen­trie­ren und gleich­zei­tig eine be­stimm­te Auf­ga­be zu erfüllen.

Laut Mai­mon kön­nen, wenn die­se bei­den Fä­hig­kei­ten kom­bi­niert wer­den, ko­gni­ti­ve Tests er­stellt wer­den, die zwar kom­plex, aber da­bei an­ge­nehm und leicht durch­zu­füh­ren sei­en. Dar­über hin­aus för­de­re po­si­ti­ve und ei­ni­ger­ma­ßen rhyth­mi­sche Mu­sik die Kon­zen­tra­ti­on und die Aus­füh­rung der Auf­ga­be. So habe bei­spiels­wei­se der be­rühm­te “Mo­zart-Ef­fekt“, der zeigt, dass sich die Leis­tung bei In­tel­li­genz­tests nach dem Hö­ren von Mo­zarts Mu­sik ver­bes­sert, ei­gent­lich nichts mit Mo­zarts Mu­sik sel­ber zu tun hat, son­dern mit der Tat­sa­che, “dass Mu­sik eine po­si­ti­ve Stim­mung er­zeugt und uns in ei­nen Zu­stand ver­setzt, der für die Durch­füh­rung von In­tel­li­genz- und Krea­ti­vi­täts­tests op­ti­mal ist”. ♦

Le­sen Sie im GLAREAN MAGAZIN zum The­ma Mu­sik und Ge­hirn auch über Lutz Jän­cke: Macht Mu­sik schlau?


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