Interview mit dem Kultur-Publisher Ruprecht Frieling

Selbstverlegen im Wandel der Zeit

von Walter Eigenmann

Er nennt sich sel­ber ei­nen “Pa­ra­dies­vo­gel der Kul­tur­sze­ne”, hat mehr als 40 Bü­cher über zahl­rei­che he­te­ro­ge­ne The­men ge­schrie­ben und war in den 1980-er Jah­ren ein Pio­nier des Self­pu­bli­shing: Der Ber­li­ner Kul­tur-Jour­na­list, Au­tor, Ver­le­ger und KI-Künst­ler Ru­precht Frie­ling (aka “Prinz Rupi”). Im GLAREAN-In­ter­view blickt er zu­rück auf sei­ne 43-jäh­ri­ge Kar­rie­re als En­fant ter­ri­ble, als In­no­va­tor und als Zeitgeist-Chronist.

Glarean Ma­ga­zin: Herr Frie­ling, wie geht es Ih­nen ak­tu­ell? Steht al­les un­ter ei­nem “gu­ten Stern” bei Ihnen?

Ru­precht Frie­ling: Dan­ke der Nach­fra­ge. Die Ster­ne schei­nen mir wohl­ge­sinnt zu sein. Ein Mot­to be­glei­te­te mich auf mei­nem bis­he­ri­gen Le­bens­weg: “Fol­ge dei­nem Stern”. Die­sem Leit­satz bin ich mein Le­ben lang treu ge­blie­ben und wur­de sel­ten ent­täuscht. Nach sieb­zig Jah­ren schließt sich der Kreis mei­nes Le­bens, und ich bin glück­lich dar­über, dass ich mei­nen Stern ge­fun­den habe und ihm stets ge­folgt bin.

Man sieht Sie auf Bil­dern oft la­chen, und der Hu­mor ist eine der öf­fent­li­chen Kon­stan­ten von “Prinz Rupi”. Gibt es auch Sa­chen, wor­über Sie sich nie lus­tig ma­chen würden?

Interview mit Ruprecht Frieling - Portrait - Glarean Magazin
“Für mich sind Kunst, Freund­schaft und Hu­mor we­sent­li­che Säu­len”: Ru­precht Frieling

Ru­precht Frie­ling: Für mich sind Kunst, Freund­schaft und Hu­mor we­sent­li­che Säu­len, an de­nen ich mich ori­en­tie­re. In die­sem Zu­sam­men­hang zäh­len auch mei­ne Vor­lie­ben für schwar­zen Hu­mor und ge­le­gent­li­chen Galgenhumor.
Schwar­zer Hu­mor nutzt oft eine scho­ckie­ren­de oder ab­sur­de Art des Hu­mors, um die In­ten­si­tät oder Schwe­re ei­ner Si­tua­ti­on zu mil­dern oder zu ver­deut­li­chen, wie ab­surd sie ist. Gal­gen­hu­mor wird oft in Si­tua­tio­nen ein­ge­setzt, in de­nen Men­schen mit ex­tre­men Stress-Si­tua­tio­nen, Tod oder Ka­ta­stro­phen kon­fron­tiert sind. Der Be­griff stammt aus dem Mit­tel­al­ter, als Men­schen in den letz­ten Mo­men­ten vor ih­rer Hin­rich­tung Witz und Iro­nie be­nutz­ten, um ihre Ängs­te und Schwie­rig­kei­ten zu über­win­den. Manch­mal wer­den wir Zeu­gen von Ex­trem­si­tua­tio­nen, in de­nen nur ein Schuss Gal­gen­hu­mor hel­fen kann.
Je­doch ver­su­che ich bei The­men wie Ras­sis­mus, Se­xis­mus, Ge­walt, Dis­kri­mi­nie­rung und Mob­bing stets eine re­spekt­vol­le Hal­tung und Em­pa­thie zu be­wah­ren, um si­cher­zu­stel­len, dass nie­mand ab­sicht­lich oder un­ab­sicht­lich ver­letzt oder dis­kri­mi­niert wird.

Sie wa­ren vor ca. 40 Jah­ren ei­ner der “Grün­der­vä­ter” der deutsch­spra­chi­gen “Selfpublishing”-Szene, Ihr Name war ein Syn­onym für Zu­schuss-Ver­la­ge. Was war da­mals Ihr Be­weg­grund (au­ßer na­tür­lich das funk­tio­nie­ren­de Ge­schäfts­mo­dell), als Be­zahl-Ver­le­ger zu be­gin­nen? War die De­mo­kra­ti­sie­rung des Buch­ver­le­gens ein Motiv?

Wil­helm Ru­precht Frieling
wur­de 1952 in Bie­le­feld ge­bo­ren. Nach Aus­bil­dun­gen zum Fo­to­graf und Re­dak­teur war er jour­na­lis­tisch in West-Ber­lin tä­tig und ver­öf­fent­lich­te in deut­schen und US-ame­ri­ka­ni­schen Magazinen.
1983 grün­de­te er die Ver­lags­ge­sell­schaft Frieling&Partner und war bald un­ter dem Slo­gan “Ver­lag sucht Au­toren” ei­ner der be­kann­tes­ten Selbst­kos­ten-Ver­la­ge in Deutschland.
Seit 2006 be­treibt Frie­ling das of­fe­ne On­line-Fo­rum Literaturzeitschrift.de. Frie­ling ist Co-Grün­der des Self­pu­blisher-Ver­ban­des und be­klei­det dort das Amt des Stell­vertr. Vorsitzenden.
Seit ei­ni­ger Zeit wid­met er sich au­ßer­dem in­ten­siv der Gra­fik mit­tels Künst­li­cher In­tel­li­genz und ge­ne­riert KI-Bild­kom­po­si­tio­nen. Frie­ling lebt in Ber­lin-Süd­ende und schreibt auch un­ter dem Pseud­onym “Prinz Rupi”.

Als ich im Jahr 1980 mei­nen ers­ten Ver­lag un­ter dem Slo­gan “Ver­lag sucht Au­toren” grün­de­te, brach­te ich aus den USA das Wis­sen um eine dort gän­gi­ge Art des Ver­le­gens mit, die als “sub­s­idy pu­bli­shing” oder auch “va­ni­ty pu­bli­shing” be­kannt war. Es war of­fen­sicht­lich, dass hun­der­te Autor*innen im deut­schen Sprach­raum ver­zwei­felt nach ei­nem Ver­lag such­ten, aber im re­gu­lä­ren Markt kei­ne Chan­ce hat­ten. Da­her schuf ich eine ver­le­ge­ri­sche Platt­form, die es ih­nen er­mög­lich­te, am Buch­markt teilzunehmen.
Der Er­folg war un­be­schreib­lich: Ich wur­de zum Ro­bin Hood der Au­toren­sze­ne, der den “Un­der­dogs” ih­ren Platz im Buch­markt er­kämpf­te. Nach zwan­zig Jah­ren hat­te ich über zehn­tau­send Autor*innen un­ter Ver­trag ge­nom­men, aber die­se Zahl war nur die Spit­ze des Eis­bergs der­je­ni­gen, die ger­ne ver­öf­fent­li­chen woll­ten. Denn da­mals gab es auf­grund der tech­ni­schen Not­wen­dig­kei­ten noch eine Be­zahl­schran­ke, die für vie­le Hob­by­au­to­ren un­über­wind­lich war.

Der SPIEGEL nann­te Sie ein­mal “Deutsch­lands schil­lernds­ter Ver­le­ger”, und nicht nur für die eta­blier­te Ver­lags­sze­ne, son­dern auch für die meis­ten Au­toren­ver­bän­de wa­ren Sie jah­re­lang ein ro­tes Tuch, das öf­fent­lich und ju­ris­tisch be­kämpft wur­de. Er­füllt es Sie mit Ge­nug­tu­ung, dass heu­te das Self­pu­bli­shing welt­weit so­wohl qua­li­ta­tiv wie quan­ti­ta­tiv auf Au­gen­hö­he mit dem her­kömm­li­chen Ver­lags­mo­dell agiert?

Ich habe im­mer gern po­la­ri­siert und die Rol­le des Pa­ra­dies­vo­gels im Ver­lags­we­sen ge­spielt. Die Welt der Bü­cher ist bunt und Au­toren sind Künst­ler, die eine graue Welt in ein far­ben­fro­hes Schla­raf­fen­land ver­wan­deln können.
Der SPIEGEL be­zeich­ne­te mich auch als Pa­ra­dig­men­pio­nier, denn ich war ein Vor­rei­ter so­wohl in stra­te­gi­scher als auch in prak­ti­scher Hin­sicht. Das stieß bei Ent­schei­dungs­trä­gern un­se­rer tra­di­tio­nell kon­ser­va­ti­ven Bran­che al­ler­dings auf Wi­der­stand. Und wie es oft der Fall ist, be­kom­men die­je­ni­gen Prü­gel, die sich für Fort­schritt und Ver­än­de­rung ein­set­zen. Zum Glück habe ich ein di­ckes Fell und eine star­ke in­ne­re Über­zeu­gung von der pro­gres­si­ven Ent­wick­lung von Kul­tur und Ge­sell­schaft. Die­se Vi­si­on ist wahr ge­wor­den und nun dre­hen sich plötz­lich alle Fah­nen im Wind.

In wel­cher grund­sätz­li­chen Wei­se un­ter­schei­det sich das heu­ti­ge Selbst­ver­le­gen von des­sen frü­he­ren Szene?

Anzeige Amazon: Born To Publish - Alles was Sie brauche, um in der Medienbranche erfolgreich zu sein - Kurt Gassner
An­zei­ge

Der Un­ter­schied liegt vor al­lem in der tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lung. Vor vier­zig Jah­ren wur­de al­les hän­disch ge­macht: Wir setz­ten, lay­oute­ten, druck­ten, la­ger­ten und ver­mark­te­ten die Bü­cher in ei­ner Quan­ti­tät von meist ein­tau­send Ex­em­pla­ren. Das war per­so­nal­in­ten­siv und ent­spre­chend teuer.
Mit der Ent­wick­lung des Prin­ting-on-de­mand und der Di­gi­ta­li­sie­rung des Ver­lags­we­sens er­öff­ne­ten sich neue Mög­lich­kei­ten. Seit April 2011 lö­sen E-Books den Quan­ten­sprung aus, den wir heu­te als Self­pu­bli­shing ken­nen. Da­bei bleibt der Self­pu­blisher wie ehe­dem ein Au­tor auf ei­ge­ne Kos­ten (Um­ber­to Eco nann­te das “AEKs”), in­dem er die Kos­ten für Lek­to­rat, Kor­rek­to­rat, Lay­out, De­sign, Druck und Ver­brei­tung sei­nes Bu­ches selbst übernimmt.
Oft er­fin­det und re­gis­triert der Au­tor auch ein Verlags-“Imprint”, um nach au­ßen bes­ser da­zu­ste­hen. In die­sem Kon­text se­geln Dienst­leis­ter wie BOD, die ähn­lich wie wir da­mals Dienst­leis­tun­gen er­brin­gen und das Buch dem Markt zur Ver­fü­gung stel­len. Auf­grund der nied­ri­ge­ren Kos­ten­schwel­le er­öff­net sich die­sen Dienst­leis­tern das ge­sam­te Feld der rund ein­hun­dert­tau­send deutsch­spra­chi­gen Hobbyautor*innen.

Hat das mo­der­ne Self­pu­bli­shing das Po­ten­ti­al, der­einst so­gar die tra­di­tio­nel­len Ver­lags­mo­del­le zu verdrängen?

Frielings Selfpublishing-Unternehmen "Verlag sucht Autoren" an der Frankfurter Buchmesse 1996
Frie­lings Self­pu­bli­shing-Un­ter­neh­men “Ver­lag sucht Au­toren” an der Frank­fur­ter Buch­mes­se 1996

Die Be­rei­che wach­sen in­ein­an­der und ver­schmel­zen teil­wei­se. Gro­ße Ver­la­ge ha­ben recht schnell er­kannt, dass Self­pu­blisher via So­cial Me­dia Käu­fer­schich­ten er­schlie­ßen, die ih­nen bis­lang un­be­kannt wa­ren. Ergo gra­ben sie die Best­sel­ler­lis­ten von Ama­zon um und ver­su­chen, die dor­ti­gen Top­sel­ler un­ter Ver­trag zu neh­men. Ich ken­ne zahl­rei­che Best­sel­ler­au­toren im Self­pu­bli­shing, die gleich meh­re­re An­ge­bo­te von Groß­ver­la­gen be­ka­men. Wird ein Ver­trag mit ei­nem Ver­lag ge­schlos­sen, wird der Self­pu­blisher zum “Hy­brid­au­tor”.

Wo lie­gen die Ge­fah­ren des Selbst­ver­le­gens für Au­torin­nen und Au­toren: Bei der Qua­li­täts­si­che­rung? Beim Mar­ke­ting? Was rät ein er­fah­re­ner Ex­per­te wie Sie der nach­rü­cken­den Ge­ne­ra­ti­on von jun­gen Schrei­ben­den hin­sicht­lich Ver­öf­fent­li­chung von Debüt-Werken?

Anzeige Amazon: Journalismus - Das Lehr- und Handbuch - Stephan Russ-Mohl und Tanjev Schultz
An­zei­ge

Ge­fah­ren sehe ich in man­geln­der Selbst­kon­trol­le und ei­ner ge­wis­sen Hy­bris vie­ler Self­pu­blisher hin­sicht­lich der ei­ge­nen Her­vor­brin­gun­gen. Das wird aber ge­wöhn­lich durch den Markt re­gu­liert, und das Gros der Self­pu­blisher be­kommt die Ein­stiegs­kos­ten des­halb nicht wie­der her­aus. Das ist eben­so wie vor Jahr­zehn­ten zur ana­lo­gen Zeit. Eine klei­ne Min­der­heit hat es hin­ge­gen durch Fleiß, Ge­schick und den rich­ti­gen Con­tent ge­schafft, die Her­zen und Bör­sen der Le­ser zu erreichen.
Nach­rü­ckern kann ich nur emp­feh­len, eine ge­naue Markt­ana­ly­se zu be­trei­ben und sich mit an­de­ren Ti­teln im ei­ge­nen Gen­re ver­traut zu ma­chen. Eine er­zäh­lens­wer­te Ge­schich­te soll­te mit ei­nem un­ver­wech­sel­ba­ren Ti­tel, ei­nem über­zeu­gen­den Co­ver und ei­nem star­ken Klap­pen­text ver­se­hen wer­den. Im po­ten­ti­el­len Le­ser ein star­kes Be­dürf­nis zu ent­wi­ckeln, ist eine hohe Kunst. Wer sie be­herrscht, der wird gelesen.

Prinz Rupi” ist zwei­fel­los ein in­no­va­ti­ver Kopf – neu­er­dings be­fas­sen Sie sich in­ten­siv mit ei­nem brand­neu­en Soft­ware-Be­reich, der al­ler­dings in der Li­te­ra­tur noch nicht wirk­lich an­ge­kom­men ist: der Künst­li­chen In­tel­li­genz. Wel­ches Po­ten­ti­al se­hen sie bei der KI hin­sicht­lich des krea­ti­ven Schreibens?

Ruprecht Frieling - Wissen gibt Kraft - Bild-Komposition mithilfe von Künstlicher Intelligenz - Glarean Magazin
Bild-Kom­po­si­ti­on mit­hil­fe von Künst­li­cher In­tel­li­genz: “Wis­sen gibt Kraft” von Ru­precht Frieling

Künst­li­che In­tel­li­gen­zen be­herr­schen das Rech­nen bes­ser als wir und sind auch beim Staub­saugen ef­fek­ti­ver. Sie sind längst Be­stand­teil un­se­res Le­bens ge­wor­den. Beim Schrei­ben sind sie eben­falls kei­ne Neu­heit mehr. Seit Jah­ren nut­zen wir bei­spiels­wei­se Recht­schreib­pro­gram­me, die auf KI basieren.
Durch Text­ag­gre­ga­to­ren wie ChatGPT4 und Bild­ge­ne­ra­to­ren wie Mid­jour­ney ist nun ein brei­tes An­wen­dungs­feld ent­stan­den, das die ge­sam­te Krea­tiv­sze­ne durch­ein­an­der­wir­beln wird. Vie­le Be­ru­fe fal­len weg, neue wer­den ent­ste­hen. Über­le­ben wer­den da­bei die­je­ni­gen, die sich fle­xi­bel und of­fen den neu­en Her­aus­for­de­run­gen stel­len. Un­ter­ge­hen wer­den die­je­ni­gen, die KI als Teu­fels­werk ver­dam­men und sich we­der da­mit aus­ein­an­der­set­zen noch weiterbilden.
Ähn­lich wie bei al­len tech­ni­schen In­no­va­tio­nen seit der Er­fin­dung des Buch­drucks mit be­weg­li­chen Let­tern stirbt das Alte und es ent­steht Neu­es. Es han­delt sich da­bei um ei­nen voll­kom­men nor­ma­len evo­lu­tio­nä­ren Pro­zess, der je­doch in­zwi­schen schnel­ler wächst als un­se­re mensch­li­chen Hir­ne den­ken können.
Das ei­gent­li­che Pro­blem (und auch die Grund­la­ge der Angst) liegt da­her in der Lang­sam­keit un­se­rer mensch­li­chen In­tel­li­genz oder an­ders aus­ge­drückt, in der man­geln­den Ge­schwin­dig­keit der Re­chen­pro­zes­se, die in un­se­rer haus­ei­ge­nen Hard­ware ablaufen.
Aus mei­ner Sicht ist es des­halb nur noch eine Fra­ge der Zeit, wann KI die Ge­schi­cke der Mensch­heit steu­ert, und ich ver­bin­de da­mit so­gar die Hoff­nung, dass un­se­re Spe­zi­es da­mit über­le­ben könn­te, in­dem uns die sys­te­ma­ti­sche Ver­nich­tung des Pla­ne­ten durch kon­se­quen­te­res Ent­schei­den in­tel­li­gen­ter Sys­te­me aus der Hand ge­nom­men wird.

Das Werk­ver­zeich­nis von Wil­helm Ru­precht Frie­ling liest sich als ein­zi­ger Tour d’horizont durch alle Zei­ten und Kul­tu­ren. Man fin­det bei Ih­nen The­ma­ta von der DDR-Ge­schich­te bis zum Kin­der­mär­chen, von der Frei­mau­rer-Re­por­ta­ge bis zur In­ter­net-Sto­ry “Tau­send Tit­ten tan­zen Tan­go”. So­gar mit Opern­kri­mis über Wag­ners “Ring” er­stau­nen Sie. Was fas­zi­niert Sie am Schrei­ben über al­les denn so un­ge­mein – über den nor­ma­len Wunsch nach Selbst­dar­stel­lung hinaus?

Horrorvision - Künstliche Intelligenz steuert die ganze Welt - Glarean Magazin
Für man­che die Hor­ror­vi­si­on: Künst­li­che In­tel­li­genz steu­ert die gan­ze Welt

Das Schrei­ben er­mög­licht mir eine wun­der­vol­le Aus­ein­an­der­set­zung mit der Welt und den Men­schen um mich her­um. Ich bin Kul­tur­jour­na­list und Sach­buch­au­tor ge­blie­ben und be­sit­ze – laut mei­nen Le­sern – die Gabe, kom­ple­xe Zu­sam­men­hän­ge an­schau­lich zu erklären.
Die­se Fä­hig­keit set­ze ich bei­spiels­wei­se bei mei­nen Opern(ver)führern ein. Un­ge­wöhn­li­che Men­schen und Schick­sa­le üben eine fas­zi­nie­ren­de Wir­kung auf mich aus. Ich in­ter­viewe und por­trä­tie­re die oft ei­gen­sin­ni­gen “Ob­jek­te mei­ner Be­gier­de”. Schließ­lich ex­pe­ri­men­tie­re ich gern mit Text und nut­ze dazu auch be­wusst die KI.

Wäh­rend der Co­ro­na-Pan­de­mie war tem­po­rär ein An­stieg der Bü­cher-Le­se­zeit bei Ju­gend­li­chen und jun­gen Er­wach­se­nen sicht­bar, doch der Trend zeigt wie­der ra­sant ab­wärts: Un­ter den 18- bis 29-Jäh­ri­gen le­sen nur noch ca. 15 Pro­zent Bü­cher. Was mei­nen Sie: stirbt das Buch aus?

Ob­wohl der An­teil der jun­gen Er­wach­se­nen, die Bü­cher le­sen, ab­nimmt, gibt es im­mer noch vie­le Men­schen, die Freu­de dar­an ha­ben, ge­druck­te Bü­cher zu le­sen und zu sam­meln. Au­ßer­dem ha­ben Bü­cher auch im di­gi­ta­len Zeit­al­ter noch eine wich­ti­ge Funk­ti­on, sei es als Quel­le von Wis­sen, als Kunst­ob­jekt oder als Sammlerstück.
Gleich­zei­tig le­sen im­mer mehr Men­schen E-Books oder hö­ren Hör­bü­cher, an­statt ge­druck­te Bü­cher zu le­sen. Dies ist zum Teil auf die stei­gen­de Nut­zung von Smart­phones und Ta­blets zu­rück­zu­füh­ren, die es leicht ma­chen, di­gi­ta­le Bü­cher über­all zu le­sen oder zu hö­ren. An­de­rer­seits wird die­se Nut­zungs­art durch Flat­rates be­güns­tigt, bei de­nen die Buch­preis­bin­dung kei­ne Rol­le mehr spielt.

Opern(ver)führer Frieling: Prinz Rupi erzählt Wagner-Opern
Opern(ver)führer Frie­ling: Prinz Rupi er­zählt Wagner-Opern

Das tra­di­tio­nel­le Buch wird sich durch die Ent­wick­lung der KI ver­än­dern. Es ent­ste­hen Bü­cher, die zu In­ter­ak­tio­nen ein­la­den, die Fil­me und Ani­ma­tio­nen an­bie­ten und zum di­rek­ten Mit­spie­len und In­ter­agie­ren ein­la­den. Ist das Buch 2.0 das di­gi­ta­le Buch, wird das Buch 3.0 viel­leicht noch ganz an­de­re Qua­li­tä­ten bie­ten, bei­spiels­wei­se den ver­stärk­ten Ein­satz von Aug­men­ted Rea­li­ty (AR). Die­se Tech­no­lo­gie er­mög­licht im Ge­gen­satz zur vir­tu­el­len Rea­li­tät (VR) di­gi­ta­le In­for­ma­tio­nen und Ob­jek­te in die rea­le Welt ein­zu­fü­gen und so eine er­wei­ter­te Rea­li­tät zu schaffen.

Wäh­rend es vie­le Li­te­ra­ten Ih­res Al­ters deut­lich ru­hi­ger an­ge­hen, treibt Sie of­fen­bar un­ver­min­dert das Le­sen und Schrei­ben um, u.a. auch auf Ih­rer On­line-Platt­form Literaturzeitschrift.de. Wel­che grö­ße­ren Pro­jek­te hat der Ge­ne­ra­list R.F. noch in der Pipeline?

Jugend liest immer weniger Bücher - Junge Frau mit Buch in der Natur - Glarean Magazin
Ge­mäß Sta­tis­tik le­sen im­mer we­ni­ger Ju­gend­li­che Bücher

Der re­nom­mier­te Fil­me­ma­cher Rai­ner Ma­ria Fass­bin­der präg­te einst den schö­nen Satz: “Schla­fen kann man, wenn man tot ist”. Mit den vie­len Ideen und Auf­trä­gen auf mei­nem Tisch wün­sche ich mir manch­mal ein zwei­tes Le­ben, um all das um­set­zen zu können.
So möch­te ich mei­ne Rei­he der Opern(ver)führer zu sämt­li­chen Wer­ken Ri­chard Wag­ners ab­schlie­ßen und die Göt­ter­welt un­se­rer ger­ma­ni­schen Vor­fah­ren be­schrei­bend er­klä­ren. Dar­über hin­aus ar­bei­te ich an ei­nem Por­trät­band über Mit­glie­der des 1859 ge­grün­de­ten Kul­tur­bunds Schlaraffia.
In die­sem Jahr ste­hen noch meh­re­re Kunst­aus­stel­lun­gen mei­ner KI-Bild­kom­po­si­tio­nen an und ich tin­ge­le mit mei­ner Show “Prinz Rupi er­zählt den Ring”. Ich be­trei­be wei­ter­hin Prinz-Rupi-Ra­dio so­wie LULU-TV und ver­su­che mit Literaturzeitschrift.de in ei­nem wer­be­frei­en Um­feld Bü­cher zu emp­feh­len, die ab­seits des Main­streams aus der Sicht mei­nes Teams Be­ach­tung verdienen.
Den Rest las­se ich lie­ber un­er­wähnt, denn ich wer­de six feet un­der lie­gen, be­vor ich mei­ne Ar­beit ver­wirk­li­chen kann.

Al­les ge­sagt ist ja nie – möch­ten Sie noch et­was drin­gend loswerden?

Ich ma­che es kurz und rate den Le­sern die­ses In­ter­views: Fol­ge Dei­nem Stern! ♦

Le­sen Sie im GLAREAN MAGAZIN zum The­ma Selbst­ver­la­ge auch über den Cor­ne­li­us Ver­lag: “Of­fe­ner Brief über Druck­zu­schuss-Ver­la­ge

Weiterführende Links:


Der GLAREAN-Herausgeber bei INSTAGRAM

Kommentare sind willkommen! (Keine E-Mail-Pflicht)