Martin Kirchhoff: Die Veranda (Drei Gedichte)

Die Veranda

Die Veranda war überflüssig
Holz­haus im Hügeltal
Qualm manchmal
Weiss­rauch vom Kamin
wie schnell, dann schwarz

Käutz­chen­rufe einer Nacht
sonnenblumenhell
schon und verflogen

Dann ging die Veranda
Bei den Sternen
sah ich sie nicht

Halb­leer­ge­trun­ken der Wein
rote Pfütze auf dem Parkett
Scher­ben zer­bors­te­ner Römer
wie Dia­man­ten im Lichtschein
Tinte geschrie­ben auf der Wand
Linien, Sil­ben zum Wort
Atem­luft, die dünngeworden
auf dem Boden liegt und stirbt

Engel
von der Grauwand
springe nicht gen Himmel
Rosen blü­hen zum Westen
am Portal
in jeder Wüste
ein rotes Blatt
für dich
Engel der Mauer
Rosenöl und Regentropfen
benet­zen dein Gesicht
fürchte dich nicht
springe
in die Herzen
Engel der Zeit!


Martin Kirchhoff - Schriftsteller - Glarean Magazin

Mar­tin Kirchhoff

Geb. 1954 in Leonberg/D, 1984 erste Text-Ver­öf­fent­li­chun­gen, seit­her zahl­rei­che Lyrik- und Prosa-Publi­ka­tio­nen in Büchern und Antho­lo­gien, ver­schie­dene Lite­ra­tur­preise, lebt als Zei­tungs­kor­rek­tor in Leonberg

Lesen Sie im Glarean Maga­zin auch von Mar­tin Kirch­hoff: Zwei Kurzprosa-Texte

2 Kommentare

  1. Ich kenne mich mit Poe­sie und neuer Lyrik lei­der nicht aus, finde aber die Gedichte sehr tief­sin­nig. Da möchte man mehr davon hören…

  2. Sehr schön. Etwas kit­schig viel­leicht. Ich finde Worte wie “Blu­men, Engel, Her­zen, etc. ” immer so abge­nutzt in Gedich­ten. Schon so oft gesagt, dass man über ihre eigent­li­che Bedeu­tung hin­aus nur noch das roman­ti­sche her­aus­liest, und es kit­schig findet.

    Atem­luft, die dünn­ge­wor­den auf dem Boden liegt und stirb.”

    Sowas will ich lesen! Ich bin über­rascht, wie er sti­lis­tisch von genial zu roman­tisch hin -und herwechselt.

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