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Jazz-Hommage an die Operette
von Horst-Dieter Radke
Der erste Eindruck beim Hören des jüngsten Albums “Oparettet den Jazz” des Ensembles Saxofour: Gute Laune kommt auf. Es macht Spass zuzuhören. Die Arrangements sind intelligent und werden gekonnt gespielt. Die Freiheiten, die sich die Solisten nehmen, passen in das Korsett des fix Notierten wunderbar hinein.
Freiheiten nehmen sich die vier Saxofour-Mitglieder aber nicht nur beim Spielen heraus, sondern auch beim Komponieren. Zitate drängen sich schon beim ersten Hören auf, lassen sich aber oft nicht sofort exakt lokalisieren – oder dann, wenn man schon meint, etwas zuordnen zu können, verwandeln sie sich wieder. Je öfter man jedoch die Musik hört, desto eher geht einem hier und da ein Licht auf, auch wenn man sich in Operetten nicht so gut auskennt. Manches hat man dann doch schon gehört. Obwohl ich Musik eher nicht “nebenbei” höre, überraschte es mich jedenfalls, dass ich die CD mehrfach auflegte, auch wenn ich gerade mit anderem beschäftigt war. Sie macht eben einfach gute Stimmung, und dann geht manches andere auch flotter von der Hand.
Seit 30 Jahren im österreichischen Musikleben

Die Musiker – oder wie sie sich auf ihrer Homepages nennen: Musikanten – des Quartetts sind seit fast dreissig Jahren in diesem Ensemble unterwegs, aber auch in anderen Besetzungen aktiv in der österreichischen Musikszene. Und es wird nur geblasen: Kein Drumset, kein Bass und schon gar kein Klavier müssen mittun. Dabei grooven und swingen die vier, dass es eine Freude ist. Es spielen Florian Bramböck (Tenor- und Baritonsaxofon), Klaus Dickbauer (Alt- und Baritonsaxophon, Klarinette und Bassklarinette), Christian Maurer (Sopran- und Tenorsaxophon, Bassklarinette) und Wolfgang Puschnig (Altsaxophon und Flöte).
Humorvolle Titelwahl
Dass die vier auch Spassvögel sind, hört man nicht nur ihren Arrangements an, sondern kommt auch in den Bezeichnungen zur Geltung, die sie sich als Name für ihr Quartett, als Titel für ihre CDs und vor allem für die Titel ihrer Musikstücke ausgedacht haben. “Komm mit”, das Eingangsstück fordert direkt auf, den vieren bei ihren musikalischen Eskapaden zu folgen, was man ruhig tun darf; man wird zwar verführt, muss dies aber nicht bereuen.
“Borstenvieh” wiederum klingt kratziger, als es dann daherkommt. Das Bariton-Saxophon führt das Vieh gut durch das Stück und lässt sich auch nicht aus der Bahn bringen durch die (es umtanzenden) anderen Saxophone.
“Lippen schweigen” vielleicht, das Holz der vier Bläser jedoch nicht, weshalb die Lippen auch da in Bewegung sind. “Schenkt man” der Musik des Quartetts ausreichend Beachtung, wird man schnell erkennen, was in diesem Stück wo verschenkt wird. Zeller sei dank, obwohl der eigentlich als Mitkomponist hätte erwähnt werden müssen, so deutlich ist das Zitat. Andererseits aber auch das Ergebnis so originell, dass man dies nicht zwingend einfordern muss.
Mit dem Titel “Arie vom toten Hund” ist man dann fast schon bei Frank Zappa angelangt.
Gekonnte Arrangements, gekonntes Zusammenspiel, gekonnte Improvisationen, Spass der auch beim Zuhörer ankommt – das ist “Oparettet den Jazz”. Ich wüsste nicht, wem von dieser CD abgeraten werden sollte – allenfalls denjenigen, die sich die Griesgrämigkeit absolut nicht vertreiben lassen wollen. Alle anderen dürften ihre Freude an diesem Saxofour-Album haben. ♦
Saxofour: Oparettet den Jazz, Div. Komponisten, Audio-CD, 1h-2min, Naxos Deutschland
Lesen Sie im Glarean Magazin zum Thema Saxophon-Musik auch über das Pindakaas-Quartett: Ballads of Good Life