Ueli Schenker: Besuchszeit (Vier Gedichte)

Besuchszeit

Besuchszeit

Sie schwei­gen so freundlich
spie­len Kar­ten ver­ges­sen was
sie hät­ten wer­den können
ruf dich her wie ei­nen Hund
auf knap­pe Zei­chen re­agierst du
prompt ich spen­de eine Runde
da du mit stram­men Schritten
schon das Wei­te suchst erst auf
der Brü­cke war­test Blät­ter fallen
lässt in den Ka­nal wir kehren
am an­de­ren Ufer zu­rück weil
der Ne­bel durch die Köp­fe zieht

Cafè Santé

Eine wei­te­re Be­hand­lung er­üb­rigt sich
sagt der Spe­zia­list vor lau­ter Freude
gön­ne ich mir ein Stück Tor­te Zeit genug

mich von Ost­eu­ro­päe­rin­nen entspannt
be­die­nen zu las­sen nachzudenken
über Trep­pen­stei­gen Probealarm

eine Ope­ra­ti­on wäre das grös­se­re Übel
mor­gen hole ich Stö­cke fan­ge von vorn an
man hat nie aus­ge­lernt über­haupt haben

Si­re­nen die län­ge­ren Bei­ne als Lügen

Falschmünzer

Bit­te ei­nen Fran­ken für zwei
wä­rest du mir schon früher
be­geg­net hät­te ich dich
nicht beim Beu­tel genommen
dan­ke für die Aufmerksamkeit
bin in Eile mein Zug fährt
gleich denk ru­hig wei­ter sag
kei­nem was ich wer­de er-
wischt be­vor dir ein Licht auf-
geht lies mor­gen die Zeitung

Galerie

Leih­ga­ben fal­len aus
dem Rah­men Lust auf
ge­mein­sa­me Sa­che mit
weib­li­cher Auf­sicht Flucht-
ge­dan­ken kein Durchgang
zur Toi­let­te we­gen Umbaus
wir dan­ken für Ihr Verständnis
kom­men Sie gut nach Hause


Ueli Schen­ker

Geb. 1937 in Zü­rich, war Gym­na­si­al­leh­rer für Eng­lisch und Deutsch, zahl­rei­che Ly­rik- und Thea­ter-Pu­bli­ka­tio­nen, ver­schie­de­ne Li­te­ra­tur­aus­zeich­nun­gen, lebt in Meggen/CH

Le­sen Sie im Glarean Ma­ga­zin zum The­ma Neue Ly­rik auch von Mat­thi­as Ber­ger: Vier Gedichte

… so­wie vier neue Ge­dich­te von Char­lot­te Ueckert: Ein Spruch

Kommentare sind willkommen! (Keine E-Mail-Pflicht)