Inhaltsverzeichnis
- 1 “Massenet is’ a Masse net von Massenet”
- 1.1 Ein dritter Strauss von Musiker-Anekdoten
- 1.1.1 Joseph Haydn
- 1.1.2 Senesino
- 1.1.3 Wolfgang A. Mozart
- 1.1.4 Jules Massenet
- 1.1.5 Gioacchino Rossini
- 1.1.6 David Popper
- 1.1.7 Christoph W. Gluck
- 1.1.8 Edward Grieg
- 1.1.9 Gustav Mahler
- 1.1.10 Guiseppe Verdi
- 1.1.11 Hans Pfitzner
- 1.1.12 Oscar Hammerstein
- 1.1.13 Richard Strauss
- 1.1.14 Sergei Kussewizki
- 1.1.15 Leopold Stokowski
- 1.1.16 Arturo Toscanini
- 1.1.17 Artur Schnabel
- 1.1.18 Anton Bruckner
- 1.1.19 Diesen Beitrag mit Freunden teilen:
- 1.1 Ein dritter Strauss von Musiker-Anekdoten
“Massenet is’ a Masse net von Massenet”
Ein dritter Strauss von Musiker-Anekdoten
von Walter Eigenmann
Joseph Haydn
Bei seinem Fürsten Esterhazy pflegte Haydn sich zuweilen nach einer gelungenen Opernaufführung mit den Sängern und Musikern für ein üppiges Backhendl-Essen zu Tische zu begeben.
Vor einem dieser Mahle erklärte er vergnügt, genüsslich die erste leckere Hühnerkeule zum Munde führend: “Seht, liebe Kinder, sonst geht Händel über den Haydn, jetzt aber kommt Haydn über Hendel!”
Senesino
Zu den berühmtesten Opernsängern des 18. Jahrhunderts zählte der italienische Kastrat und Koloratur-Virtuose Senesino. Ein Hüne von fülliger Gestalt, war er zugleich als eitel und feige bekannt.
Als er einmal in London die Titelrolle in Händels “Julius Cäser” sang, krachte plötzlich ein Versatzstück mit Getöse auf die Bühne. Senesino erschrak zu Tode, der Fleischkoloss fiel heulend und schlotternd zu Boden.
Das Publikum fiel allerdings in Lachkrämpfe, denn er hatte soeben die stolze Arie begonnen: “Cäsar kennt keine Furcht…”

Wolfgang A. Mozart
Mozart wurde von einem jungen Mann gefragt, wie man eine Sinfonie zu schreiben habe.
Mozart: “Sie sind noch jung, beginnen Sie doch mit Liedern!”
“Aber Maestro, Sie selber haben doch schon mit zwölf Jahren Sinfonien komponiert!”
“Ja”, antwortete Mozart, “aber ich habe nie gefragt, wie man das anstellen soll.”
Jules Massenet
1892 wurde an der Wiener Hofoper die elegante Oper “Werther” von Jules Massenet uraufgeführt, unter Beteiligung der RingStrassen-Publikumslieblinge Marie Renard und Ernest van Dyk mit grösstem Erfolg.
In seinem Kollegen Josef Hellmesberger, einem wegen seiner spitzen Zunge berüchtigten Komponisten und Geiger, hatte Massenet allerdings einen scharfen Kritiker. Dieser kommentierte die Uraufführung: “Bei der Oper von Massenet is’ a Masse net von Massenet.”

Gioacchino Rossini
Ein Frau aus Bologna belästigte den grossen Meister Rossini mit dem Ansinnen, er möge sich doch einmal ihre Tochter anhören, diese sei ja so begabt für Klavier und Gesang.
Die junge Dame spielte ihm also vor, sang, spielte, sang, und schliesslich fragte die Mutter stolz: “Nun, Maestro, machen wir eine Pianistin aus ihr? Oder eine Sängerin?”
Rossini erwiderte: “Machen wir lieber eine gute Mutter aus ihr!”
David Popper
Ein Kollege des berühmten Cellisten David Popper kam von einer Tournée zurück und fragte Popper: “Raten Sie, wieviel ich verdient habe!”
Popper: “Die Hälfte.”
“Wovon die Hälfte?” fragte verdutzt sein Kollege.
“Von dem, was Sie mir erzählen werden.”

Christoph W. Gluck
Der geniale Opern-Schöpfer und-Erneuerer Christoph W. Gluck zeichnete sich nicht gerade durch übermässige Bescheidenheit aus.
Als seine “Alceste” in Paris durchgefallen war, triumphierte ihm gegenüber ein Neider in deutscher Sprache: “‘Alceste’ ist gefallen!”
Gluck darauf gelassen: “Gewiss – vom Himmel.”
Edward Grieg
Grieg komponierte in seinen späten Jahren nur noch wenig und begründete das so: “Wenn Pegasus nicht traben will, ist er störrischer als ein Maulesel. Je mehr man ihn schlägt, desto unwilliger ist er. Und da ich Mitglied des Tierschutzvereins bin, gehe ich mit gutem Beispiel voran.”
Gustav Mahler
Probe in der Wiener Hofoper, am Dirigentenpult Gustav Mahler. Eine Sopranistin, offensichtlich völlig indisponiert, kämpft mit heftigen Intonationsproblemen.
Eine Zeitlang hört sich das Mahler ruhig an, doch dann klopft er ab, fixiert die Unglückliche mit strafendem Blick und verbeugt sich mit sarkastischer Höflichkeit: “Gnädigste, würden Sie die Güte haben, uns Ihr A anzugeben!”

Guiseppe Verdi
Das Opern-Genie Verdi hatte in seinen jüngeren Jahren durchaus Zeiten des Hungerns und Darbens. Doch mit jeder neuen Komposition wuchs seine Berühmtheit – und sein Portemonnaie. Der alte Verdi lebte als reicher Mann und als freigebiger Mäzen.
Verdi’s lächelnde Antwort auf die Frage eines Reporters, welches seiner Werke er für sein bestes halte: “Mein Altersheim für Musiker in Mailand.”
Hans Pfitzner
In einer Gesellschaft antwortete Pfitzner einmal auf die Frage, was paradox sei:
“Wenn ein Sopran bass erstaunt ist, dass ein Tenor alt wird!”
Oscar Hammerstein
Der bekannte New Yorker Opern-Impresario Hammerstein wurde gefragt: “Warum zum Teufel schlagen Sie sich mit diesem Operngeschäft herum? Steckt da denn überhaupt Geld darin?”
“Natürlich steckt Geld darin”, antwortete Hammerstein, “mein eigenes…”

Richard Strauss
Einem unerfahrenen, aber gleichwohl selbstbewussten Taktschläger, dem man in der Provinz die “Ariadne auf Naxos” zum Dirigieren anvertraut hatte, gab Strauss den kollegialen Tip: “Herr Kapellmeister, heut’ müssen S’ aber höllisch aufpassen. Die Sängerin da droben is’ nämlich ekelhaft musikalisch!”
Sergei Kussewizki
Bostons Chefdirigent Sergei Kussewizki war bei den Musikern berüchtigt wegen seiner oft fahrigen, schwierig interpretierbaren Dirigierbewegungen.
Ein Mitglied des Bostoner Sinfonieorchesters wurde mal gefragt: “Wie bringt ihr Burschen es bloss fertig, alle gleichzeitig einzusetzen – bei diesem Dirigenten?”
“Kein Problem”, entgegnete der Orchestermusiker, “wir beobachten ihn scharf, lassen ihn acht oder zehn einleitende Verrenkungen machen, und wenn er am ersten Jackenknopf angelangt ist, wissen wir, dass es Zeit zum Anfangen ist.”
Leopold Stokowski
Leopold Stokowski war einer der ersten Pultstars, die ihre Konzerte ganz ohne Partitur leiteten. In Philadelphia hörte er eines Tages zufällig ein Gespräch zwischen zwei Damen mit, die sich über sein letztes Konzert unterhielten.
“Der arme Stokowksy”, sagte die eine, “ist es nicht eine Schande?”
“Was ist eine Schande, meine Liebe?” fragte die andere zurück.
“Na ja,”, kam die Antwort, “ist es nicht eine Schande, dass er keine Noten lesen kann! Stell dir vor, was für eine Karriere er machen könnte, wenn er das verstünde!”

Arturo Toscanini
Der wichtigste Vertreter des italienischen Oper-Verismo Giacomo Puccini pflegte als Weihnachtsgruss jährlich einen Panettone-Kuchen an seine Freunde zu verschicken.
Einmal sandte er diesen Gruss irrtümlich auch an Dirigent Toscanini, mit dem er heillos zerstritten war. Prompt sandte Puccini seinem Kuchen ein Telegramm nach: “Panettone aus Versehen abgesandt.”
Toscanini antwortete postwendend: “Panettone aus Versehen aufgegessen.”
Artur Schnabel
Der Ausnahme-Pianist Artur Schnabel war bei der Probe eines Beethoven-Konzertes absolut unzufrieden mit Klemperers Tempi. Also gab er hinter dem Rücken des Dirigenten dem Orchester ein Zeichen, seinen Führer zu ignorieren und ihm zu folgen.
Klemperer erbost, seinen Taktstock hinwerfend: “Der Dirigent ist hier, Herr Schnabel!”
Schnabel mit nachdenklicher Miene: “O ja, ich weiss, Klemperer ist hier – Schnabel ist dort – aber wo ist Beethoven?”
Anton Bruckner
Dem österreichischen Sinfoniker Anton Bruckner war extreme Schüchternheit eigen. Einmal wurde er von den Wiener Philharmonikern eingeladen, seine “Romantische” zu dirigieren. Bruckner kam zur Probe, wurde herzlich begrüsst und feierlich ans Pult geleitet. Dort griff er zum Taktstock und – wartete.
Der Konzertmeister ermunterte ihn: “Nun, Herr Doktor, wir wären dann soweit, wollen Sie nicht anfangen?”
“O nein, Herr Professor”, sagte Bruckner, “ich wage es nicht – nach Ihnen, meine Herren, nach Ihnen!”♦
Danke für diese kleine Sammlung, manches kannte ich noch nicht. Köstlich: Mahler. Auch Kussewizky 🙂 Es gibt hoffentlich noch weitere Staffeln?!?! Grüsse: Peter
Mal sehen… 🙂
Gruss. W.E.