Inhaltsverzeichnis
Sprache zwischen Mitteilung und Beziehung
von Walter Eigenmann
Der allgemeine Sprachgebrauch reflektiert bekanntlich gesellschaftliche Veränderungen sehr nachhaltig, und am unmittelbarsten, für ein konventionelles Sprachverständnis möglicherweise am provokativsten dokumentiert sich dieser Wandel in den (zumal jugend-)sprachlichen Mainstreams des Internets. Typische Web-2.0-Ausprägungen wie “Twitter” oder “Facebook”, als Social-Networks englisch-global und omnipräsent, schaffen hier nicht nur einen Zwang zur Verknappung des Ausdrucks, sondern auch zur Individualisierung, gleichzeitig Plakativierung von Sprache. Nicht mehr Reflexion bzw. Information im herkömmlichen Sinne stehen hier an erster Stelle, sondern Codierung, verbunden mit maximaler Subjektivität.
Sprache als Identitätsstifterin und Abgrenzungsmöglichkeit
Doch noch immer, unabhängig von Stil und Grammatik, stiftet Sprache vor allem Identität, eigentlich auch Abgrenzung – bei Gruppen, bei überregionalen Zusammenschlüssen, bei ganzen Bevölkerungsschichten. In dieser Situation einer gewissen Hermetik der verschiedenen “Social Lifes” und einer die Kommunikation der Generationen behindernden, teils radikalen Heterogenität des Wortschatzes kommen “Übersetzungshilfen” wie das jüngst erschienene “DUDEN-Wörterbuch der Szenesprachen” gerade recht.
Wer als über Vierzigjähriger und damit oft der “angesagten” Slangs völlig Unkundiger quasi den semantischen Anschluss sucht, kriegt damit nun ein Wörterbuch in die Hand, das ihn zwar auch nicht jünger, aber vielleicht aufgeschlossener macht… Basis dieses neuen Szene-Dictionaires aus dem Hause DUDEN bildet ein auf der deutschen Plattform Szenesprachenwiki.de interaktiv erstelltes und suksessive angehäuftes Online-Wörterbuch. In Zusammenarbeit mit dem “Trendbüro” hat man nun das Begriffsmaterial in ein handliches Taschenbuch gegossen und es dabei sechs gesellschaftlichen “Scenes” zugeordnet: “Social Life”, “Techlife”, “Nightlife”, “Stylelife”, “Serious Life” und “Medialife”.
Authenzität und Vielfalt

Die beiden herausgebenden Organisationen schlugen dabei einen neuen, durchaus einleuchtenden Weg der redaktionellen Aufbereitung ein: Die Benutzerinnen und Benutzer (prägnant-moderner: “User”…) hatten die Möglichkeit, mit ihren persönlichen Wortfavoriten bzw. Kommentaren direkten Einfluss auf die Entstehung des Wörterbuches zu nehmen. Bei diesem Vorgehen garantiert der Band natürlich ein Höchstmass an Authenzität und Vielfalt, wenngleich nicht zwangsläufig auch Verbindlichkeit und Repräsentanz. Sicher aber ist damit eine ganz spezielle Facette von “Wörterbuch” entstanden, deren Unterhaltungs- den Informationswert fast noch übersteigt: Das Buch dokumentiert eine sprachbildnerische Vielfalt, eine kreative Wort-Phantasie, eine Lebendigkeit der Sprachemotionalität und eine Assimiliationsfähigkeit v.a. des Anglikanischen, die den Unvorbereiteten erst befremden mag, dann aber zunehmend fasziniert (siehe die Leseproben im Anhang). Die Lektüre gerät so zum unterweisenden Nachschlagewerk, aber auch zur sprachlich lustvollen Horizonterweiterung. Sehr nützlich, sehr amüsant! “Out-Of-The-Box”, sozusagen… ♦
DUDEN & Trendbüro, Das neue Wörterbuch der Szenesprachen, Dudenverlag Mannheim, 208 Seiten, ISBN 978-3411710928
Leseproben

Lesen Sie im Glarean Magazin zum Thema Sprache auch
über den neuen DUDEN: Rechtschreibung
… sowie über Pierangelo Maset: Wörterbuch des technokratischen Unmenschen
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