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Auf den Spuren des genius loci
von Günter Nawe
Genius loci ist einer der Begriffe, die immer dann verwendet werden, wenn man den Einfluss von Orten, Häusern und Landschaften unter anderem auf Schriftsteller, Musiker und Philosophen und ihre Werke beschreiben will. Und in der Tat, vielfach hat man eigene Erfahrungen damit gemacht, was das Goethe-Wort bedeutet: “Wer den Dichter will verstehen, muss in Dichters Lande gehen”.
Nicht immer aber kann man reisen. So ist es oft ein Buch, das dem neugierigen, dem interessierten Leser hilft “zu verstehen”. Ein solches Buch ist der opulente Band “Lese und höre” aus der “Deutschland-Bibliothek” des Knesebeck-Verlages. In ihm werden Orte der Dichtung und Musik in Text und Bild vorgestellt. Orte, die zu den schönsten und bedeutendsten unserer Kultur und Kulturlandschaft gehören.
Einfühlsame Charakteristika der Häuser und Räume
Im Kontext zu den biografischen Daten finden wir einfühlsame Chrakteristika der Häuser und Räume, in denen zum Beispiel Theodor Storm gelebt und gearbeitet hat, in der “grauen Stadt am grauen Meer”, in Husum also. Wir lernen das Lessing-Haus in Wolfenbüttel ebenso kennen wie die pompöse Villa Wahnfried, Richard Wagners langjährige Wirkungsstätte. Wir sind sozusagen bei Bert Brecht und Helene Weigel im Sommerhaus am Scharmützelsee “zu Gast”, wandern mit Theodor Fontane durch das Ruppiner Land, treffen den Weltbürger Georg Friedrich Händel in Halle/Saale und den grossen Johann Sebastian Bach – natürlich in Leipzig. Selbstverständlich auch Goethe und Schiller und…

Ihren eigenen genius loci haben nicht nur Wohnhäuser und Arbeitszimmer, sondern auch zum Beispiel Bibliotheken und Konzerthäuser. Das gilt für die Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel und den Philosophenweg in Heidelberg, diese herrliche Promenade mit Schlossblick, ebenso wie für das Gewandhaus in Leipzig, die Semperoper in Dresden, die Berliner Phiharmonie, das Opernhaus in Bayreuth und das Beethoven-Haus in Bonn – um nur einige zu nennen. Hier mag sich der Leser selbst auf Entdeckungsreise begeben.
Bestechend schöne Fotos

“Dieser Band geht den Spuren der Dichtung und Musik in Deutschland nach”, so Volker Gebhardt, der die kluge und gelungene Auswahl vorgenommen und die informativen Porträts geschrieben hat, in seiner Einleitung. Die bestechend schönen Fotos sind von Horst und Daniel Zielske. Sie bestehen sowohl für sich allein als auch als illustrative Ergänzung zum Text.
Schönheit und Vielfalt des Landes in seiner dichterischen und musikalischen Ausprägung sind also in diesem Band zu finden. Augenlust und Leselust werden auf das beste bedient. Und Anregungen, sich mit dem dichterischen und musikalischen Erbe zu beschäftigen, finden sich in Hülle und Fülle. Das Buch entführt – und verführt. ♦
Volker Gebhardt / Horst & Daniel Zielske: Lies und höre – Orte der Dichtung und Musik, 190 Seiten, zahlreiche Abb., Knesebeck Verlag, ISBN 978-3-86873-268-9
Lesen Sie im Glarean Magazin zum Thema “Künstler-Orte” auch über den
Roman von Constanze Neumann: Der Himmel über Palermo