Karsten Müller: Endspiele der Weltmeister (Schach-DVD)

Schmackhaftes Endspiel-Potpourri aus der Weltmeister-Küche

von Ralf Binnewirtz

Das End­spiel als letz­te Pha­se der Par­tie mag An­fän­gern als we­ni­ger wich­tig oder gar lang­wei­lig er­schei­nen im Ver­gleich zu Er­öff­nung und Mit­tel­spiel. In Wirk­lich­keit sind bei­de At­tri­bu­te un­zu­tref­fend. Denn un­ge­zähl­te Par­tien wur­den erst im End­spiel auf­grund pro­fun­der Kennt­nis­se die­ses Par­tie­sta­di­ums ent­schie­den. Die gros­sen Meis­ter der Ver­gan­gen­heit und Ge­gen­wart wa­ren bzw. sind fast aus­nahms­los her­aus­ra­gen­de Kön­ner im End­spiel. Ih­rem Kön­nen auf die­sem Ge­biet spürt der deut­sche GM Kars­ten Mül­ler in sei­nem neu­en DVD-Kurs “End­spie­le der Welt­meis­ter” nach.

Ein Schwä­cheln im End­spiel hat zu­wei­len den Wer­de­gang von Schach­grös­sen schick­sal­haft be­ein­flusst: So hat Da­vid Bron­stein 3 sei­ner 5 Ver­lus­te im WM-Kampf ge­gen Bot­win­nik 1951 ei­ner schwa­chen End­spiel­füh­rung zu ver­dan­ken. Er hat die­se “Nie­der­la­ge” (d.h. kein Ti­tel für den Her­aus­for­de­rer bei Gleich­stand am Matchen­de) für den Rest sei­nes Le­bens nicht mehr ver­wun­den. Ein ein­dring­li­cher Apell, das Stu­di­um des End­spiels nicht zu vernachlässigen!

Anerkannter Endspiel-Experte: Karsten Müller

Karsten Müller - Endspiele der Weltmeister - Rezension Glarean Magazin
Kars­ten Mül­ler – End­spie­le der Welt­meis­ter – Re­zen­si­on Glarean Magazin

Gross­meis­ter Kars­ten Mül­ler aus Ham­burg, ein welt­weit an­er­kann­ter End­spiel-Ex­per­te und pro­mo­vier­ter Ma­the­ma­ti­ker, ist be­reits viel­fach und er­folg­reich als Schach­au­tor her­vor­ge­tre­ten: Im kon­ven­tio­nel­len Print­be­reich, in On­line-Ko­lum­nen (wie im US-ame­ri­ka­ni­schen ChessCa­fe und bei Ch­ess­Ba­se) so­wie auf Trai­nings-DVDs, er­wähnt sei hier sei­ne kom­plet­te End­spiel­schu­le, die auf 14 DVDs ein­zeln oder im Ge­samt-Bund­le bei Ch­ess­Ba­se er­schie­nen ist.
Mit sei­ner neu­es­ten DVD wid­met sich Mül­ler den End­spiel­küns­ten der sechs letz­ten Welt­meis­ter ‒ ohne Be­rück­sich­ti­gung der FIDE-Welt­meis­ter 1993-2005. Auch so ist die DVD reich­hal­tig be­stückt mit Vi­deo­se­quen­zen (Ge­samt­spiel­zeit 9 Std. 37 Min) und Par­tie­da­ten­ban­ken. In be­währ­ter Ma­nier ist ein in­ter­ak­ti­ves Trai­ning mit Vi­deo-Feed­back in­te­griert, das dem pas­si­ven Zu­hö­rer eine ak­ti­ve Mit­ar­beit nahelegt.
Die be­sag­ten sechs Welt­meis­ter wer­den auf der DVD in chro­no­lo­gi­scher Ab­fol­ge in se­pa­ra­ten Ka­pi­teln prä­sen­tiert, die Ober­flä­che ist über­sicht­lich ge­stal­tet und in­tui­tiv be­dien­bar, und zu je­dem Vi­deo ist die zu­ge­hö­ri­ge (kom­men­tier­te) Par­tie (oder das Par­tie­frag­ment) aus ei­ner Da­ten­bank zum noch­ma­li­gen Nach­spie­len aufrufbar.

Videoclips zu Endspielen von sechs Weltmeistern

Zur Ein­stim­mung ist den Welt­meis­ter-Ka­pi­teln ein Ein­füh­rungs­vi­deo vor­an­ge­stellt, in dem Kars­ten Mül­ler ei­nen kur­zen Über­blick gibt zu dem, was den Nut­zer auf der DVD erwartet.

Bobby Fischer

Robert Bobby Fischer - Schach-Weltmeister - Glarean Magazin
Schach-Ge­nie und End­spiel-Vir­tuo­se mit Turm&Läufer ge­gen Turm&Springer: Ro­bert Ja­mes “Bob­by” Fi­scher (1943-2008)

Die Vi­de­os zu Fi­schers End­spie­len sind un­ter­teilt in 4 (Unter-)Kapitel: 1) Theo­re­ti­sche End­spie­le (5 Vi­deo­clips), 2) Turm­end­spie­le (9 Clips), 3) Das Fi­scher-End­spiel (6 Clips), 4) Be­rühm­te Par­tien, Rät­sel, Mys­te­ri­en (5 Clips).
Bob­by Fi­scher gilt als uni­ver­sel­ler Spie­ler, des­sen Stil von Prag­ma­tis­mus, ei­nem un­ab­läs­si­gen Drang zur In­itia­ti­ve und ei­nem un­be­ding­ten Sie­ges­wil­len ge­prägt war, Cha­rak­te­ris­ti­ka, die sich na­tür­lich auch in sei­nen End­spie­len wie­der­fan­den. Er be­sass eine Vor­lie­be für das Läu­fer­paar, und die Kon­stel­la­ti­on Turm + Läu­fer ge­gen Turm + Sprin­ger ge­hör­te zu sei­nen Spe­zia­li­tä­ten. Zahl­rei­che End­spie­le mit die­ser Ma­te­ri­al­ver­tei­lung, von Kars­ten Mül­ler als “Fi­scher-End­spie­le” her­vor­ge­ho­ben, hat er mit der Läu­fer­sei­te zum Sieg ge­führt. Ins­be­son­de­re in den Kan­di­da­ten­kämp­fen mit Mark Tai­ma­now (Van­cou­ver 1971) und auch Ti­gran Pe­tros­jan (Bue­nos Ai­res 1971) hat er sei­ne Geg­ner da­mit an den Rand der Ver­zweif­lung ge­bracht. Die­sen End­spie­len ist auf der DVD ein be­son­de­res Ka­pi­tel (Nr. 3) ge­wid­met. Bei den berühmten/mysteriösen Par­tien (Kap. 4) dürf­ten die ers­te Match­par­tie ge­gen Bo­ris Spas­ski (Reykja­vik 1972) mit Fi­schers ris­kan­tem Bau­ern­raub auf h2 und die 13. Match­par­tie auf be­son­de­res In­ter­es­se stos­sen; letz­te­re mit ei­nem fas­zi­nie­ren­den End­spiel (Tür­me + un­gleich­far­bi­ge Läu­fer), in dem Spas­ski schliess­lich un­ter dem zu­neh­men­den Druck kollabierte.

Screenshot Karsten Müller - Endspiele der Weltmeister - Rezension Glarean Magazin
Auf­ge­räum­te DVD-Ober­flä­che im be­kann­ten Ch­ess­ba­se-Stan­dard-Look: Brett mit Par­tie-No­ta­ti­on und Video-Fenster

Anatoli Karpow

Mit 12 Vi­deo­clips und 2 in­ter­ak­ti­ven Tests.
Nicht nur we­gen sei­ner gran­dio­sen End­spiel­be­hand­lung hat Ana­to­li Kar­pow schon zu Leb­zei­ten Le­gen­den­sta­tus er­reicht. Über zwei Jahr­zehn­te ge­hör­te er zur ab­so­lu­ten Welt­spit­ze, sei­ne WM-Kämp­fe ge­gen Vik­tor Kort­schnoi und Gar­ri Kas­pa­row sind Teil des kol­lek­ti­ven Schach­ge­dächt­nis­ses ge­wor­den, sei­ne zahl­lo­sen Tur­nier­sie­ge ha­ben Re­kord­mar­ken ge­setzt. Sei­ne End­spiel­tech­nik war phan­tas­tisch, häu­fig ge­lang es ihm, mi­kro­sko­pi­sche Stel­lungs­vor­tei­le zum Sieg zu ver­dich­ten. Er ver­stand es wie kaum ein Zwei­ter, sei­ne Fi­gu­ren auf die wir­kungs­volls­ten Fel­der zu set­zen, gleich­zei­tig die Fi­gu­ren des Geg­ners ma­xi­mal ein­zu­schrän­ken und so das Spiel völ­lig zu do­mi­nie­ren. Sein Ge­spür für Har­mo­nie und Ko­or­di­na­ti­on der Fi­gu­ren war un­über­treff­lich. Ex­em­pla­risch ge­nannt sei das phan­tas­ti­sche Sprin­ger-Läu­fer-End­spiel ge­gen Kas­pa­row (WM-Match Mos­kau 1984, 9. Par­tie) mit ei­ner schein­bar ein­fa­chen Stel­lung, die aber un­ge­ahn­te Tie­fen auf­weist und mit der sich et­li­che Gross­meis­ter ana­ly­tisch be­fasst ha­ben ‒ so­gar Kars­ten Mül­ler muss­te eine ers­te Be­ur­tei­lung re­vi­die­ren. Kas­pa­row ver­liert die Par­tie, weil er ver­steck­te Res­sour­cen zum Re­mis nicht nut­zen kann, wäh­rend Kar­pow mit teil­wei­se ge­nia­len Ma­nö­vern aufwartet.

Garri Kasparow

Garri Kasparow - Schach-Weltmeister - Glarean Magazin
Le­gen­de schon zu Leb­zei­ten und fas­zi­nie­ren­der End­spiel-Kön­ner: Ex-Schach-Welt­meis­ter Gar­ri Kas­pa­row (Geb. 1963)

Mit 12 Vi­deo­clips und 1 in­ter­ak­ti­ven Test.
Gar­ri Kas­pa­row ist frag­los zu den stärks­ten Schach­spie­lern al­ler Zei­ten zu zäh­len, auch wenn die Ex­per­ten­mei­nun­gen über den ab­so­lu­ten Spit­zen­platz sub­jek­tiv di­ver­gie­ren mö­gen. Er ist wohl den meis­ten in Er­in­ne­rung für sei­nen ag­gres­siv-dy­na­mi­schen Stil in Er­öff­nung und Mit­tel­spiel und sei­ne akri­bi­sche Vor­be­rei­tung auf Wett­kämp­fe ‒ sei­ne 5 WM-Matches mit Kar­pow sind le­gen­där und fül­len im­mer wie­der statt­li­che Bän­de. [Ak­tu­ell ist eine neue Chro­nik die­ser Wett­kämp­fe von Jan Tim­man an­ge­kün­digt.] Zu­dem gilt er als der ers­te, der den Com­pu­ter pro­fes­sio­nell für die Vor­be­rei­tung zu nut­zen wuss­te. Auch im Be­reich der End­spie­le hat er fas­zi­nie­ren­de Leis­tun­gen ge­zeigt, von de­nen na­tür­lich nur die Spit­ze des Eis­bergs für die DVD auf­be­rei­tet wer­den konn­te. Als Bei­spie­le will ich die bei­den klas­si­schen Turm­end­spie­le nen­nen, die er ge­gen Kort­schnoi (Bar­ce­lo­na 1989 und Lon­don 1983) ge­wann, so­wie sei­ne Dop­pel­tur­mend­spie­le, die er ge­gen Topa­low (Las Pal­mas 1996 und Li­na­res 1999) nach dra­ma­ti­schem Ver­lauf für sich ent­schei­den konnte.

Wladimir Kramnik

Un­ter­teilt in 4 (Unter-)Kapitel: 1) Kram­niks Tech­nik (2 Vi­deo­clips), 2) End­spie­le mit Turm und Sprin­ger ge­gen Turm und Läu­fer (2 Clips), 3) Stra­te­gi­sche In­itia­ti­ve (7 Clips), 4) Kram­nik vs. Kas­pa­row (2 Clips); dazu 2 in­ter­ak­ti­ve Tests.
Wla­di­mir Kram­nik star­te­te sei­ne stei­le und spek­ta­ku­lä­re Schach­kar­rie­re als so­li­der Po­si­ti­ons­spie­ler, ei­ner­seits ge­prägt vom Stil Kar­pows, an­de­rer­seits von Kas­pa­rows Me­tho­den der theo­re­ti­schen Vor­be­rei­tung. Auch Kram­nik ist be­kannt da­für, mit gros­ser Zä­hig­keit aus kleins­ten Vor­tei­len ei­nen Ge­winn her­aus­zu­kit­zeln, sein Spiel­stil ist vor­nehm­lich auf stra­te­gi­sche In­itia­ti­ve ge­rich­tet. Für sei­ne Fä­hig­kei­ten im End­spiel ist er be­rühmt. Be­reits im Kin­des­al­ter hat er sich für End­spie­le be­geis­tert, da­her konn­te er in Bot­win­niks Schach­schu­le früh sei­ne dies­be­züg­li­chen Fä­hig­kei­ten de­mons­trie­ren. Die DVD kann le­dig­lich an­hand ei­ner klei­nen Aus­wahl zei­gen, wie spä­ter zahl­lo­se Gross­meis­ter der höchs­ten Ka­te­go­rie sei­nem End­spiel­kön­nen Tri­but zah­len mussten.
Kram­niks Name wird für im­mer mit der schach­his­to­ri­schen Leis­tung ver­knüpft sein, ei­nen Kas­pa­row ent­thront zu ha­ben, ohne sei­nem gros­sen Geg­ner ei­nen ein­zi­gen Sieg zu ge­stat­ten! Zwei End­spiel-Le­cker­bis­sen aus der WM Lon­don 2000 wer­den von Kars­ten Mül­ler vorgestellt.

Viswanathan Anand

Viswanathan Anand - Schach-Weltmeister - Glarean Magazin
Der “Ti­ger von Ma­dras” als ge­nia­ler End­spiel-Künst­ler: Ex-WM Vis­wa­nathan Anand (Geb. 1969)

Mit 8 Vi­deo­clips und 1 in­ter­ak­ti­ven Test.
Der In­der Vis­wa­nathan Anand konn­te in sei­ner frü­hen schach­li­chen Ent­wick­lung zwar nicht auf die so­wjet­rus­si­sche Schach­schu­le zu­rück­grei­fen, da­für auf ein aus­ser­ge­wöhn­li­ches Na­tur­ta­lent, das ihm eine phä­no­me­na­le In­tui­ti­on be­scher­te. Von Kram­nik wird ihm aus­ser­dem eine sin­gu­lä­re Ei­gen­schaft un­ter sämt­li­chen Schach­spie­lern be­schei­nigt: die ma­gisch an­mu­ten­de Fä­hig­keit, ein Ge­gen­spiel un­mit­tel­bar, prak­tisch aus dem Nichts zu kre­ieren. (Cars­ten Hen­sel: Wla­di­mir Kram­nik, Göt­tin­gen 2018, S. 244f.) Die End­spiel­tech­nik ge­hör­te an­fangs nicht zu sei­nen aus­ge­spro­che­nen Stär­ken, aber die­ses De­fi­zit hat er durch kon­ti­nu­ier­li­che Ver­bes­se­rung aus­ge­räumt, so dass sein Stil, der als dy­na­misch-uni­ver­sell ein­zu­stu­fen ist, kei­ne er­sicht­li­chen Schwä­chen auf­weist. Im Mit­tel­spiel über­rascht der “Ti­ger von Ma­dras” häu­fig mit ge­nia­len tak­ti­schen Geis­tes­blit­zen, und auch der Zeit­punkt für eine güns­ti­ge Ab­wick­lung ins End­spiel pflegt ihm nicht zu ent­ge­hen. Im End­spiel zeigt er eine ge­wis­se Vor­lie­be für den Sprin­ger, den er vir­tu­os zu hand­ha­ben ver­steht. Wei­te­re Bei­spie­le auf der DVD be­le­gen, dass ihm auch mit Läu­fern und Schwer­fi­gu­ren be­ein­dru­cken­de End­spiel­leis­tun­gen ge­lun­gen sind.

Magnus Carlsen

Magnus Carlsen - Schach-Weltmeister - Glarean Magazin
Vom Wun­der­kind zum ak­tu­ell welt­bes­ten Schach­spie­ler mit End­spiel-Klas­se: Welt­meis­ter Ma­gnus Carlsen (Geb. 1990)

Mit 10 Vi­deo­clips und 2 in­ter­ak­ti­ven Tests.
An­ders als bei sei­nem Vor­gän­ger Vis­hy Anand räumt Ma­gnus Carlsen der com­pu­ter­ge­stütz­ten er­öff­nungs­theo­re­ti­schen Vor­be­rei­tung kei­nen Vor­rang ein. Ihm ge­nügt es, eine spiel­ba­re Stel­lung zu er­hal­ten, die er im Mit­tel- und End­spiel dank sei­nes über­le­ge­nen in­tui­ti­ven Schach­ver­ständ­nis­ses er­folg­reich be­han­deln kann. Vor­zugs­wei­se in­sze­niert er ein lang an­hal­ten­des po­si­tio­nel­les Druck­spiel, um geg­ne­ri­sche Feh­ler zu pro­vo­zie­ren, zu­gleich ist er (wie Kar­pow) in der Lage, sei­ne Fi­gu­ren höchst har­mo­nisch zu ko­or­di­nie­ren. Ein star­ker Kampf­geist, Zä­hig­keit und kör­per­li­che Fit­ness tra­gen dazu bei, lang­wie­ri­ge End­spie­le schein­bar er­mü­dungs­frei am Brett durch­zu­ste­hen ‒ die sich ir­gend­wann ein­stel­len­den Feh­ler des Geg­ners weiss er dann gna­den­los zu be­stra­fen. Im End­spiel (2)T + L vs. (2)T + L bei gleich­far­bi­gen Läu­fern tre­ten Carlsens Stär­ken be­son­ders her­vor, Kars­ten Mül­ler hat für die­sen Typ die Be­zeich­nung “Carlsen-End­spie­le” vor­ge­schla­gen und kom­men­tiert auf der DVD ei­ni­ge mus­ter­haf­te Bei­spie­le. Dass zwei vor­ent­schei­den­de Sie­ge Carlsens in sei­nem ers­ten WM-Kampf ge­gen Anand (Chen­nai 2013, 5. u. 6. WM-Par­tie auf der DVD) aus End­spiel­feh­lern sei­nes Geg­ners re­sul­tier­ten, un­ter­streicht noch­mals die Be­deu­tung der letz­ten Partiephase.

Rückschau auf 50 Jahre Endspielgeschichte

FAZIT: Kars­ten Mül­ler hat für die DVD “End­spie­le der Welt­meis­ter” eine lehr- und ab­wechs­lungs­rei­che Aus­wahl von End­spie­len kom­men­tiert, die die letz­ten sechs klas­si­schen Welt­meis­ter in ih­ren Spiel­sti­len und mit ih­ren Fä­hig­kei­ten in der Füh­rung des End­spiels cha­rak­te­ri­sie­ren. Da­mit wird dem Nut­zer eine Pra­xis der End­spie­le auf höchs­tem Ni­veau prä­sen­tiert und zu­gleich die his­to­ri­sche Ent­wick­lung des End­spiels über ein hal­bes Jahr­hun­dert nach­voll­zo­gen, die zahl­rei­che High­lights auf­weist. Ein in­ter­ak­ti­ves Trai­ning mit Vi­deo-Feed­back ver­stärkt und fes­tigt den Lern­ef­fekt. Die durch­weg di­dak­tisch ge­lun­ge­ne Dar­stel­lung des Ma­te­ri­als im zweck­dien­li­chen au­dio­vi­su­el­len For­mat ver­dient eine nach­drück­li­che Empfehlung.

Wie aus der vor­ste­hen­den Be­schrei­bung her­vor­geht, prä­sen­tiert die DVD eine at­trak­ti­ve Aus­wahl von End­spie­len, die die “klas­si­schen” Welt­meis­ter der letz­ten rund 50 Jah­re in Tur­nie­ren und Wett­kämp­fen ge­spielt ha­ben. Die End­spie­le wer­den von Kars­ten Mül­ler di­dak­tisch an­spre­chend er­läu­tert bzw. in an­ge­mes­se­ner Tie­fe ana­ly­siert. Eine sys­te­ma­ti­sche Dar­stel­lung von End­spie­len ist hier­bei na­tür­lich nicht zu er­war­ten. Mül­lers An­lie­gen be­steht eben dar­in, die Kunst des End­spiels, wie sie von den her­aus­ra­gen­den Ver­tre­tern un­se­res Spiels prak­ti­ziert und häu­fig in Per­fek­ti­on vor­ge­tra­gen wur­de, an­hand von Bei­spie­len zu ver­mit­teln und da­bei im Ver­ein mit in­ter­ak­ti­ven Trai­nings­ein­hei­ten ei­nen nach­hal­ti­gen Lern­ef­fekt zu er­zie­len. Der Nut­zer soll­te fun­da­men­ta­le End­spiel­kennt­nis­se mit­brin­gen, wenn er die In­hal­te der DVD mit Ge­winn ver­ar­bei­ten will.
Es ist klar, dass sich die Spiel­wei­sen und Stär­ken der Welt­meis­ter im End­spiel mehr oder we­ni­ger un­ter­schei­den, aber ge­le­gent­lich be­stehen auch deut­li­che Par­al­le­len (wie bei Carlsen und Kar­pow). Wei­ter­hin ha­ben his­to­ri­sche Ent­wick­lun­gen (zu­neh­men­de Com­pu­ter-Nut­zung, Weg­fall des Par­tie­ab­bruchs und der Ana­ly­se von Hän­ge­par­tien, End­spiel-Da­ten­ban­ken) das Spiel in der Pra­xis tief­grei­fend ver­än­dert und die Not­wen­dig­keit er­höht, sich ein aus­ge­feil­tes End­spiel­wis­sen zu er­ar­bei­ten bzw. das vor­han­de­ne Wis­sen aus­zu­bau­en. Kars­ten Mül­ler scheint mit die­ser DVD the­ma­tisch Neu­land be­tre­ten zu ha­ben, ein ähn­li­ches Werk, das welt­meis­ter­li­che End­spie­le über ei­nen län­ge­ren Zeit­raum ver­glei­chend be­leuch­tet, ist mir nicht bekannt. ♦

Kars­ten Mül­ler: End­spie­le der Welt­meis­ter ‒ Von Fi­scher bis Carlsen, Fritz-Trai­ner End­spie­le, DVD Ch­ess­Ba­se, ISBN 978-3-86681-682-4

Le­sen Sie im Glarean Ma­ga­zin zum The­ma Schach-End­spie­le auch über Kars­ten Mül­ler: Schach­end­spie­le für Kids

… so­wie über An­drás Mé­s­zá­ros: 1000 Schach-Endspiel-Studien

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