Interview mit dem Schach-Autor Reinhold Ripperger

Reinhold Ripperger: „Gegenspiel“

von Tho­mas Binder

Re­per­toire­bü­cher neh­men im Spek­trum der Er­öff­nungs­li­te­ra­tur ei­nen brei­ter wer­den­den Raum ein. Sie ha­ben den un­be­streit­ba­ren Vor­teil ei­ner ho­hen Pra­xis­taug­lich­keit. Au­tor und Le­ser kön­nen sich auf die für sie wirk­lich re­le­van­ten Sys­te­me be­schrän­ken und in die­se ver­tie­fen. Wäh­rend bei den rei­nen Er­öff­nungs-Nach­schla­ge­wer­ken in­zwi­schen wohl elek­tro­ni­sche Me­di­en und Da­ten­ban­ken kon­kur­renz­los sind, ist hier dem ge­druck­ten Buch ein Platz wei­ter­hin si­cher. Der saar­län­di­sche Schach­trai­ner Rein­hold Rip­per­ger hat nach „An­zugs­vor­teil“ – ei­nem Weiss­re­per­toire für den e4-Spie­ler – nun mit „Ge­gen­spiel“ das Pen­dant für den Nach­zie­hen­den vor­ge­legt. Ein Re­per­toire für Weiss­spie­ler, die den Da­men­bau­ern be­vor­zu­gen, ist in Vorbereitung.

Reinhold Rippberger: Gegenspiel - Ein dynamisches SchwarzrepertoireRip­per­gers Schwarz-Vor­schlag klingt auf den ers­ten Blick ba­nal und schmal­spu­rig: „Zie­hen Sie 1… e6, egal was der Geg­ner er­öff­net ha­ben mag.“ Die­ses Vor­ge­hen (wahl­wei­se auch mit c6, d6, g6 oder an­de­ren Zü­gen ze­le­briert) ist so sel­ten gar nicht an­zu­tref­fen. Aber nicht im­mer ist es von Ver­ständ­nis für die ent­ste­hen­den Stel­lun­gen ge­tra­gen. Man muss also bei der Re­per­toire­pla­nung ei­nen Schritt wei­ter ge­hen – und das tut Rein­hold Ripperger.

Erleichterte motivische Orientierung

Ge­gen 1. e4 lan­det man im Fran­zo­sen, wo­bei Rip­per­ger auch in der Fol­ge eine sinn­vol­le Aus­wahl an­bie­tet – im­mer dort, wo Schwarz Ge­le­gen­heit hat, das Spiel zu be­stim­men. Ge­gen 1. d4 fo­kus­siert er sich streng auf den mo­der­nen Stone­wall, bei dem Schwarz sei­ne wei­te­ren Bau­ern auf c6, d5 und f5 plat­ziert, den Kö­nigs­läu­fer aber im Ge­gen­satz zum klas­si­schen Stone­wall auf d6. Die so­mit ab­ge­grenz­te Er­öff­nungs­wahl ist nicht nur von Rip­per­ger selbst, son­dern von meh­re­ren nam­haf­ten Gross­meis­tern er­probt und hat sich be­währt. Ins­be­son­de­re ver­weist der Au­tor dar­auf, dass sich in bei­den Er­öff­nun­gen ähn­li­che Mo­ti­ve er­ge­ben und dem Spie­ler die Ori­en­tie­rung er­leich­tern. Bei der wei­te­ren Va­ri­an­ten­aus­wahl ent­schei­det sich Rip­per­ger im­mer für of­fen­si­ve Ab­spie­le, ver­spricht sei­nem Le­ser ein „Spiel auf Ge­winn“. Mit Schwarz wird also nicht ängst­lich ge­klam­mert, son­dern ge­treu dem Ti­tel des Bu­ches ak­ti­ves Ge­gen­spiel gesucht.

Erläuterung der strategischen Pläne

Leseprobe aus Reinhold Rippberger: Gegenspiel - Ein dynamisches Schwarzrepertoire
Le­se­pro­be aus Rein­hold Ripp­ber­ger: Ge­gen­spiel – Ein dy­na­mi­sches Schwarzrepertoire

An­ge­nehm fällt da­bei auf, dass der Le­ser nicht mit el­len­lan­gen und viel­fach un­ter­glie­der­ten Zug­fol­gen al­lein ge­las­sen wird. In an­ge­mes­se­nem Um­fang wer­den der Sinn der ein­zel­nen Züge und der da­hin­ter ste­hen­de stra­te­gi­sche Plan er­läu­tert. Zwei bis drei Dia­gram­me pro Sei­te lo­ckern den Text auf und las­sen es zu, die Aus­füh­run­gen auch „vom Blatt“ zu ver­fol­gen. Nun hat­te der Re­zen­sent na­tür­lich we­der das Wis­sen noch die Zeit, jede ein­zel­ne Va­ri­an­te auf ih­ren schach­li­chen Ge­halt zu prü­fen. Stich­pro­ben ha­ben aber das Ver­trau­en in Rip­per­gers fun­dier­te Ana­ly­sen ge­stärkt. Da­bei ist der Au­tor ein un­ab­hän­gi­ger Geist, der vor der Au­to­ri­tät von Gross­meis­ter­ge­ne­ra­tio­nen und re­chen­star­ken Com­pu­tern  nicht er­schrickt, wenn es ei­ge­ne Ideen zu ver­tre­ten gilt. Mit Blick auf das ei­ge­ne Re­per­toire habe ich ex­em­pla­risch eine Va­ri­an­te ge­prüft: Nach 1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Lb4 ver­fügt Weiss über die in­ter­es­san­te Gam­bit­fort­set­zung 4. Ld2. Sie hat ei­nen ge­wis­sen schach­his­to­ri­schen Wert, stand u.a. 1950 im Kan­di­da­ten­wett­kampf zwi­schen Bron­stein und Bo­les­law­ski auf der Ta­ges­ord­nung. Aus ei­ge­ner Er­fah­rung weiss ich, dass man da­mit selbst ge­stan­de­ne Fran­zö­sisch-Spie­ler aus dem Gleis ih­rer Vor­lie­ben wer­fen kann. Rip­per­ger nun lässt sei­ne Le­ser nicht im Re­gen ste­hen: Er emp­fiehlt sehr deut­lich die Ant­wort 4… Sc6! Der Blick auf die Schach-Soft­ware „Fritz“ bzw. in die „Mega Da­ta­ba­se“ ent­hüllt dies als ei­nen ech­ten Ge­heim­tipp: Die Da­ten­bank­sta­tis­tik zeigt, dass er ge­ra­de mal mit ei­ner Häu­fig­keit von 4% in die­ser Stel­lung ge­spielt wird und auch nach län­ge­rer Re­chen­zeit, weist „Fritz 13“ den Zug erst als Nr. 4 oder 5 sei­ner Kan­di­da­ten­zü­ge aus. Mit sol­chen Emp­feh­lun­gen kann Rein­hold Rip­per­ger also auch dem ge­stan­de­nen Spie­ler noch vie­le neue Ideen vermitteln.

Gelungene Gestaltung und Typographie

Schach-Autor und -Trainer Reinhold Ripperger legt mit
Schach-Au­tor und -Trai­ner Rein­hold Rip­per­ger legt mit „Ge­gen­spiel“ ein pra­xis­taug­li­ches Schwarz-Re­per­toire mit Schwer­punkt „Fran­zö­sisch“ vor. Die Stär­ke des Bu­ches liegt in der Ei­gen­stän­dig­keit sei­ner Ana­ly­sen und den an­ge­mes­se­nen Er­läu­te­run­gen zum stra­te­gi­schen Ge­halt der emp­foh­le­nen Züge.

Ge­lun­ge­ne Ge­stal­tung und Ty­po­gra­phie sor­gen da­für, dass man das Buch je­der­zeit gern zur Hand nimmt. Der auf den ers­ten Blick viel­leicht et­was hohe Preis ist durch den enor­men Ar­beits- und Ana­ly­se­auf­wand ge­recht­fer­tigt. Hier wird eine ei­ge­ne Leis­tung des Au­tors ver­kauft, der wohl zu je­der Aus­sa­ge des Bu­ches ste­hen kann – kei­ne schnell da­hin ge­schrie­be­ne Com­pu­ter­ana­ly­se. Ein­zi­ger Kri­tik­punkt: ca. 35 Sei­ten mit ins­ge­samt 100 Test­auf­ga­ben ein­schliess­lich Lö­sun­gen und Punkt­be­wer­tung schei­nen mir in ei­nem Re­per­toire­buch ent­behr­lich. Ab­ge­fragt wird hier nicht schach­li­ches Kön­nen, son­dern „nur“ das Er­in­nern der vor­ge­stell­ten Varianten.
Al­les in al­lem: Ba­sie­rend auf der Emp­feh­lung „Spie­le im­mer 1… e6“ legt Rein­hold Rip­per­ger ein pra­xis­taug­li­ches Schwarz-Re­per­toire vor. Ne­ben ei­ner ge­ziel­ten Aus­wahl von Fran­zö­sisch-Va­ri­an­ten kon­zen­triert er sich auf den Mo­der­nen Stone­wall. Die Stär­ke des Bu­ches liegt in der Ei­gen­stän­dig­keit sei­ner Ana­ly­sen und den an­ge­mes­se­nen Er­läu­te­run­gen zum stra­te­gi­schen Ge­halt der emp­foh­le­nen Züge. ♦

Rein­hold Rip­per­ger: Ge­gen­spiel – Ein dy­na­mi­sches Re­per­toire für den Schwarz­spie­ler, Chess­Coach-Ver­lag, 272 Sei­ten, ISBN 3-981190-57-0


Interview mit dem Schach-Autor Reinhold Ripperger

Eröffnungstheorie ist ein lebendiger Prozess“

Glarean Ma­ga­zin: Herr Rip­per­ger, in den letz­ten 2-3 Jah­ren steht Ihr Name im­mer wie­der für in­ter­es­san­te Neu­ver­öf­fent­li­chun­gen auf dem Schach­buch-Markt. Den Men­schen da­hin­ter ken­nen si­cher nur we­ni­ge. Möch­ten Sie sich bit­te kurz den Glarean-Le­sern vorstellen?

Rein­hold Rip­per­ger: Ich bin 57 Jah­re alt, ver­hei­ra­tet, habe eine er­wach­se­ne Toch­ter, bin von Be­ruf So­zi­al­ar­bei­ter und lebe im Saarland.

GM: Als sehr ak­ti­ven Tur­nier­spie­ler weist Sie schon die DWZ-Da­ten­bank des deut­schen Schach­ver­ban­des aus. Ihre Bü­cher las­sen  ver­mu­ten, dass Sie auch als Trai­ner Er­fah­run­gen ge­sam­melt haben?

Reinhold Ripperger - Schachautor - Glarean Magazin
Rein­hold Rip­per­ger (Dipl. So­zi­al­ar­bei­ter) wur­de 1954 in St. Ingbert/D ge­bo­ren, wo er auch heu­te noch mit Ehe­frau und Toch­ter lebt. Seit sei­nem 18. Le­bens­jahr ist er ak­ti­ver Schach­spie­ler. Er durch­lief die Aus­bil­dung des Deut­schen Schach­bun­des und er­hielt 1985 die Trainerlizenz.

RR: Ich bin seit über 30 Jah­ren Trai­ner und im Be­sitz der B-Li­zenz. Als Spie­ler des SC An­ders­sen St. Ing­bert und des SC Cais­sa Schwar­zen­bach habe ich in der Ober­li­ga Süd­west und in der 2. Bun­des­li­ga gespielt.

GM: Der Blick auf Ihre Home­page of­fen­bart, dass es ne­ben dem Schach­spie­ler Rip­per­ger noch ei­nen auf ganz an­de­re Art in­ter­es­san­ten Men­schen gibt – den Lie­der­ma­cher. Er­zäh­len Sie doch bit­te ein we­nig über die­se Seite.

RR: Ich lie­be gute Mu­sik und bin ein glü­hen­der Fan von Rein­hard Mey. Ich schrei­be selbst hin und wie­der ein Lied und ver­an­stal­te Lie­der­aben­de, bei de­nen ich Key­board spie­le und ne­ben ei­ge­nen Lie­dern auch Stü­cke von Han­nes Wa­der, Rein­hard Mey oder den Wise Guys sin­ge. Im üb­ri­gen bin ich der An­sicht, dass Schach und Mu­sik eng mit­ein­an­der ver­wandt sind.

GM: Zu­rück zum Schach­au­tor: Wenn ich nichts über­se­hen habe, lie­gen aus Ih­rer Fe­der – zum Teil mit Co-Au­toren – knapp 10 Bü­cher vor. Das Spek­trum ist breit, der Schwer­punkt liegt aber bis­her im Er­öff­nungs­be­reich.  Wie schreibt man ei­gent­lich heu­te in der Zeit der Da­ten­ban­ken ein Er­öff­nungs­buch, das sich vom Durch­schnitt ab­hebt? Wie ist das Ver­hält­nis von ei­ge­ner Er­fah­rung zur Vor­ge­fass­ten Mei­nung an­de­rer Au­toren bzw. der Ein­schät­zung der Computerprogramme?

RR: Das ist eine sehr schwie­ri­ge Fra­ge. Ich ver­su­che in mei­nen Bü­chern, wie auch im Trai­ning, die Denk­wei­se mei­ner Le­ser zu ver­än­dern. Ich lege gros­sen Wert auf die Stel­lungs­be­ur­tei­lung und das Schmie­den ei­nes sinn­vol­len Pla­nes. Ich gehe auf die Fein­hei­ten der Po­si­ti­on ein und will so die stra­te­gi­schen und tak­ti­schen Fer­tig­kei­ten mei­ner Le­ser aus­bil­den. Die Com­pu­ter­pro­gram­me sind wahn­sin­nig stark ge­wor­den, kön­nen aber ei­nem Spie­ler kei­nen Plan er­klä­ren. Oft „se­hen“ sie auch selbst kei­nen Plan. Selbst­ver­ständ­lich grei­fe ich bei der Ana­ly­se ei­ner Va­ri­an­te manch­mal auch die Idee ei­nes an­de­ren Au­tors auf und ver­su­che die­se in mei­ne Über­le­gun­gen einzubeziehen.


An­zei­ge

Walter Eigenmann: 100 brillante SchachzügeWal­ter Ei­gen­mann:  100 bril­lan­te Schach­zü­ge – Ge­nia­le Kom­bi­na­tio­nen, ver­blüf­fen­de Strategien

In den Jah­ren 2008 bis 2012 ver­öf­fent­lich­te Wal­ter Ei­gen­mann im „Glarean Ma­ga­zin“ nach und nach ins­ge­samt 100 Schach-Stel­lun­gen be­rühm­ter und we­ni­ger be­rühm­ter Meis­ter, die sich je­weils DER BRILLANTE SCHACHZUG nann­ten, und die auf­grund ih­res äs­the­ti­schen Ge­halts und ih­res ho­hen Schwie­rig­keits­gra­des bei wei­ten Krei­sen der Schach­welt bis hin­ein in die ein­schlä­gi­gen In­ter­net-Fo­ren be­kannt wur­den. Denn nicht nur die meis­ten Schach­spie­ler, son­dern auch fast alle Schach­pro­gram­me bis­sen sich an die­sen schwie­ri­gen Kopf­nüs­sen re­gel­mäs­sig die Zäh­ne aus. Auf viel­fa­chen Wunsch wur­de nun die da­ma­li­ge Rei­he neu in Buch­form herausgebracht.

Wal­ter Ei­gen­mann: 100 bril­lan­te Schach­zü­ge – Ge­nia­le Kom­bi­na­tio­nen, ver­blüf­fen­de Stra­te­gien, 52 Sei­ten, Tre­di­ti­on Ver­lag, ISBN 978-3734502088


GM: Was muss heu­te ein gu­tes Er­öff­nungs­buch bie­ten, um ei­nen Mehr­wert ge­gen­über com­pu­ter­ge­stütz­ten Me­di­en zu erreichen?

RR: Ich ver­su­che dem Ler­nen­den zu ver­mit­teln, wie er sich ein ver­nünf­ti­ges Er­öff­nungs­re­per­toire zu­sam­men­stellt, sei­ne ihm zur Ver­fü­gung ste­hen­de Zeit op­ti­mal nutzt. Ich ver­su­che ihm wert­vol­le Rat­schlä­ge zu ge­ben, wel­che psy­cho­lo­gi­schen Ein­flüs­se in ei­ner Schach­par­tie zum Tra­gen kom­men. Ein Feh­ler auf dem Brett ent­springt ei­nem De­fi­zit im schach­li­chen Den­ken. Das ver­su­che ich mei­nen Schü­lern klar zu machen.

GM: Ei­ni­ge Ih­rer Bü­cher, dar­un­ter das ak­tu­el­le „Ge­gen­spiel“ ver­ste­hen sich als Re­per­toire-Emp­feh­lung. Der Markt scheint ge­ra­de in die­sem Be­reich zu boo­men. Ist das ein Trend „weg vom all­ge­mei­nen Er­öff­nungs­le­xi­kon“ hin zum „in­di­vi­du­el­len Rundum-Sorglos-Paket“?

RR: Wie ich schon sag­te, kann ein Com­pu­ter kein Er­öff­nungs­re­per­toire zu­sam­men­stel­len. Aus­ser­dem ist die Er­öff­nungs­theo­rie im mo­der­nen Schach ein le­ben­di­ger Pro­zess, der stän­dig im Fluss ist und von ehr­gei­zi­gen Spie­lern ste­tig be­ob­ach­tet und wei­ter­ent­wi­ckelt wird.

GM: Le­ben Sie ei­gent­lich das Kon­zept „… im ers­ten Zug im­mer e7-e6“ auch selbst vor und wenn ja, mit wel­chen Erfahrungen?

RR: Ja, oft spie­le ich selbst so. Das hat mir zum Bei­spiel in der Fran­zö­si­schen Ver­tei­di­gung eine Men­ge Er­fah­rung ein­ge­bracht. Na­tür­lich muss ich hin und wie­der von die­sem mei­nen Geg­nern be­kann­ten Re­per­toire ab­wei­chen, um Vor­be­rei­tun­gen aus dem Weg zu ge­hen und mit der ei­nen oder an­de­ren Über­ra­schung aufzuwarten.

GM: An „Ge­gen­spiel“ ge­fällt mir be­son­ders, dass Sie den Le­ser nicht mit lan­gen Va­ri­an­ten al­lein las­sen, son­dern die Idee ein­zel­ner Züge in kur­zen und ver­ständ­li­chen Er­klä­run­gen erläutern.

RR: Ich habe die Er­fah­rung ge­macht, dass ich selbst sehr un­gern end­los lan­ge Va­ri­an­ten mit ein­ge­scho­be­nen Un­ter­va­ri­an­ten nach­spie­le. Dann ist es doch selbst­ver­ständ­lich, dass ich das mei­nen Le­sern er­spa­ren möch­te. Das soll aber nicht heis­sen, dass ich in mei­nen Bü­chern den Kö­nigs­weg ge­fun­den habe. Es gibt an­de­re Kon­zep­te, die bei an­de­ren Schach­spie­lern auf gros­se Zu­stim­mung stos­sen und das ist auch in Ordnung.

GM: In den Ka­ta­lo­gen fin­de ich ein Buch, das – nicht nur in Ih­rem bis­he­ri­gen Schaf­fen – aus dem Rah­men fällt. „Die gros­se Schach­pa­ra­de 1“, an­ge­kün­digt als Streif­zug durch die Tur­nier­welt vor 100 und mehr Jah­ren. Die Zif­fer „1“ weckt in mir die Er­war­tung, dass wir es hier mit ei­nem auf Fort­set­zung an­ge­leg­ten Pro­jekt zu tun ha­ben. Er­zäh­len Sie uns bit­te, wor­auf wir uns hier freu­en dürfen.

RR: Die Schach­pa­ra­de ist kein klas­si­sches Lehr­buch son­dern mehr ein Le­se­buch zum The­ma Schach in un­ter­schied­li­chen Epo­chen und Län­dern. Wir wol­len den Le­sern die Men­schen hin­ter den Schach­spie­lern nä­her brin­gen und in­ter­es­san­te De­tails über Zeit­geist, po­li­ti­sche und ge­sell­schaft­li­che Hin­ter­grün­de ver­mit­teln. Das Buch ist sehr auf­wen­dig ge­stal­tet mit vie­len Fo­tos und in Hard­co­ver pro­du­ziert ein ech­ter Hin­gu­cker. Es wer­den nach und nach wei­te­re Bän­de folgen.

GM: Sie ver­öf­fent­li­chen im Ei­gen­ver­lag „Chess­Coach“.  Was hat Sie und Ih­ren Part­ner be­wo­gen, ei­nen ei­ge­nen Ver­lag aufzubauen?

RR:  Ein ei­ge­ner Ver­lag hat na­tür­lich den Vor­teil, dass man sei­ne Vor­stel­lun­gen eins zu eins um­set­zen kann. Na­tür­lich bringt es deut­lich mehr Ar­beit mit sich, das Buch nicht nur zu kon­zi­pie­ren, son­dern auch am Markt zu plat­zie­ren, ein Ver­triebs­netz auf­zu­bau­en und mit dem Buch­han­del Ge­schäfts­be­zie­hun­gen zu pfle­gen. Den­noch stellt es auch eine in­ter­es­san­te Er­fah­rung dar, auf die­sem Sek­tor tä­tig zu sein.  Der Ver­lag Chess­Coach ist stän­dig auf der Su­che nach neu­en Au­toren und in­ter­es­san­ten Kon­zep­ten. Da ich auf Grund mei­ner Schwer­be­hin­de­rung nicht mehr im Be­rufs­le­ben ste­he, kann ich für den Ver­lag mehr Zeit auf­wen­den und habe gleich­zei­tig eine in­ter­es­san­te und sinn­vol­le Be­schäf­ti­gung. Den­noch muss man es als Lieb­ha­be­rei an­se­hen, da an­ge­sichts der ge­rin­gen Auf­la­ge ei­nes Schach­buchs die Kos­ten-Nut­zen-Rech­nung in den Hin­ter­grund tritt und kauf­män­ni­schen An­for­de­run­gen nicht genügt.

GM: Wel­che ak­tu­el­len Pro­jek­te hat der Chess­Coach-Ver­lag denn in der Pipeline?

RR:  Im Ver­lag Chess­Coach wird in Kür­ze das Buch „An­zugs­vor­teil II“ er­schei­nen, ein Weiss­re­per­toire für d4-Spie­ler.  Aus­ser­dem ste­hen die Ar­bei­ten an zwei schach­his­to­ri­schen Wer­ken kurz vor dem Ab­schluss: „Die Säu­len des Schachs“ so­wie „Lon­don 1851“. Zu­dem wird es ein Lehr- und Ar­beits­buch ge­ben, „Die gol­de­nen Re­geln des Schach­spiels“. Be­son­ders in­no­va­tiv ist ein Pro­jekt zum The­ma Ent­schei­dun­gen am Schach­brett. Das Haupt­au­gen­merk liegt auf dem Un­ter­schied zwi­schen Fern­schach und Nah­schach. Hier­zu konn­ten wir zwei in­ter­na­tio­nal re­nom­mier­te Gross­meis­ter gewinnen. ♦

Le­sen Sie im Glarean Ma­ga­zin zum The­ma auch das Schach-In­ter­view mit Har­ry Schaack (KARL)
… und zum The­ma Schach-Tur­nier­spie­ler auch den Re­port von Eric van Reem: Die Kin­der von Wijk aan Zee

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