Rolf D. Sabel: Der Pompeji-Papyrus (Roman)

Der Monsignore und die Papyrus-Morde

von Günter Nawe

Nein, sicher nicht die Welt-, aber die hier erzählte Geschichte wäre anders ver­lau­fen, wenn Mon­si­gnore Dr. Peter Die­fen­stein an die­sem Tage nicht gerade die­sen Weg ein­ge­schla­gen hätte…”. Genau das jedoch hat der Pfar­rer der Köl­ner Basi­lika St. Pan­ta­leon getan: in Pom­peji. Was dar­aus gewor­den ist? Auf drei Erzähl­ebe­nen wird in “Der Pom­peji-Papy­rus” eine Geschichte aus­ge­brei­tet – halb his­to­ri­scher Roman, halb Kriminalstory.

Da gibt es ein­mal den Brief­wech­sel zwi­schen dem Römer Theo­phi­los und dem Pom­pe­ja­ner Fronto; da gibt es zum ande­ren die Geschichte vom Unter­gang Pom­pe­jis am 24. August 79 n. Chr. – und es gibt die gefähr­li­chen Aben­teuer des katho­li­schen Mon­si­gnore Die­fen­bach und sei­nes pro­tes­tan­ti­schen Freun­des Bassler.

Rolf D. Sabel - Der Pompeji-Papyrus - Roman - SCM Hänssler Verlag
Rolf D. Sabel – Der Pom­peji-Papy­rus – Roman – SCM Häns­s­ler Verlag

Der Autor Rolf D. Sabel, unter ande­rem Latein­leh­rer an einem Köl­ner Gym­na­sium, hat sich – nicht zum ers­ten Mal – an einen his­to­ri­schen Stoff gewagt. Mit den Roma­nen “Die Pila­tus-Ver­schwö­rung” und “Agrip­pi­nas Geheim­nis” hat er sich bereits eine ansehn­li­che Leser­ge­meinde erschrie­ben. So bleibt er auch mit dem “Pom­peji-Papy­rus” dem Genre treu, wobei aller­dings der kri­mi­na­lis­ti­sche Aspekt überwiegt.

Papyrus als Auslöser der Verwicklungen

Was macht den Auf­ent­halt in Pom­peji für die bei­den geist­li­chen Freunde so gefähr­lich? Ein Papy­rus aus dem 1. Jahr­hun­dert nach Chr. – erstan­den für zehn Euro von einem Jun­gen auf den Stras­sen von Pom­peji nuova – erweist sich nicht nur als echt, son­dern auch als Aus­lö­ser ver­zwick­ter Ver­wick­lun­gen. Gau­ner und Gano­ven sind dahin­ter gekom­men, dass hier etwas zu holen ist. Der Vati­kan ist plötz­lich an der Geschichte inter­es­siert, geht es doch auch um Doku­mente, die die Kir­chen­ge­schichte betref­fen. In Ame­rika wird ein schwer­rei­cher Kunst­samm­ler auf die Funde auf­merk­sam und schickt einen skru­pel­lo­sen Hel­fes­hel­fer nach Pom­peji. Die bei­den Geist­li­chen wer­den Zeu­gen eines Mor­des und des­sel­ben ver­däch­tigt. Dem Ver­dacht folgt eine etwas bie­der und schlicht insze­nierte Flucht der bei­den öku­me­ni­schen Brü­der. Die­fen­stein wird gefasst, kommt ins Gefäng­nis, wird am Ende ent­las­tet und kehrt nach Köln zurück. Ende gut, alles gut? Mit­nich­ten. Es kommt noch ein­mal zu einem gefähr­li­chen Showdown…

Etwas gar durchsichtige Krimigeschichte

Der Autor hat in
Der Autor hat in “Der Pom­peji-Papy­rus” den Unter­gang Pom­pe­jis, den Brand von Rom und die ers­ten Chris­ten­ver­fol­gun­gen mit einer neu­zeit­li­chen Kri­mi­nal­hand­lung ver­knüpft, in deren Mit­tel­punkt zwei geist­li­che Her­ren unter­schied­li­cher Kon­fes­sion ste­hen. Ein biss­chen viel auf ein­mal – und des­halb nicht gerade miss-, aber auch nicht sehr gelungen.

In “Rück­blen­den” erzählt Sabel die Geschichte der Papyri, die in der Biblio­thek des Fronto, eines frü­hen Chris­ten (siehe auch die Briefe des Theo­phi­los), lager­ten. Fronto kommt natür­lich wie die gesamte Bevöl­ke­rung bei dem berühm­ten Vul­kan­aus­bruch ums Leben. Seine Biblio­thek aber…. Zu Anfang des 3. Jahr­tau­sends sollte ihr wie­der grosse Bedeu­tung zukom­men – im Roman von Rolf D. Sabel.
Zu den “Rück­blen­den” gehö­ren auch die Briefe des Theo­phi­los an den pom­pe­ja­ni­schen Freund Fronto. Sie erzäh­len von den ers­ten Chris­ten in Rom, von Petrus und Pau­lus und den Evan­ge­lis­ten Mar­kus und Lukas; vom macht­hung­ri­gen Kai­ser Nero, dem Brand von Rom im Jahre 64 n. Chr. und von den Christenverfolgungen.

Dichtung soll nützen oder unterhalten

Das ist vom Autor alles sehr gut gemeint – aber ein wenig zuviel gewollt. Für die eigent­li­che Geschichte der Papy­rus-Funde sind die Briefe von nur gerin­gem Inter­esse. Eher len­ken sie ab. Vom Leben im alten Pom­peji dage­gen hätte man sich mehr gewünscht. Und die Kri­mi­ge­schichte ist doch zu durch­sich­tig, als dass grös­sere Span­nung auf­kom­men könnte.
“Aut pro­desse volunt aut delec­tare poe­tae”, zitiert Rolf D. Sabel den guten alten Horaz. Dich­ter wol­len also ent­we­der nüt­zen oder unter­hal­ten. Sabel wollte nach eige­ner Aus­sage bei­des. Das ist zwar nicht unbe­dingt miss-, aber auch nicht sehr gelungen. ♦

Rolf D. Sabel, Der Pom­peji-Papy­rus, Roman, 264 Sei­ten, SCM Häns­s­ler Ver­lag, ISBN 978-3-7751-5266-2

Lesen Sie auch zum Thema His­to­ri­scher Roman über Rebecca Gable: Der dunke Thron
aus­ser­dem zum Thema Krimi über den Roman von Mathias Ninck: Mordslügen

Kommentare sind willkommen! (Keine E-Mail-Pflicht)