Tanja Dückers: Lacrimosa (Drei Gedichte)

Lacrimosa

Gliwice (Gleiwitz)

Ver­ros­tete Eisenbahnwaggons
Unkraut auf dem Bahnsteig
knie­ho­hes Gedankenversteck
Auf dem aller­letz­ten Meter Bahnsteig
nicht-mehr-hier und noch-nicht-fort
die­ser frisch geputzte Glaskasten
mit der Leuchtenden

Mari­en­fi­gur

Lacrimosa

Das weisse Zelt
der Nacht ist fast vorüber
Auf der lee­ren Zirkusbühne
gestreifte Hosen Nasen und Perücken
irgendwo ein Funkeln
vio­lette Per­len im Sand
künst­li­ches Vergissmeinnicht
vergissmichnicht
vergissruhigmich
verpissdichnicht
verpissdichruhig

Allein vor Dixielandtoiletten

Einmal anheben

die Strasse  die Last­wa­gen  die Müll­ton­nen  die Wörterbücher
die Knie­keh­len  die Süchte  die Zip­fel­müt­zen  die Fotoalben
die Ben­zin­ka­nis­ter die Phi­lis­ter das Treib­gut die Langsamkeit
die Denk­zet­tel die ver­kehrs­be­ru­hig­ten Zonen die Hundescheisse

ein­mal

hoch damit


Tanja Dückers

Geb. 1968 in Berlin/West; Stu­dium der Kunst­ge­schichte, Ame­ri­ka­nis­tik und Ger­ma­nis­tik, zahl­rei­che bel­le­tris­ti­sche und essay­is­ti­sche Ver­öf­fent­li­chun­gen in Büchern und Zeit­schrif­ten, lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Berlin

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