Hans Herrmann: Drei Herbst-Gedichte

Altweibersommer

Altweibersommer

Ok­to­ber­licht fliesst weich wie Milch in Güssen
aus bern­stein­gel­bem Him­mels­dunst geschöpft.
Es rinnt, als hät­te man den Mohn geköpft,
der Wün­sche schwel­len lässt zu Zungenküssen.

So tanzt, ihr Mü­cken, tanzt in leich­ten Schwärmen
und füllt die Luft mit eu­rem Menuett –
ich schwan­ke heu­te herbst­be­rauscht zu Bett
und höre draus­sen Bac­chus fröh­lich lärmen.

Stille

Sanf­ter Ab­schied liegt in die­sem Leuchten.
Trös­tend greift die Wär­me mir ins Haar.
Herbst­lich perlt der Tau, das Gras zu feuchten,
him­mel­weit glänzt Bläue sonnenklar.

Wie­der ein­mal si­ckert al­les Werden
hin zum Ur­sprung der schon im­mer war.
Dich­ter drän­gen sich am Hang die Herden
und es singt die Stil­le wunderbar.

Alpha und Omega

Mit der Sen­se mäh­te ich das Gras, das junge.
Früh­lings Atem, der aus gel­ben Säf­ten quoll,
sog als süs­sen Rausch­duft ich in mei­ne Lunge,
dehn­te weit die Brust, des Dran­ges übervoll.

Mit der Si­chel mäh­te ich das Kraut, das herbe.
Som­mers Ster­ben lag schon lan­ge in der Luft.
Un­ter mei­nen Füs­sen split­ter­te die Scherbe,
laut­los schweb­te Ne­bel aus der Ahnengruft.


Hans Herrmann - Schweizer Lyriker - Glarean MagazinHans Herr­mann

Jahr­gang 1963; ge­bo­ren, auf­ge­wach­sen und wohn­haft in Burgdorf/Emmental; ver­hei­ra­tet, Va­ter zwei­er Söh­ne; 1982 bis 1988 Theo­lo­gie­stu­di­um in Bern, dann Wech­sel in den Jour­na­lis­mus; von 1996 bis 2012 Re­dak­tor bei der “Ber­ner Zei­tung”; heu­te Re­dak­ti­ons­lei­ter Bern der Mo­nats­zei­tung “re­for­miert”; Au­tor von Ro­ma­nen, Er­zäh­lun­gen, Ly­rik und Theaterstücken.

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2 Kommentare

  1. Au weia, ver­krampf­tes Ge­drech­sel für ein paar jäm­mer­li­che End­rei­me. Klein­mü­tig, welt­fremd und erschütternd.

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