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Mit Pfeil und Bogen für soziale Gerechtigkeit
von Günter Nawe
Man ist in Zusammenhang mit der Geschichte, den Geschichten um Robin Hood versucht, den eingängigen Buchtitel des Philosophen Richard David Precht etwas abzuwandeln: Wer war er – und wenn ja, wie viele. In der Tat: Robin Hood, der Vogelfreie aus Sherwood Forest, der Gesetzlose und Outlaw, der Sozialrebell – grün gewandet und mit Pfeil und Bogen – ist eine der schillerndsten Figuren der mittelalterlichen Welt. Und er ist es bis heute geblieben.
Vom Outlaw zum Superhelden
“Von Robin Hood existiert weder eine biographische noch überhaupt eine einzige, alles entscheidenden Geschichte, die ihn als Helden definiert”, lässt uns Judith Klinger wissen, die sich in ihrem Buch “auf die Suche nach einer Legende” gemacht hat. Was also bleibt, sind Geschichte und Geschichten um diese legendäre Gestalt, sind Zeugnisse, die von ihm in vielfältiger Form erzählen
Durch acht Jahrhunderte hinweg lässt Judith Klinger, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Mediävistik am Institut für Germanistik der Universität Potsdam den Aufstieg des vogelfreien Outlaws zum Superhelden der Populärkultur lebendig werden. Das Bild von Robin Hood hat sich im Laufe von fast acht Jahrhunderten oft erstaunlich gewandelt. Vor allem aber: “In Robin Hood verkörpern sich Träume, Träume von sozialer Gerechtigkeit, die in einer Zeit der Hedgefonds und Bankenkrisen neue Aktualität gewinnen können. Träume vom Leben im Einklang mit der Natur, wie sie die Namensgebung der deutschen Umwelt- und Naturschutzorganisation Robin Wood beschwört.”, so Judith Klinger.
Erste Spuren im 13. Jahrhundert

Wie aber begann diese zeitlose Geschichte? Sie wird von Judith Klüger ausgehend von der frühen mittelalterlichen Balladensammlung “”A Gest of Robin Hood” erzählt. Erste Spuren gab es bereits im 13. Jahrhundert. So soll sich hinter Robin Hood ein Graf Robert von Huntigdon verbergen. So ist es auf einem Grabstein aus dem Jahre 1247 zu lesen, der den Tod des Geächteten mit folgender Inschrift “beschreibt”: “Hier unter diesem kleine Grabstein liegt Robert von Huntigdon. Kein Bogenschütze war so gut wie er, und die Leute nannten ihn Robin Hood. Solche Gesetzlose wie ihn und seine Männer wird England nimmermehr sehen. 24. Dezember 1247”.
Robin Hood war kein Einzelgänger. Allen Freunden der vielen Geschichten sind seine Gefährten, seine “Merry man” bekannt: Little John, Will Scarlet und Much, später auch seine Gefährtin Marian. Eine einzigartige Gemeinschaft, die zwischen Sherwood Forest, Barnsdale und Nottigham, wo der berühmte Sheriff und Feind Robins zu finden war, ihrem “Handwerk” nachgegangen ist.
Wissenschaftliche Suche nach einer Legende

Aus Balladen, Zeugnissen und Dichtungen ist das Bild entstanden, das wir heute von ihm haben, ist seine “Vita” geschrieben worden – immer wieder mit neuen Varianten. Und das hat Gründe. “Robin Hood war immer schon ein Meister der Verwandlung”, schreibt Judith Klinger. Mit ihr und anhand der ausführlich zitierten Literatur können wir auch den Aufstieg eines Geächteten zum Schattenkönig und zum einem Helden der Moderne nachverfolgen.

Judith Klinger wird mit “Robin Hood – Auf der Suche nach einer Legende” den wissenschaftlichen Ansprüchen, die eine solche Arbeit erfordert, gerecht. Gleichzeitig bietet sie dem Leser eine äusserst spannende und hochinteressante Lektüre. So stellt sich eigentlich die Frage nach dem Erfolg der Suche nicht. Auch nicht mehr die Frage nach Mythos oder Realität. Robin Hood hat über die Zeiten ein sehr reales Eigenleben entwickelt. Er wird immer noch eine Legende bleiben – auch wenn wir dank Judith Klinger nun eine Menge mehr über ihn wissen. Und er wird damit auch eine Symbolfigur bleiben, die auf vielfältige Weise in Filmen, Büchern, Computerspielen und Comics weiterlebt. ♦
Judith Klinger: Robin Hood – Auf der Suche nach einer Legende, 208 Seiten, Lambert Schneider Verlag, ISBN 978-3-650-40054-3
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Schöner, informativer Beitrag – zu einer sympathischen Figur! Werde mir nach vielen Jahren mal wieder einen der neueren Filme darüber über den Grünen ansehen 🙂