Interessante Buch- und CD-Neuheiten – kurz belichtet

Drei bemerkenswerte Musik-Novitäten

von Wal­ter Eigenmann

Die Ärzte“: Die beste Band der Welt

Das 7. Son­der­heft des „Rock Clas­sics“ Ma­ga­zins aus dem Wie­ner Me­dia-Haus Slam wid­met sich aus­schliess­lich und um­fang­reich der 30-jäh­ri­gen deut­schen Punk-Rock-Grup­pe „Die Ärz­te“. Das kom­mer­zi­ell nach wie vor er­folg­rei­che „Ärzte“-Trio Fa­rin Ur­laub, Bela B. und Ro­dri­go Gon­zá­lez gibt da­bei in ver­schie­de­nen län­ge­ren In­ter­views In­ter­na und Tri­via preis zu sei­ner Grün­dungs­zeit vor 30 Jah­ren, zu sei­ner Be­set­zungs­ge­schich­te, zum mensch­li­chen und mu­si­ka­li­schen Um­feld der Grup­pe und zu ge­plan­ten Zukunftsprojekten.

„Die Ärz­te“ – Die bes­te Band der Welt – Sonderheft

Das Heft, in­halt­lich in­for­ma­tiv und lay­oute­risch ge­lun­gen, ent­hält nicht nur zahl­lo­se In­fos und Foto-Re­ports, son­dern wird gar­niert mit der CD „No Fun!“, die eine Fül­le an klas­si­schen Songs der deut­schen Punk- und New-Wave-Sze­ne bie­tet. Der Band ge­stat­tet ei­nen at­trak­ti­ven Über­blick auf die Ge­schich­te ei­ner Band, die sich im­mer­hin dank stän­di­gen Wan­dels und An­pas­sens 30 Jah­re lang in die Charts spie­len konn­te. „Die Ärz­te“ ge­hö­ren zwei­fel­los zu den in­no­va­ti­ve­ren Grup­pen der jün­ge­ren Popgeschichte. ♦

Slam Me­dia: Ma­ga­zin Rock Clas­sics / Son­der­heft Nr.7 – Die Ärz­te, 132 Sei­ten, mit Audio-CD

Le­sen Sie im Glarean Ma­ga­zin zum The­ma Pop­ge­schich­te auch über
Geb­hardt & Stark: Wem ge­hört die Popgeschichte?


Franz Hummel: Sinfonien „Hatikva“ und „Fukushima“

Franz Hum­mel: Sin­fo­nien „Ha­tik­va“ und „Fu­ku­shi­ma“

Das er­klär­te An­lie­gen des frisch ge­grün­de­ten Au­dio-La­bels TYX­art ist es, „die emo­tio­na­len, geis­ti­gen und in­tel­lek­tu­el­len An­for­de­run­gen von Mu­sik­lieb­ha­bern mit hoch­wer­ti­gen künst­le­ri­schen Pro­duk­ten zu be­die­nen“ – für­wahr kei­ne be­schei­de­ne Vor­ga­be, zu­mal in heu­ti­gen Zei­ten des kom­mer­zi­ell ma­xi­mie­ren­den Mainstream-Betriebes.
Doch die Kon­zep­ti­on scheint um­ge­setzt zu wer­den – zu­min­dest nach den drei Start-Pro­jek­ten des neu­en CD-La­bels zu ur­tei­len. Ne­ben ei­ner be­mer­kens­wer­ten Klas­si­ker-Ein­spie­lung des 15-jäh­ri­gen Kla­vier- und Kompositions-„Wunderkindes“ Yojo Chris­ten so­wie den „Kol­lek­ti­ven Kom­po­si­tio­nen“ des Kla­vier-Tri­os „Zero“ sind die bei­den Sin­fo­nien „Ha­tik­va“ (für Kla­ri­net­te und Or­ches­ter) und „Fu­ku­shi­ma“ (für Vio­li­ne und Or­ches­ter) des deut­schen Kom­po­nis­ten und Pia­nis­ten Franz Hum­mel her­vor­zu­he­ben. Ers­te­rer liegt the­ma­tisch die gleich­na­mi­ge is­rae­li­sche Hym­ne zu­grun­de, wo­bei „die leid­vol­len Er­fah­run­gen des is­rae­li­schen Vol­kes“ durch die „Über­hö­hung von Freud und Leid, Auf­schrei und Tra­gö­die“ ver­ar­bei­tet wer­den, wäh­rend „Fu­ku­shi­ma“ ur­sprüng­lich un­ter dem Ein­druck der ato­ma­ren Zer­tö­rung von Hi­ro­shi­ma ent­stan­den sei (so der Kom­po­nist im gut do­ku­men­tie­ren­den Book­let), jetzt aber dem Ge­den­ken der letzt­jäh­ri­gen Atom-Op­fer Ja­pans ver­pflich­tet ist. Der Kom­po­nist über sei­ne „Ka­ta­stro­phen-Sin­fo­nie“: „Es bleibt zu hof­fen, dass die un­ge­heu­re Tra­gik von Fu­ku­shi­ma ein welt­wei­tes Um­den­ken im Um­gang mit den Na­tur­ge­wal­ten bewirkt“. ♦

Franz Hum­mel: „Ha­tik­va“ für Klarinette&Orchester (Gio­ra Feid­man) / „Fu­ku­shi­ma“ für Violine&Orchester (Ele­na De­n­is­o­va), Sin­fo­nie-Or­ches­ter Mos­kau (Alex­ei Kor­ni­en­ko), La­bel TYX­art, Au­dio-CD: 54 Minuten

Le­sen Sie im Glarean Ma­ga­zin zum The­ma Kla­ri­net­ten­mu­sik auch über
Carl Phil­ipp Stamitz: Klarinetten-Quartette


stimmband“: Lieder und Songs

„Stimm­band“ – Lie­der und Songs – Re­clam & Ca­rus Verlag

Noch ein Büch­lein mehr mit „Lie­dern und Songs“ zum „fröh­li­chen Sin­gen und Bei­sam­men­sein“ – nach so vie­len Jahr­zehn­ten der pau­sen­lo­sen Pro­duk­ti­on un­zäh­li­ger der­ar­ti­ger „lus­ti­ger Liederbüchlein“?
Ja. Denn die­se Zu­sam­men­stel­lung, knapp und kna­ckig „stimm­band“ ge­nannt, ist von ganz an­de­rer, ja be­son­de­rer Qua­li­tät. Denn von der land­läu­fi­gen Dut­zend­wa­re ähn­li­cher Text- und Melodien-„Reigen“ un­ter­schei­det die­se üp­pi­ge Zu­sam­men­stel­lung aus den Häu­sern Re­clam und Ca­rus eine Men­ge. Bei­spiels­wei­se die enor­me sti­lis­ti­sche und in­halt­li­che Spann­brei­te, oder die ge­schmack­lich fei­ne Se­lek­ti­on der Me­lo­dien und (Lied-)Texte, oder die Sorg­falt bei Lay­out und No­ten­gra­fik, oder die mu­si­ka­lisch sinn­vol­len Er­gän­zun­gen be­züg­lich Ak­kord­an­ga­ben und Ton­art-Wahl, oder die sta­bi­le buch­tech­ni­sche Ver­ar­bei­tung so­wie die Hand­lich­keit des Formats.
Der Band ver­sam­melt, je­weils me­lo­disch ein­stim­mig no­tiert und mit al­len Stro­phen ver­se­hen, das alt­ehr­wür­di­ge Volks­lied eben­so wie den Jür­gens-Schla­ger, das fremd­spra­chi­ge Abend­lied wie die Brecht-Mo­ri­tat, den Po­lit-Song wie den Mu­si­cal-Hit. Die in­halt­li­chen The­men­krei­se sind da­bei Lie­be & Freund­schaft, Rei­se & Na­tur, Sehn­sucht & Frei­heit, Glau­be & Frie­de, Jahr & Tag, Spass & Tanz. Eine Gi­tar­ren-Griff­ta­bel­le so­wie ein Ti­tel-Re­gis­ter run­den die­se Kom­po­si­ti­on ab.
Die Her­aus­ge­ber möch­ten „der Ma­gie des Sin­gens ei­nen Raum ge­ben“ – das ist voll­um­fäng­lich gelungen. ♦

K. Brecht & K. Wei­ge­le: stimm­band – Lie­der und Songs, 256 Sei­ten, Ver­la­ge Re­clam und Ca­rus, ISBN 978-3-15-018983-2

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Sin­get, klin­get! – Ge­sel­li­ges Lie­der­buch für Ge­misch­ten Chor

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