Jörg Schuster: Zur Kulturpoetik des Briefs um 1900

Der Brief als artifizieller Schutzraum und schriftliche Selbststimulation

von Karin Afshar

1. Vorwort zu einer Besprechung

Vor mir liegt eine Habi­li­ta­ti­ons­schrift, ein Buch von 396 Sei­ten, ohne Lite­r­ar­tur­ver­zeich­nis. “Kunst­le­ben” heisst die­ses Buch – der Unter­ti­tel lau­tet: Zur Kul­tur­poe­tik des Briefs um 1900 – Kor­re­spon­den­zen Hugo von Hof­mannst­hals und Rai­ner Maria Ril­kes. Auf dem Ein­band: Rilke – schreibend.
Abge­se­hen davon, dass ich einen Vor­teil habe (ich muss und werde nie eine Habil-Arbeit ver­fas­sen), habe ich ein Pro­blem: ich kann das Thema und das Buch nicht auf einer Seite bespre­chen. Machen Sie sich auf ein län­ge­res Ver­wei­len-Müs­sen gefasst. Fer­ner hoffe ich, dass sowohl Jörg Schus­ter als auch der Wil­helm Fink Ver­lag Ver­ständ­nis dafür haben, wenn ich die Rezen­sion so gestalte, dass sie auch für Nicht-Wis­sen­schaft­ler lesens­wert und infor­ma­tiv wird.

Des­halb werde ich mei­nen Text nicht als Lite­ra­tur­wis­sen­schaft­le­rin oder auch nur annä­hernd als Ger­ma­nis­tin ver­fas­sen, son­dern als neu­gie­rige Lese­rin, die wis­sen will, was es mit dem Brie­fe­schrei­ben um 1900 (zuge­ge­be­ner­mas­sen inter­es­siert mich Rilke mehr als Hof­manns­thal) auf sich hat.
Ich hoffe aus­ser­dem, dass auch jene meine Rezen­sion lesen, die viel­leicht nie­mals das Fach­buch – ein aus­ge­zeich­ne­tes Kom­pen­dium vol­ler Details und Ver­knüp­fun­gen – in die Hände bekommen.

Jörg Schuster: Kunstleben - Zur Kulturpoetik des Briefs um 1900 - Korrespondenzen Hugo von Hofmannsthals und Rainer Maria Rilkes (Wilhelm Fink Verlag)Es geht also um Briefe, und um eine bestimmte Art von Brie­fen, die zu einem bestimm­ten Zweck und mit bestimm­ten Inhal­ten mit ganz bestimm­ten Mit­teln geschrie­ben wur­den. Die Auf­gabe, die­ses “bestimmt” zu beschrei­ben, hat sich Jörg Schus­ter gesetzt. Der Mann hat Neuere deut­sche Lite­ra­tur, All­ge­meine Rhe­to­rik und Phi­lo­so­phie stu­diert. Seine Dis­ser­ta­tion hat er in Tübin­gen über die “Poe­to­lo­gie der Distanz – Die ‘klas­si­sche’ deut­sche Ele­gie 1750-1800” ver­fasst. Das war 2001; 2012 legte er in Mar­burg, wo er an der Phil­ipps-Uni­ver­si­tät als Wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter wirkte, seine Habi­li­ta­ti­ons­schrift vor. Wie ich dem Netz ent­neh­men kann, lehrt er zur Zeit am Ger­ma­ni­schen Insti­tut der West­fä­li­schen Wil­helms-Uni­ver­stät in Münster.

2. Wer waren Hugo von Hofmansthal und Rainer Maria Rilke?

Sie lesen diese Rezen­sion bestimmt des­halb, weil Sie einen der bei­den Her­ren ken­nen? Bevor ich zu den Brie­fen komme, erlau­ben Sie mir, Ihnen einige Anga­ben zu Hugo von Hof­manns­thal und Rai­ner Maria Rilke ins Gedächt­nis zurück­zu­ru­fen. Ers­te­rer lebte von 1874 bis 1929, war öster­rei­chi­scher Schrift­stel­ler, Dra­ma­ti­ker und Libret­tist. Er wird als der Reprä­sen­tant des fin de siè­cle und der Wie­ner Moderne schlecht­hin bezeich­net und hat – “Tri­um­ph­pfört­ner” öster­rei­chi­scher Kunst  – die Salz­bur­ger Fest­spiele (1918/1919) mit­ge­grün­det, die viel­leicht nicht eine Gegen­idee, so doch aber Ent­wurf zu einer Alter­na­tive zur Wie­ner Moderne sein wollte: kle­ri­kal, anti­de­mo­kra­tisch, anti­auf­klä­re­risch.1)

Hugo von Hoffmansthal
Hugo von Hofmannsthal

Hugo von Hof­manns­thal hatte bereits pro­mo­viert und habi­li­tiert, als er um 1900 in eine per­sön­li­che Krise stürzte. Am 18. Okto­ber 1902 erschien Ein Brief (“Chan­dos-Brief” – ein fik­ti­ver Brief eines Lord Chan­dos, der seine Zwei­fel an den Mög­lich­kei­ten des sprach­li­chen Aus­drucks nie­der­schreibt) in der Ber­li­ner Lite­ra­tur­zeit­schrift Der Tag. Der Chan­dos-Brief zeigt, aus wel­chen Gedan­ken her­aus Hof­manns­thal die Poe­to­lo­gie sei­ner Jugend ablegt, und mar­kiert eine Zäsur in Hof­mannst­hals Kunst­kon­zept. Rück­bli­ckend erscheint ihm das bis­he­rige Leben als bruch­lose Ein­heit von Spra­che, “Leben” und Ich. Nun aber kann das Leben nicht mehr durch Worte reprä­sen­tiert wer­den; es ist viel­mehr direkt in den Din­gen prä­sent… Neben lyri­schen und thea­tra­li­schen Wer­ken ist eine umfang­rei­che Kor­re­spon­denz Hof­mannst­hals in Höhe von etwa 9’500 Brie­fen an nahezu 1’000 ver­schie­dene Adres­sa­ten überliefert.

Rainer Maria Rilke
Rai­ner Maria Rilke

Rai­ner Maria Rilke (1875 – 1926) gilt als bedeu­tends­ter Lyri­ker Deutsch­lands. 1895 bestand er die Matura und begann Lite­ra­tur, Kunst­ge­schichte und Phi­lo­so­phie in Prag zu stu­die­ren, wech­selte 1896 zur Rechts­wis­sen­schaft und stu­dierte ab Sep­tem­ber 1896 in Mün­chen wei­ter. Etwa von 1910 bis 1919 hatte Rilke eine ernste Schaf­fens­krise, der dann aller­dings eine um so inten­si­vere Schaf­fens­zeit folgte. Er voll­endete inner­halb weni­ger Wochen im Februar 1922 die Dui­ne­ser Ele­gien. In unmit­tel­ba­rer zeit­li­cher Nähe ent­stan­den auch die bei­den Teile des Gedicht­zy­klus Sonette an Orpheus. Beide Dich­tun­gen zäh­len zu den Höhe­punk­ten in Ril­kes Werk. Sein umfang­rei­cher Brief­wech­sel – wird mit mehr als 10’000 Brie­fen ange­ge­ben – bil­det einen wich­ti­gen Teil sei­nes Schaf­fens.  Es wur­den mitt­ler­weile 70 Bände mit Rilke-Brie­fen her­aus­ge­ge­ben. Allein eine Aus­gabe von 2009 umfasst 1134 “Briefe an die Mut­ter”, darin ent­hal­ten sind die Briefe aus der Kin­der- und Jugend­zeit. Es hat den Anschein, als hätte Rilke in sei­nen Brie­fen gelebt. Hof­manns­thal wie Rilke waren “mani­sche” Briefeschreiber.

3. Warum Briefe untersuchen?

Bevor ich wei­ter auf aus­ge­wählte The­men ein­gehe, die Schus­ter in sei­ner Arbeit her­aus­ar­bei­tet, wende ich mich an Sie. – Schrei­ben Sie (noch) Briefe? – Würde ich gefragt wer­den, würde ich ant­wor­ten: ich habe frü­her viel geschrie­ben, heute greife ich kaum noch zu Papier und Stift und schreibe einen Brief von 10 oder 12 Sei­ten. Meine heu­ti­gen Briefe beschrän­ken sich auf in die Tas­ta­tur geschla­gene Buch­sta­ben in Mails, die aus­ge­druckt aller­höchs­tens die Länge einer hal­ben DIN A 4-Seite erreichen.
Briefe sind ein Medium, das uns zur Ver­fü­gung steht, um zu Papier zu brin­gen, was an Gedan­ken mehr oder weni­ger geord­net in uns her­um­schwirrt.  Briefe schrei­ben wir, weil und wenn unser Gegen­über abwe­send ist. Der Gesprächs­part­ner, mit dem wir uns im Dia­log befin­den, ist räum­lich oder zeit­lich von uns getrennt – wir möch­ten ihm etwas mit­tei­len. In die­sem Wunsch, mit­zu­tei­len, schrei­ben wir von uns, von dem, was uns zuge­stos­sen ist, was wir gedacht, gefühlt und getan haben. Im Schrei­ben erwa­chen Emp­fin­dungs­kräfte – wir emp­fin­den uns als uns, wir fin­den unsere Iden­ti­tät und – auch das ist mög­lich, unsere Indi­vi­dua­li­tät. Tage­buch­schrei­ben und das Schrei­ben von Brie­fen haben diese iden­ti­täts­stei­gernde Kraft.
Briefe zeu­gen vom Schrei­ber und sei­ner Auto­bio­gra­phie; sie ent­ste­hen nie in einem Vakuum. Man­che Briefe sind als Lie­bes­briefe exklu­siv, und zwei Men­schen und deren Bezie­hung zuein­an­der vor­be­hal­ten, andere sind Abbil­dun­gen der All­täg­lich­keit, viel­leicht Beschrei­bun­gen der Lebens- und Gedan­ken­welt, andere Briefe gehen über Schrei­ber und Leser hin­aus und sind Abbil­der der Zeit und Umstände, Abbil­der der Pro­blem­lö­sungs­fin­dun­gen die­ser Men­schen, noch andere sind Kor­re­spon­den­zen zwi­schen Leh­rer und Schü­ler, Rat­ge­ber und Ratsuchender.
Und manch­mal sind die Umstände, unter denen man schreibt, kri­tisch – dann sind die Briefe “Kri­sen­sym­ptome” (vgl. Ange­lika Ebrecht 2000) des Selbst wie auch der Zeitepoche.
Briefe kön­nen inspi­rie­ren, d.h. der Gedanke, jeman­dem dar­über zu schrei­ben, woran man gerade arbei­tet, kann neue Ideen frei­set­zen, zu Höhen­flü­gen brin­gen. Je nach Brief­part­ner sta­chelt man sich gegen­sei­tig an, oder zieht sich herunter.
Das  Gros der Lite­ra­tur­wis­sen­schaft­ler hat jeden­falls die Kor­re­spon­den­zen von um 1900 als Spie­gel von “Kri­sen­sym­pto­men” gele­sen und bezeich­net: Als Aus­druck der Unsi­cher­heit, die “das Bür­ger­li­che” erfasst hatte. Die Moder­ni­sie­rungs­pro­zesse sind eine nächste Inter­pre­ta­ti­ons­sicht auf die Bedeu­tung der Briefe: Was machte die Urba­ni­sie­rung, Indus­tria­li­sie­rung, die Stei­ge­rung der Mobi­li­tät und die Beschleu­ni­gung mit den Men­schen über­haupt? Jörg Schus­ter jeden­falls fragt in sei­nem Buch nach einer noch “ande­ren” Funk­tion der Briefe – nach der pro­duk­ti­ven kul­tur­poe­ti­schen, und er hat sich zur Beant­wor­tung sei­ner Frage der Brief­wech­sel jeweils von Hof­manns­thal und Rilke angenommen.
Was fin­det er? – Ana­log zum Jugend­stil in der Bil­den­den Kunst und Archi­tek­tur fin­det er Briefe als Form der “Gebrauchs­kunst”.  Diese Art von Kunst reagiert auf anste­hende Moder­ni­sie­rung. Inwie­weit es sich um die Kon­struk­tion einer Text- und Lebens­welt, die nur als ästhe­ti­sche zu ertra­gen ist, han­delt, ist Gegen­stand von Schus­ters Buch. Er stu­diert und ana­ly­siert genauer hin, er nimmt “Ver­su­che lite­ra­ri­scher Kreis­bil­dung” und Expe­ri­mente “ästhe­ti­scher Erzie­hung” ebenso unter die Lupe wie die Öko­no­mie des Briefs und – im Kon­text einer Kul­tur­poe­tik des (Innen-)Raums um 1900 – Kon­zepte des “epis­to­la­ren Inte­ri­eurs”.  (Zuge­ge­ben, das habe ich dem Ankün­di­gungs­text entnommen.)
Das Buch ist, wie bereits gesagt, umfang­reich. Ich greife des­halb nur ein­zelne Kapi­tel her­aus und stelle Sie Ihnen genauer vor.

4. Hofmannsthals bitterer Briefwechsel mit Stefan George – symbolisches Experiment am Vorübergehenden

Stefan George
Ste­fan George

Schus­ter beginnt mit einem Gedicht Hof­mannst­hals2) – George nach einem Tref­fen über­bracht –, in dem es zunächst unver­fäng­lich um eine poe­ti­sche Stand­ort­be­stim­mung geht, bei der George vom Jün­ge­ren die Rolle des Leh­rers zuge­wie­sen bekommt. Hof­manns­thal ist 17, George 23 Jahre alt. Dem Gedicht ist ein Geschenk vor­an­ge­gan­gen: George hat Hof­manns­thal sei­nen ers­ten, im Vor­jahr erschie­ne­nen Gedicht­band Hym­nen geschenkt und ihm ver­mut­lich auch Ein­blick in seine Über­set­zun­gen aus dem Fran­zö­si­schen gege­ben. Der Ältere erläu­tert dem Jün­ge­ren das Pari­ser Vor­bild einer “poé­sie pure”, die mit der Tra­di­tion der Welt­ab­bil­dung in der Lite­ra­tur radi­kal gebro­chen hat: das Gedicht ist nun­mehr sub­ti­les Gewebe von bild­li­chen Über­gän­gen, von Klän­gen und rhyth­mi­schen Ein­hei­ten, ein auto­no­mes Gebilde, das die Mög­lich­kei­ten der Spra­che und nicht die Zwänge der Wirk­lich­keit offen­bart. Hof­manns­thal lernt schnell. Schon wenige Tage spä­ter, am 21. Dezem­ber 1891, schickt er George dann sein Gedicht, das von Anspie­lun­gen auf die aus­ge­tausch­ten und bespro­che­nen Texte durch­setzt ist.
Das Gedicht ist eine klin­gende Ant­wort auf ein Vor­über­ge­hen, das steht fest, und es gleicht einem Gedicht Bau­de­lai­res “À une pas­sante”, das George über­setzt hatte. Was ist die Absicht Hof­mannst­hals? Meint er mit dem Vor­über­ge­hen­den George, oder sich selbst? – Viele Andeu­tun­gen, über die sich zu lesen lohnt, und ein flüch­ti­ges Erleb­nis als Inspi­ra­tion zur Kunst. – Inter­es­san­ter­weise gibt es die­ses Gedicht in zwei Ver­sio­nen. Eine in deut­scher Schrift, mit gros­sen Anfangs­buch­sta­ben und Inter­punk­tion auf Papier mit dem Wap­pen Hof­mannst­hals. Das andere in latei­ni­scher Schrift, mit klei­nen Anfangs­buch­sta­ben, ohne Inter­punk­tion. Diese Ver­sion zitiert  Geor­ges Schrift­stil und die­ses ist es, was Hof­manns­thal ihm überreicht.
Gedicht an einen Vor­über­ge­hen­den ist ein Wider­spruch an sich, aber er wirkt. Hof­manns­thal selbst gibt an, dass es ein per­sön­li­ches Bekennt­nis sei – er selbst sei der Vor­über­ge­hende, der Inspi­rierte. George aller­dings fasst das Gedicht als Aus­blick auf eine fes­tere, dau­er­haf­tere Zusam­men­ar­beit auf – als ein Ange­bot zu Nähe. Es kommt zu einem Miss­ver­ständ­nis, das die bei­den Män­ner anschlies­send immer wei­ter bear­bei­ten. Jörg Schus­ter geht nun dem dar­auf fol­gen­den Brief­wech­sel nach und fin­det “den Haken” in der Bezie­hung zwi­schen den bei­den Män­nern und spannt einen Bogen zur Funk­tion des Briefes.
Auch der Brief­wech­sel hat den Cha­rak­ter eines Gesprächs zwi­schen Meis­ter (George) und Jün­ger (Hof­manns­thal): der Meis­ter ist in Besitz des Geheim­nis­ses des mit der künst­le­ri­schen Pro­duk­tion ver­bun­de­nen Lei­dens (S. 49), das er nach und nach lüf­ten wird, indem er Andeu­tun­gen macht. Die Briefe nun atmen die Sehn­sucht nach poe­ti­scher Inspi­ra­tion auf bei­den Sei­ten, für George noch essen­ti­el­ler als für Hof­manns­thal. Im Ver­laufe des Brief­wech­sels kehrt George von der “ver­letz­ba­ren Gewalt” (ein Bekennt­nis, das er abge­legt hat) zu einem vor­neh­men Pathos der Distanz zurück, wor­auf­hin Hof­manns­thal rat­los nach­fragt, was gesche­hen sei. Dazu ver­wei­gert George die wei­tere Kom­mu­ni­ka­tion und bricht in ein Schwei­gen ab.
Hof­manns­thal schreibt einen nächs­ten Brief an George: “Ich kann auch das lie­ben, was mich ärgert”, bekennt er. George fin­det die­sen Brief zu diplo­ma­tisch, zu glatt und neu­tral. Hof­manns­thal halte sich bedeckt. Die Kor­re­spon­denz eska­liert, und mün­det in Geor­ges Andro­hung zum Duell. Wie nun ret­tet sich Hof­manns­thal? – Er beruft sich auf seine Ner­ven (“Ver­zei­hen Sie mei­nen Ner­ven […] jede ver­gan­gene Unart”). Die Ner­ven erlau­ben dem reiz­bar-sen­si­ti­ven Künst­ler alles. George hat aller­dings mit der Andro­hung über­trie­ben, und ver­sucht in der Folge abzu­wie­geln. Dabei wirkt er bei­nahe “komisch” (S. 53), Hof­manns­thal kann das nicht ein­ord­nen – der Bruch in der Bezie­hung ist nicht zu vermeiden.
Hof­manns­thal und George rin­gen in ihrem Brief­wech­sel um Distanz und Nähe. Sie ken­nen sich aus Brie­fen, haben sich aber nur sel­ten getrof­fen, in ihrer distan­zier­ten Nähe sind Briefe ihr Medium zum Aus­tausch von Lebens­zei­chen. – Nun ist George aber der, der die Regeln vor­gibt. Der Jün­gere ent­zieht sich, bleibt auf “ori­en­ta­lisch” (S. 55) und auf ein­schmei­chelnde Art kon­se­quent und vir­tuos. Hof­manns­thal beherrscht schon hier die Kunst der “epis­to­la­ren insi­nua­tio” (rhe­tho­ri­sches Mit­tel, das jemand ver­wen­det, wenn er von vor­ne­her­ein davon aus­geht, dass sein Zuhö­rer gegen ihn ist): er ent­zieht sich, macht sich klein, gibt vor, dem Geg­ner nicht gewach­sen zu sein.
Alles in allem betrach­tet, ist die­ser Brief­wech­sel das Land, in dem die Krise (die je eigene der bei­den und die ihrer Bezie­hung) in gegen­sei­ti­gem Beken­nen, For­dern, Aus­wei­chen, Ver­ein­nah­mungs­ver­su­chen als Kri­sen­brief­wech­sel aus­ge­tra­gen wird.

5. Die einsame Imagination, Lebensverdächtigung und ein verfehlter Geburtstagsbrief – Der Briefwechsel mit Richard Beer-Hofmann

Handschrift von Hofmannsthal
Hand­schrift von Hofmannsthal

In den vor­an­ge­hen­den Kapi­teln hat Schus­ter bereits eine “Brü­chig­keit” in Hof­mannst­hals Brie­fen her­aus­ge­ar­bei­tet. Im Brief­wech­sel mit Richard Beer-Hof­mann tritt eine neue Qua­li­tät hinzu.
Mit Beer-Hof­mann ver­bin­det Hof­manns­thal “grosse mensch­li­che Ver­traut­heit” (S. 118), die bei­den ken­nen ein­an­der gut und tref­fen sich häu­fig. Auch sie sind junge Män­ner, als sie sich (um 1896/97) ken­nen­ler­nen: Beer-Hof­mann ist etwa 31 und Hof­manns­thal 23 Jahre alt. Ihre Begeg­nun­gen haben für beide einen hohen Stel­len­wert, es gibt viele Gespä­che über Macht­ver­hält­nisse und die Rol­len­ver­tei­lung. In die­sem (im Ver­gleich zu dem mit George)  Brief­wech­sel ist Hof­manns­thal der Zudring­li­chere und Beer-Hof­mann der Zurück­hal­tende. Aus­ge­rech­net der Ästhet Hof­manns­thal lässt sich hin­reis­sen und schreibt “Häss­li­ches, ja Ekel­haf­tes” (S. 119). Hof­manns­thal sucht die Kon­fron­ta­tion und pro­vo­ziert. “Epis­to­la­res Impo­nier­ge­habe”, heisst es bei Schus­ter, lege er an den Tag. Er trifft auf einen, der sich nicht zwin­gen lässt: “Ich weiss, Sie neh­men es mit mir nicht genau; Briefe “schul­dig sein” ist ja auch nur ein Bour­gois-Begriff.” (S. 120). Doch Hof­manns­thal nimmt es sehr genau, und ärgert sich. “Warum schrei­ben Sie mir nicht?” – Beer-Hof­mann ver­wei­gert sich. Er will nicht als “Inspi­ra­ti­ons­mit­tel” für die poe­ti­sche Pro­duk­tion jün­ge­rer Kol­le­gen fun­gie­ren. Er iden­ti­fi­ziert sich mit der Rolle des “Hemm­schuhs”.  Hof­manns­thal wie­derum fühlt sich nicht geach­tet genug. Es depri­miert ihn, dass die Bezie­hung sich nicht als ideale poe­ti­sche Lebens- und Arbeits­ge­mein­schaft ent­wi­ckelt bzw. gestal­tet. Es gelingt ihm nicht, Beer-Hof­mann aus dem Leben hin­ein in seine Brief­welt zu zie­hen (S. 124), schreibt in einer Mischung aus Zudring­lich­keit und Ich-Bezogenheit.
In einem Geburts­tags­brief (vom 6. Juli 1899) an Beer-Hof­mann bricht – völ­lig depla­ziert und ver­fehlt –  die Erwar­tung aus Hof­manns­thal her­aus. Hier liegt ein Kon­flikt, so schreibt Schus­ter, zwi­schen dem Mensch­li­chen (dem Leben) und der pro­duk­ti­ven Fähig­keit (bzw. der Poe­sie) vor. Das Leben kann sich uns im Brief nur in Form von Schrift und Ima­gi­na­tion nähern, wobei die Ima­gi­na­tion eine empha­ti­sche ist. Ein­füh­lung ist hier das Stich­wort – para­do­xer­weise fühlt sich Hof­manns­thal so sehr in Beer-Hof­mann ein, dass er ihm mit sei­ner Kri­tik und den Vor­wür­fen zu nahe tritt und die Grenze des guten Anstands über­schrei­tet. Beer-Hof­mann ant­wor­tet lako­nisch: “Lie­ber Hugo, Sie haben Recht, nur […] an einen Arzt oder Medi­ka­mente glaube ich bei die­sen Din­gen nicht.” – Bün­di­ger, so Schus­ter, könne die eigene Resi­gna­tion, aber auch das Zurück­wei­sen der selbst­be­zo­ge­nen Zudring­lich­keit Hof­mannst­hals nicht aus­ge­drückt wer­den (S. 126). Briefe – so sehen wir hier – kön­nen und wer­den im Sinne einer “Distanz­me­di­zin” geschrie­ben (S. 181).
“Medi­zin­briefe” wie die  an Beer-Hof­mann sind ein­sei­tig – sie sind und blei­ben Hof­mannthals “Welt in der Welt”. Anders als der Poet Hof­manns­thal beherrscht der Brief­schrei­ber Hof­manns­thal etli­ches nicht: sou­ve­rä­nes, prä­gnant-wir­kungs­si­che­res sprach­li­ches Über­tra­gen und Her­vor­ru­fen von Stim­mun­gen.  – Dass und wie es im Brief­wech­sel zu einer Wende kam, ist im Buch nach­zu­le­sen – die Auf­lö­sung auf Seite 147. In die­ser Art, aus­führ­li­cher und noch mehr Hin­ter­gründe her­an­zie­hend, geht Schus­ter die Briefe durch, die er in grös­sere und klei­nere Kate­go­rien zusammenfasst.

6.  Rilkes transportable Welt und sein fein verteiltes Irgendwo-Sein

Handschrift von Rilke
Hand­schrift von Rilke

Wuss­ten Sie, dass Rilke täg­lich durch­schnitt­lich an die zehn Briefe schrieb? – Stel­len Sie sich vor, Sie schrie­ben heut­zu­tage täg­lich an 10 Per­so­nen aus Ihrem Bekann­ten­kreis 10 Sei­ten!? An man­che die­ser Per­so­nen zwei­mal pro Woche.
Rilke pro­du­ziert in guten Zei­ten Briefe “mit Dampf” – und ver­merkt aus­ser­dem noch alle Daten rund um die Briefe. Ist er ein Mani­ker? Ist er nicht – schon ein­mal vor­weg­ge­nom­men. Hätte es damals face­book oder über­haupt das Inter­net gege­ben – Rilke hätte es genutzt: um ein Netz­werk auf­zu­bauen, um seine Werke vor­zu­be­rei­ten und sich selbst zu ver­mark­ten. Er war ein Öffentlichkeitsarbeiter.
Wir erfah­ren, dass Rilke Wert auf das aus­se­hen sei­ner Briefe legte: Brief­pa­pier wird von ihm spe­zi­ell aus­ge­wählt, er schreibt in einer beson­de­ren Hand­schrift (“th” und “y” schreibt er auf unver­wech­sel­bare Weise und lädt sie mit einer beson­de­ren Bedeu­tung auf). Ril­kes Briefe sind Gesamt­kunst­werke, die gleich­zei­tig den All­tag poe­ti­sie­ren und ent­prag­ma­ti­sie­ren – und die doch wie­der nütz­lich wer­den. Im Kreis des lite­ra­ri­schen Betriebs Fuss zu fas­sen, ist Ril­kes Absicht. Die Briefe die­nen ihm als Ersatz für noch nicht erlang­ten Erfolg vor grös­se­rem Publi­kum. Er schafft sich einen Kreis, in dem die Briefe einen Hei­mater­satz für ihn, den Ort­lo­sen, bil­den. Doch das “Irgendwo”, das er sich damit ver­schafft (dazu mehr wei­ter unten), ist nicht der letzte Aspekt die­ser Briefe.
Für Rilke ist der Brief nicht Medium der Inti­mi­tät, son­dern Vor­zei­ge­ob­jekt. Das epis­to­lare Sub­jekt Rilke – so Schus­ter – bil­det eine Funk­ti­ons­stelle ähn­lich einer Durch­gangs­sta­tion, eines Relais (S. 222). Ril­kes Briefe sind näm­lich öffent­lich: sie dür­fen und sol­len von den Adres­sa­ten ande­ren im Bekann­ten­kreis gezeigt wer­den. Auch das “Sub­jekt des Emp­fän­gers” wird somit zur Funk­tion: er soll multiplizieren.
Rilke, der Viel­schrei­ber, ver­steht die an einem Tag geschrie­be­nen Briefe als eine Ein­heit – und als Werk an sich, das erlaubt, das Leben äthe­risch und lite­ra­li­siert zu “rezi­pie­ren und zu model­lie­ren” (S. 224).
Ganz abge­se­hen davon macht Rilke das, was auch heute die Self­pu­blisher mit ihren selbst­ver­öf­fent­lich­ten Wer­ken tun: Sie pro­bie­ren Ent­würfe und Vor­ar­bei­ten im Netz aus. Sie ach­ten auf ihre Wir­kung und Rück­mel­dung, neh­men Anre­gun­gen auf, ändern ab. – Vorab in den Brie­fen Ril­kes öffent­lich gemachte Text­ab­schnitte fin­den sich in sei­nen lite­ra­ri­schen Wer­ken wie­der. Rilke insze­niert den Schaf­fens­pro­zess in sei­nen Briefen.

7. Esoterik der Briefe und die Exoterik der Konversation

Dass Rilke zwi­schen einem Gespräch und einem Brief einen gros­sen Unter­schied macht, ist bereits mehr­fach durch­ge­schim­mert. Das Kon­kur­renz­ver­hält­nis der bei­den “Medien” zuein­an­der ist über Jahr­zehnte sein Thema (S. 224): Dem Draus­sen des Gesprächs steht das ein­same Drin­nen des Briefs ent­ge­gen. Briefe zu schrei­ben, ist ein Sich-Sam­meln. “Als ob Du bei mir ein­tre­ten könn­test” ist der Titel eines Abschnitts (S. 249ff), in dem Schus­ter sich mit einem Brief Ril­kes an Lou Andreas-Salomé und dem nach­fol­gen­den Brief­wech­sel beschäf­tigt. Der Brief, um den es gehen wird, ist vom 13. Mai 1897. Es ist Ril­kes ers­ter Brief an die 10 Jahre ältere Frau, die spä­ter 30 Jahre lang erst seine Geliebte, dann Ver­traute und “Beicht­mut­ter” sein wird. Ohne Lou Andreas-Salomé wäre Rai­ner Maria Ril­kes Leben anders ver­lau­fen, heisst es. Er lernt sie in Mün­chen, wo er stu­diert und Kon­takte zur lite­ra­ri­schen Szene sucht, im Mai 1897 eher zufäl­lig ken­nen. Er ist 26 Jahre alt, Lou Andreas-Salomé bereits renom­mierte Autorin. Man kennt ihre Erzäh­lun­gen und Romane, ihr Buch über Ibsen. Sie hat gerade einen Hei­rats­an­trag von Nietz­sche abge­wie­sen. Der erste Brief, den Rilke schreibt, ver­rät eine gera­dezu reli­giöse Ver­eh­rung und er ver­folgt eine deut­li­che Absicht: er möchte ein exklu­si­ves Ver­hält­nis zu ihr haben, schreibt sie per­sön­lich und sehr höf­lich an, ver­si­chert ihr, dass es eine “Aus­zeich­nung” sei, sie ken­nen­zu­ler­nen – und möchte ihr impo­nie­ren (S. 249). Was Rilke dabei schon damals “beherrscht” ist, was man heute “name-drop­ping” nennt.
Rilke hatte die Dame am Vor­tag getrof­fen und möchte – ent­täuscht von der münd­li­chen Kom­mu­ni­ka­tion – seine Bewun­de­rung auf dem brief­li­chen Weg aus­drü­cken. Der Brief, so Schus­ters Hypo­these, stif­tet somit eine Bezie­hung zu Lou Andreas-Salomé im Sinne “eines der Exo­te­rik des gesell­schaft­li­chen Gesprächs ent­ge­gen­ge­setz­ten eso­te­ri­schen Medi­ums” (S. 250).
In die­sem Fall sehen wir den Brief als “Medium der Nähe und der Inti­mi­tät”, wobei er dem Gespräch, der voll­stän­di­ge­ren Form der Kom­mu­ni­ka­tion, unter­le­gen ist. Die bereits ange­deu­tete The­ma­tik “Gespräch vs. Brief” bleibt wäh­rend der Kor­re­spon­denz und im Ver­lauf der Lie­bes­be­zie­hung zu Lou Andreas-Salomé bestehen. Nach Abbruch und Wie­der­auf­nahme der Bezie­hung gilt jeder Brief, den er ihr schreibt, dem Wunsch nach dem Gespräch. Da die­ses zwi­schen bei­den schwie­rig ist, sehnt sich Rilke als­bald nach an einem Ort, nach einer Woh­nung, an dem und in der er das nötige “set­ting” fin­det, den Ruheort, um die nöti­gen Briefe schrei­ben zu kön­nen. Über­haupt fehlt Rilke eine “Stube”, also erbaut er sich eine (“ein Stück Stube […], die ich mir damals erbaut habe” (S. 257) – er arran­giert sich ein Stück Wirk­lich­keit. Der Nach­teil die­ser Wirk­lich­keit besteht darin, dass es sich nicht um Lebens­wirk­lich­keit han­delt, son­dern um das Her­vor­brin­gen von Schrift und Poe­sie. Der Ver­fas­ser der Schrif­ten jedoch ist nicht mehr als eine “zer­bro­chene Schne­cken­schale”. Das Brie­fe­schrei­ben wird nicht nur zum Aus­weg aus der Suche nach dem (Schreib-) Ort son­dern auch aus Ril­kes Dilemma. Im Laufe des Brief­wech­sels mit Lou Andreas-Salomé wird der Brief immer mehr der Ort der Ruhe, die Schreib­si­tua­tion des Brie­fes ver­wirk­licht seine Sehn­sucht – und das ersehnte Gespräch damit schliess­lich über­flüs­sig (S. 264). Wie es nun im Ein­zel­nen mit Rilke und AS endete, kann dem Buch ent­nom­men wer­den. Soviel an die­ser Stelle. Zusam­men­fas­send kann gesagt wer­den: auch wenn zwar im Falle die­ses Brief­wech­sels ein “Aus­schluss der Öffent­lich­keit” vor­liegt, ord­net Schus­ter den Brief bzw. den Brief­wech­sel in letz­ter Kon­se­quenz doch eher dem “Zweck einer Sti­mu­la­tion” zu.

8. Lebenspraxis + Briefpoesie = die kleine Lebenshilfe?

Die vor­an­ge­gan­ge­nen Sei­ten haben ledig­lich einen klei­nen Aus­schnitt aus dem Gesamt­werk gezeigt. Es gibt ungleich mehr zu ent­de­cken. Der ältere Hof­manns­thal schreibt in sei­nen Brie­fen anders und über ande­res, ebenso der ältere Rilke, der viele Briefe von männ­li­chen wie weib­li­chen Lesern erhält und “Lehr­briefe” schreibt. Schus­ter ana­ly­siert etli­che die­ser Brief­wech­sel.  Zu kurz gekom­men in der Rezen­sion ist der Lebens- und Schaf­fen­s­hin­ter­grund der Betei­lig­ten, der Briefe zu Rat­ge­bern wer­den lässt. Die­ses und eine akri­bi­sche Unter­su­chung der dich­te­ri­schen Spra­che habe ich links lie­gen gelassen.

Jörg Schuster
Jörg Schus­ter

Zu Anfang hatte sich Schus­ter die Frage gestellt, inwie­weit die Brief­kul­tur um 1900 sym­pto­ma­tisch für die kul­tur­ge­schicht­li­che Situa­tion des fin de siè­cle und des frü­hen 20. Jahr­hun­derts ist. Was leis­ten Briefe die­ser Zeit, was brin­gen sie auf kom­mu­ni­ka­ti­vem Weg her­vor? (S. 388)
Die Funk­tion der Briefe ist – alles in allem und zusam­men­fas­send – dass sie dem Zweck die­nen, Distanz zu schaf­fen und zu wah­ren. In die­ser Distanz wer­den sie zu Reprä­sen­tan­ten des “Jugend­stils” und damit – Gebrauchs­kunst (S. 389), mit der die Autoren die “arti­fi­zi­elle Innen-Ein­rich­tung ihrer sozia­len Welt” gestalten.
Hoff­manns­thal arran­giert sich die Wirk­lich­keit, wie man einen Aus­stel­lungs­ge­gen­stand hin­stellt und arran­giert (S. 388), und Rilke ver­webt sich, mit­tels sei­ner Briefe kon­ti­nu­ier­lich in den Kokon einer Einrichtung.
Die Briefe fun­gie­ren als zugleich “pri­vate” wie auch höchst arti­fi­zi­elle Schutz­räume, statt eines tat­säch­li­chen Zusam­men­wir­kens herr­schen ein­same Ima­gi­na­tion und schrift­li­che Selbst-Sti­mu­la­tion vor, bei denen die Adres­sa­ten als Vor­wand die­nen (S. 392). Bei Rilke haben wir noch den Ein­druck, wir könn­ten jeder­zeit ein­tre­ten, den­noch hält er eine tat­säch­li­che Begeg­nung in der Schwebe.
Zwei Reprä­sen­tan­ten ihrer Zeit – und es bleibt mir nach der Lek­türe die trau­rige Frage (sie wird hof­fent­lich erlaubt sein): Was wohl, wenn wir unsere heu­ti­gen Brief­wech­sel ähn­lich akri­bisch unter die Lupe näh­men und eine Ana­mnese vor­neh­men wür­den, die Dia­gnose ergäbe? Für mich ganz per­sön­lich nehme ich mit, dass ich in puncto Rilke die rich­tige, hier bereits ange­deu­tete, Ver­mu­tung hatte. Lei­der konnte ich nicht auf all die ande­ren Fra­gen ein­ge­hen, die im Buch auf­ge­wor­fen und beant­wor­tet wer­den. Lei­der, auch das bereits ange­deu­tet, bin ich zu wenig Lite­ra­tur­wis­sen­schaft­le­rin, um Schus­ters Werk für die Lite­ra­tur­wis­sen­schaft wür­di­gen zu kön­nen. Es sei den­noch ans Herz gelegt: wenn wir unsere Geschichte ver­ste­hen, ver­ste­hen wir auch die Gegen­wart!

Jörg Schus­ter: Kunst­le­ben – Zur Kul­tur­poe­tik des Briefs um 1900 – Kor­re­spon­den­zen Hugo von Hof­mannst­hals und Rai­ner Maria Ril­kes, 428 Sei­ten, Wil­helm Fink Ver­lag, ISBN 978-3770556021

1) Nor­bert Chris­tian Wolf: Eine Tri­um­ph­pforte öster­rei­chi­scher Kunst – Hugo von Hof­mannst­hals Grün­dung der Salz­bur­ger Fest­spiele, Jung und Jung (Salz­burg)

2) Herrn Ste­fan George
einem, der vorübergeht

du hast mich an dinge gemahnet
die heim­lich in mir sind
du warst für die sai­ten der seele
der näch­tige flüs­ternde wind

und wie das rätselhafte
das rufen der ath­men­den nacht
wenn draus­sen die wol­ken gleiten
und man aus dem traum erwacht

zu wei­cher blauer weite
die enge nähe schwillt
durch pap­peln vor dem monde
ein lei­ses zit­tern quillt


Lesen Sie im Glarean Maga­zin zum Thema Rai­ner Maria Rilke auch über Jes­sica Rie­mer: Ril­kes Früh­werk in der Musik

… sowie zum Thema Poe­tik über Monika Rinck: Wirk­same Fik­tio­nen (Göt­tin­ger Poetik-Vorlesungen)

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