Tania Krätschmar: Die Rückkehr der Apfelfrauen (Roman)

Unterhaltsamer Frauenroman

von Sigrid Grün

Die Rück­kehr der Ap­fel­frau­en” ist die Fort­set­zung des Best­sel­lers “Eva und die Ap­fel­frau­en” von Ta­nia Krät­sch­mar. Bei die­sen Bü­chern han­delt es sich um un­ter­halt­sa­me Frau­en­ro­ma­ne, de­ren Prot­ago­nis­tin­nen nicht etwa 30, son­dern um die 50 sind.
Nun sind “Frau­en­ro­ma­ne” nicht so mein Gen­re, po­pu­lä­re Li­te­ra­tur in­ter­es­siert mich hin­ge­gen sehr, weil es et­was über kul­tu­rel­le Wer­tig­kei­ten aus­sagt. (Die Zeit­schrift “Land­lust” er­freut sich im­mer noch gros­ser Be­liebt­heit, mit ei­ner Auf­la­ge von knapp 900.000 ver­kauf­ten Ex­em­pla­ren über­hol­te sie vor ei­ni­gen Jah­ren so­gar den “Stern”). The­men wie Land­le­ben oder länd­li­ches Woh­nen sind sehr be­liebt und zeu­gen vom Wunsch, aus der Kom­ple­xi­tät des All­tags aus­zu­stei­gen und ein ein­fa­che­res, na­tur­ver­bun­de­nes Le­ben zu führen.
Ge­nau die­se Sehn­sucht be­frie­digt auch Ta­nia Krät­sch­mar mit ih­rem Ro­man um fünf Freun­din­nen um die 50, die mit ver­ein­ten Kräf­ten ein Pro­blem lö­sen – und selbst­ver­ständ­lich geht es auch um die Liebe.

Kinder-Stil bei Erwachsenen-Büchern

Tania Krätschmar - Die Rückkehr der Apfelfrauen - Roman - Blanvalet - Glarean MagazinDie Ein­fach­heit ist bei die­sem Ro­man Pro­gramm. Spra­che und Stil er­in­nern eher an po­pu­lä­re Kin­der- und Ju­gend­bü­cher, wie  die “Fünf Freunde”-Reihe von Enid Bly­ton. Ich mag die­sen Stil bei “Er­wach­se­nen­bü­chern” nicht, wes­halb ich vor al­lem den Be­ginn der Ge­schich­te als nerv­tö­tend empfand.
Die Freun­din­nen sind zu­nächst in Ve­ne­dig un­ter­wegs, bis Eva, die seit vier Jah­ren ge­mein­sam mit ih­rem Mann Loh in Bran­den­burg ei­nen Hof be­wirt­schaf­tet, ei­nen An­ruf aus der Hei­mat be­kommt. Die Ap­fel­ern­te muss drin­gend er­le­digt wer­den, weil ein wich­ti­ger Ter­min im Ap­fel­gar­ten an­steht, bei dem dar­über ent­schie­den wird, ob in der ver­schla­fe­nen Ort­schaft Wann­see (nicht zu ver­wech­seln mit dem Ber­li­ner Be­zirk) ein Baum­haus­ho­tel ent­ste­hen darf…

Klischee-Probleme Familie und Übergewicht

Tania Krätschmar - Rezension im Glarean Magazin
Ta­nia Krätschmar

Evas vier Freun­din­nen – Nele, Ma­ri­on, Do­ro­thee und Ju­lika – ent­schlies­sen sich ge­treu dem Mot­to “Ei­ner für alle und alle für ei­nen”, Eva zu hel­fen. Und so rei­sen die fünf zu­rück ins herbst­li­che Deutsch­land, wo sich auch noch die Schul­schild­krö­te Al­exis zu ih­nen ge­sellt. Vor Ort zeigt sich schnell, dass die Ap­fel­ern­te nicht das ein­zi­ge Pro­blem ist: Ne­ben dem pa­ra­die­si­schen Ap­fel­gar­ten hat der fie­se Un­ter­neh­mer Borg Sei­del ei­nen häss­li­chen Bau hoch­ge­zo­gen, der ein­mal eine pri­va­te Spiel­bank wer­den soll. Und schon ist er da: Der Kampf Gut ge­gen Böse. Da­zwi­schen taucht noch ein ge­heim­nis­vol­ler Frem­der mit ganz schön viel Na­tur­wis­sen auf, den Nele at­trak­ti­ver fin­det, als sie möch­te. Und jede ein­zel­ne Frau bringt noch ihre klei­nen und gros­sen All­tags­sor­gen und –pro­ble­me mit. Das sind bei Frau­en na­tür­lich Frei­be­ruf­lich­keit, Fa­mi­lie und Über­ge­wicht! Es sind Kli­schees, die be­dient wer­den, weil Kli­schees ge­nau­so sim­pel funk­tio­nie­ren wie eine re­la­tiv vor­her­seh­ba­re Hand­lung und die ein­fa­che Sprache.

Spannender Roman in heiler Welt

FAZIT: Wer Frau­en­ro­ma­ne mag, die ei­nem den Aus­stieg aus dem All­tag er­mög­li­chen, mo­der­ne Mär­chen, die auf alle Fäl­le gut aus­ge­hen, und bei de­nen man kei­ne Se­kun­de über ir­gend et­was nach­den­ken muss, wer also See­len­trös­ter sucht, die ei­nen von den Pro­ble­men der Welt ab­len­ken, wird mit der “Rück­kehr der Ap­fel­frau­en” von Ta­nia Krät­sch­mar ein paar schö­ne und auch span­nen­de Stun­den ver­brin­gen. Wer an­de­re An­sprü­che an Li­te­ra­tur hat, wird ver­mut­lich oh­ne­hin zu ei­nem an­de­ren Buch greifen…

Es ist ein mo­der­nes Mär­chen vor ei­ner Sehn­sucht­s­ku­lis­se: Die hei­le Welt im bran­den­bur­gi­schen Bul­ler­bü muss vor dem üb­len Plan des Bö­se­wichts be­wahrt wer­den – und ich glau­be, ich ver­ra­te auch nicht zu viel, wenn ich sage, dass am Ende al­les gut wird. Nie­mand liest so ei­nen Ro­man, um sich zum Schluss dar­über zu är­gern, dass der böse Bau­un­ter­neh­mer er­folg­reich al­les ver­saut hat, den Traum vom Ap­fel­blü­ten­ho­tel, von un­be­rühr­ter Na­tur und na­tür­lich von der gros­sen Liebe!

Trotz der vor­her­seh­ba­ren Hand­lung muss man aber doch zu­ge­ben, dass die Au­torin ei­nen span­nen­den Ro­man ge­schrie­ben hat, so wie die “Fünf Freunde”-Bände auch span­nend sind. Man liest wei­ter und weiss, dass es mit dem Bö­sen un­mög­lich ein gu­tes Ende neh­men wird. Und das ist viel­leicht mal ganz nett, in eine hei­le Traum­welt ab­zu­tau­chen, in der auf je­den Fall das Gute ge­winnt. Mein be­vor­zug­tes Gen­re ist es nicht, aber in­ter­es­sant war die Lek­tü­re allemal. ♦

Ta­nia Krät­sch­mar: Die Rück­kehr der Ap­fel­frau­en – Ro­man, 352 Sei­ten, Blan­va­let Ver­lag, ISBN: 978-3-734-10628-6

Le­sen Sie im Glarean Ma­ga­zin zum The­ma “Frau­en-Li­te­ra­tur” auch über die An­tho­lo­gie von A. Dja­fa­ri & J. Boos: Voll­mond hin­ter fahl­gel­ben Wolken

…so­wie über den Som­mer-Ro­man von Alan Schwein­gru­ber: Simona

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