Graham Burgess: Chess Opening Workbook for Kids

400 Eröffnungsstellungen für Schach-Kids

von Thomas Binder

Mit “Ch­ess Ope­ning Work­book for Kids” kom­plet­tiert der an­ge­se­he­ne eng­li­sche Schach-Trai­ner und -Au­tor Gra­ham Bur­gess sei­ne Er­öff­nungs-Tri­lo­gie für Kin­der. Zu­vor hat­te er in glei­cher Auf­ma­chung die Bü­cher „Schacher­öff­nun­gen für Kids“ und „Schach für Kids – Er­öff­nungs­fal­len“ vor­ge­legt. Es ist zu hof­fen, dass auch vom neu­es­ten Werk sehr bald eine deutsch­spra­chi­ge Aus­ga­be erscheint.

Chess Opening Book for Kids - Graham Burgess - Schachbuch-Cover - Gambit Verlag - Glarean Magazin
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Dies­mal hat Bur­gess den Stoff als „Ar­beits­buch“ auf­ge­ar­bei­tet. Das be­deu­tet, dass in elf Ka­pi­teln über 400 Er­öff­nungs­stel­lun­gen prä­sen­tiert und je­weils mit ei­ner kon­kre­ten Fra­ge­stel­lung ver­knüpft wer­den. Wir bli­cken in der Re­gel auf eine Stel­lung, die nach etwa sie­ben bis zehn Zü­gen ent­stan­den ist, manch­mal auch et­was später.
Wel­che Sei­te am Zug ist, wird durch die Buch­sta­ben „W“ bzw. „B“ ne­ben dem Dia­gramm an­ge­zeigt. Für die­se Kenn­zeich­nung fehlt in der Schach­li­te­ra­tur of­fen­bar noch ein Qua­si-Stan­dard. An­de­re Au­toren be­nut­zen (ne­ben der klas­si­schen Text­form) Pfei­le oder far­bi­ge Käst­chen. Ch­ess­ba­se (der Markt­füh­rer der Schach­pro­gram­me) setzt auf ein run­des schwar­zes oder weis­ses Sym­bol rechts un­ten ne­ben dem Brett.
Ei­ni­ge we­ni­ge Il­lus­tra­tio­nen von Shane Mer­cer lo­ckern das Buch auf. Da­von wür­de ich mir deut­lich mehr wünschen.

Von Taktik bis Strategie

Chess Opening Workbook for Kids - Graham Burgess - Leseprobe Glarean Magazin
Le­se­pro­be aus “Ch­ess Ope­ning Work­book for Kids” zum The­ma “Ent­wick­lung und Zentrum”

Das Ma­te­ri­al ist nach The­men ge­ord­net. Zu­nächst gibt es tak­ti­sche Ka­pi­tel, wie Matt, Dop­pel­an­griff, Fi­gu­ren­fang oder Kö­nigs­jagd. Un­ter dem Ober­be­griff „Er­öff­nungs­stra­te­gie“ fol­gen dann Ent­wick­lung, Zen­trums­be­herr­schung und Ro­cha­de. Das letz­te die­ser Ka­pi­tel ist mit „Does Bxh7+ work?“ über­schrie­ben. Es hät­te mei­nes Er­ach­tens al­ler­dings in den Tak­tik-Ab­schnitt ge­hört. Der Le­ser soll hier un­vor­ein­ge­nom­men ent­schei­den, ob sich das klas­si­sche Läu­fer­op­fer auf h7 oder h2 in der kon­kre­ten Stel­lung lohnt.
Ab­schlies­send gibt es dann noch ei­ni­ge Test­auf­ga­ben mit Punkt­be­wer­tung – ein of­fen­bar un­aus­rott­ba­res Ele­ment vie­ler Schach­lehr­bü­cher, des­sen Sinn sich mir noch nicht so recht er­schlos­sen hat.

Überlegt ausgewählte Aufgaben

Je­des Ka­pi­tel be­ginnt mit ei­ner kur­zen Ein­füh­rung ins The­ma. Auch hier trifft Bur­gess nach In­halt und Um­fang ge­nau ins Schwarze.
Die Auf­ga­ben – je 6 Dia­gram­me auf ei­ner Sei­te – sind durch­weg sehr über­legt aus­ge­wählt. Es wer­den un­ter­schied­li­che Schwie­rig­keits­gra­de be­dient, ohne dass un­be­dingt eine Sor­tie­rung nach auf­stei­gen­der Schwie­rig­keit er­kenn­bar ist. Im Rah­men des Ka­pi­tel­the­mas sind die Auf­ga­ben wie­der­um recht viel­fäl­tig. Her­vor­zu­he­ben ist auch, dass sich der Le­ser in man­chen Fäl­len auf die Sei­te des Ver­tei­di­gers be­ge­ben muss, der eine the­ma­ti­sche Ge­fahr ab­wehrt. Ins­ge­samt bleibt man im­mer auf ei­nem Ni­veau, das es dem jun­gen Schach­ta­lent er­mög­licht, die Auf­ga­ben ohne Schach­brett „vom Blatt“ zu be­ar­bei­ten. Ge­nau so muss es ja für eine Vor­be­rei­tung un­ter tur­nier­na­hen Be­din­gun­gen sein.
Im An­schluss an je­des ein­zel­ne Ka­pi­tel fol­gen dann die Lö­sun­gen. Sie wer­den schmuck­los und ohne wei­te­re Dia­gram­me prä­sen­tiert. Das for­dert die am­bi­tio­nier­ten jun­gen Le­ser doch et­was mehr her­aus, wenn sie auch hier noch al­len Va­ri­an­ten fol­gen wol­len. Auch wir­ken die­se Sei­ten im Kon­trast zu den Auf­ga­ben­blät­tern et­was zu eng bedruckt.

Junge Leser und Trainer als Zielgruppen

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An­zei­ge

Das Work­book wen­det sich pri­mär an die im Ti­tel an­ge­spro­che­nen „Kids“, wo­bei ich die Al­ters­un­ter­gren­ze bei 10 Jah­ren an­set­zen wür­de. Da es aber kei­ne wirk­lich auf Kin­der zu­ge­schnit­te­nen Ele­men­te ent­hält, kön­nen selbst äl­te­re Ju­gend­li­che un­be­fan­gen da­mit ar­bei­ten. Ja – man kann es mit wach­sen­der Spiel­stär­ke und Er­fah­rung si­cher auch mehr­fach zur Hand neh­men. Ne­ben den jun­gen Le­sern sind de­ren Trai­ner eine ge­nau­so wich­ti­ge Ziel­grup­pe. Sie kön­nen den hier vor­ge­leg­ten Auf­ga­ben­schatz in ih­ren Un­ter­richt ein­bau­en oder für in­di­vi­du­el­le Auf­ga­ben­stel­lun­gen nut­zen. Ge­ra­de Trai­ner mit we­nig Li­te­ra­tur im Hin­ter­grund (z.B. in Schul­schach­grup­pen) fin­den für klei­nes Geld ei­nen rie­si­gen Auf­ga­ben­vor­rat zum Eröffnungsspiel.

Geeignet auch fürs Selbststudium

Aus der Sicht des Trai­ners ist es al­ler­dings et­was scha­de, dass die ein­lei­ten­den Züge vor der Dia­gramm­stel­lung nicht an­ge­ge­ben wer­den. Ja – das hät­te et­was Platz ge­kos­tet, wür­de aber zu­sätz­li­che Ein­satz­mög­lich­kei­ten im Trai­ning bzw. bei der Wett­kampf­vor­be­rei­tung er­öff­nen. Dass die Par­tie­stel­lun­gen ohne Quel­len an­ge­ge­ben sind, wirkt auf den ers­ten Blick un­ge­wohnt, aber es geht eben um Er­öff­nungs­stel­lun­gen, die so in der Tur­nier­pra­xis un­ge­zähl­te Male auf dem Brett waren.
Fa­zit: “Ch­ess Ope­ning Work­book for Kids “ist eine sinn­vol­le Er­gän­zung zu den bis­her vor­lie­gen­den Er­öff­nungs­bü­chern für Kin­der des glei­chen Au­tors. So­wohl für das Selbst­stu­di­um als auch den Ein­satz im Trai­ning ist der Band, der über 400 Auf­ga­ben mit an­ge­mes­sen er­klär­ten Lö­sun­gen ent­hält, her­vor­ra­gend geeignet. ♦

Gra­ham Bur­gess: Ch­ess Ope­ning Work­book for Kids – Schach­lehr­buch für Kin­der, 128 Sei­ten, Gam­bit Pu­bli­ca­ti­ons, ISBN 978-1911465379, 2019

Le­se­pro­be (PDF)

Le­sen Sie im Glarean Ma­ga­zin zum The­ma Ju­gend-Schach­bü­cher auch über das Lehr­buch des Cir­con Ver­lag: Schach­tricks für Kinder

… so­wie zum The­ma “Schach­spie­len on­line” über Ste­fan Breu­er: On­line-Schach für Ama­teur- und Hobbyspieler


English Translation

400 Opening Positions for Chess Kids

With “Ch­ess Ope­ning Work­book for Kids” the re­now­ned Eng­lish ch­ess trai­ner and aut­hor Gra­ham Bur­gess com­ple­tes his ope­ning tri­lo­gy for child­ren. Pre­vious­ly he had pre­sen­ted the books “Ch­ess Ope­ning Work­book for Kids” and “Ch­ess for Kids – Ope­ning Traps” in the same lay­out. It is to be ho­ped that a Ger­man-lan­guage edi­ti­on of his la­test work will also be pu­blished very soon.

This time Bur­gess has work­ed up the ma­te­ri­al as a “work­book”. This me­ans that over 400 ope­ning po­si­ti­ons are pre­sen­ted in ele­ven chap­ters, each lin­ked to a spe­ci­fic ques­ti­on. As a rule we look at a po­si­ti­on that was crea­ted af­ter about se­ven to ten mo­ves, so­me­ti­mes a litt­le later.
Which side is the move is in­di­ca­ted by the let­ters “W” or “B” next to the dia­gram. Ap­par­ent­ly the­re is still no qua­si-stan­dard for this mar­king in ch­ess li­te­ra­tu­re. Other aut­hors use (bes­i­des the clas­si­cal text form) ar­rows or co­lou­red bo­xes. Ch­ess­ba­se (the mar­ket lea­der of ch­ess pro­grams) uses a round black or white sym­bol at the bot­tom right of the board.
A few il­lus­tra­ti­ons by Shane Mer­cer loo­sen up the book. I would like to see much more of that.

From tactics to strategy

The ma­te­ri­al is ar­ran­ged by to­pic. First the­re are ta­c­ti­cal chap­ters, such as Matt, dou­ble at­tack, fi­gu­re cat­ching or king hun­ting. Un­der the ge­ne­ric term “ope­ning stra­tegy”, de­ve­lo­p­ment, cent­re con­trol and cast­ling fol­low. The last of the­se chap­ters is titled “Does Bxh7+ work? In my opi­ni­on, ho­we­ver, it would have be­lon­ged in the ta­c­tics sec­tion. The rea­der should de­ci­de here wi­t­hout pre­ju­di­ce whe­ther the clas­sic run­ner sacri­fice on h7 or h2 is wort­hwhile in the con­cre­te position.
Fi­nal­ly the­re are some test exer­ci­s­es with point scoring – an ap­par­ent­ly in­e­ra­di­ca­ble ele­ment of many ch­ess text­books, the sen­se of which I have not yet quite understood.

Thoughtfully selected exercises

Each chap­ter be­g­ins with a short in­tro­duc­tion to the to­pic. Here too, Bur­gess hits the mark in terms of con­tent and scope.
The tasks – 6 dia­grams on each page – have been careful­ly cho­sen th­roug­hout. Dif­fe­rent le­vels of dif­fi­cul­ty are used, wi­t­hout ne­ces­s­a­ri­ly be­ing sor­ted ac­cor­ding to as­cen­ding dif­fi­cul­ty. Wi­thin the chap­ter to­pic the tasks are again quite va­ried. It should also be em­pha­si­zed that in some ca­ses the rea­der has to take the side of the de­fen­der who de­fends a the­ma­tic dan­ger. All in all one al­ways stays on a le­vel that al­lows the young ch­ess ta­lent to work on the tasks “off the page” wi­t­hout a ch­ess­board. This is exact­ly how it has to be for a pre­pa­ra­ti­on un­der tour­na­ment conditions.
Each chap­ter is fol­lo­wed by the so­lu­ti­ons. They are pre­sen­ted un­ador­ned and wi­t­hout fur­ther dia­grams. This chal­lenges the am­bi­tious young rea­ders a litt­le bit more, if they want to fol­low all va­ri­ants. Also, the­se pa­ges ap­pear a litt­le too tight­ly prin­ted in con­trast to the task sheets.

Young readers and trainers as target groups

The work­book is pri­ma­ri­ly ai­med at the “kids” men­tio­ned in the title, wher­eby I would set the age li­mit at 10 ye­ars. Ho­we­ver, sin­ce it does not con­tain any ele­ments that are re­al­ly tail­o­red to child­ren, even ol­der teen­agers can work with it wi­t­hout any bias. Yes – with in­cre­asing play­ing strength and ex­pe­ri­ence you can cer­tain­ly use it se­ve­ral times. Bes­i­des young rea­ders, their trai­ners are an equal­ly im­portant tar­get group. They can in­cor­po­ra­te the wealth of tasks pre­sen­ted here into their les­sons or use it for in­di­vi­du­al tasks. Espe­ci­al­ly coa­ches with litt­le li­te­ra­tu­re in the back­ground (e.g. in school ch­ess groups) will find a huge pool of tasks for the ope­ning game for litt­le money.

Also suitable for self-study

From the trainer’s point of view, ho­we­ver, it is a bit of a pity that the in­tro­duc­to­ry mo­ves are not in­di­ca­ted be­fo­re the dia­gram is drawn. Yes – this would have ta­ken up some space, but would have ope­ned up ad­di­tio­nal pos­si­bi­li­ties for trai­ning or com­pe­ti­ti­on pre­pa­ra­ti­on. The fact that the par­ty po­si­ti­ons are gi­ven wi­t­hout sources may seem unu­su­al at first sight, but it is about ope­ning po­si­ti­ons, which have been on the board count­less times in practice.

Con­clu­si­on: “Ch­ess Ope­ning Work­book for Kids “is a useful ad­di­ti­on to the exis­ting ope­ning books for child­ren by the same aut­hor. The vo­lu­me, which con­ta­ins over 400 tasks with ap­pro­pria­te­ly ex­plai­ned so­lu­ti­ons, is ex­cel­lent­ly sui­ted for both self-stu­dy and training. ♦
(Tho­mas Bin­der, http://www.glarean-magazin.ch)

Ein Kommentar

  1. Dan­ke für die er­hel­len­de Be­trach­tung, Herr Bin­der! Scha­de, dass noch kei­ne deut­sche Fas­sung käuf­lich ist! Bin jetzt nicht sooo mit dem eng­li­schen… 😉 Aber ich kann war­ten, ge­mäss Ih­rer Re­view lohnt sich das War­ten ja! Gruss: Malte

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