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Regelrechte Leidenschaft zum Schreiben
von Günter Nawe
Rechtzeitig zum 250. Geburtstag des deutschen Dichters alemannischer Sprache Johann Peter Hebel hat sich der Theologe Ralph Ludwig, ein Landsmann von Johann Peter Hebel, des Jubilars angenommen.
Ludwig, der aus seiner Sympathie für den Dichter keinen Hehl macht, hat einen sehr persönlich gefärbten Abriss einer Biographie verfasst. Dem Dichter Hebel ist er – wie er schreibt – auf zweifache Weise begegnet. Einmal als “Erzähler”, zum anderen als “weiser Mann”, der ihm vom Philosophen Ernst Bloch nahe gebracht worden ist. Kommt hinzu: der Dichter und sein Biograph verbindet die “lebenslange Sehnsucht nach dem heimatlichen Markgräfler Land”.
Scharfblick für die Kunst der Sprache
Dies alles bestimmt die Diktion dieser Biographie, die der Autor vor allem am “Erzähler” festmacht. Nicht von ungefähr deshalb auch der Untertitel “Wie Johann Peter Hebel ein literarisches Schätzkästlein schuf”. In kurzen Kapiteln betrachtet Ludwig das Werk des Dichters der “Alemannischen Gedichte – Für Freunde ländlicher Natur und Sitten” (1803), der Kalendergeschichten “Der Rheinländische Hausfreund” (1803-1811), des “Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes” (1811) und der “Biblischen Geschichten – Für die Jugend bearbeitet” (1824).
In allen diesen Werken zeigen sich, wie Ludwig schön nachweist, der Dichter natürlich, aber auch der Theologe (in seinem Verhältnis zu Religion und Christentum) und der Pädagoge. “Ihn trieb eine regelrechte Leidenschaft fürs Schreiben an, gemischt mit einem unbestechlichen Scharfblick für die Kunst der Sprache” – so der Biograph.
Werk und Leben als biographische Einheit

Über der Betrachtung des Werks verliert Ludwig nicht den Blick auf das Leben – beides, das wissen wir, bedingen sich in Persönlichkeiten wie Johann Peter Hebel. Kindheit und Jugend sowie schulische Ausbildung in Hausen, Basel und Karlsruhe; Theologiestudium in Erlangen, Lehrer in Lörrach, später Karlsruhe; 1798 Ernennung zum ausserordentlichen Professor, verschiedene öffentliche und halböffentliche Funktionen, am Ende Prälat der evangelischen Landeskirche und Mitglied der ersten Kammer des Badischen Landtags.
Im Provinzialismus das Weltgefühl

Theodor Heuss über Hebel: “Hebel aber blieb lebendig… – nicht bloss deshalb, weil die Dankbarkeit des alemannischen Volkstums den Mann trägt, die Dankbarkeit dafür, dass er die Heimatsprache sozusagen druckreif gemacht hat, sondern weil in diesem bewussten und begrenzten Provinzialismus der Gedichte ein Weltgefühl umfasst ist, und weil in diesen mit sehr viel Zeitluft und mit aktuellem Zeitgeschehen angefüllten Anekdoten der Unterton des Bleibenden, Gültigen, des Ewigen, Ewig-Menschlichen mitklingt…”
So kann man auch Ludwigs Würdigung Johann Peter Hebels lesen. Seine Lebensbeschreibung ersetzt zwar nicht eine umfassendere, eine kritische Biographie – aber sie ist ein schöne Hinführung zum Dichter und seinem Werk. ♦
Ralph Ludwig, Der Erzähler – Wie Johann Peter Hebel ein literarisches Schatzkästlein schuf, Wichern-Verlag, 120 Seiten, ISBN 978-3-88981-286-5
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