Inhaltsverzeichnis
- 1 Im Notfall Schlaftabletten
- 1.1 Ein bunter Strauss von Literatur-Anekdoten
- 1.1.1 Mark Twain
- 1.1.2 Erich Mühsam
- 1.1.3 Alphons Allais
- 1.1.4 Peter Hille
- 1.1.5 Oscar Wilde
- 1.1.6 Hugo Ball
- 1.1.7 Fjodor Dostojewski
- 1.1.8 Ernest Hemingway
- 1.1.9 Peter Bichsel
- 1.1.10 Joachim Ringelnatz
- 1.1.11 Anton Kuh
- 1.1.12 Georg B. Shaw
- 1.1.13 Gottfried Benn
- 1.1.14 Wilhelm Raabe
- 1.1.15 Edgar Wallace
- 1.1.16 Günter Grass
- 1.1.17 Moritz Saphir
- 1.1.18 Ezra Pound
- 1.1.19 Frank Wedekind
- 1.1.20 Heinrich Heine
- 1.1.21 Egon Friedell
- 1.1.22 Martin Walser
- 1.1.23 Johann W. v. Goethe
- 1.1.24 Diesen Beitrag mit Freunden teilen:
- 1.1 Ein bunter Strauss von Literatur-Anekdoten
Im Notfall Schlaftabletten
Ein bunter Strauss von Literatur-Anekdoten
von Walter Eigenmann
Mark Twain

Mark Twain war auf Europa-Reise und betrat in Deutschland ein Hotel. Während er die Feder ergriff, um sich ins Fremdenbuch einzutragen, las er an letzter Stelle: “Graf von Hohenlohe mit Kammerdiener.”
Twain schrieb darunter: “Mark Twain mit Schweinslederkoffer.”
Erich Mühsam
Erich Mühsam war in der Schule keineswegs fleissig. Eines Tages hatte der Lehrer einen Preis ausgesetzt für den besten Klassenaufsatz über das Thema: “Was ist Faulheit?”
Mühsam lieferte stolz den längsten Aufsatz ab: drei Seiten!
Auf der ersten Seite stand “Das”.
Auf der zweiten Seite stand “ist”.
Auf der dritten Seite stand “Faulheit.”
Alphons Allais
Der französische Humorist Alphonse Allais war auch privat ein Kauz. Eines Morgens kam er aufs Postamt und sagte: “Ich möchte Marken zu fünfzig Centimes.”
Der Beamte holte den Bogen mit den Marken hervor und fragte: “Wieviel?”
Allais zeigte auf einzelne Stücke: “Geben Sie mir die … und die … und die … und die … und die da …”
Peter Hille
Peter Hille erschien im “Café des Westens”, dem als “Café Grössenwahn” bekannten Treffpunkt der Berliner Bohème, und erzählte, dass an seinem Geburtstag in Neukölln ein Schild angebracht worden sei. Erstaunt und neidisch fragte Otto E. Hartleben: “So? Was steht denn drauf?”
“Vorsicht Bauarbeiten!” sagte Peter Hille schlicht.
Oscar Wilde

Als Oscar Wilde (Karikatur:M.Beerbohm) einmal durch eine öde Gegend fuhr, kam er mit einem Mitreisenden ins Gespräch. Es war ein herrlicher Frühlingtag. Der Mitreisende sagte: “Was für eine öde Landschaft.”
“Ja”, pflichtete Oscar Wilde bei, “schade um das schöne Wetter.”
Nach dem Besuch einer Wagner-Oper zeigte sich Wilde äusserst unzufrieden und schwor, nie wieder eine zu besuchen. “Wagners Musik ist unerträglich”, sagte er. “Sie ist so laut, dass man die ganze Zeit reden kann, ohne dass die anderen hören, was man sagt.”
Hugo Ball
Der Dadaist Hugo Ball betrat ein Postamt, verlangte ein Telegrammformular und füllte es aus: “BUMBALO – BUMBALO – BUMBALO – BUMBALO – BUMBALO – BUMBALO – BUMBALO – BUMBALO – BUMBALO”
Der Beamte las es und sagte: “Sie haben das Recht, noch drei Wörter zum gleichen Preis zu schreiben. Soll ich noch dreimal BUMBALO hinzufügen?”
“Unsinn!” rief Hugo Ball. “Da gibt es nichts hinzuzufügen!”
Fjodor Dostojewski
Dostojewski war oft geistesabwesend. Er bemerkte dann nicht, wenn jemand mit ihm sprach, und antwortete ganz mechanisch. Eines Tages sprach ihn auf der Strasse eine Bettlerin an und erzählte von ihrem kranken Mann und ihren zwei Kindern zu Hause. Gedankenlos gab Dostojewski ihr dreissig Kopeken. Da schimpfte die Bettlerin los: “Schämst du dich nicht, mich so in aller Öffentlichkeit zu blamieren?!” Es war des Dichters eigene Frau, die ihren Mann einmal nasführen wollte.
Ernest Hemingway

Hemingway rühmte sich, mindestens zehn Whiskys am Tag zu trinken. Als ein Arzt Wasser in seinen Beinen feststellte, soll er gesagt haben, das läge an “den verdammten Eisstücken im Whisky”.
Peter Bichsel
Bichsel war dreizehn Jahre lang Lehrer in einem Schweizer Dorf. Einmal wollte er Sprichwörter erklären, zum Beispiel: Man soll den Teufel nicht an die Wand malen. Er zeichnete einen grossen Teufel an die Tafel und fragte: “Nun, welches Sprichwort ist mit dieser Zeichnung gemeint?”
Begeistert rief ein Kind: “Narrenhände beschmieren Tisch und Wände!”
Joachim Ringelnatz
Ringelnatz betrat ein elegantes Weinlokal. Als er Platz nehmen wollte, bemerkte der Ober herablassend: “Dieser Tisch ist reserviert, mein Herr.”
Ringelnatz sah herablassend zurück und sagte: “Gut, stellen Sie ihn weg und bringen Sie einen anderen.”
Ringelnatz (alias Hans Bötticher) arbeitete einmal als Buchhalter. Eines Tages kam der Chef ins Kontor und sah, wie Ringelnatz’ Kollege sanft und fest schlief. “Ich werde den Mann wohl entlassen müssen”, sagte der Prinzipal: “Herr Bötticher, glauben Sie, dass Sie seine Tätigkeit mitübernehmen können?”
“Aber sicher, Herr Direktor”, erwiderte Ringelnatz trocken. “Im Notfall könnte ich Schlaftabletten nehmen.”
Anton Kuh
Anton Kuh sass als einziger Gast morgens im Café “Herrenhof”, als ein bekannter General des österreichischen Heeres hereinkam. Kuh sah kurz auf, erhob sich und …
“Danke, danke”, sagte der an Ehrenbezeugungen Gewöhnte leutselig. “Behalten Sie Platz!”
Erstaunt sah ihn Anton Kuh an: “Bitte, ich werde mir doch die Zeitung holen dürfen?”
Georg B. Shaw

Der Dirigent eines ziemlich mittelmässigen Orchesters, das in einem Londoner Restaurant aufspielte, erkannte Shaw, der damals auch als Musikkritiker arbeitete, und sandte ein Billet an seinen Tisch mit der Frage, was er als nächstes spielen lassen solle. “Domino”, antwortete Shaw.
Gottfried Benn
Man fragte Gottfried Benn, warum er ausgerechnet Hautarzt geworden sei. “Das hat drei Gründe”, antwortete Benn: “Die Patienten rufen mich nicht in der Nacht, sie sterben nicht, und sie werden auch nicht gesund.”
Wilhelm Raabe
Ein Stuttgarter Verleger lud Raabe zur Mitarbeit an seiner Zeitschrift ein. Um die Ansprüche des Dichters gering zu halten, schloss er seinen Brief mit einem Wortspiel: “Zahle Honorar rar.”
Raabe antwortete umgehend: “Liefere Beiträge träge!”
Edgar Wallace
Eine freundliche alte Dame, die bei einem Dinner neben P.G. Wodehause sass, schwärmte ihm von seinen Werken vor. Ihre Söhne, sagte sie, hätten alle seine Bücher und würden nicht versäumen, jedes neue Buch von ihm zu kaufen. “Und wenn ich denen jetzt erzähle”, fuhr sie fort, “dass ich tatsächlich neben Edgar Wallace gesessen habe, platzen sie vor Neid!”
Günter Grass
Grass ging durch den Speisewagen. Da hörte er, wie eine Dame ihrem Mann zuflüsterte: “Hast du den gesehen? Sieht er nicht Günter Grass frappant ähnlich?” Grass drehte sich um und lächelte. Da meinte die Dame: “Er hat sich sichtlich geschmeichelt gefühlt.”
Moritz Saphir
Der jüdische Satiriker Saphir wurde auf der Strasse angepöbelt. Er redete den Flegel freundlich an:
“Entschuldigen Sie, sind Sie nicht der Sohn meines Freundes Rott?”
“Nein.”
“Aber das ist ja erstaunlich! Diese Ähnlichkeit! Ganz Rotts Stirn, ganz Rotts Augen, ganz Rotts Nase!”
Ezra Pound
Ezra Pound und William C. Williams gingen spazieren, und Pound tat wie üblich sehr eingebildet. Williams versuchte, ihn abzulenken: “Schau, Ez, der Winterweizen steht schon vier Zoll hoch und kommt hervor, dich zu begrüssen!”
“Das ist der erste intelligente Weizen, den ich je gesehen habe”, antwortete Pound.
Frank Wedekind

Uraufführung eines Dramas von Max Halbe. Frank Wedekind (Karikatur: Th.Heine) flüsterte dem Autor zu: “Sieh mal, der Herr in der zweiten Reihe da vorn ist bereits eingeschlafen.”
Zwei Tage später stand ein Stück von Wedekind auf dem Spielplan. Halbe war überglücklich, nun seinerseits Wedekind auf einen Schläfer aufmerksam machen zu können.
“Tatsächlich”, sagte Wedekind, “er ist noch immer nicht aufgewacht.”
Heinrich Heine
Der Spötter Heine war bei vielen verhasst. “Dabei habe ich selbst die friedlichste Gesinnung”, schrieb er. “Meine Wünsche sind die allerbescheidensten: Eine Hütte, Strohdach, aber gutes Bett, vor dem Fenster Blumen, vor der Tür einige schöne Bäume, und wenn der liebe Gott mich ganz glücklich machen will, lässt er mich die Freude erleben, dass an diesen Bäumen sechs oder sieben meiner Feinde aufgehängt werden.”
Egon Friedell
Nur wenige von Friedells Freunden vermochten die Bedeutung seiner “Kulturgeschichte der Neuzeit” richtig einzuschätzen, und die wenigsten waren bereit, sie zu lesen. “Darin steht doch bloss alles, was mich nicht interessiert”, maulte einer. Darauf Friedell: “So dick ist das Buch nun auch wieder nicht.”
Martin Walser
Jemand fragte Martin Walser, der eben den Roman “Tod eines Kritikers” veröffentlicht hatte, ob er Marcel Reich-Ranicki überhaupt kenne. “Ob ich ihn kenne?” fragte Walser zurück. “Ich kenne ihn so gut, dass ich mit ihm seit dreissig Jahren kein Wort gewechselt habe.”
Johann W. v. Goethe
Wenn Goethe mit seinem Freund, dem Schweizer Maler und Kunsthistoriker Johann H. Meyer, spazierenfuhr, soll sich ihr Gedankenaustausch folgendermassen abgespielt haben: Goethe sagte von Zeit zu Zeit: “Hm, hm.” Worauf Meyer erwiderte: “So ischt’s!” ♦
Da hast du ja einige tolle Anekdoten ausgesucht 🙂