Musik-Zitat der Woche von Nicolai Petrat

Von den Emotionen in der Musik

Ni­co­lai Petrat

Mu­sik ‘lebt’ durch Emo­tio­na­les, erst über Emo­tio­nen be­kom­men wir ei­nen be­son­de­ren Zu­gang zur Mu­sik. Für die Er­fah­rung von künst­le­ri­schen Qua­li­tä­ten reicht es al­ler­dings nicht aus, die Mu­sik­re­zep­ti­on nur der emo­tio­na­len Wir­kung zu über­las­sen. Erst wenn emo­tio­na­le An­tei­le auch sprach­lich re­flek­tiert und be­wer­tet wer­den kön­nen, ge­langt man in sei­ner künst­le­ri­schen Wahr­neh­mung auf eine hö­he­re Ebene.
In der Re­gel hat jede Mu­sik eine emo­tio­na­le Wir­kung. Jede Mu­sik be­ein­flusst Ge­füh­le und setzt Emp­fin­dun­gen frei. Je­der Mensch emp­fin­det sie an­ders und es er­gibt sich ein Feld von in­di­vi­du­el­len Deu­tun­gen und In­ter­pre­ta­tio­nen, mit der Emo­tio­nen aus­ge­druckt wer­den kön­nen. Für die künst­le­ri­sche För­de­rung von Schü­lern ist es wich­tig, mög­lichst früh den Grund­stein für eine Sen­si­bi­li­tät da­für zu le­gen, ei­ge­ne Ge­füh­le und Emp­fin­dun­gen in die Mu­sik zu tragen.

Nicolai Petrat - Glarean Magazin
Ni­co­lai Petrat

Mu­sik wird zum gros­sen Teil von un­se­ren Emo­tio­nen ge­lei­tet. So pas­siert es auch schnell, dass un­ser Kör­per emo­tio­nal auf Mu­sik re­agiert, in­dem wir ‘Gän­se­haut’ be­kom­men, weil et­was be­son­ders schön oder sehr schreck­lich klingt. Je­der ver­bin­det per­sön­li­che Er­fah­run­gen mit Klän­gen, Far­ben und Me­lo­dien. So­mit bleibt auch Mu­sik, die wir sel­ber spie­len, ganz in­di­vi­du­ell und ein­zig­ar­tig, denn die ei­ge­nen Emp­fin­dun­gen wer­den von uns in die Mu­sik ge­legt. Um emo­tio­na­le Ein­drü­cke künst­le­risch über­zeu­gend auf dem In­stru­ment wie­der­ge­ben zu kön­nen, soll­te der Schü­ler sei­ne per­sön­li­che Emo­ti­on zu dem Werk her­aus­fin­den und vor al­lem ein­mal ver­su­chen, die­se aus­drück­lich zu be­schrei­ben. Man­ches Phä­no­men kann man zwar kaum in Wor­te fas­sen. Aber be­reits das Be­mü­hen, da­für ent­spre­chen­de Wor­te zu fin­den, ver­stärkt die künst­le­ri­sche Aussage.
Künst­le­ri­sche Wahr­neh­mung setzt eine be­son­de­re sinn­li­che Prä­senz vor­aus. Durch Kon­zen­tra­ti­on und Of­fen­heit für Mo­men­te des Ge­sche­hen­las­sens ge­langt man auf die Ebe­ne des In­tui­ti­ven, wo­durch viel Künst­le­ri­sches zum Vor­schein kom­men kann. Dazu ge­hört die Fä­hig­keit, sich (wie­der) auf sei­ne In­tui­ti­on ver­las­sen zu kön­nen, bei­spiels­wei­se mit Mu­sik im­pro­vi­sa­to­risch um­zu­ge­hen, spon­tan zu blei­ben, den Ge­samt­klang als an­zu­stre­ben­des Ziel all un­se­rer in­stru­men­ta­len Ak­tio­nen zu betrachten.” ♦

Aus Ni­co­lai Pe­trat: Glück­li­che Schü­ler mu­si­zie­ren bes­ser! – Neu­ro­di­dak­ti­sche Per­spek­ti­ven und Wege zum ef­fek­ti­ven Mu­sik­ma­chen, Wiss­ner Ver­lag 2014 (Le­se­pro­be)

Le­sen Sie im Glarean Ma­ga­zin zum The­ma Mu­sik­di­dak­tik auch über
Gerd Are­ndt: In­stru­men­tal­un­ter­richt für alle?

…so­wie über die Wahr­neh­mung von Mu­sik das „Zi­tat der Wo­che“ von
Hans Vogt: Über die Ein­heit von Pro­du­zent und Publikum

aus­ser­dem zum The­ma “Mu­sik und Emo­tio­nen” im Glarean Magazin:
War­um klingt Dur manch­mal so trau­rig wie Moll?

Kommentare sind willkommen! (Keine E-Mail-Pflicht)