Charlotte Ueckert: Ein Spruch (Vier Gedichte)

Ein Spruch

Ein Spruch

Nach all dem Hunger
Auf unver­schäm­tes Glück
Gewöhnt
An die Wiederholungen
Der Jah­res­zei­ten

Beim Hin­der­nis­lauf

Ist die Liebe ganz vorn
In die Weite geworfen
Die Beine und immer kurz
Vor einem Sturz
Sie will siegen
Und zieht mich

Die Rat­ten sind weg

es gab eine Zeit
da nag­ten sie unter den Bohlen
im Haus
da lie­fen sie
über Ter­rasse und Gras
und tanz­ten in der Garage

Die Rat­ten sind weg
seit eini­ger Zeit singen
wie­der die Vögel
und der Apfelbaum
blüht auch noch einmal
und für alle sie­ben mageren
Jahre sie­ben­mal üppig

Die Rat­ten sind weg
ich werde auf den Kompost
Kar­tof­fel­scha­len werfen
und die Tür kann ich öffnen
Sche­ren­schlei­fern und Zeu­gen Jehovas
und die Bäume wiegen
das Gewicht her­un­ter­ge­fal­le­ner Träume

Wie Spra­che funktioniert

Abends kom­men die Bienenfresser
Mit spit­zen Schreien
Segeln sie scharf unter Wolkengeball
Bis in die Gas­sen fast
In die Fens­ter und mir um die Ohren
So klein flattrig
In lie­bens­wür­di­gem Schnitt
Spie­lende Kin­der die ein Lächeln wollen
Und mich aus dem Verstummen
In Worte zwingen


Charlotte Ueckert - Glarean MagazinChar­lotte Ueckert

Geb. 1944 in Oldenburg/D, Stu­dium der Lite­ra­tur­wis­sen­schaft, Psy­cho­lo­gie und Kunst­ge­schichte, wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­beit an der Uni­ver­si­tät Ham­burg in den Berei­chen Exil­li­te­ra­tur und Nach­kriegs­li­te­ra­tur, ver­schie­dene Buch­pu­bli­ka­tio­nen, Her­aus­ge­be­rin von Antho­lo­gien, Mit­glied des PEN, lebt als freie Autorin in Hamburg

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