Wer bin ich? (Women Power 18 – Musik)

Jeder Tact mit Lust und Liebe geschrieben“

von Walter Eigenmann

Wer bin ich?

Im al­ten Eng­land des aus­ge­hen­den 19. Jahr­hun­derts hat­te ich als jun­ge Kom­po­nis­tin ge­gen viel männ­li­chen Neid und ab­stru­se Vor­ur­tei­le zu kämp­fen. Und dass ich ers­tens aus mei­ner Bi­se­xua­li­tät kei­nen Hehl mach­te, au­ßer­dem zwei­tens als kämp­fe­ri­sche Ak­ti­vis­tin für die auf­kei­men­de Eman­zi­pa­ti­on der Frau­en tat­kräf­tig auf den Stra­ßen mit­misch­te, trug mir zu­sätz­lich den hei­ligs­ten Zorn des bür­ger­li­chen Es­tab­lish­ments ein. (Dass ich ein­mal we­gen ei­ner fe­mi­nis­ti­schen Ak­ti­on – Stei­ne­wer­fen ge­gen die Fens­ter ei­nes re­ak­tio­nä­ren Ka­bi­netts­mit­glie­des – so­gar für acht Wo­chen in ein Frau­en­ge­fäng­nis ge­wor­fen wur­de, ge­mein­sam mit hun­der­ten wei­te­rer Ak­ti­vis­tin­nen, will ich hier nicht wei­ter ausführen).

Pfiffe, Buhrufe, schlechte Kritiken

Trotz an­fäng­li­chen Pfif­fen, Buh­ru­fen und schlech­ten Kri­ti­ken während/nach Ur­auf­füh­run­gen et­li­cher mei­ner An­fangs-Wer­ke fühl­te ich ge­nau, dass mein (vor­wie­gend dra­ma­ti­sches) Mu­sik­schaf­fen die Be­stim­mung mei­nes Le­bens war, der ich un­be­irrt und mit wach­sen­der Öf­fent­lich­keits­re­so­nanz folg­te. Und so kann ich mit den Wor­ten mei­ner kom­po­nie­ren­den Zeit­ge­nos­sin In­ge­borg von Bronsart eben­falls über­zeugt von mir be­haup­ten, „dass ich je­den Tact mit Lust und Lie­be ge­schrie­ben habe“.

Schick­sals­haf­te Lieb­schaft: Li­te­rat und Phi­lo­soph Hen­ry B. Brewster

Als schick­sals­haft er­wies sich mei­ne Be­geg­nung in Flo­renz mit dem ver­hei­ra­te­ten Li­te­ra­ten und Phi­lo­so­phen Hen­ry Ben­nett Brews­ter, mit dem mich, als über­zeug­te Les­be, eine lei­den­schaft­li­che Li­ai­son ver­band. Mit ihm un­ter­nahm ich so­gar eine lan­ge Fahr­rad-Tour durch die Abruz­zen. Und er war es auch, der mir noch lan­ge nach un­se­rer Lie­bes­be­zie­hung der engs­te Be­ra­ter und der wich­tigs­te Text­dich­ter blieb, dem ich enor­me In­spi­ra­ti­on beim Kom­po­nie­ren mei­ner ins­ge­samt sechs Opern verdankte.

Anerkennung durch die Musikprominenz

Im Ban­ne des Ge­hör­ten: Di­ri­gent Bru­no Walter

Mit je­dem wei­te­ren Büh­nen- und In­stru­men­tal­werk mei­nes – zu­ge­ge­ben eher klei­nen – Oeu­vres wuchs die Be­ach­tung und An­er­ken­nung in der män­ner­do­mi­nier­ten Opern- und Kon­zert­welt Eu­ro­pas. Maß­geb­li­che För­de­rung von „höchs­ter Stel­le“ in der Öf­fent­lich­keit – ich nen­ne nur Ge­or­ge Ber­nard Shaw, Pe­ter Tschai­kow­sky, Tho­mas Bee­cham – zei­tig­ten schließ­lich viel­be­ach­te­te Aufführungen.
Auch mei­ne schärfs­ten Kri­ti­ker be­gan­nen all­mäh­lich, von mei­ner „meis­ter­li­chen Kühn­heit im Har­mo­ni­schen“ zu spre­chen. Und mein spä­te­rer le­bens­lan­ger Freund, der be­rühm­te Di­ri­gent Bru­no Wal­ter ge­stand in sei­ner Au­to­bio­gra­phie, dass er nach un­se­rer ers­ten Be­geg­nung, bei der ich ihm mei­ne neue Oper am Pia­no vor­spiel­te, „völ­lig im Bann des Ge­hör­ten und der Per­son ge­stan­den“ habe. Nicht we­ni­gen be­rühm­ten Per­sön­lich­kei­ten je­ner Tage fiel da­bei das „Un­fe­mi­ni­ne“ mei­ner Ton­spra­che auf, das „kraft­voll Pa­cken­de – und kei­ne Spur von Sen­ti­men­ta­li­tät oder Schwel­gen in sanf­ten Emp­fin­dun­gen“ (Ri­chard Specht im Wie­ner „Mer­ker“).

Zwischen Spätromantik und Moderne

Im Zen­trum mei­nes Wer­kes, das zwar grund­sätz­lich der Spät­ro­man­tik ver­haf­tet bleibt, aber in ei­ni­gen Aspek­ten doch die Schwel­le zur Mo­der­ne über­schrei­tet, steht die Vo­kal- und Opern­mu­sik, flan­kiert von ei­ni­ger Kam­mer­mu­sik für Strei­cher, aber kaum grö­ße­re Sinfonik.

Der fol­gen­de No­ten­aus­schnitt ent­stammt ei­nem Werk, das ei­nen star­ken Be­zug zu mei­nem Le­ben hat:


Also: Wer bin ich?

(Lö­sungs­vor­schlä­ge ger­ne via un­se­re Kom­men­tar-Funk­ti­on unten)

Le­sen Sie im GLARIAN MAGAZIN auch das Mu­sik-Quiz vom Mai 2017 (Wo­man Power 15)

Wei­te­re Rät­sel in der Ru­brik „Wo­men Power“


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