Das Allerletzte
Horst-Dieter Radke
“Wenn mir sonst nichts mehr einfällt, dann gibt es immer noch das Allerletzte!” sagte Markus.
“Das Allerletzte?” fragte Petra erschrocken und sah ihn mit grossen, ängstlichen Augen an. Es war Nacht und dunkel, und sie standen neben ihrem Auto, das keinen Ton mehr von sich gab. Selbst die Zündung klickte nur noch beim Drehen des Schlüssels. Und auch die Batterie war leer und lieferte kein Licht. Laternen gab es hier draussen nicht. Ausserdem war Neumond und die Wolken verdeckten die meisten Sterne.
“Ja, das Allerletzte”, sagte Markus und nahm ihre Hand.
“Was ist das Allerletzte?” sagte Petra und zog ängstlich ihre Hand zurück.
Markus lachte, und das erschreckte sie mehr, als wenn er sie geschlagen oder zu Boden geworfen hätte.
“Einfach losgehen. Nicht überlegen, wohin und warum. Immer der Strasse nach.”
Petra lachte erleichtert, nahm wieder seine Hand und ging glücklich mit ihm in die dunkle, unbekannte Nacht. ♦
Geb. 1953, aufgewachsen in Hamm/D, lebt heute in Lauda-Königshofen im Taubertal, arbeitet freiberuflich als Autor, Lektor und Journalist, zahlreiche Veröffentlichungen im Sachbuch-Bereich
Lesen Sie im Glarean Magazin auch die Groteske von Konrad Vogel: Introkubus