Claudia Praxmayer: Bienenkönigin (Roman-Thriller)

Das Mädchen, das die Bienen liebt

von Sigrid Grün

Im Früh­ling 2017 hat „Die Ge­schich­te der Bie­nen“, der dys­to­pi­sche Ro­man der nor­we­gi­schen Schrift­stel­le­rin Maja Lun­de, die Bes­ten­lis­ten ge­stürmt. Bie­nen und Bie­nen­ster­ben sind The­men, die auf dem Buch­markt eine im­mer grös­se­re Rol­le spie­len, da es ja tat­säch­lich ein be­droh­li­ches In­sek­ten­ster­ben gibt. Die Grün­de sind viel­fäl­tig: Vom über­mäs­si­gen Ein­satz von In­sek­ti­zi­den in der Land­wirt­schaft und in Gär­ten über Bie­nen­krank­hei­ten bis hin zum Schrump­fen der Le­bens­räu­me gibt es vie­le Ge­fah­ren, die der Ho­nig­bie­ne Apis mel­li­fera drohen.

Die ge­bür­ti­ge Salz­bur­ge­rin Clau­dia Prax­may­er hat Bio­lo­gie stu­diert und kennt sich mit Bie­nen aus. Sie hat be­reits meh­re­re Bü­cher ver­öf­fent­licht und legt mit „Bie­nen­kö­ni­gin“ ihr De­büt im Be­reich Ju­gend­buch vor. Da­mit schliesst sie eine Lü­cke, denn über das Bie­nen­ster­ben gibt es bis­her kaum Li­te­ra­tur für Jugendliche.

Für Jugendliche und Erwachsene konzipiert

Bienenkönigin - Roman-Thriller - Claudia Praxmayer - Rezension im Glarean MagazinMein Sohn ist 13 Jah­re alt, liest aber auch ger­ne schon Bü­cher für Er­wach­se­ne. Wir ha­ben das Buch bei­de ge­le­sen und ka­men un­ab­hän­gig von­ein­an­der zu ei­nem sehr ähn­li­chen Urteil.
Wor­um geht es? Mel ist 19 und weiss nicht so recht, wel­che Rich­tung ihr Le­ben neh­men soll. Die Mut­ter, eine Pro­fes­so­rin, möch­te dass aus ih­rer Toch­ter eine er­folg­rei­che Aka­de­mi­ke­rin wird, der Va­ter, ein Re­stau­rant­be­sit­zer, spricht sich da­für aus, dass Mel ihre Lei­den­schaft fürs Ko­chen zum Be­ruf macht. Die El­tern sind ge­trennt, und es kommt im­mer wie­der zu Kon­flik­ten we­gen Mels Zukunft.
Die jun­ge Frau lebt in ei­ner WG na­mens „Be­ehi­ve“ (Bie­nen­stock) in San Fran­cis­co. Im Gar­ten des Hau­ses, in dem sie mit drei Mit­be­woh­nern lebt, gibt es ei­nen Bie­nen­schwarm in ei­nem hoh­len Ap­fel­baum­stamm. Mel hat­te schon ihr gan­zes Le­ben lang ein be­son­de­res Ver­hält­nis zu Bie­nen. In ih­rem Na­cken wächst ihr ein Bie­nen­pe­lz, und sie kann mit den Tie­ren kom­mu­ni­zie­ren. Die­se Fä­hig­keit hat sie von ih­rer Gross­mutter ge­erbt, die be­reits ver­stor­ben ist.

Von High-Tech-Roboter-Bienen

Claudia Praxmayer - Bienenkönigin - Biologin - Glarean Magazin
Bio­lo­gin & Thril­ler-De­bü­tan­tin aus Salz­burg: Clau­dia Praxmayer

Mels Welt ge­rät aus den Fu­gen, als sie ei­nes Ta­ges am Bie­nen­stock im Ap­fel­baum eine scho­ckie­ren­de Ent­de­ckung macht… Ein Ein­dring­ling ist vom Bie­nen­volk im Gar­ten ge­tö­tet wor­den. Doch die schwar­ze Droh­ne ent­puppt sich nicht nur als Droh­ne im Sin­ne ei­ner männ­li­chen Bie­ne, son­dern als High-Tech-Ro­bo­ter-Bie­ne. Wer steckt hin­ter die­ser Er­fin­dung und was hat das zu be­deu­ten? Die­sen Fra­gen ge­hen Mel und ihre Mit­be­woh­ner nach – und stos­sen da­bei auf eine Sa­che, die nicht nur angst­ein­flös­send ist…

Clau­dia Prax­may­er hat eine Spra­che und ei­nen Stil, die im Ju­gend­buch ab­so­lut über­zeu­gen kön­nen. In die­sen Punk­ten kann sie sich durch­aus mit Isa­bel Abe­di mes­sen. Zu­dem kön­nen jun­ge Le­se­rin­nen und Le­ser ei­ni­ges über die Ho­nig­bie­ne und ihre Ge­fähr­dung lernen.

FAZIT: Zwar hat der Thril­ler „Bie­nen­kö­ni­gin“ der ös­ter­rei­chi­schen Bio­lo­gin und Ro­man-De­bü­tan­tin Clau­dia Prax­may­er ein paar dra­ma­tur­gi­sche Län­gen, was die Span­nung zu­wei­len dros­selt. An­de­rer­seits pflegt die Au­torin aber eine Spra­che und ei­nen Stil, die nicht nur Er­wach­se­ne, son­dern auch Ju­gend­li­che ab­so­lut über­zeu­gen ver­mö­gen. Zu­dem kön­nen jun­ge Le­se­rin­nen und Le­ser ei­ni­ges über die Ho­nig­bie­ne und de­ren Ge­fähr­dung durch die Um­welt­ver­schmut­zung lernen.

Lei­der hat das Buch ei­ni­ge dra­ma­tur­gi­sche Schwä­chen und weist Län­gen auf. An­fangs klingt das Gan­ze ziem­lich viel­ver­spre­chend, doch die Ge­schich­te ver­san­det dann zu oft in all­täg­li­chen Be­lang­lo­sig­kei­ten. Auch die Love­sto­ry hät­te span­nen­der in­sze­niert wer­den kön­nen. So­wohl mein Sohn als auch ich ha­ben re­la­tiv lan­ge ge­braucht, bis wir durch wa­ren, weil wir uns teil­wei­se zum Wei­ter­le­sen über­win­den muss­ten. Wir woll­ten bei­de wis­sen, wie die Ge­schich­te en­det, aber der Weg dort­hin war manch­mal et­was steinig…
Zu­sam­men­ge­fasst: Wenn­gleich „Bie­nen­kö­ni­gin“ von Clau­dia Prax­may­er sprach­lich-sti­lis­tisch durch­aus über­zeu­gen konn­te, wa­ren es doch gar vie­le Län­gen, die ge­ra­de bei ei­nem Thril­ler die Span­nung zu sehr raus­neh­men. Das The­ma ist wich­tig und für Ju­gend­li­che gut auf­be­rei­tet. Aber die Ge­schich­te tritt lei­der zu oft auf der Stel­le. Ge­ra­de Ju­gend­li­che kann das schnell frustrieren. ♦

Clau­dia Prax­may­er: Bie­nen­kö­ni­gin, Ro­man-Thril­ler (ab 14 J.), 352 Sei­ten, cbj Ju­gend­ver­lag Ran­dom­house, ISBN 978-3-570-16533-1

Le­sen Sie im Glarean Ma­ga­zin zum The­ma Tie­re in Ro­ma­nen auch über Jose Sa­ra­ma­go: Die Rei­se des Elefanten

…so­wie von Sig­rid Grün über den Ro­man von Bach­tyar Ali: Die Stadt der weis­sen Musiker

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