Susi Weiss: Bar-Piano-Arrangements (Evergreens)

Swing- und Pop-Classics für Profis und Amateure

von Walter Eigenmann

Wer nach ein­gäng­li­chen, leicht bis mit­tel­schwer spiel­ba­ren Bar-Piano-Arran­ge­ments fragt, der dürfte als Ant­wort in den meis­ten Fäl­len v.a. einen Namen hören: Susi Weiss. Denn mitt­ler­weile ist die “klas­sisch” stu­dierte Bad-Aib­lin­ger Bar-Piano-Dame, die spä­tes­tens seit ihren Auf­trit­ten als Pia­nis­tin auf dem ZDF-“Traumschiff” bekannt wurde, in den ein­schlä­gi­gen Fach­krei­sen fast ein Syn­onym für gepflegte Bar-Kla­vier-Musik gewor­den. Ihre Heft-Reihe “Susi’s Bar Piano” ist inzwi­schen bei Ama­teu­ren wie Pro­fis sehr ver­brei­tet, und jetzt legt sie bereits den fünf­ten Band mit Hit-Titeln aus der schön-schumm­ri­gen Welt des Bar-Kla­vier­spiels vor.

Susi's Bar-Piano - Band 5 - Swing, Evergreens und Pop-Classics (Dux-Verlag)Letz­te­res ist dabei gar so ein­fach nicht, wie’s sich wäh­rend des roman­ti­schen Tête-à-têtes bei Drink und Ker­zen­schein jeweils so ein­schmei­chelnd anhört. Die Kunst des effekt­vol­len Bar-Piano-Musi­zie­rens ver­langt ein eige­nes emo­tio­na­les und doch leicht unter­kühl­tes Tim­bre, einen spe­zi­el­len rhyth­mi­schen “Groove”, und ein quasi “atmo­sphä­ri­sches” Dyna­mik-Fee­ling, das die noble Balance zwi­schen Prä­senz und Dezenz hält. Gute Bar-Pia­nis­ten sind sel­ten – wenn sie mitt­ler­weile nicht über­haupt ihre ganze Musi­ka­li­tät an Mikro­phon und Mixer dele­giert haben… Jah­re­lange Erfah­rung, geho­bene Kla­vier­tech­nik und ein (auch sti­lis­tisch) brei­tes Reper­toire sind für die­sen Job unab­ding­bar; nichts ist fal­scher als das Kli­schee, der Bar-Piano-Player sei ein her­ab­ge­sun­ke­ner Kon­zert-Pia­nist. Bar-Kla­vier­mu­sik hat ihre ganz eige­nen, kei­nes­falls simp­len Gesetze, und sie ist neben der klas­si­schen und der Jazz-Pia­nis­tik eine eigen­stän­dige (wenn­gleich immer sel­te­ner gehörte) dritte Klavier-Disziplin.

Seidene Halbwelt” in Noten übersetzt

Die­ses spe­zi­fisch Impro­vi­sa­to­ri­sche, die musi­ka­lisch “sei­dene Halb­welt”, ja eine gewisse Las­zi­vi­tät in Rhyth­mus, Klang und Aus­druck des guten Bar-Pia­nos nun in pri­mi­tive Noten­schrift umzu­set­zen ist aber­mals eine sehr spe­zi­elle Her­aus­for­de­rung. Die Arran­geu­rin Susi Weiss hat da in ihren Hef­ten einen prag­ma­ti­schen, an den Vor­aus­set­zun­gen des eher dilet­tie­ren­den Kla­vier­spie­lens ori­en­tier­ten Ansatz gefun­den. Einer­seits pflegt sie rechts­hän­dig eine oft üppige und dabei die Melo­dien simul­tan stüt­zende Akkordik…

Susi weiss: Aus dem Arrangement von
Susi Weiss: Aus dem Arran­ge­ment von “Aqua­rius”

.… wäh­rend die Linke rhyth­misch eher sim­pel grun­diert, zuwei­len aber durch­aus auch synko­pi­sie­ren­des Pro­fil entwickelt:

Susi weiss: Aus dem Arrangement von
Susi Weiss: Aus dem Arran­ge­ment von “Sum­mer­time”

.Das Ton­ar­ten-Spek­trum ist mit zumeist höchs­tens einem Vor­zei­chen betont eng gehal­ten, wäh­rend die Har­mo­nik grund­sätz­lich sehr kon­tras­tie­rend, span­nungs­reich daher­kommt. Letz­te­res ist übri­gens einer der beson­de­ren Reize aller weiss’schen Bearbeitungen.
Dem­ge­gen­über gänz­lich ver­zich­tet wird auf tech­nisch Anspruchs­vol­les wie z.B. weit­räu­mi­ges Arpeg­gie­ren oder varia­ti­ves Ska­lenspiel. Wobei der/die Pianist/in das nackte Noten­ma­te­rial der Arran­geu­rin durch­aus nicht sakro­sankt neh­men sollte:  Ver­sier­tere Ama­teur-Spie­ler wer­den auch “zwi­schen den Noten” lesen und je nach Spiel­laune, ins­be­son­dere in den “Slows”, spe­zi­fisch bar­pia­nis­tisch “fül­len”.

Willkommene Ergänzung des gepflegten Bar-Piano-Repertoires

Die­ser aktu­ellste “Susi’s Bar Piano”-Band ist mit sei­nen 20 berühm­ten (und auch weni­ger berühm­ten) “Swings, Ever­greens und Pop-Clas­sics” jeden­falls eine neu­er­lich inter­es­sante Ergän­zung des gepfleg­ten, aber nicht zu schwie­ri­gen Bar-Piano-Reper­toires. Sicher nix für “Beg­in­ners” nach zwei oder drei Jah­ren Unter­richt, aber locke­res Spiel­ma­te­rial für ambi­tio­nierte “Auf­stei­ger” mit einem beson­de­ren Bar-Feeling.
Bleibt nur zu hof­fen, dass die offen­sicht­lich sehr pro­duk­tive Autorin das Niveau ihrer bis­he­ri­gen Publi­ka­tio­nen hal­ten kann; man darf auf die wei­te­ren Arbei­ten die­ser aus viel­fäl­ti­ger eige­ner Pra­xis her­aus schaf­fen­den Arran­geu­rin gespannt sein. ♦

Susi Weiss (Bearb.), Susi’s Bar-Piano / Band 5 (Swing, Ever­greens, Pop-Clas­sics), Edi­tion Dux, 68 Sei­ten, ISMN M-50017-381-6

Inhalt

– Water­me­lon Man (Her­bie Hancock)
– Just A Gigolo (Nello Casucci)
– Basin Street Blues (Spen­cer Williams)
– Isn’t She Lovely (Stevie Wonder)
– Piano Man (Billy Joel)
– Total Eclipse Of The Heart (Jim Steinman)
– Aquarius/Hair (Galt Mac Dermot)
– Cry Me A River (Arthur Hamilton)
– Dream A Little Dream Of Me (Willy Schwandt)
– s Won­derful (Georg Gershwin)
– Sum­mer­time (Georg Gershwin)
– In The Mood (Joseph Garland)
– Baby, It’s Cold Outside
– Dai­monds Are A Girl’s Best Fri­end (Jule Styne)
– All My Mys­elf (Eric Carmen)
– As Time Goes By (Her­man Hupfeld)
– Har­lem Noc­turne (Earle Hagen)
– Blue Bossa (Kenny Dorham)
– Honey­suckle Rose (Andy Razaf)
– Mona Lisa (Ray Evans)

Lesen Sie im Glarean Maga­zin zum Thema Pop- und Jazz-Kla­vier­mu­sik auch über Tho­mas Sta­be­now: Die Kla­vier­stü­cke (CD)

…sowie zum Thema auch über Ver­band deut­scher Musik­schu­len: Klavierunterricht


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