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Katie legt los…
von Horst-Dieter Radke
Was bringt die Blues-Rock-Interpretin Katie Henry aus New Jersey nach Deutschland? Das Plattenlabel, das bereits 2022 ihr erstes Album („On My Way“) herausgebracht hat. Über dieses Label kam sie auch in Kontakt mit dem etablierten Blues-Musiker Bernard Allison, der das neue Album „Get Goin'“ produziert hat. Katie Henry wird als neue Blues-Sängerin gehandelt, ein reines Blues-Album ist „Get Goin'“ aber nicht.
Dem Albumtitel entsprechend legt Katie Henry schon mit dem ersten Titel – „Love Like Kerosine“ – los. Der markante Riff bringt gute Laune, die das ganze Album über nicht verloren geht, selbst bei schwächeren Songs nicht. Diesen Titel hat man dann auch gleich als Single ausgekoppelt. Beim zweiten Song „Jump“ fällt das Bassspiel von George Moye auf, das schließlich zum guten Gesamteindruck des Albums beiträgt. Doch schon beim dritten Titel „A Doll’s Heart“ wird deutlich, das Katie Henrys Stimme bei Balladen noch nicht überzeugt.
Beim nächsten Titel, „Clear Vision“ ist die Stimme aber wieder da, wo sie hingehört, bei bluesigen und rockigen Songs. Dies ist der erste von zwei Titeln, die Bernard Allison, Produzent des Albums, geschrieben hat (bei anderen hat er mitgewirkt). Auch der nächste Titel ist gecovert: „Voodoo Women“. Er wird vor allem von dem funky Bass getragen, der manchmal sogar zu „singen“ scheint. Man könnte auch sagen, der Bass rettet den Song, der sonst nicht viel Substanz hat, auch wenn Katie Henry ihn überzeugend rüberbringt.
Der Bass trägt das Album

Es dauert etwas, bis man in der Höhle des Löwen ist, aber der treibende Bass lässt schon vom ersten Ton in „The Lion’s Den“ keinen Zweifel daran, dass man dort landen wird, und so treibt er auch die Stimme vor sich her. Mit diesem sechsten Song ist man wieder beim Versprechen angelangt, dass mit dem ersten abgegeben wurde. Für die Ballade „Wake up time“ gilt, was schon bei „A Doll’s heart“ geschrieben wurde: Katie Henrys Stimme ist dafür noch nicht ausreichend präsent. Aber immerhin, hier und da ist zu hören, dass da noch etwas nachwachsen kann.
Überraschender Abschluss
Dann geht es langsam dem Ende entgegen. „Get Goin’ Get Gone“ klingt so, als hätte man das schon ein paarmal anderswo gehört. Der Song überzeugt nicht wirklich. Das Beste, was man über ihn sagen kann, ist, dass er ganz nett anzuhören ist. „Bayou Boogie“, der zweite Titel von Bernard Allison, ist ein instrumentaler Lückenfüller. Tatsächlich wirkt er wie ein Fremdkörper in diesem Album, er ist auch weniger als zwei Minuten kurz.

Mit dem nächsten Song ist die Spannung, die mit dem ersten Titel aufgebaut wurde, wieder da. „Trying“ wird von Katies Stimme und Pianospiel sowie dem Bass von George Moye dominiert. Jetzt könnte es noch einmal losgehen. Doch mit dem nächsten Song ist Schluss. Der Abgang mit „Nobody’s Fault but mine“ ist allerdings phänomenal. Dieser alte Willie Johnson Song, nur mit dem Piano begleitet zeigt, was von der Musikerin noch erwartet werden kann.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Der Einstieg in das Album und der Abschluss sind phänomenal. Dazwischen schlägt sich die Interpretin gut, aber nicht immer überzeugend. Dass sie mehr kann, spürt man beinahe in jedem Song, aber gerade bei den verhaltenen, den Balladen, ist noch viel Luft nach oben.
Die Laufzeit der CD ist mit weniger als 40 Minuten sehr knapp ausgefallen. Trotz alledem: „Get Goin'“ ist durchaus ein Album, das sich lohnt anzuhören. ♦
Katie Henry: Get Goin‘, Blues-Rock-Jazz, Ruf Records (Edel), CD – 39 Min.
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Oliver2: Tatsächlich liefert die Lady ab und spielt sicherlich in jeder Truckerkneipe zur Erheiterung der Gästeschaft auf. Allerdings empfinde ich weder den Einstieg noch den Abschluss als phänomenal.
Ich vergebe für mich drei von zwölf Sternen und hoffe, dass andere Hörer mehr Spaß an Miss Henry haben.