Martin Stauder: Mordverdacht (Groteske)

Mordverdacht

Martin Stauder

Es soll ja Leute geben, die lachen sich zu Tode, und dann kommt die Poli­zei und ver­haf­tet den Ehe­mann wegen Mord­ver­dacht. Dabei war doch alles ganz anders. Die Sache mit Herrn Blei­de­win z.B, der liess beim Früh­stück mit sei­ner Vroni sein Aben­teuer mit der Nach­ba­rin Ros­ma­rie los. Seine Zunge zap­pelte ner­vös. So schil­derte er frei­mü­tig, wie er der Frau durchs Schlaf­zim­mer­fens­ter gestie­gen ist, und wie er, als er sich übers Fens­ter­brett beugte, mit sei­ner Rech­ten in einen Kak­tus gegrab­scht hat. Natür­lich hat er sei­nem Weibe nicht erzählt, wie laut er auf­ge­schrieen und sein Gleich­ge­wicht ver­lo­ren hat, aber kor­rekt ange­merkt, wie die Ros­ma­rie sich damals über ihn tot­ge­lacht hat. “Des­we­gen ist es ja nicht zum Ver­kehr gekom­men”, sagte Herr Blei­de­win zur Vroni, und uner­war­tet heulte sie drauf­los, und der Blei­de­win sah ver­wun­dert, dass ihr offen­sicht­lich irgend­was im Halse ste­cken­ge­blie­ben war. Schliess­lich schwieg sie. ♦


Mar­tin StauderMartin Stauder

Geb.1958 in Göttingen/D, zunächst Musi­ka­li­en­händ­ler, seit 1990 in der Kran­ken­pflege tätig, schreibt Kurz­prosa und  Lyrik,  ver­öf­fent­licht Buch­re­zen­sio­nen im Inter­net,  lebt in Regensburg

Lesen Sie im Glarean Maga­zin auch die Mord-Gro­teske von Wen­del Schä­fer: Über den Kopf

… sowie die Gro­teske von Horst-Die­ter Radke: Das Allerletzte

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