Jean-Paul Salomé (Regie): La Syndicaliste (Film)

Die Machenschaften der Atom-Lobby

von Katka Räber

La Syn­di­cal­is­te” ist ein hoch­po­li­ti­scher Film – ein Thril­ler nach dem Ro­man von Ca­ro­li­ne Mi­chel-Aguir­re, der sich auf ei­nen wah­ren Skan­dal des Jah­res 2012 stützt. Der Film von Jean-Paul Sa­lo­mé fei­er­te im Sep­tem­ber 2022 in Ve­ne­dig an den In­ter­na­tio­na­len Film­fest­spie­len Pre­mie­re. Das Dreh­buch ist auf­wüh­lend auf­ge­baut, span­nend und groß­ar­tig ge­spielt von Isa­bel­le Hup­pert, die schau­spie­le­risch die gro­ßen Ge­füh­le und das Dra­ma­ti­sche nur an­deu­tet – mit ei­ner um so stär­ke­ren Wirkung.

Gleich zu Be­ginn steigt dem Pu­bli­kum das Blut zu Kopf, da es er­schüt­ternd ist zu se­hen, wie ten­den­zi­ös da­mals die fran­zö­si­sche Po­li­zei ge­ar­bei­tet hat. Ver­tu­schung, Miso­gy­nie, Schlam­pe­rei. Isa­bel­le Hup­pert in ei­ner Glanz­rol­le als zier­li­che, pa­ri­se­risch mon­dä­ne, aber mit Mut und Aus­dau­er kämp­fen­de Ge­werk­schaf­te­rin, die sich kühl, ent­schlos­sen und furcht­los für die An­ge­stell­ten ein­setzt und da­bei schreck­li­che Ma­chen­schaf­ten der obers­ten Ma­na­ger der Fir­ma aufdeckt.

Die Gewerkschafterin Maureen Kearney

La syndicaliste - Die Gewerkschafterin - Jean-Paul Salome (Film)Mau­re­en Kear­ney ver­tritt in­ter­na­tio­nal die Ar­beits­kräf­te ei­ner Fir­ma, die ei­nen neu­en CEO be­kommt, ei­nen rück­sichts­lo­sen, cho­le­ri­schen Kar­rie­ris­ten, der die Fir­ma an die Chi­ne­sen ver­kauft und da­mit mit­ver­ant­wort­lich ist, dass Chi­na im Bau von AKWs in der gan­zen Welt ge­fähr­lich mit­mischt. Die en­ga­gier­te Ge­werk­schaf­te­rin Mau­re­en Kear­ney wur­de am An­fang des Films das Op­fer ei­ner schreck­li­chen Ge­walt­tat im ei­ge­nen Haus in Pa­ris, nach­dem sie die schmut­zi­gen Ma­chen­schaf­ten der Atom­in­dus­trie auf­de­cken wollte.

Dreck am Stecken der Atom-Manager

Statt die furcht­ba­re Blut­tat – wel­che die Ge­werk­schaf­te­rin über­leb­te, so dass sie schein­bar ohne gro­ße kör­per­li­che Ein­schrän­kun­gen wei­ter funk­tio­nier­te – zu un­ter­su­chen,  be­gann die fran­zö­si­sche Jus­tiz aus dem Op­fer eine Tä­te­rin zu kon­stru­ie­ren, um von den dre­cki­gen, un­durch­sich­ti­gen Ma­chen­schaf­ten der obe­ren Eta­gen der Atom­po­li­tik zur Zeit von Fran­çois Hol­land abzulenken.

Isabelle Huppert - Glarean Magazin
Groß­ar­tig: Schau­spie­le­rin Isa­bel­le Huppert

Wir wer­den als Pu­bli­kum Zeu­ge haar­sträu­ben­der Un­ge­rech­tig­kei­ten und Ver­leum­dun­gen, die lei­der von ver­schie­de­nen Sei­ten kom­men, so dass Mau­re­en Kear­ney am Schluss un­ter dem gro­ßen Druck zu­gibt, sie hät­te sich die halt­lo­sen An­schul­di­gun­gen sel­ber zu­ge­fügt. Sie wird ge­zwun­gen zu ge­ste­hen, dass sie sich die kör­per­li­che Ge­walt­tat aus­ge­dacht und sich sel­ber die kör­per­li­chen Ver­let­zun­gen zu­ge­fügt habe, was sich am Schluss al­ler­dings als un­mög­lich her­aus­stellt. Ein Psy­cho­ter­ror der Po­li­zei, die in ver­leum­de­ri­scher Zu­sam­men­ar­beit mit ei­nem Arzt und so­gar dem Ver­tei­di­ger ei­nen bei­spiel­lo­sen Skan­dal zur Fol­ge hat­te. Die Span­nung steigt, in­dem auch wir als Pu­bli­kum zu zwei­feln beginnen.

Grossartige Isabelle Huppert

Doch ob­wohl zu­nächst die Ge­werk­schaf­te­rin ver­ur­teilt wird, da ihr Kampf­geist für die ei­ge­ne Ver­tei­di­gung nach­lässt, regt sich doch mit der Zeit ihr Ge­rech­tig­keits­sinn und ihr Selbst­er­hal­tungs­trieb – Mau­re­en Kear­ney legt eine Be­ru­fung ein und nimmt sich ei­nen neu­en Verteidiger.
Die­sem ge­lingt es, die schlam­pi­ge, kor­rup­te und be­wusst ver­schlei­ern­de Ar­beit der Po­li­zei zu be­wei­sen und das Ur­teil zu widerlegen.
Was zu­nächst aus­weg­s­los schien, fin­det ein ge­rech­tes Ende – in der Rea­li­tät nach fünf Jahren.
Ein un­ge­mein span­nen­der Thril­ler – po­li­tisch bri­sant bis in un­se­re Tage…♦

Jean-Paul Sa­lo­mé (Re­gie): La Syn­di­cal­is­te – Spiel­film-Thril­ler, mit Isa­bel­le Hup­pert, 122 Min.

Le­sen Sie im GLAREAN MAGAZIN zum The­ma Spiel­film auch über Thaïs Oder­matt: Ama­zo­nen ei­ner Grossstadt

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