Mihai Neghina: König jagt Dame (Schachstudie)

Triumph des strategischen Denkens

von Walter Eigenmann & Peter Martan

Dem be­kann­ten ru­mä­ni­schen Schach­stu­di­en-Kom­po­nis­ten und Soft­ware-In­ge­nieur Mi­hai Neg­hi­na ist in sei­ner jüngs­ten Kom­po­si­ti­on „Kö­nig jagt Dame“ das schier Un­mög­li­che ge­lun­gen: Nicht der Kö­nig wird das Op­fer der all­ge­wal­ti­gen Dame, son­dern um­ge­kehrt der schutz­be­dürf­ti­ge King trickst die geg­ne­ri­sche Queen nach Strich und Fa­den aus.  Eine Kö­nigs­wan­de­rung von fast 20 Zü­gen übers gan­ze Brett führt schliess­lich zur völ­li­gen Pa­ra­ly­se der schwar­zen Bastion.
Eine tol­le neue Schach-Schöp­fung des für sei­ne tief­grün­di­gen Pro­ble­me be­kann­ten Kom­po­nis­ten: Ver­blüf­fend sind nicht nur ihre Zwangs­läu­fig­keit und ihre Weit­sicht, son­dern auch ihr ho­her Grad an Rea­li­täts­nä­he, könn­te die­ses End­spiel doch auch zwangs­los aus ei­ner real ge­spiel­ten Par­tie ent­stan­den sein.

Praktisch unlösbar auch für moderne Schach-Engines

Komponist hochkomplexer Schach-Studien: Mihai Neghina
Kom­po­nist hoch­kom­ple­xer Schach-Stu­di­en: Mi­hai Neghina

Auf­grund der stra­te­gi­schen Tie­fe ist die Stel­lung so kom­plex, dass es nutz­los wäre, etwa Schach-Com­pu­ter bzw. -Soft­ware dar­auf an­set­zen zu wol­len: Auch die stärks­ten Pro­gram­me – von hoch­spe­zia­li­siert „ge­tun­ten“ Mate-Fin­ders oder spe­zi­fi­schen Anti-Null­mo­ve-De­ri­va­ten viel­leicht ab­ge­se­hen – er­trin­ken in den Mi­ria­den von Zü­gen, so dass für sie der ein­zi­ge Ge­winn­zug völ­lig im Nir­wa­na des prak­tisch un­end­li­chen Be­rech­nungs­ho­ri­zon­tes untergeht.
Falls „zu­fäl­lig“ doch ein Schach­pro­gramm den rich­ti­gen Zug fin­det, wird die Po­si­ti­on stets als re­mis und nicht als ge­won­nen ein­ge­stuft – ein kla­res In­diz da­für, dass der Com­pu­ter kei­ne „Ah­nung“ vom schach­li­chen Po­ten­ti­al die­ser bei­na­he un­lös­ba­ren1) Stel­lung hat. (Hier ein paar grund­sätz­li­che In­for­ma­tio­nen zum Span­nungs­feld „Com­pu­ter vs. Schach­pro­blem“).

Noch im­mer ist also im Kö­nig­li­chen Spiel – un­ge­ach­tet des enor­men, für mensch­li­che Schach­spie­ler in­zwi­schen un­er­reich­ba­ren tak­ti­schen Ni­veaus heu­ti­ger Schach­pro­gram­mie­rung – das  stra­te­gi­sche Vor­aus­pla­nen die Do­mä­ne des Menschen… ♦

 1) Als „un­lös­bar“ de­fi­niert der Au­tor – im Zu­sam­men­hang mit Schach­pro­gram­men – eine Schach­auf­ga­be, für de­ren Lö­sung eine nicht-ma­ni­pu­lier­te und nicht spe­zia­li­siert ge­tun­te, also in ih­rem ori­gi­na­len Zu­stand ein­ge­setz­te so­wie in dem in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ten En­gi­ne-Ran­king CCRL ge­lis­te­ten En­gi­ne län­ger als eine Stun­de braucht, um so­wohl ei­nen kor­rek­ten Ge­winn­zug als auch eine kor­rek­te Stel­lungs­be­wer­tung zu liefern.

Weiss am Zuge gewinnt

Die Schachstudie "König jagt Dame" von M. Neghina (Urdruck 2015 Glarean Magazin)
Die Schach­stu­die „Kö­nig jagt Dame“ von M. Neg­hi­na (Ur­druck 2015 Glarean Magazin)

© Mi­hai Neg­hi­na, Stu­die 2015/10, Ur­druck Glarean Magazin


Wei­te­re Stu­di­en von Mi­hai Neg­hi­na im Glarean Magazin

Ein Kommentar

  1. Sel­ten eine so tri­cky Schach­Stel­lung ge­se­hen! Kom­pli­ment An au­tor neg­hi­na!! bin v.allem be­geis­tert da­von, dass die Schach­stel­lung nicht so kon­stru­iert da­her kommt, son­dern „echt“ wirkt. Wur­de dies pro­blem viel­leicht schon an ei­nem Pro­blem­Con­test ein­ge­reicht? Wenn nein: müss­te doch ziem­lich Preis­Chan­cen ha­ben? – – – Wei­ter so, Leute!!

    Karl­heinz, Hamburg

Kommentare sind willkommen! (Keine E-Mail-Pflicht)