Tabea Debus: XXIV Fantasie per il Flauto (CD)

Telemann meets modern Music

von Walter Eigenmann

Die erst 27-jäh­rige, aber bereits inter­na­tio­nal kon­zer­tie­rende Block­flö­ten-Vir­tuo­sin Tabea Debus umreisst ihr jüngs­tes Album fol­gen­der­mas­sen: “Das Ziel die­ser Auf­nahme ist es, die musi­ka­li­sche Band­breite nicht nur für die Block­flöte zu erwei­tern, son­dern Hör­ge­wohn­hei­ten auf­zu­bre­chen und einen neuen Zugang zu der nur schein­bar alten Musik Tele­manns zu eröff­nen. Zugleich wird damit auch der durch­aus klas­si­sche Ansatz ver­deut­licht, inwie­weit das Schaf­fen von Kom­po­nis­ten frü­he­rer Gene­ra­tio­nen zeit­ge­nös­si­sche Krea­ti­vi­tät beein­flusst und befruchtet.“

Ein Dutzend barocke, ein Dutzend zeitgenössische Werke

Tabea Debus: XXIV Fantasie per il Flauto - TYXartAnläss­lich des letzt­jäh­ri­gen 250. Todes­ta­ges Tele­manns hat die Lon­do­ner City Music Foun­da­tion nun für Debus zu jeder der zwölf Telemann‘schen „XII Fan­ta­sie per il Flauto senza Basso“ eine Auf­trags­kom­po­si­tion ver­ge­ben, wobei diese zwölf neuen Recor­der-Soli auf the­ma­ti­sches, har­mo­ni­sches oder rhyth­mi­sches Mate­rial einer der Fan­ta­sien Tele­manns fusst – Tele­mann meets modern music sozu­sa­gen. Ent­spre­chende Werke bei­gesteu­ert haben u.a. die Kom­po­nis­ten Moritz Eggert, Colin Matthews, Frank Zabel und Max de War­de­ner. (Das CD-Book­let doku­men­tiert sehr infor­ma­tiv die jewei­li­gen per­sön­li­chen Tele­mann-Bezüge und Inten­tio­nen der zwölf Kom­po­nis­ten). Teils wird melo­disch varia­tiv, har­mo­nisch ver­frem­dend, rhyth­misch dif­fe­ren­zie­rend auf die baro­cken „Vor­la­gen“ ein­ge­gan­gen, teils wird auch ein­fach die „Grund­stim­mung“ einer „Fan­ta­sie“ auf­ge­nom­men und völ­lig eigen­stän­dig ausgesponnen.

Musikalische Stilsicherheit realisiert Entdeckungen

Virtuosität und Stiltreue: Die Blockflötistin Tabea Debus
Vir­tuo­si­tät und Stil­si­cher­heit: Die Block­flö­tis­tin Tabea Debus

Tabea Debus hat ihre Affi­ni­ti­tät zu Tele­mann bereits in vie­len Kon­zer­ten und Auf­nah­men doku­men­tiert, und sie musi­ziert auch hier auf einer spiel­tech­nisch tadel­lo­sen Ebene, dabei nicht nur den gros­sen baro­cken Affekt­reich­tum Tele­manns, son­dern auch die teils klang­lich nicht gerade leicht inter­pre­tier­ba­ren Noten­bil­der der moder­nen Stü­cke rea­li­sie­rend. Ins­ge­samt hoch­in­ter­es­sante, die stils­tisch not­ge­drun­gen tie­fen musik­his­to­ri­schen Grä­ben nicht zuschüt­tende, aber satz­tech­nisch wie klang­lich ange­nä­hert doku­men­tie­rende 24 Ein­spie­lun­gen, immer hör­bar „ver­wandt­schaft­lich im Geiste“.

Blockflöten-Musik auf hohem Niveau

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Ein sehr inno­va­ti­ves Kon­zept also – aller­dings wirk­lich glaub­wür­dig nur auf­grund der spiel­freu­di­gen wie ein­fühl­sa­men Vir­tuo­si­tät der Block­flö­ten-Prot­ago­nis­tin, deren baro­cke Stil­si­cher­heit und tech­ni­sche Über­le­gen­heit auf glei­cher Höhe musi­ziert mit den klang­li­chen Anfor­de­run­gen moder­ner, gänz­lich ande­rer Kom­po­si­ti­ons­spra­chen. Zwei­fel­los eine Recor­der-Disk vol­ler musi­ka­li­scher Über­ra­schun­gen, Ent­de­ckun­gen und Aha-Erleb­nisse – die Lieb­ha­ber hoch­ste­hen­der Musik für die alt­ehr­wür­dige Block­flöte in ganz neuem Kleide kom­men voll auf ihre Kosten. ♦

Tabea Debus (Recor­ders): XXIV Fan­ta­sie per il Flauto, Label TYX­art, Audio-CD, 80 Min.

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