Cornelius Verlag: Offener Brief über Druckzuschuss-Verlage

Schluss mit der Hysterie und Intoleranz!“

von Wal­ter Eigenmann

Seit Jahr­zehn­ten schon, ei­gent­lich be­reits seit dem 18. Jahr­hun­dert, da so­gar ein Goe­the für das Ver­öf­fent­li­chen sei­ner Wer­ke be­zahl­te, wird hef­tigst ge­strit­ten über das Für und Wi­der der sog. Druck­kos­ten­zu­schuss-Ver­la­ge (auch Selbst­zah­ler-Ver­la­ge, Au­toren-Ver­la­ge, Dienst­leis­tungs-Ver­la­ge, Be­zahl-Ver­la­ge oder Pseu­do-Ver­la­ge ge­nannt). Ge­meint sind Buch-Her­stel­lungs­fir­men, die ihre (zu­meist bel­le­tris­ti­schen) Au­toren zur Be­tei­li­gung an den Kos­ten der Erst­auf­la­ge her­an­zie­hen und so das un­ter­neh­me­ri­sche Ri­si­ko (in teils um­fang­rei­chem Mas­se) auf sie abwälzen.

Schwarze Listen prangern Einzelfirmen an

Die­ses Ge­schäft scheint mitt­ler­wei­le kräf­tig zu flo­rie­ren: al­lein im deutsch­spra­chi­gen Eu­ro­pa sind flä­chen­de­ckend Dut­zen­de sol­cher Ver­la­ge tä­tig, und ihre Au­toren- bzw. Kund­schaft mag in die vie­len Tau­sen­de ge­hen. Da­ge­gen lau­fen, eben­falls schon seit lan­gem, zahl­rei­che Schrift­stel­ler-Ver­bän­de und an­de­re li­te­ra­ri­sche Grup­pie­run­gen Sturm. Sie wer­fen der­ar­ti­gen Ver­la­gen scham­lo­se Ab­zo­cke vor, und mitt­ler­wei­le kur­sie­ren sog. „Schwar­ze Lis­ten“, die kon­kret ein­zel­ne Fir­men anprangern.

Geld für Bücher - Druckzuschuss-Verlage - Glarean MagazinJüngs­ter Hö­he­punkt der längst auch mit ju­ris­ti­schen Mit­teln ge­führ­ten Aus­ein­an­der­set­zung ist ein „Of­fe­ner Brief“ des Cor­ne­li­us-Ver­la­ges Hal­le, der die­ser Tage an zahl­rei­che jour­na­lis­ti­sche und li­te­ra­ri­sche On­line- und-Print-Re­dak­tio­nen ver­schickt wur­de. Wir ge­ben nach­fol­gend dies Schrei­ben un­ge­kürzt wie­der in der Hoff­nung, sein In­halt füh­re auch hier zu ei­ner re­gen Pro-/Kon­tra-Dis­kus­si­on (via un­ten­ste­hen­de „Kommentar“-Funktion). Da­bei dan­ken wir al­len Vo­tan­ten schon jetzt für sach­li­chen Dis­kus­si­ons­stil! (Ver­lin­kun­gen stam­men von der Re­dak­ti­on – we )

Ver­ehr­te Au­toren und Autorinnen!
Ver­ehr­te Kol­le­gen in den Ver­bän­den, Me­di­en und Literaturhäusern!

Das Mass für die Kam­pa­gne ge­gen die so­ge­nann­ten Druck­kos­ten­zu­schuss­ver­la­ge ist über­voll. Un­ser Brief rich­tet sich auch ganz kon­kret an die Vor­stän­de ei­ni­ger Ver­bän­de. Seit meh­re­ren Jah­ren het­zen die­se mit „Schwar­zen Lis­ten“ ge­gen Dienst­leis­tungs­ver­la­ge. Wir le­ben und ar­bei­ten in ei­nem sol­chen be­trof­fe­nen Ver­lag, dem Pro­jek­te-Ver­lag Cor­ne­li­us GmbH. Ei­ner­seits wird di­rekt oder auch in­di­rekt eine Lis­te im Au­toren­fo­rum Mont­se­gur un­ter­stützt, eine an­de­re, nicht öf­fent­li­che Lis­te FAIRLAG sam­melt Un­ter­schrif­ten von Au­toren, Li­te­ra­tur­häu­sern und Au­toren­por­ta­len ge­gen die­se Verlage.
Zum Ver­ständ­nis der „Schwar­zen Lis­te“: Lis­ten die­ser Na­tur rich­ten sich ge­gen To­le­ranz, Frei­heit, De­mo­kra­tie und auch den markt­wirt­schaft­li­chen Wett­be­werb. Sol­che „Schwar­ze Lis­ten“ wer­den fast aus­schliess­lich von Dik­ta­tu­ren er­stellt. Der Sinn der „Schwar­zen Lis­te“ wen­det sich aus­nahms­los und ver­nich­tend ge­gen die kör­per­li­che, so­zia­le oder auch wirt­schaft­li­che Exis­tenz von Per­so­nen oder Einrichtungen.
Vor ei­ni­gen Jah­ren schon ver­such­ten ver­schie­de­ne Au­toren Buch­ver­öf­fent­li­chun­gen ei­nes Ver­la­ges in Frank­furt zu ver­hin­dern. Seit Jah­ren in­sze­nie­ren die­se Her­ren eine Hass­kam­pa­gne ge­gen in­zwi­schen über 60 Un­ter­neh­men im ver­brei­ten­den und her­stel­len­den Li­te­ra­tur­be­trieb. Hun­der­te „Spür­na­sen“, Fahn­der, Ge­le­gen­heits­kri­ti­ker, Möch­te­gern-Au­toren be­tei­li­gen sich im In­ter­net an ei­ner wei­te­ren Auf­lis­tung der von ih­nen so ge­nann­ten „Pseu­do-Ver­la­ge“, die in Wahr­heit oft Dienst­leis­ter sind, Dru­cke­rei­en be­trei­ben, Buch­bin­de­rei­en und auch Ver­la­ge füh­ren und be­trei­ben. Die­se Spür­na­sen be­schimp­fen die Ver­le­ger und Dru­cker als Kri­mi­nel­le und Be­trü­ger. Eine Chan­ce, sich ge­gen die­se Lis­ten zu weh­ren gibt es nicht, da vie­le Hosts und Pro­vi­der aus­ser­halb der EU zu fin­den sind.
Es wer­den die Ver­la­ge be­schimpft, un­recht­mäs­sig zu han­deln, doch die Un­ter­schrif­ten auf den Ver­trä­gen ge­hö­ren zur Hälf­te den Au­toren. Tat­säch­lich un­ter­schrei­ben Au­toren Ver­trä­ge (ein Ver­trag über eine Ver­si­che­rung ist kom­pli­zier­ter als ein Au­toren­ver­trag), die ih­nen scha­den, doch be­kla­gen sich da­nach nicht über ihre Un­mün­dig­keit, son­dern frö­nen als Frus­tra­ti­ons­aus­gleich der Er­stel­lung von „Schwar­zen Lis­ten“ – ohne An­flug von Selbstkritik.
Die­se „Schwar­zen Lis­ten“ ha­ben die Ei­gen­schaft, die auch die Pest an sich hat. Sie grei­fen über ohne je­des Ge­bot, sie un­ter­schei­den nicht, je­der kann die Sei­ten wech­seln, egal ob er krank oder ge­sund ist. Man spricht ei­nen Ver­dacht aus. Rühmt sich ei­nes ma­ka­bren Be­wei­ses ei­ner Dienst­leis­tungs­fir­ma und stellt sich in die Rei­he mit den Gu­ten. Wir al­lein schon ken­nen min­des­tens zwan­zig wei­te­re, dar­un­ter auch be­deu­ten­de Ver­la­ge, die pri­va­te Druck­kos­ten­zu­schüs­se (ohne Be­tei­li­gung der Öf­fent­lich­keit) nehmen.
Al­les wäre lä­cher­lich, wenn es nicht hun­der­te gute Au­toren aus Un­kennt­nis (wer will schon nicht fair sein?), Li­te­ra­tur­häu­ser so­wie ei­ni­ge klei­ne­re li­te­ra­ri­sche Ver­bän­de und Au­toren­ver­ei­ni­gun­gen gäbe, die sich Auf­tritts-, Lese- und Me­di­en­ver­bo­te für an­de­re, nich­t­or­ga­ni­sier­te Au­toren wün­schen wür­den. Das ha­ben „Schwar­ze Lis­ten“ so an sich. Sie po­la­ri­sie­ren und be­vor­zu­gen eine Gruppe.
Wir den­ken, die Kunst, und be­son­ders die Li­te­ra­tur, hat dort kei­nen Raum mehr, wo es „Schwar­ze Lis­ten“ gibt. In die­sen Lis­ten wer­den Ver­la­ge in ih­rer Exis­tenz be­droht. Es wird ver­sucht Mes­se­auf­trit­te zu ver­hin­dern, Wer­be­schal­tun­gen zu un­ter­bin­den und Be­rufs­ver­bands- so­wie Au­toren­auf­tritts­ver­bo­te wer­den gefordert.
Schaut man sich nur ein we­nig um, so stellt man fest, dass so­gar der über­wie­gen­de Teil der Au­toren des PEN kei­nen Ver­öf­fent­li­cher mehr hat, der sie fi­nan­zie­ren könn­te. Das Be­rufs­bild des Au­tors än­dert sich also rasch, aber eben auch das des Ver­le­gers. Be­son­ders in Deutsch­land aber hat es His­to­rie, hys­te­risch und in­to­le­rant auf das Neue oder das An­de­re, nicht gleich Ver­ständ­li­che oder Ver­steh­ba­re zu reagieren.
Die Auf­la­gen wer­den im­mer klei­ner, die Ar­beit am Buch bleibt je­doch gleich. Wir ha­ben Herrn Imre Tö­rek münd­lich und schrift­lich ein­ge­la­den, sich die Ar­beits­wei­se ei­nes mo­der­nen Ver­la­ges an­zu­se­hen. Ihm schien, wie vie­len an­de­ren auch, die Um­wand­lung der ana­lo­gen Druck-Sys­te­me auf di­gi­ta­le Sys­te­me ver­bor­gen ge­blie­ben zu sein. Die­se Um­wand­lung stellt eine Wei­ter­ent­wick­lung dar, ähn­lich der von der Ker­ze zur Glüh­bir­ne oder der von der Schreib­ma­schi­ne zum Com­pu­ter. Es hat eine ge­wal­ti­ge öko­no­mi­sche und öko­lo­gi­sche Um­wand­lung in der Buch­pro­duk­ti­on und im Ver­trieb von Bü­chern ge­ge­ben, eben­so im Um­gang zwi­schen Ver­le­gern und Autoren.
Doch das in­ter­es­siert die­sen Ver­bands­funk­tio­när nicht. Er strickt wei­ter an „Schwar­zen Lis­ten“, sei es aus Tra­di­ti­on oder aus ei­ner uns un­er­find­li­chen Bor­niert­heit für das Wirk­li­che und Ver­än­der­li­che in die­sem Land. Dar­um: Schaf­fen Sie die „Schwar­zen Lis­ten“ ab! Sie sind un­hy­gie­nisch für die Kul­tur und die Ver­än­de­run­gen im Au­toren­hand­werk in un­se­rem Land, das wir lie­ben und wo je­der Mensch sei­ne Chan­ce ha­ben darf.

8.August 2011, Halle/D: Rein­hardt O. Cor­ne­li­us-Hahn (Autor/Verleger), Joa­chim Schwar­ze (Autor/Verlagsmitarbeiter), Wil­ko Mül­ler (Autor/Verlagsmitarbeiter)

Le­sen Sie im Glarean Ma­ga­zin zum The­ma „Un­ver­öf­fent­lich­te Bü­cher“ auch über
Gi­or­gio van Stra­ten: Das Buch der ver­lo­re­nen Bücher
aus­ser­dem im GLAREAN zum The­ma Verlagswesen:
In­ter­view mit dem Schwei­zer Ver­le­ger Egon Ammann

30 Kommentare

  1. Sehr ge­ehr­ter Herr Imre Török,

    seit wir wis­sen, dass die Erde kei­ne Schei­be ist (und schon lan­ge vor­her), hat sich viel ge­tan. Bei­spiels­wei­se wur­de die Ar­beit der Mön­che in den Klös­tern, in­dem sie Bü­cher ver­viel­fäl­tig­ten, durch den Buch­druck über­flüs­sig. Wir be­fin­den uns in ei­ner Zeit des Wan­dels – mal wie­der – Ver­la­ge, die rei­hen­wei­se künf­ti­ge „Groß­li­te­ra­ten – und nur sie – ver­öf­fent­lich­ten, sind rar ge­wor­den. Statt­des­sen war­tet man auf die Er­kennt­nis­se, bei­spiels­wei­se ei­ner Fuß­baller­gat­tin, die ja auch in­ter­es­sant sein kön­nen, aber nicht viel mit Li­te­ra­tur zu tun haben.
    Da mi­schen sich nun die klei­nen Ver­la­ge ein, die mit Hil­fe des Di­gi­tal­drucks, Klein­auf­la­gen pro­du­zie­ren können.
    Ja, es gibt schwar­ze Scha­fe. Doch lei­der ist es so, dass die Kraft der eta­blier­ten Ver­la­ge ge­nügt, das Pro­dukt der „Fuß­baller­gat­tin“ (nur als Me­ta­pher ge­meint!), zur „Volks­bil­dung“ wer­den zu lassen.
    Wenn mitt­ler­wei­le „se­riö­se Ver­la­ge“ Druck­kos­ten­zu­schüs­se neh­men, dann ste­hen Sie doch den an­de­ren Ver­la­gen, bit­te schön, das Recht zu, Au­toren, die mit gu­ten Ma­nu­skrip­ten kei­ne Chan­ce ge­gen „Fuß­baller­gat­ti­nen“ ha­ben, in „se­riö­sen Ver­la­gen“ un­ter­zu­kom­men, die Mög­lich­keit zur Ver­öf­fent­li­chung zu ge­ben. Auch Klein­auf­la­gen sind, wenn sie se­ri­ös kal­ku­liert, sehr teu­er. Sehr, sehr teu­er, des­halb trau­en sich das die gro­ßen Ver­la­ge nicht zu.
    Aber dann ist da ein Buch in der Welt! Das soll­te Sie doch freu­en!? Und nun nimmt es sei­nen Weg – und oft auch er­folg­reich. Man­che wer­den vom Markt ver­schwin­den. Auch das der „Fuß­baller­gat­tin“ – und nie­mand wird es ver­mis­sen, doch der „an­stän­di­ge Ver­lag“ hat dann tat­säch­lich sei­nen Schnitt ge­macht, auf Kos­ten jun­ger Au­toren, die kei­ne Chan­ce bekamen.
    Was kön­nen wir für Li­te­ra­tur tun. Ich den­ke, Bü­chern eine Chan­ce zu ge­ben. Und das ist die neue Re­vo­lu­ti­on. Durch die jet­zi­gen Mög­lich­kei­ten ha­ben ha­ben viel mehr Ma­nu­skrip­te eine Chan­ce, die sie sonst nicht hät­ten. Man­che Bü­cher ver­schwin­den, oder sie ma­chen – wenn man sie nicht we­gen ih­rer „Her­kunft“ klein­re­det – oder sie gar be­kämpft – ih­ren Weg.
    Ich wür­de mich freu­en, wenn mehr Sach­lich­keit in die Dis­kus­si­on käme.
    Ich wür­de mich freu­en, sehr ge­ehr­te Herr Imre Tör­ök, wenn sie uns ein­mal in Hal­le be­su­chen wür­den. Ich bin ei­ner der Be­grün­der des „pro­jek­te-ver­la­ges“. Wir la­den Sie ganz herz­lich ein!

    Nichts ist bes­ser als ein Ge­spräch. Das weiß ich, denn ich bin eh­ren­amt­lich „Not­fall­seel­sor­ger“.

    Mit freund­li­chem Gruß, Kon­rad Potthoff

  2. Und wie­der ein­mal wird al­les in ei­nen Topf ge­wor­fen, fai­re Dienst­leis­ter und tat­säch­li­che Ab­zock-DKZVs, in Wirk­lich­keit lie­gen Wel­ten dazwischen

  3. Be­trach­tet man die Dis­kus­si­on um so ge­nann­te „Be­zahl­ver­la­ge“, er­staunt es, dass sich bis­her kein Ver­le­ger ei­nes „se­riö­sen Ver­la­ges“ zu Wort meldete.
    Das hat si­cher Grün­de. Wie die meis­ten Au­toren wis­sen, gel­ten dort oft­mals die­sel­ben Re­geln wie bei ei­nem „Be­zahl­ver­lag“. Bei der Ein­rei­chung ei­nes Ma­nu­skrip­tes und der Il­lus­tra­tio­nen bei ei­nem nam­haf­ten Kin­der­buch­ver­lag bei­spiels­wei­se, wur­de eine hö­he­re Sum­me er­war­tet. Aber eben mit der Aus­sicht, durch den Ver­lags­na­men „ge­adelt“ zu sein, den er steht auf kei­ner „schwar­zen Lis­te“ Und auch all die an­de­ren Ver­la­ge fin­det man dort nicht, de­nen die Ent­schei­dung, ein be­stimm­tes Buch zu ver­le­gen leich­ter fällt, wenn ein Teil des Ri­si­kos vom Au­tor ge­tra­gen wird. Und das sind mitt­ler­wei­le sehr vie­le und es wer­den im­mer mehr.
    Und ist es denn im Sin­ne der Grals­hü­ter ho­her Li­te­ra­tur, wenn „Stoß­ge­be­te“ (den Ti­tel soll­te man sich schüt­zen las­sen!) die ein­zi­ge Chan­ce sind, im Wind­schat­ten ei­ni­ge noch un­be­kann­te Au­toren zu ver­öf­fent­li­chen? Wenn es nur so wäre!
    Der „pro­jek­te Ver­lag 188“ wur­de Mit­te der neun­zi­ger Jah­re von Au­toren aus dem Os­ten ge­grün­det, um Au­toren, de­nen man die Rech­te für ihre Bü­cher zu­rück­ge­ge­ben hat­te, neu auf­zu­le­gen. In klei­nen Auf­la­gen, da­mit sie bei­spiels­wei­se bei Le­sun­gen da­mit aus­ge­stat­tet sind. Und „Zeit­zeu­gen­be­rich­te“ wa­ren je­her ein wich­ti­ger Be­stand­teil des Pro­gramms. Ziel war es auch, jun­gen Au­torIn­nen die Mög­lich­keit der Ver­öf­fent­li­chung zu geben.
    Ge­mein­sam – Ver­lag und Au­torIn – lie­ßen sich auf ein „Pro­jekt“ (da­her der Name – und da­mit nicht ir­re­füh­rend!) ein – in der Hoff­nung auf Er­folg, wo­bei der Ver­lag im­mer den grö­ße­ren Teil des Ri­si­kos trug.
    Spä­ter wur­de der Ver­lag zur Pro­jek­te-Ver­lag Cor­ne­li­us GmbH – nun war der Di­gi­tal­druck im Hau­se an­ge­kom­men, der sehr wohl viel kos­tet (wie in ei­nem der Dis­kus­si­ons­bei­trä­ge be­strit­ten wird), denn dazu be­darf es teu­rer Ma­schi­nen, die be­zahlt wer­den müs­sen – und viel mehr.
    Ma­nu­skrip­ten eine Chan­ce ge­ben. Au­torIn­nen eine Büh­ne ge­ben…, was dann ge­schieht, ent­schei­det der Le­ser, der Markt – wenn ei­nem nicht „Schwar­ze Lis­ten“ dar­an hindern.

    Nein, ich bin nicht glück­lich, wenn der Brief mei­nes Freun­des und Kol­le­gen Rein­hardt O. Cor­ne­li­us-Hahn den Ein­druck er­we­cken könn­te, er stel­le sich un­dif­fe­ren­ziert schüt­zend vor alle „Be­zahl­ver­la­ge“, doch so ist nicht. Ja, es gibt schwar­ze Scha­fe. Doch zu de­nen ge­hö­ren wir nicht.
    Auf den ers­ten Mes­sen (und auch noch heu­te) er­fuh­ren wir von „Be­zahl­ver­la­gen“, die das zehn- bis acht­zehn­fa­che vom „Kun­den“ ein­for­dern, was wir als Be­tei­li­gung am „Buch­pro­jekt“ verlangten.
    Es gibt wei­te­re Un­ter­schie­de. Um nur ei­nen zu nen­nen: Weil wir im Grun­de das hö­he­re Ri­si­ko tra­gen, sind wir sehr wohl am Er­folg in­ter­es­siert! Und die Au­toren sind in der Re­gel mit 10 Pro­zent be­tei­ligt! Und wir ver­leg­ten (zu­vor un­be­kann­te) Au­torIn­nen, die meh­re­re tau­send Bü­cher ver­kauf­ten! Umso schlim­mer ist es, wenn die dann igno­riert wer­den sol­len weil sie (ob­wohl li­te­ra­risch hoch­wer­tig) vor den Au­gen der Grals­hü­ter – we­gen des „Stalls“ aus dem sie kom­men, kei­ne Gna­de finden.

    Üb­ri­gens, un­ser Idea­lis­mus kos­tet. Einst war ich ei­ner der Ver­le­ger, jetzt Ge­sell­schaf­ter, wenn ich al­les über­rech­ne, habe in den nun­mehr über 25 Jah­ren zehn Euro pro Mo­nat ver­dient. Das heißt: Alle Gut­ach­ten, Lek­to­ra­te usw. ge­scha­hen eh­ren­amt­lich. Und das geht so in Ord­nung, denn zu­erst müs­sen die An­ge­stell­ten be­zahlt werden.
    Ich bin stolz auf die­sen Ver­lag. Nicht al­les, was er­schien, wa­ren „Ren­ner“. Aber wie ge­sagt, auch da ent­schei­det der Markt. Doch wir sind an ei­nem Punkt an­ge­kom­men, an dem im­mer häu­fi­ger nam­haf­te Au­toren bei uns ver­öf­fent­li­chen, und wir vie­len jun­gen Au­toren hel­fen konn­ten, ein Sprung­brett zu fin­den. Wir sind nun dazu in der Lage, Bü­cher auf den Markt zu brin­gen, ohne ein „Pro­jekt“ für sie ent­wi­ckelt zu haben.
    Ich be­haup­te mal, mit die­ser Be­schrei­bung un­ter­schei­den wir uns nicht mehr we­sent­lich von den „se­riö­sen Ver­la­gen“. Also be­darf es ei­ner mo­di­fi­zier­ten Lis­te, wenn über­haupt, denn „Lis­ten“ ha­ben tat­säch­lich ei­nen schlech­ten Beigeschmack.
    Ich ver­mu­te mal (et­was Po­le­mik sei auch mir ge­stat­tet) – die Mön­che, wel­che vom Ab­schrei­ben von Bü­chern leb­ten, wa­ren nicht be­geis­tert von Gu­ten­bergs Er­fin­dung. Der Di­gi­tal­druck ver­än­der­te eben­falls die Mög­lich­kei­ten und die Chan­cen, auf dem Buch­markt Fuß zu fas­sen und neue Wege kün­di­gen sich an. Das al­les sind Her­aus­for­de­run­gen – sie zu be­kämp­fen – und gar mit „schwar­zen Lis­ten“ – ist unproduktiv.

    Mit freund­li­chem Gruß, Kon­rad Potthoff

  4. Ich bin Vo­lon­tär im Pro­jek­te-Ver­lag Cor­ne­li­us. Ich bin tä­tig in den Ab­tei­lun­gen Pres­se- und Öf­fent­lich­keits­ar­beit und Ver­trieb (die ein DKZV ja bei­de an­geb­lich nicht hat). Ich möch­te mei­ne Mei­nung zu die­sem The­ma von den hier ge­nann­ten Per­so­nen und An­schul­di­gun­gen ent­kop­peln. Ich möch­te Ih­nen dar­le­gen, mit wel­chen Schwie­rig­kei­ten ich in mei­ner Ar­beit zu kämp­fen habe.
    Sie be­steht zu gro­ßen Tei­len lei­der nicht dar­in, ver­trau­ens­vol­le und für bei­de Sei­ten be­fruch­ten­de Be­zie­hun­gen zu Me­di­en­ver­tre­tern, Li­te­ra­tur­häu­sern und Buch­händ­lern auf­zu­bau­en und Bü­cher und Au­toren vor­zu­stel­len, son­dern in der grund­sätz­li­chen Ver­tei­di­gung der Recht­schaf­fen­heit des Ver­la­ges und der Qua­li­tät der Bü­cher. Mei­ne Ar­beit ist im­mer wie­der ein Kampf ge­gen eine grund­lo­se Vor­ver­ur­tei­lung auf­grund der DKZV-Lis­ten. Ich bin ein Li­te­ra­tur­be­geis­ter­ter und doch ent­geis­tert von mei­ner Machtlosigkeit.
    Un­se­re Au­toren dür­fen sich nicht für be­stimm­te Preis­ver­lei­hun­gen be­wer­ben, weil sie beim fal­schen Ver­lag sind. Das Buch selbst spielt kei­ne Rol­le. Sie dür­fen in Li­te­ra­tur­häu­sern, die die DKZV-Lis­ten un­ter­stüt­zen, kei­ne Le­sun­gen hal­ten und es gab be­reits Buch­händ­ler für die das ein Aus­schluss­kri­te­ri­um war. Wenn die­se Lis­ten das be­wir­ken sol­len, dann sind sie er­folg­reich. Herz­li­chen Glückwunsch.
    Doch da­mit hört es noch nicht auf. Wei­ter­hin wer­de ich in Te­le­fo­na­ten mit Jour­na­lis­ten als al­ler­ers­tes ge­fragt, ob der Pro­jek­te-Ver­lag nicht ei­ner von die­sen DKZ-Ver­la­gen ist und muss zu­vor­derst das Ge­schäfts­mo­dell er­läu­tern (das trotz ge­gen­tei­li­ger Be­haup­tun­gen trans­pa­rent auf der Start­sei­te der Ver­lags­home­page in drei Mi­nu­ten im De­tail nach­ge­le­sen wer­den kann. Da­bei soll­te es im Ge­spräch mit ei­nem Li­te­ra­tur­me­di­um doch um ein mit Herz­blut ver­fass­tes li­te­ra­ri­sches Werk gehen.
    Wir ver­le­gen ehe­ma­li­ge deut­sche Bot­schaf­ter (Bernd Wulffen, Kuba, Bah­rain), deut­sche Aus­lands­kor­re­spon­den­ten (Bri­git­te Schu­bert-Ous­try­/ARD-Pa­ris), Bundesverdienstkreuzträger/innen (Prof. Dr. Bar­ba­ra Schaef­fer-He­gel) und vie­le wei­te­re ein­drucks­vol­le Per­sön­lich­kei­ten mit oft noch ein­drucks­vol­le­ren Bü­chern. ). Es ist je­doch oft wich­ti­ger, ob der Ver­lag auf ei­ner Lis­te steht.
    Auf den Buch­mes­sen wer­den wir in ho­hem Maße von Au­toren an­ge­spro­chen, die ei­nen Ver­lag su­chen. Ihre ers­te Fra­ge lau­tet: Sie sind doch ein Ver­lag, der Geld ver­langt, oder? Ich ant­wor­te dann: Nicht aus­schließ­lich. Und ich er­klä­re wie­der­um das Ge­schäfts­mo­dell. Und wis­sen Sie, was pas­siert, wann im­mer ich das tue? Mein Ge­gen­über ist er­staunt und be­ein­druckt. Von den Mög­lich­kei­ten, von der Ehr­lich­keit, von der Beratung.
    Je­der­zeit kann der Ver­lag an­ge­ru­fen wer­den. Die Ver­triebs­ab­tei­lung er­klärt je­dem, der es hö­ren will, den Weg des Bu­ches aus der Dru­cke­rei in den Buch­han­del. Die Öf­fent­lich­keits­ar­beit klärt bei In­ter­es­se ger­ne über stan­dard­mä­ßi­ge und in­di­vi­du­el­le Mög­lich­kei­ten der Be­kannt­ma­chung auf. Un­se­re Au­toren, die mit ih­rem Buch um jede Le­sung, jede zur Aus­la­ge be­rei­te Buch­hand­lung kämp­fen, wis­sen die­ses An­ge­bot zu schät­zen und nut­zen es.
    Doch ich möch­te dif­fe­ren­zie­ren. Es hat sich noch lan­ge nicht die gan­ze Welt ge­gen uns ver­schwo­ren. Ich kann von Glück re­den, dass es noch Jour­na­lis­ten und Buch­händ­ler gibt, de­nen die DKZV-De­bat­te herz­lich egal ist, oder die­se auf­grund ih­rer Ein­sei­tig­keit igno­rie­ren. Sie in­for­mie­ren sich über das Buch und ent­schei­den sich dann, ob sie es ver­brei­ten oder ver­trei­ben wol­len. Es gibt auch wel­che, die es ab­leh­nen und das ist in Ord­nung. Die­se Jour­na­lis­ten, Buch­händ­ler und Ver­an­stal­ter in­ter­es­sie­ren sich näm­lich noch für den Mehr­wert des Bu­ches, den künst­le­ri­schen eben­so wie den fi­nan­zi­el­len. Ge­nau­so die Groß­händ­ler von KNV, li­bri und Um­breit. Dort hat sich seit vie­len Jah­ren eine ver­trau­ens­vol­le Zu­sam­men­ar­beit ent­wi­ckelt, die ge­prägt ist von ge­gen­sei­ti­gem Re­spekt und pro­fes­sio­nel­ler Ernst­haf­tig­keit. Un­dif­fe­ren­zier­te Vor­ur­tei­le in­ter­es­sie­ren dort nie­man­den. Dort wird ge­se­hen, dass wir uns um un­se­re Bü­cher be­mü­hen, dass wir gro­ße Mes­se­stän­de auf­fah­ren, um uns breit zu prä­sen­tie­ren und dass wir auch Re­zen­sio­nen in der FAZ, im Ta­ges­spie­gel und in der Bild erhalten.
    Ich möch­te zu­letzt noch ein­mal dar­auf hin­wei­sen: So­wohl on­line als auch per Te­le­fon macht der Ver­lag ein um­fang­rei­ches und trans­pa­ren­tes In­for­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­an­ge­bot. Uns ist wich­tig, dass je­der Ein­zel­ne dif­fe­ren­ziert. Eine un­re­flek­tier­te, un­kon­trol­lier­te und nicht zu kor­ri­gie­ren­de Ver­bots­lis­te mit un­ein­ge­schränk­ter Au­to­ri­tät ver­hin­dert in vie­len Fäl­len selbst die­sen ers­ten Schritt.

    G. Rac­kow

  5. Wirr und däm­lich (O-Ton Tör­ök) sind zwei Be­grif­fe im Zu­sam­men­hang mit R. Cor­ne­li­us-Hahn, die ich gar nicht un­ter­stüt­zen kann. Es ist pein­lich, ei­nen 64-jäh­ri­gen Au­tor und Ver­le­ger der­ar­ti­ge Be­griff­lich­kei­ten zu un­ter­stel­len. R. O. Hahn, so sein Au­toren­na­me, hat nach­weis­lich eine ver­kauf­te Ge­samt­auf­la­ge von 1,2 Mio. Bü­chern auf den Markt ge­bracht (ver­kauf­te!). Er be­sitzt und führt seit 21 Jah­ren eine Fir­ma, die seit 15 Jah­ren aus­bil­det und mehr als 30 Men­schen beschäftigt.
    Be­schäf­tigt man sich mit ihm, so kann man er­fah­ren, das er knapp 30 Jah­re „tro­cken“ ist und über ihn ist auch be­kannt, das er in den 80er Jah­ren 12 Trin­kern das Le­ben ge­ret­tet hat (über Mo­na­te ge­pflegt usw.).Die Dis­kus­si­on, die er an­ge­sto­ßen hat, ist nichts für Leu­te, die von der Ma­te­rie Ver­lags­we­sen und Au­toren­be­treu­ung nichts ver­ste­hen oder de­nen es zu gut geht, weil sie ma­te­ri­ell auf dem Tro­cke­nen sit­zen (um im Be­griff­li­chen zu bleiben).
    Ich habe die Er­fah­rung ge­macht, fast je­des Ver­lags­ge­schäft ist ein Zu­schuss­ge­schäft, aber auch je­der Au­tor gibt nicht nur al­lein sein Herz für das von ihm Ge­schrie­be­ne, er gibt auch sei­ne ge­sam­te Zeit und sein Geld. Preis­trä­ger, Aka­de­mie­mit­glie­der, Ver­bands­mit­glie­der und, und, und … ha­ben kei­nen Er­folg, aber den Wunsch, es zu wis­sen und es (das Ge­schrie­be­ne) zu verbreiten.
    Ein Ver­le­ger, der Ah­nung hat (was man von C-H. un­be­dingt sa­gen muss) ist eine Hil­fe. Ich habe mir das Ge­schäfts­mo­dell an­ge­se­hen. Da wer­den be­rühm­te Au­toren ho­fiert und be­zahlt (Edi­ti­on Cor­ne­li­us). Da ist ein Klas­si­ker­pro­gramm auf­ge­legt, von de­nen hat wahr­lich kei­ner was da­zu­be­zahlt (Les­sing, Bür­ger, Ser­viss, Cha­mis­so). Da gibt es die Zeit­zeu­gen, die be­zah­len (laut In­ter­net-Home­page 850 Euro Net­to) und da gibt es das Au­toren­pro­gramm, hier zahlt man nichts oder es wird ein Pro­jekt ge­macht, da kann sich fast je­der „Groß­ver­lag“ verstecken.
    Ehe ich es ver­ges­se, die Sach­buch­rei­he wird von Uni­ver­si­tä­ten, Phar­ma­kon­zer­nen, Stif­tun­gen usw. be­zahlt und fin­det sich kein „Spon­sor“, so gibt es das fer­ti­ge, sau­be­re Buch für 1.250 Euro – auch im Vertrieb.
    Selbst habe ich fast 30 Ti­tel in mei­nem Klein­ver­lag her­aus­ge­ben kön­nen, ohne Druck­kos­ten­zu­schuss. Es gibt über Cor­ne­li­us-Hahn noch mehr zu sa­gen, dass er 1976 aus der SED „raus­ge­tre­ten“ wor­den ist, aber zwei Din­ge kann man von ihm nicht be­haup­ten, er sei däm­lich und wirr. Ich den­ke, er tritt mit Kraft eine Dis­kus­si­on an, von der der Pro­jek­te-Ver­lag Cor­ne­li­us gar nicht so sehr be­trof­fen sein muss, da die an­ge­schlos­sen Dru­cke­rei für vie­le, klei­ne Ver­la­ge für gute Prei­se druckt und ge­nau den Au­toren und den Ver­la­gen, die sich hier über­he­ben, eine Grund­la­ge der Ver­öf­fent­li­chung schafft.
    Ich weiß, eine För­de­rung, die die­ser Ver­lag an­bie­tet (wohl­ge­merkt, es ist ein pri­va­ter An­bie­ter), kann sich eine Kul­tur­be­hör­de oder ein Ver­band nicht leis­ten. Noch eine Fra­ge – wo war Herr Tör­ök 1976? War er auch im­mer der Ers­te, wie hier in die­sem Blog? Sei­nen Bei­trag hal­te ich für schä­big und arg begrenzt.
    Noch ein nach­träg­li­cher Zu­satz, ein nicht­an­ony­mes Ge­spräch in ei­nem Blog ist eine Wohl­tat. Und – man soll­te end­lich Spreu von Wei­zen tren­nen, sie­he DKZV, da gibt es nur ei­ni­ge, we­ni­ge Ver­la­ge, die den Hals nicht voll be­kom­men, sich nicht um die Au­toren küm­mern und sich viel­leicht die Hän­de rei­ben und sich eben nicht äu­ßern werden.

  6. Also, ich fin­de es toll, dass hier so of­fen in­for­miert wird. Dan­ke für die Hin­wei­se. Ich wer­de dar­aus mei­ne Kon­se­quen­zen ziehen.
    Wenn ich das nächs­te Mal zum Fo­to­gra­fen gehe, weil ich Pass­bil­der brau­che, muss er mich be­zah­len, schließ­lich be­zah­len se­riö­se Fo­to­gra­fen ih­ren Mo­del­len Geld, das sieht man an Clau­dia Schiffer.
    Au­ßer­dem hat­te ich mir über­legt, für mei­nen Mann zum Ge­burts­tag im Ton­stu­dio ein Lied auf­zu­neh­men um es ihm als CD zu schen­ken. Ich den­ke, da wird das Ton­stu­dio mich be­zah­len müs­sen, schließ­lich be­kom­men Sän­ger Geld für ihre Leis­tung. Und so gut wie To­kio Ho­tel sin­ge ich auch noch.
    Die se­riö­sen Ver­la­ge hier kön­nen mir si­cher auch sa­gen, wo­hin ich mei­ne Lie­bes­ge­dich­te aus ver­gan­ge­nen Zei­ten schi­cken kann, schließ­lich be­to­nen die se­riö­sen Ver­la­ge ja, dass sie ih­ren Au­toren Geld zah­len und ich bin im Mo­ment et­was knapp bei Kasse…
    Da man dar­auf be­steht, dass Ver­lag von vor­le­gen kommt (was pa­ra­do­xer Wei­se vor­fi­nan­zie­ren be­deu­ten soll… ei­gent­lich müss­te Ver­lag dann Vor­finz hei­ßen), und da sich of­fen­bar der Wort­in­halt und sei­ne Be­deu­tung über die Jah­re nicht än­dern kann, darf soll, wer­de ich künf­tig mei­ne Kol­le­gen, die ein Prak­ti­kum ab­sol­vie­ren, nicht mehr mit Prak­ti­kant an­re­den, sonst be­kom­me ich von de­nen noch eine An­zei­ge we­gen Beleidigung.
    Je­der mag sich selbst in­for­mie­ren, wel­che ur­sprüng­li­che Be­deu­tung das Wort Prak­ti­kant hat.
    So und nun wer­de ich zum Ein­schla­fen ein gu­tes Buch le­sen, na­tür­lich nicht aus ei­nem Zu­zahl­ver­lag, denn die pu­bli­zie­ren ja nur Mist. Al­lein Bü­cher aus se­riö­sen Ver­la­gen ga­ran­tie­ren, dass man hoch­wer­ti­ge li­te­ra­ri­sche Wer­ke in den Hän­den hält.
    Hmm, mal über­le­gen, wel­ches hoch­wer­ti­ge Buch neh­me ich denn? Ich hät­te da im Mo­ment zur Aus­wahl: „Nichts als die Wahr­heit“, dann noch „Feucht­ge­bie­te“ oder neh­me ich doch die „Biss-Rei­he“?
    Egal, al­les in Ver­la­gen ver­öf­fent­licht, die kei­ne Zu­zah­lung neh­men, also be­stimmt künf­ti­ge Weltliteratur!

  7. Ich stel­le fest, dass die Dis­kus­si­on hier nicht wei­ter­führt. Pseu­do­ver­le­ger wie Küp­pers, Cor­ne­li­us-Hahn und des­sen Mit­strei­ter, auf die­se Wei­se ihre Schlamm­schlacht ge­gen Kri­ti­ker ih­res um­strit­te­nen Ge­schäfts­mo­dells wei­ter fort­füh­ren zu müssen.
    Der „Of­fe­ne Brief“ trägt schon den Duk­tus der Ver­ächt­li­chungs­ma­chung, wel­che be­sag­te Per­so­nen hier in der Dis­kus­si­on fort­füh­ren wollen.
    Frau Küp­pers scheint of­fen­sicht­lich nicht das Recht der ge­mein­nüt­zi­gen Ver­ei­ne in Deutsch­land be­kannt zu sein. Sie scheint nicht zu wis­sen, dass ge­mein­nüt­zi­ge Ver­ein ge­ra­de kei­ne wirt­schaft­li­chen Ab­sich­ten ha­ben. Da­bei set­ze ich ein­mal vor­aus, dass es bei ihr Un­wis­sen­heit ist, und nicht Unredlichkeit.

    Die De­bat­te hier kann als ge­schei­tert an­ge­se­hen wer­den. Und ich muss sa­gen: Bei ei­nem sol­chen wir­ren und ver­ächt­lich­ma­chen­den „Of­fe­nen Brief“ des Herrn Cor­ne­li­us-Hahn war es auch von vorn­her­ein nicht an­ders zu er­war­ten. Scha­de, ei­ner­seits. Viel­leicht hat­te aber manch ein Pseu­do­ver­le­ger den­noch ei­nen Er­kennt­nis­ge­winn. Denn Auf­klä­rungs­ar­beit tut Not – nicht nur bei po­ten­ti­el­len Au­toren (Op­fern), son­dern auch bei den Pseu­do­ver­le­gern selbst. Wenn sie we­nigs­tens jetzt ein­mal das Ver­lags­prin­zip ver­stan­den ha­ben, d.h. wis­sen, dass Ver­lag von Vor­le­gen kommt, und ver­stan­den ha­ben, dass sie kei­ne Ver­la­ge be­trei­ben, ist schon viel erreicht.

  8. Zum Kom­men­tar: Wir­rer und däm­li­cher Kleinunternehmer

    Wir soll­ten doch mal sach­lich blei­ben. Man kann mit Si­cher­heit viel über den Ver­le­ger Cor­ne­li­us-Hahn sa­gen, aber wirr und däm­lich stim­men mit Si­cher­heit nicht.
    In fin­de es eine Un­ver­schämt­heit ei­nen fast 65jährigen Au­tor und Ver­le­ger der­art zu be­lei­di­gen. Sei­ne nach­weis­lich ver­kauf­te Ge­samt­auf­la­ge liegt bei 1,2 Mil­lo­nen Bü­cher. Die hier ver­tre­te­nen Au­toren kön­nen da­von ver­mut­lich nur träumen.

    Ich las­se mich aber gern vom Ge­gen­teil über­zeu­gen. Auch kann man auf der Ver­lags­home­page sehr deut­lich nach­le­sen wel­che Be­tei­li­gun­gen ge­for­dert wer­den. Zu­dem gibt es den Ver­lag auch nicht erst seit heute.
    Ich als Buch­händ­ler ver­wei­se auch mal dar­auf, dass vie­le Au­toren des Ver­la­ges kei­nen Zu­schuss zah­len. Oder glau­ben Sie al­len Erns­tes Chris­ta Wolf oder Vol­ker Braun zah­len et­was für ihre Veröffentlichungen?
    Der Buch­markt ist hart um­kämpft. Es gibt ca. 20.000 Ver­la­ge in Deutsch­land und alle su­chen Sie Ih­ren Platz in den Buch­hand­lun­gen. Den ge­neig­ten Le­ser in­ter­es­siert die De­bat­te üb­ri­gens herz­lich we­nig (täg­li­che ei­ge­ne Er­fah­rung an der Buchhändler-Front).

    Es emp­fin­de es als mehr als an­mas­send Un­ter­neh­men (und das sind nun­mal die Ver­la­ge) als Be­trü­ger und Schlim­me­res zu dif­fa­mie­ren. Ich glau­be nicht, dass die ver­tre­te­nen Her­ren sich selbst so be­lei­di­gen las­sen wür­den. Und auch die Wort­wahl des Herrn Tör­ök er­scheint mir eher un­pas­send. Je­der Au­tor kann sel­ber ent­schei­den wie, wo und wann er veröffentlicht…

    Ich möch­te ein­fach mal mit dem jü­di­schen Sprich­wort „Zum Bei­spiel ist noch kein Be­weis..“ schließen

    In die­sem Sinne

    T. Gey­er, Buchhändler

  9. Es ist schon sehr be­zeich­nend, wie ag­gres­siv hier der Tross der selbst­er­nann­ten Hü­ter des hei­li­gen Eta­blier­ten-Grals sich mo­kiert über ei­nen Of­fe­nen Brief, der mei­nes Er­ach­tens die Si­tua­ti­on in der deut­schen Ver­lags­land­schaft sehr gut er­fasst und die Hatz zu­recht scharf kri­ti­siert, zu der seit Jah­ren von den ein­schlä­gi­gen Ver­bän­den ge­bla­sen wird. Vor Jah­ren war ich sel­ber mal Jung­au­tor in ei­nem der Dienst­leis­ter-Ver­la­ge, nach­dem ich mit mei­nem Ro­man-Ex­po­sé bei über 15 „klas­si­schen“ Ver­la­gen ab­ge­blitzt war. Erst die Ver­öf­fent­li­chung bei ei­nem Dienst­leis­ter-Ver­lag (der da­mals sehr wohl für mein Buch Wer­bung be­trie­ben hat!) konn­te ich über­haupt erst mal ei­nen Fuss in die Li­te­ra­tur­sze­ne krie­gen. Ich be­reue mei­nen da­ma­li­gen Schritt auch heu­te noch nicht.
    Ok, heu­te wür­de ich in der glei­chen Si­tua­ti­on noch stär­ker die Prei­se der entspr. An­bie­ter ver­glei­chen. Aber un­term Strich sind die Dienst­leis­ter-Ver­la­ge (ganz im Ge­gen­satz zu den eta­blier­ten!) ein wirk­li­cher Bei­trag zur Li­te­ra­tur-De­mo­kra­tie. Die Zei­ten ha­ben sich näm­lich mas­siv ver­än­dert, und ich fin­de ab­so­lut nichts da­bei, wenn ein Au­tor sei­ne li­te­ra­ri­schen Pro­jek­te mit­tels Ei­gen­be­tei­li­gung un­ter die Le­ser­schaft zu brin­gen ver­sucht. Ok, viel­leicht ist die Op­ti­on Ei­gen­ver­lag, bei den heu­ti­gen kos­ten­güns­ti­gen Mög­lich­kei­ten des Dru­ckens, eine Al­ter­na­ti­ve. Aber lang­jäh­ri­ge Dienst­leis­ter-Ver­la­ge ha­ben eine oft recht um­fang­rei­che PR- und Ver­triebs­struk­tur; um auf die­se zu­rück­zu­grei­fen lohnt sich eine an­ge­mes­se­ne In­ves­ti­ti­on durch­aus. Mir je­den­falls war da­mals da­mit sehr gedient.
    Die­se von den Ver­bän­den hier un­ter der „Lei­tung“ von Prä­si­dent Tör­ök seit vie­len Jah­ren ge­schür­te „Ver­nich­tungs­kam­pa­gne“ ge­gen die sog. „Druck­zu­schuss­kos­ten-Ver­la­ge“ ist je­den­falls mehr als de­gou­tant. Ich kann ver­ste­hen, dass er und sei­ne Ver­bands­funk­tio­nä­re um ihre Ein­nah­men (sprich Mit­glie­der­bei­trä­ge) fürch­ten, aber die Li­te­ra­tur-De­mo­kra­ti­sie­rung ist auch mit Pau­schal­ver­dam­mung gan­zer Wirt­schafts­zwei­ge nicht auf­zu­hal­ten. Ok, Erst­au­toren rate ich drin­gend, die frag­li­chen Ver­trä­ge und Prei­se sehr ein­dring­lich un­ter die Lupe zu neh­men. Und schwar­ze Scha­fe gibt’s schließ­lich in je­der Branche.
    Aber ge­ne­rell und pau­scha­li­sie­rend ab­ra­ten, das hie­ße ge­walt­sam EINE der in­ter­es­san­ten Pu­bli­ka­ti­ons­op­tio­nen weg­zu­schlie­ßen. Und das wäre, ge­ra­de für Erst- oder Jungautor/innen, doch dumm. Trotz der ver­ständ­li­chen Angst der Au­toren-Ver­bän­de um ihre Mit­glie­der-Geld­pfrün­de… Üb­ri­gens, wer ver­gleicht ei­gent­lich mal die recht üp­pi­gen Jah­res­bei­trä­ge der vie­len Ver­bän­de im Hin­blick auf ihr Preis-Leis­tungs­ver­hält­nis??!! De­ren „Dienst­leis­tun­gen“ mal den Dienst­leis­ter-Ver­la­gen ge­gen­über­zu­stel­len könn­te doch recht auf­schluss­reich werden… 😉

    Jo­nas F.

  10. Lie­be Frau Wilberg,

    lan­ge Rede, noch kür­ze­rer Sinn:

    Mein Ver­lag wur­de schon zu Be­ginn sei­ner Grün­dung der DKZ-Pu­bli­ka­ti­on be­zich­tigt und ge­ra­de die Ver­bän­de wa­ren es, die un­se­ren Ver­lag im­mer wie­der in die Lis­ten auf­ge­nom­men ha­ben. Mein da­ma­li­ger Ver­such die­sem Trei­ben ein Ende zu be­rei­ten schei­ter­te. Fakt ist der, dass wir bis vor zwei Mo­na­ten (also in den ers­ten 2 1/2 Jah­ren) trotz der mas­si­ven Un­ter­stel­lung di­ver­ser Por­ta­le kei­nen Cent von den Au­toren ver­langt ha­ben und das be­le­gen so­wohl die Ver­trä­ge un­se­rer 43 Au­toren, als auch das die­se sich zum da­ma­li­gen Zeit­punkt im Bör­sen­blatt zu Wort ge­mel­det ha­ben und be­stät­tigt ha­ben, dass kein Cent an uns ge­zahlt wurde. 

    Nur wis­sen Sie, wenn man im­mer wie­der in die­se wie ich fin­de über­haupt nicht „un­se­riö­se“ Ecke ge­drängt wird, dann hat man die Wahl die­ses zu igno­rie­ren oder eben ge­nau das zu tun, was ih­nen da un­ter­stellt wird. 

    Nein, ich sehe in un­se­rer Be­tei­li­gung nicht uns­erö­ses, denn wir küm­mern uns so­wohl um die Au­toren, als auch um de­ren Bü­cher und un­se­re Be­tei­li­gung kann nun wahr­lich nicht als Ab­zo­cke ver­stan­den wer­den, denn es deckt für die ers­te Auf­la­ge erst ein­mal die rei­nen Kos­ten. Wir prä­sen­tie­ren die Bü­cher un­se­rer Au­toren auf un­se­rem Mes­se­stand und wenn Sie ein­mal ge­naus­tens re­cher­chie­ren wür­den, dann wäre Ih­nen auch die Viel­falt un­se­rer Wer­be­maß­nah­men und En­ga­ge­ments auf­ge­fal­len. Wir ho­cken eben nicht ein­fach nur in un­se­rem Mes­se­stand, son­dern wir ver­an­stal­ten zu je­der vol­len Stun­de eine Le­sung auf die­sem und zie­hen mit un­se­rem pin­ken Stuhl durch die Hal­len, um auf die Li­te­ra­tur un­se­rer Au­toren auf­merk­sam zu machen. 

    Ent­schei­dent fin­de ich bei die­sem gan­zen Sach­ver­halt auch wie­der ein­mal, dass das Geld­ver­die­nen mit Au­toren in den Ver­bän­den und fai­ren Por­ta­len gar nicht zur Spra­che kommt und wis­sen Sie was: 

    Wir ma­chen es so, wie wir es als Ver­lag für „Gut & Rich­tig“ be­fin­den und zwar auch dann, wenn es Ih­nen oder an­de­ren wie­der­stre­ben soll­te. Ei­ner der Kom­men­ta­to­ren hat schon Recht da­mit, dass man die Ver­bän­de ein­mal un­ter den Fo­cus der Kri­tik neh­men soll­te … und jene Kom­men­ta­to­ren der Un­sach­lich­keit … da hal­te ich es doch mit mei­ner Groß­mutter: ver­ab­schie­de und genese!

    PS: Lie­be Ver­la­ge der ste­ten An­grif­fe … sehr ger­ne dür­fen Sie mich oder mei­ne Mit­ar­bei­ter des Ver­la­ges kon­tak­tie­ren, denn es wäre doch si­cher­lich auch für Au­toren von sehr gro­ßem In­ter­es­se zu er­fah­ren, wel­che Ver­bän­de nicht kas­sie­ren, um dem Au­toren bei sei­ner Su­che nach ei­nem Ver­lag zu hel­fen. Uns al­len wäre doch weit­aus mehr ge­hol­fen, wenn we­nigs­tens die Dop­pel­mo­ral der li­te­ra­ri­schen Ver­bands­mo­ra­lis­ten ein Ende fin­den wür­de und auch dort die Kon­di­tio­nen bzw. die Zah­lun­gen di­rekt auf der ers­ten Sei­te prä­sent wä­ren! Gibt es ei­gent­lich auch schon eine „Schwar­ze Lis­te“ der Verbände?

    Ni­co­le J. Küp­pers / De­sign Pa­vo­ni° Verlag

  11. Wer die Auf­klä­rungs­ar­beit von Au­toren- und an­de­ren Li­te­ra­tur­or­ga­ni­sa­tio­nen so­wie Ver­brau­cher­zen­tra­len als eine Ar­beit „wie in Dik­ta­tu­ren“ ver­gleicht, und wer meint, eine sach­li­che Kri­tik ge­gen die Ge­schäfts­prak­ti­ken von Pseu­do­ver­la­gen pau­schal als „Haß­kam­pa­gne“ be­zeich­nen zu müs­sen, der muss sich nicht da­vor wun­dern, dass vor ihm ge­warnt wird.
    Auch die FAZ be­rich­te­te am 24.04.2008 („Fair geht vor“):
    über ein sol­ches ver­gleich­ba­res Verhalten.

    Erst vor kur­zem wur­de ein Pseu­do­li­te­ra­tur­agent zu ei­ner Haft­stra­fe von ei­nem Jahr und zehn Mo­na­ten ver­ur­teilt. Er hat­te von Au­toren Geld im Vor­aus ge­nom­men und für die Ver­öf­fent­li­chung aber nichts We­sent­li­ches ge­tan: http://www.sueddeutsche.de/bayern/coburg-wie-im-schlechten-krimi-1.1010046

    Ich gebe die Hoff­nung nicht auf, dass Herr Cor­ne­li­us-Hahn auch ei­nes Ta­ges ein­se­hen und ver­ste­hen wird, dass ein Ver­lag dem Au­tor Geld gibt, und eben nicht nimmt. Und dann schon gar nicht, un­ter ir­re­füh­ren­den Ge­schäfts­prak­ti­ken. Wenn sein Of­fe­ner Brief ei­nem Lern­pro­zess bei ihm die­nen soll, dann be­grü­ße ich es sehr.

  12. Herr Cor­ne­li­us-Hahn ist mit sei­nen – schlecht re­cher­chier­ten und nicht zum ers­ten Mal dif­fa­mie­ren­den – Schrei­ben auch mir lei­der kein Un­be­kann­ter. Ei­nes muss man ihm las­sen: Als zu­vor un­be­kann­ter Kleinst­un­ter­neh­mer hat er sich un­ter Au­toren in­ner­halb ei­ner kur­zen Zeit – wenn­gleich kei­nen rühm­li­chen – Ruf erworben.
    Ich habe noch in Er­in­ne­rung, wie er be­reits vor drei Jah­ren al­len Erns­tes mein­te, über 20 Li­te­ra­tur­ver­ei­ni­gun­gen im Vor­feld der Grün­dung des Ak­ti­ons­bünd­nis für fai­re Ver­la­ge mit bar­schen Dif­fa­mie­run­gen die Kla­ge an­dro­hen zu wol­len und hol­te sich dazu dann auch noch zu­sätz­li­che Schüt­zen­hil­fe von ei­nem Frank­fur­ter Pseu­do­ver­lags­un­ter­neh­men. Bis er schließ­lich frei­mü­tig ein­räum­te, dass sei­ne An­dro­hun­gen alle nur „ein Bluff“ wa­ren. Er woll­te schon die Mei­nungs­bil­dung ein­schrän­ken. Au­toren be­zeich­ne­ten die­ses Ver­hal­ten sehr zu­tref­fend als „Zen­sur­ver­such reins­ten Wassers.

    Auch die­ser Of­fe­ner Brief ent­zieht sich wie­der jeg­li­cher ernst­haf­ter Dis­kus­si­on. Er wim­melt von Un­wahr­hei­ten und (ge­woll­ten) Ver­ächt­li­chungs­ma­chun­gen. Wenn Herr Cor­ne­li­us-Hahn tat­säch­lich eine De­bat­te über sein Ge­schäfts­mo­dell füh­ren woll­te, wür­de er ein­mal of­fen le­gen, was ihm die Pro­duk­ti­on ei­nes Bu­ches kos­tet, und was er von den Au­toren da­für nimmt und wel­chen Ver­kaufs­er­folg beim Le­ser er hat. Er wür­de sich ge­ra­de mit dem von ihm pro­pa­gier­te Ge­schäfts­mo­dell be­fas­sen, statt mit ei­ner Schel­te und Ver­ächt­li­chung­ma­chung sei­ner Kritiker.

    In­ter­es­sant ist auch, wer sich hier al­les zu Wort mel­det: Frau Küp­pers, die eben­falls ei­nen Druck­kos­ten­zu­schuss­ver­lag be­treibt, stritt mo­na­te­lang ab, vom Au­toren (in ih­rem Fall so­gar von Kin­dern!) Geld für ei­ge­ne Buch­ver­öf­fent­li­chun­gen zu neh­men. Bis sie nach Über­füh­rung durch eine Viel­zahl von Au­toren klein­laut ein­räu­men muss­te, ge­ra­de dies zu tun. Sym­pto­ma­tisch ist auch, dass Sie hier be­haup­tet, sich jeg­li­cher Kom­mu­ni­ka­ti­on mit ih­ren Kri­ti­kern zu ver­wei­gern. Wes­halb sie sich den­noch in eine Dis­kus­si­on hier ein­schal­tet, er­scheint wi­der­sprüch­lich, aber na­tür­lich begrüßenswert.
    Dass eine „Ver­le­ge­rin“ noch nicht ver­stan­den hat, dass der Be­griff „Ver­lag“ von „Vor­le­gen“ kommt, er­scheint aus­ge­spro­chen ei­gen­tüm­lich. Lie­be Frau Küp­pers, „ver­le­gen“ ist das Verb. Ein Ver­lag ver­legt, d.h. er legt vor. Ich rate Ih­nen an, sich ein­mal der Hil­fe ei­nes ety­mo­lo­gi­schen Wör­ter­buchs zu bedienen.
    Sie fin­den die Wort­be­griffs­be­deu­tung auch hier:
    Ei­gent­lich ist es doch gar nicht so schwer zu ver­ste­hen. Manch­mal habe ich den Ein­druck, dass es be­stimm­te Per­so­nen gibt, die es schlicht­weg nicht ver­ste­hen wol­len. Ver­le­gen kommt von Vor­le­gen. Bit­te be­fas­sen Sie sich ein­mal mit der Ge­schich­te des über Jahr­hun­der­te eta­blier­ten Ver­lags­we­sens, wel­ches Sie mit Pseu­do­ver­la­gen im Be­griff sind, zu zerstören.
    Pseu­do­ver­la­ge sind eben kei­ne Ver­la­ge, son­dern sie sind letzt­lich Dru­cke­rei­en und tra­gen le­dig­lich den Na­men „Ver­lag“ in ih­rem Na­men. Das ist in mei­nen Au­gen ir­re­füh­rend und nicht um­sonst wird des­halb von Au­toren und Li­te­ra­tur­ver­bän­den ge­for­dert, dass sie z.B. kei­ne Prä­senz auf Buch­mes­se – di­rekt ne­ben se­riö­sen Ver­la­gen – be­kom­men dür­fen und es ih­nen aus Grün­den des un­er­laub­ten Wett­be­werbs ver­wehrt wird, sich als „Ver­lag“ zu bezeichnen.

    Lie­bes Glarean Ma­ga­zin: Es ist ja gut, dass Sie die Dis­kus­si­on über Pseu­do­ver­la­ge wie­der be­le­ben wol­len, wie Sie schrei­ben. Den „Of­fe­nen Brief“ als ei­nen neu­en „Hö­he­punkt“ der De­bat­te zu be­zeich­nen, ist m.E. aber et­was sehr über­höht. Eben­so muss ich Sie kor­ri­gie­ren: Pseu­do­ver­la­ge exis­tie­ren erst seit etwa drei­ßig Jah­ren in Deutsch­land. Herr Frie­ling, der in Ber­lin eben­falls ein sol­ches Un­ter­neh­men be­treibt, hat die­ses Ge­schäfts­mo­dell einst nach Deutsch­land ge­bracht. Da­nach nahm es hier in­fla­tio­nä­re Aus­ma­ße in ei­nem Rand­be­reich der Li­te­ra­tur­bran­che ein.
    Und noch ein Miss­ver­ständ­nis: Goe­the hat zu kei­nem Zeit­punkt ei­nen Druck­kos­ten­zu­schuss ge­leis­tet, son­dern er hat in ei­nem Ei­gen­ver­lag publiziert. 

    Es ist gut, wenn Sie eine Dis­kus­si­on för­dern möch­ten, wenn­gleich die­se schon seit Jah­ren ge­führt wird.
    Aber mit ei­nem sog. „Of­fe­nen Brief“ (ohne Da­tums­an­ga­be) ei­nes Herrn Cor­ne­li­us-Hahn, mit der er Dut­zen­de Li­te­ra­tur­ein­rich­tun­gen in Deutsch­land in den letz­ten Ta­gen mit Spam-Mails „be­läs­tig­te“ („Ach, der schon wie­der…“) und der ganz of­fen­sicht­lich nicht eine ernst­haf­te De­bat­te, son­dern eine schlecht re­cher­chier­te bis hin zu dif­fa­mie­ren­de Ver­ächt­li­chungs­ma­chung ver­folgt, ist m.E. wohl kaum für eine se­riö­se De­bat­te geeignet. 

    Ich lege je­dem ei­nen sehr auf­schluss­rei­chen Be­richt der Süd­deut­schen Zei­tung ans Her­zen. In dem Be­richt „Im Land der Dich­ter und Täu­scher“ führ­te die SZ im Juli 2010 die ir­re­füh­ren­den und be­trü­ge­ri­schen Ma­chen­schaf­ten ei­nes in Frank­furt an­säs­si­gen Pseu­do­ver­lags­grup­pe de­zi­diert aus:

    Es darf wild spe­ku­liert wer­den, wes­halb Herr Cor­ne­li­us-Hahn und sei­ne Pro­jek­te-Li­te­ra­tur­dru­cke­rei sich wie­der­ho­lend in die Po­si­ti­on ei­nes Für­red­ners sol­cher be­trü­ge­ri­schen Ma­chen­schaf­ten begibt. 

    An­ne­gret Wilberg
    Au­torin, Journalistin

  13. Gu­ten Tag,

    ich hei­ße Wil­fried Krie­se und ich bin der In­ha­ber des Mau­er Ver­la­ges, Me­di­en­be­triebs­wirt und Au­tor von 30 Büchern.
    Auch im Mau­er Ver­lag wird ein Druck­kos­ten­zu­schuss ver­langt, des­halb muss­te auch ich im In­ter­net schon ei­ni­ge üble Be­schimp­fun­gen über mich er­ge­hen las­sen und so den­ke ich, dass es an die­ser Stel­le durch­aus an­ge­bracht ist ei­nen sach­be­zo­ge­nen Bei­trag zu ver­öf­fent­li­chen. Al­ler­dings ist das nicht mit we­ni­gen Zei­len getan.
    Ohne die rich­ti­ge Kal­ku­la­ti­on ist al­les nichts
    Am Bei­spiel an ei­ner Kal­ku­la­ti­on se­hen Sie, was ge­meint ist. Vie­le ma­chen schon den Feh­ler, dass sie die An­sicht ver­tre­ten, ein Buch­preis wür­de le­dig­lich aus fol­gen­den Pos­ten errechnet:

    – Lay­out­kos­ten
    – Vorstufekosten
    – Druckkosten
    – Buchbinder
    – Autorenhonorar

    Doch dem ist nicht so. Dazu kom­men noch die Be­triebs­kos­ten ei­nes Verlages:
    F= fes­te Kosten
    V= va­ria­ble Kosten
    E= Einzelkosten
    Die­se drei Pos­ten ha­ben es in sich. Denn hier sind zum Bei­spiel die Be­triebs­kos­ten mit auf­ge­führt. Da­mit Sie sich ein Bild da­von ma­chen kön­nen, fol­gen nun drei kur­ze Beispiele.
    1. F= Büromiete
    2. V= Strom-, Was­ser-, und sons­ti­ge Nebenkosten
    3 E= Bü­ro­ein­rich­tung, Re­ga­le, Schreibtisch…

    Be­mes­sungs­grund­la­ge ei­nes Buchverkaufspreises

    Wie Sie viel­leicht Wis­sen, ist die Wahr­schein­lich­keit, dass Sie von ei­nem neu­en Buch­ti­tel nicht mehr als 500 Ex­em­pla­re ver­kau­fen wer­den, sehr hoch. Da­her soll­ten Sie bei der Fest­le­gung des Ver­kaufs­prei­ses von ei­ner Auf­la­gen­hö­he von 500 Ex­em­pla­ren ausgehen.
    Op­ti­mis­tisch ge­se­hen be­steht auch die Mög­lich­keit, dass sich noch wei­te­re Auf­la­gen ver­kau­fen kön­nen, aber blei­ben wir mal lie­ber bei die­sem Bei­spiel, da­mit Ih­nen ein bö­ses Er­wa­chen er­spart bleibt.

    Eine ver­ein­fach­te Buchkalkulation

    Der Ein­fach­heit hal­ber gehe ich auf die ein­zel­nen Kos­ten­fak­to­ren nicht wei­ter ein, son­dern nen­ne Pau­schal­be­trä­ge, die aus der Klein­ver­le­ger-Pra­xis stammen.
    1. Lay­out-, Vor­stu­fe-, Druck-, Buch­bin­de-, Gra­fik­kos­ten und Au­toren­ho­no­rar be­lau­fen sich bei ei­nem 200-sei­ti­gen Ta­schen­tuch auf cir­ca 4.000,- €. Da­von sind 2.000,- € für Druck und Bin­dung, der Rest be­trägt so­mit 2.000,- €.
    2. Er­fah­rungs­ge­mäß be­lau­fen sich die jähr­li­chen Be­triebs­kos­ten bei ei­nem pro­fes­sio­nel­len Ein­mann-Ver­lag auf 50.000,- €. Das mag sich nach sehr viel an­hö­ren, aber bit­te be­rück­sich­ti­gen Sie da­bei, dass in die­sem Be­trag auch die Lohn­kos­ten be­inhal­tet sind.
    Wenn im Jahr 25 Ti­tel her­aus­ge­bracht wer­den, macht das so­mit für je­den Ti­tel 50.000,- € : 25 Ti­tel = 2.000,- €
    3. So­mit wä­ren wir schon bei je­der Auf­la­ge ei­nes Ti­tels bei ei­nem Be­trag von 6.000,- €b(vorausgesetzt die ge­sam­te Auf­la­ge wird auch gedruckt).

    Die Er­mitt­lung ei­nes Buchverkaufspreises

    Vie­le An­fän­ger ma­chen nun den Feh­ler, dass sie die 6.000,- € ein­fach durch 500 tei­len und so­mit ei­nen Ver­kaufs­preis von 12,- € aus­rech­nen. Doch das ist ein fa­ta­ler Feh­ler, der ei­nen Klein­ver­lag sehr schnell in den Kon­kurs trei­ben kann. Denn was noch fehlt, ist der Auf­schlag für den Han­dels­ra­batt. Die­ser liegt, je nach­dem, ob ein Ver­lag mit oder ohne Groß­händ­ler und Ver­lags­haus­lie­fe­rer zu­sam­men­ar­bei­tet bei 30-50 %. So­mit müss­te der Ver­kaufs­preis bei ei­nem Han­dels­ra­batt von 30 % bei 18,- € liegen.

    Güns­ti­ge Bücher

    Ih­nen kommt nun die Fra­ge, war­um sehr vie­le Ta­schen­bü­cher oft ein Drit­tel we­ni­ger, oder so­gar noch we­ni­ger, kos­ten? Die Ant­wort ist ganz ein­fach: hier­bei han­delt es sich meis­tens um sehr hohe Auf­la­gen von 20.000 oder gar hö­her, wo­durch die Kos­ten sich er­heb­lich sen­ken und an der Misch­kal­ku­la­ti­on, das be­deu­tet, dass noch wei­te­re Ein­künf­te dazu kom­men, wie zum Bei­spiel die Ver­wer­tung der Ne­ben­rech­te, die aber lei­der Klein­ver­le­gern mit meist un­be­kann­ten Au­toren ver­wehrt bleiben.

    Be­triebs- und sons­ti­ge Kos­ten senken

    Da­mit aber trotz­dem vie­le Bü­cher von klei­nen Ver­la­gen zu die­sem Preis an­ge­bo­ten wer­den kön­nen, ist es wich­tig, dass die Be­triebs­kos­ten so­wie sons­ti­ge Aus­ga­ben so ge­ring wie nur mög­lich ge­hal­ten wer­den. Das fängt da­mit an, dass der Ver­lag sich zum Bei­spiel in der ei­ge­nen Woh­nung be­fin­det, und der In­ha­ber be­zie­hungs­wei­se die Mit­ar­bei­ter das Know­how be­sit­zen, so vie­le Ar­bei­ten wie nur mög­lich in pro­fes­sio­nel­ler Qua­li­tät aus­füh­ren zu kön­nen. Aber auch in Klein­ver­la­gen tra­gen die Ti­tel, die meh­re­re Auf­la­gen er­rei­chen, auch die an­de­ren Ti­tel mit, was wie­der­um den durch­schnitt­li­chen Ver­kaufs­preis je Ti­tel senkt.
    Dazu kommt, dass sich Au­toren oft an der Ver­öf­fent­li­chung ih­res Bu­ches be­tei­li­gen. Dass sich das auch für den Au­tor rech­nen kann, wer­den Sie gleich erfahren.

    Eine Mög­lich­kei­ten als Au­tor Geld zu verdienen

    Es gibt noch Dut­zen­de von Mög­lich­kei­ten, wie Sie als Au­tor aus Ih­rem Hob­by Ka­pi­tal schla­gen kön­nen und wenn es auch nur so viel ist, dass Sie da­mit Ihre Schrift­stel­le­rei fi­nan­zie­ren kön­nen. Denn wer kann schon sa­gen, dass sein Hob­by nichts kos­tet. Dazu trägt auch fol­gen­des Bei­spiel bei. Es gibt Klein­ver­la­ge wie zum Bei­spiel der Mau­er Ver­g­lag, die ih­ren Au­toren fol­gen­des Ge­schäfts­mo­dell an­bie­ten: Der Au­tor ver­öf­fent­licht im Ver­lag sein Buch für 3.000,- €. Da­für er­hält er ein Dienst­leis­tungs­an­ge­bot, wie die Ge­stal­tung sei­nes Bu­ches und sons­ti­ge Ser­vices, die nö­tig sind um ein Buch auf den Li­te­ra­tur­markt zu brin­gen. Dazu er­hält der Au­tor noch 100 Frei­ex­em­pla­re, wo­von er je­des für 20 € ver­kau­fen kann. Auf je­des Buch, das er nach­be­stellt, er­hält er ei­nen Ra­batt von 30 % plus für je­des über den Ver­lag ver­kauf­te Buch ein Au­toren­ho­no­rar von zwi­schen 10 % und 15 %, so­wie wei­te­re Ein­nah­men an den Ne­ben­rech­ten. So­mit hat der Au­tor rea­le Chan­cen be­reits nach ei­ner Auf­la­ge von 500 bis 1000 Ex­em­pla­ren sei­ne In­ves­ti­tio­nen wie­der her­ein zu wirt­schaf­ten. Bei die­sem Ge­schäfts­mo­dell han­delt es sich zwar um eine Art Druck­kos­ten­zu­schuss, doch wie uns das Bei­spiel zeigt, ist es durch­aus fair, weil der Au­tor wirk­lich rea­le Chan­cen hat sein Geld wie­der zurückzubekommen.
    So kann selbst mit ei­ner nied­ri­gen Buch­auf­la­ge ein klei­nes Ge­schäft für den Au­tor ent­ste­hen, das sein Hob­by er­schwing­li­cher macht.

    Ohne Zu­schuss geht es oft nicht

    Die Mei­nun­gen be­züg­lich Ver­la­ge, die von den Au­toren Geld ver­lan­gen, sind sehr un­ter­schied­lich. Wie auch im­mer dar­über im All­ge­mei­nen ge­dacht wird, fest steht, dass, ein Au­tor oft nicht dar­um her­um kommt, für die Ver­öf­fent­li­chung sei­nes Werks zu be­zah­len. Wenn auch Sie sich dazu ent­schlie­ßen soll­ten, Ihr Werk ge­gen ei­nen so ge­nann­ten Druck­kos­ten­zu­schuss her­aus­zu­brin­gen, sagt das noch nichts dar­über aus, ob Ihr Buch gut oder schlecht ist. Das hat auch nichts mit Ei­tel­keit zu tun, son­dern Sie ha­ben sich eben für eine der Mög­lich­kei­ten ent­schie­den, die Ih­nen der Markt anbietet.

    Vor­sicht vor fal­schen Versprechungen

    Ge­ra­de wenn es um die Zu­zah­lung zu Ih­rer Buch­ver­öf­fent­li­chung geht, soll­ten Sie be­son­ders vor­sich­tig sein. So wer­den oft tol­le Er­folgs­ver­spre­chun­gen ge­macht, um die Au­toren dazu zu brin­gen, für ihr Buch sehr stol­ze Sum­men zu be­zah­len. Sei­en Sie da­her wach­sam und prü­fen Sie den Ver­lag und den Ver­le­ger ge­nau­es­tens, mit dem Sie zu­sam­men­ar­bei­ten möchten.

    Dr. h.c. Wil­fried Kriese
    Mau­er Verlag

  14. Es ist be­kannt und es wird von nie­man­dem in Ab­re­de ge­stellt – das Kul­tur­gut „Buch“ rech­net sich nicht!“ – so heißt es auf der Web­site des „Pro­jek­te Ver­lags“. Mit Ver­laub, ich stel­le das in Ab­re­de. Wür­de sich das „Kul­tur­gut Buch“ nicht rech­nen, gäbe es kei­ne wirt­schaft­lich er­folg­rei­chen, rich­ti­gen Ver­la­ge. Mein Ver­lag je­den­falls ver­dient u.a. mit mei­nen Bü­chern Geld. Dar­auf ba­siert sein Geschäftsmodell.

    Ich habe mich über die­sen „Of­fe­nen Brief“ sehr amü­siert – er hat mich ge­freut. Er zeigt näm­lich, dass die Ak­tio­nen of­fen­bar lang­sam Früch­te tra­gen. In­so­fern kommt die­ses Schrei­ben ei­ner Auf­for­de­rung gleich, wei­ter­zu­ma­chen. Und das soll­ten wir auch tun. 

    Herz­lich,
    Tom Liehr

  15. In je­der Bran­che gibt es „schwar­ze Scha­fe“. Ge­ne­rell „Druck­kos­ten-Zu­schuss­ver­la­ge“ zu ver­teu­feln, heißt die Au­gen vor den Rea­li­tä­ten zu ver­schlie­ßen. Wenn die so­ge­nann­ten „se­riö­sen“ Ver­la­ge, wie sie selbst be­haup­ten, le­dig­lich 1 % der ih­nen ein­ge­reich­ten Ma­nu­skrip­te ver­öf­fent­licht, dann muss man sich doch fra­gen, was sol­len die 99 % Au­toren mit ih­ren mit viel Lie­be er­stell­ten Wer­ke an­fan­gen? Sie gleich wie­der vernichten?
    Wie vie­le Au­toren kön­nen in Deutsch­land kön­nen vom Schrei­ben wirk­lich le­ben? Vie­le, die jetzt das Maul auf­rei­ßen, sind doch auch nur „Hob­by-Schrift­stel­ler“, die ih­ren Le­bens­un­ter­halt durch ei­nen an­de­ren Be­ruf betreiben.
    Und was die Qua­li­tät der Ver­öf­fent­li­chun­gen be­trifft, so ist so man­ches in den gro­ßen Ver­la­gen er­schie­ne­ne Mach­werk nicht das Pa­pier wert, auf das es ge­druckt wur­de, wäh­rend bei den „DKZ-Ver­la­gen“ es durch­aus Wer­ke gibt, die mehr Be­ach­tung ver­dient hätten.
    Als ein „Druck­kos­ten-Zu­schuss­ver­lag“, der auch wir sind, ge­hen wir fair mit un­se­ren Au­toren um. Wir ver­lan­gen nicht nur mo­de­ra­te Kos­ten­bei­trä­ge, son­dern klä­ren un­se­re Au­toren auch über die Ri­si­ken und Schwie­rig­kei­ten des Li­te­ra­tur­be­trie­bes auf. Wenn je­der so ver­fah­ren wür­de, gäbe es die­se gan­ze ab­stru­se Dis­kus­si­on gar nicht.

    Er­win Pla­chet­ka, EPLA Verlag

  16. Ganz rich­tig so: „Denn nicht nur in Fach­krei­sen gilt es als un­se­ri­ös, ei­nen Zu­schuss­ver­lag zu be­trei­ben, in wel­chem die Au­toren selbst die Er­stel­lung ih­rer ei­ge­nen Bü­cher be­zah­len müs­sen.“ (Land­ge­richt Stutt­gart, Az. 17 O 338/06).

    Ge­trof­fe­ner Hund bellt und meint, of­fen­sicht­lich noch­mal sei­ne Bei­ßer­chen zei­gen zu wollen.

    Ich gra­tu­lie­re dem Ak­ti­ons­bünd­nis für fai­re Ver­la­ge. Jah­re­lang ha­ben sich die­se Pseu­do­ver­la­ge auf dem Markt im­mer brei­ter ge­macht und wur­den zum Teil im­mer skru­pel­lo­ser und bau­ern­fän­ge­ri­scher. End­lich, durch den Zu­sam­men­schluss von un­zäh­li­gen Li­te­ra­tur­be­geis­ter­ten – Au­toren­ver­bän­den, Li­te­ra­tur­häu­sern und an­de­ren Li­te­ra­turin­itia­ti­ven -, ist es end­lich mög­lich, eine her­vor­ra­gen­de Auf­klä­rung zu be­trei­ben. Dass die­ser Schuss den Pseu­do­ver­la­gen nicht ge­fällt, ist ver­ständ­lich, ent­schul­digt aber nicht ein sol­ches Auf­tre­ten, wel­ches Herr Cor­ne­li­us-Hahn hier zu Tage legt. 

    Ich dan­ke Herrn Cor­ne­li­us-Hahn aber auch. Näm­lich da­für, Fair­lag auf ein Wei­te­res wie­der ins Ge­spräch zu brin­gen und da­mit die Öf­fent­lich­keits­ar­beit des Ak­ti­ons­bünd­nis­ses für fai­re Ver­la­ge zu machen.
    Denn ich stel­le es mir nicht leicht vor, – im­mer wie­der aufs Neue – Me­di­en, etwa das Fern­se­hen oder Ta­ges­zei­tun­gen, auf die ir­re­füh­ren­den Ge­schäfts­prak­ti­ken von Pseu­do­ver­la­gen auf­merk­sam zu ma­chen und sie dazu zu er­mu­ti­gen, über die­se Ge­schäfts­prak­ti­ken zu be­rich­ten. Und dies gilt selbst in Som­mer­pau­sen, wo die Sen­de­plät­ze ei­gent­lich nicht ganz so ge­füllt sind. 

    Als selbst be­trof­fe­ner Au­tor, der vor knapp sie­ben Jah­ren in die Fän­ge ei­nes sol­chen Pseu­do­ver­lags ge­ra­ten bin, kann ich je­den Au­tor nur da­vor war­nen, ei­nen Ver­trag bei ei­nem sol­chen Un­ter­neh­men zu un­ter­schrei­ben. Es gilt: Prü­fe, wer sich bin­den will.

  17. Ein – mit Ver­laub – sehr wir­rer „Of­fe­ner Brief“ des Herrn Cornelius-Hahn.
    Nicht nur, dass Herr Cor­ne­li­us-Hahn und Mit­strei­ter of­fen­sicht­lich Na­men nicht rich­tig schrei­ben kön­nen… Sie wis­sen of­fen­sicht­lich mehr von den Per­so­nen, über die sie schrei­ben, als die­se selbst, z.B. dass drei Per­so­nen ge­gen Buch­ver­öf­fent­li­chun­gen in Frank­furt vor­ge­gan­gen sei­en (was sol­len das für Buch­ver­öf­fent­li­chun­gen ge­we­sen sein??).
    Auch Be­schimp­fun­gen von „Kri­mi­nel­len und Be­trü­ger“, jah­re­lan­gen „Haß­kam­pa­gnen“ ent­zie­hen sich der Mög­lich­keit, ei­ner se­riö­sen und ernst­haf­ten Aus­ein­an­der­set­zung. Sol­che An­schul­di­gun­gen sind mir zu wi­der­lich, als dass sie den Bo­den für eine ernst­ge­mein­te Dis­kus­si­on über die Ge­schäfts­prak­ti­ken von Pseu­do­ver­la­gen le­gen wür­den. Sol­ches wi­der­li­ches Vo­ka­bu­lar ist mir von be­stimm­ten Pseu­do­ver­lags­ver­ant­wort­li­chen be­kannt, aber be­lei­be nicht von Fairlags-Verantwortlichen.
    Mal wie­der so eine Ver­wechs­lung, lie­ber Herr Cor­ne­li­us-Hahn. Sie brin­gen da aber or­dent­lich viel durcheinander.

    Heim­li­che „schwar­ze Lis­ten“, an­geb­lich „im Aus­land lie­gen­de Hosts“ und an­de­re Ver­schwö­rungs­theo­rien ha­ben da­bei aber schon et­was sehr Hu­mo­ris­ti­sches. Man wähnt sich da ge­ra­de­zu in ei­nem (schlech­ten) Science-Fiktion-Roman.

    Hier scheint wohl ei­ni­ges ziem­lich sehr durch­ein­an­der ge­gan­gen zu sein. 

    Von ei­nem „Ver­le­ger“ soll­te ei­gent­lich er­war­tet wer­den kön­nen, dass er zu­nächst ein­mal Be­haup­tun­gen über­prüft, be­vor er sie publiziert.
    Lei­der ist dies ei­nes der we­sent­li­chen Man­kos von Pseu­do­ver­la­gen. Ein Lek­to­rat fehlt dort zu­meist und es wird statt­des­sen ge­gen Be­zah­lung ziem­lich je­des Ma­nu­skript an­ge­nom­men (Ma­nu­skript aus On­line-Ge­dich­te-Ge­ne­ra­tor, vgl. ZDF-WiSO, 19.12.2006; „Rico Beutlich“ – .

    Wer al­len Erns­tes die Ma­chen­schaf­ten von Pseu­do­ver­la­gen, die das Ge­schäfts­ri­si­ko auf Au­toren scho­nungs­los ab­wäl­zen und da­bei die­se in die Irre füh­ren, gut heißt, scheint sich vom Bo­den der Rechts ver­ab­schie­den zu wol­len und statt­des­sen ei­ge­ne wirt­schaft­li­che Ab­sich­ten zu verfolgen.
    Oder ihm sind die Ir­re­füh­run­gen und Be­trü­ge­rei­en sog. Pseu­do­ver­la­ge nicht bekannt.

    Die Ver­ab­schie­dung vom Ver­lags­prin­zip wür­de ei­nen si­gnif­kan­ten Ein­griff in un­se­re ge­sam­te Ver­lags­land­schaft rei­ßen. Denn Ver­le­gen kommt von Vor­le­gen, d.h. der Ver­lag legt Geld für den Au­tor vor – und ge­ra­de nicht umgekehrt.
    Wenn Herr Cor­ne­li­us-Hahn doch so gut weiß, was die Um­wand­lung ana­lo­ge Druck-Sys­tem zu di­gi­ta­len Druck­sys­te­men für ei­nen gro­ßen Vor­teil mit sich bringt – näm­lich dass der Druck ei­nes Bu­ches so gut wie gar nichts mehr kos­tet -, so möge er doch mal die hor­ren­den Prei­se von Pseu­do­ver­la­gen er­klä­ren, die weit in den fünf­stel­li­gen Eu­ro­be­reich ge­hen. Und das i.d.R. ohne Lek­to­rat, ohne Be­wer­bung des Bu­ches, ohne voll­stän­di­ge Druck­auf­la­ge, ohne La­ge­rungs­kos­ten von Bü­chern usw.

    Wer Au­toren „be­wußt täuscht“ (vgl. Ur­teil des OLG Köln, 15 U 116/08 – [[http://www.heise.de/foren/S-Frankfurter-Verlagsgruppe-verliert-auch-vor-OLG-Koeln-gegen-Wikimedia-Deutschland/forum-7357/msg-16212266/read/flatviewforum/]] ) und wer ge­gen Pseu­do­ver­lags­kri­ti­ker etwa mit Dif­fa­mie­run­gen, Kla­ge­an­dro­hun­gen und sons­ti­gen Maß­nah­men vor­geht, be­wegt sich fern­ab des Rechts­staats. Und wer sol­chen Ma­chen­schaf­ten das Wort re­det, tut dies ent­we­der aus ei­ge­nen (fi­nan­zi­el­len, be­trü­ge­ri­schen) Ab­sich­ten oder aus Un­wis­sen­heit. Ich wün­sche mir sehr auf­rich­tig, vom Letz­te­rem hier aus­ge­hen zu kön­nen, sehr ge­ehr­ter Herr Cornelius-Hahn.

    Chris­tia­ne Kör­ner, Bun­des­ver­band jun­ger Au­toren und Au­torin­nen (BVjA)

  18. In kei­ner an­de­ren Bran­che die­ser Welt gilt es als et­was An­rü­chi­ges, wenn ein Un­ter­neh­men für sei­ne Ar­beit eine Be­zah­lung erwartet.Immer wie­der be­ru­fen sich die zu meist „li­te­ra­ri­schen“ Geg­ner der Vor­schuss­ver­la­ge auf das Wort Ver­lag, wel­ches von dem Wort des Vor­le­gens ab­ge­lei­tet sei. Nein, „Ver­lag“ kommt nur von VERLEGEN und nicht von der mil­den Gabe an ei­nen für den Ver­lag erst ein­mal frem­den Autoren/ Men­schen. Schließ­lich sind bei den Ver­la­gen die ihre Au­toren an den Kos­ten be­tei­li­gen, nicht alle Kos­ten der Pu­bli­ka­ti­on ge­deckt und im­mer wie­der ver­wun­dert mich ge­ra­de die Tat­sa­che, dass die Ver­bän­de an Ih­ren Kri­ti­kern sehr gut ver­die­nen … denn im Ge­gen­satz zu ei­nem Ver­lag und sei­ner Ar­beit ver­lan­gen die Ver­bän­de und die omi­nö­sen Fo­ren Mit­glieds­bei­trä­ge. Und sind wir doch ein­mal ganz ehr­lich … in kei­ner an­de­ren Bran­che herr­schen der­art ma­fiö­se Kon­struk­te, wie im Ver­lags­we­sen. Wenn nicht im­mer die glei­chen Ver­la­ge, die gro­ßen Prä­sen­ta­ti­ons­ti­sche in den Buch­han­dels­ket­ten be­le­gen wür­den (na­tür­lich ge­gen Be­zah­lung oder die Be­tei­li­gung am Wer­be­etat der Buch­han­dels­ket­ten), dann wür­den auch nicht alle Best­sel­ler aus den im­mer glei­chen zehn Ver­la­gen her­vor­ge­hen. Es ist ein Be­trug auf der gan­zen Li­nie … als wenn die „ein­zig“ wah­ren Au­toren nur bei den Ber­tels­män­nern & Co ge­macht wer­den. Ist nicht der Goe­the-Ver­lag auch ir­gend­wie mit dem Bör­sen­ver­ein des Buch­han­dels ver­bän­delt … zu­min­dest ziert eine schmü­cken­de Ban­de­rol­le, die auf den Bör­sen­ver­ein hin­weist, de­ren Ver­trä­ge. Egal was im­mer man auch sagt oder schreibt … im­mer wie­der tum­meln sich im Netz jene Ge­stal­ten, die un­will­kür­lich den Ruf­mord be­ge­hen. Ein Auf­bre­chen der mie­fi­gen Struk­tu­ren in der Ver­lags­welt wür­de auch den neu­en Ver­la­gen auf dem Markt die Chan­cen­gleich­heit ei­ner fai­ren Markt­wirt­schaft er­mög­li­chen und wis­sen ei­gent­lich die „Au­toren“ sol­cher Por­ta­le um das Re­mis­si­ons­recht der Bar­sor­ti­men­te in die­sem Land? Zwar wer­den die Bü­cher durch die­se vom Ver­lag ge­kauft aber auch nach über ei­nem Jahr die Bü­cher wie­der an die Ver­la­ge zu­rück ge­schickt wer­den. Na­tür­lich mit der voll­stän­di­gen Rück­erstat­tung des Kauf­be­tra­ges! Und dann ste­hen Sie als Ver­lag da und müs­sen zu­se­hen, wie sie die dann mitt­ler­wei­le nicht mehr ak­tu­el­len Bü­cher an den Mann brin­gen. Ganz zu schwei­gen von dem Zu­stand der Ware, denn fast im­mer kle­ben dann auf die­sen die Eti­ket­ten der Buch­han­dels­ket­ten. Seit 2 1/2 Jah­ren fal­len wir von der ei­nen Ohn­macht der Fas­sungs­lo­sig­keit über das Ge­schäfts­ge­ba­ren und die Vor­ge­hens­wei­se im deut­schen Buch­han­del und Ver­lags­we­sen in die Oh­macht und viel­leicht ist es jetzt ge­ra­de der rich­ti­ge Zeit­punkt, um die ma­ro­den Zu­stän­de in die­sem Be­reich der frei­en Wirt­schaft ein­mal auf­zu­de­cken. Sehr ger­ne schlie­ßen wir uns mit an­de­ren Ver­la­gen zu­sam­men, um die von ei­ner Frank­fur­ter Adres­se ge­steu­er­te Ver­lags­welt end­lich in eine Bran­che der Chan­cen­gleich­heit auf dem deut­schen Li­te­ra­tur­markt zu be­för­dern. Si­cher­lich mag es un­ter den Ver­la­gen auch schwar­ze Scha­fe ge­ben, die für 100 Bü­cher um die 15.000 bis 20.000 EUR des Vor­schus­ses ver­lan­gen aber der lie­ber Herr Cor­ne­li­us-Hahn: Igno­rie­ren Sie doch bit­te sol­che Mob­bing­kam­pa­gnen im Netz und be­den­ken Sie, dass ge­ra­de die Ver­bän­de sehr gut an den Au­toren und al­len Hil­fe­su­chen­den ver­die­nen. Ge­hen Sie doch ein­mal in der­ar­ti­ge Ver­band­sei­ten … Kur­se und Info nur ge­gen Be­zah­lung … nennt sich in de­ren Fall dann Mit­glieds­bei­trä­ge und ein Ti­tel oder ein Stu­di­um recht­fer­ti­gen noch nicht das Gü­te­sie­gel der li­te­ra­ri­schen All­mäch­tig­keit. Sehr schön kön­nen Sie die Ent­glei­sun­gen der Kom­men­ta­to­ren doch wie­der nach Ih­rem of­fe­nen Brief ver­fol­gen. Ma­chen Sie es wie ich: ESCAPE heißt das Zau­ber­wort und ver­mei­den Sie jeg­li­che Form der Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Ver­bän­den, denn die­se le­ben auch sehr gut von den Autoren!

    Ni­co­le J. Küppers
    De­sign Pa­vo­ni Verlag

  19. Wie wird ein Buch po­pu­lär? Zur Po­pu­la­ri­tät ge­lan­gen deut­sche Schrif­ten durch ei­nen gro­ßen Na­men, oder durch Per­sön­lich­kei­ten, oder durch gute Be­kannt­schaft, oder durch An­stren­gung, oder durch mä­ßi­ge Un­sitt­lich­keit, oder durch voll­ende­te Un­ver­ständ­lich­keit, oder durch harm­lo­se Platt­heit, oder durch viel­sei­ti­ge Lang­wei­lig­keit, oder durch be­stän­di­ges Stre­ben nach dem Unbedingten.”
    (F. Schle­gel, Kul­tur­phi­lo­soph, Mit­be­grün­der der Je­na­er Früh­ro­man­tik, gest.1829 in Dresden)
    Vor die­sem Hin­ter­grund stört mich die Po­le­mik im of­fe­nen Brief des Cor­ne­lia-Ver­la­ges, Hal­le, sehr.
    Die gro­ßen, so ge­nann­ten “se­riö­sen” Ver­la­ge sind so we­nig Kunst­för­de­rer wie die DKZ-Ver­la­ge. Sie dru­cken die Au­torin, den Au­tor mit dem pro­mi­nen­ten Na­men, ob sie nun Schriftsteller(-in), Politiker(-in), Schauspieler(-in), Moderator(-in) oder Fußballer(-in) sind. Die Po­pu­la­ri­tät der Autorin/des Au­tors scheint für die Ent­schei­dung, sie/ihn zu dru­cken oft aus­schlag­ge­bend zu sein.
    Die DKZ-Ver­la­ge dru­cken die “no names”, die Sin­gles, die ihre De­pres­sio­nen be­kämp­fen wol­len, die Möch­te­gern-Poe­ten – aber auch eben jene, de­ren Be­ga­bung eben­so vor­han­den wie un­ent­deckt ge­blie­ben ist, die durch­aus et­was zu sa­gen ha­ben, un­glück­li­cher­wei­se je­doch Mei­er oder Mül­ler heißen.
    Un­ter den DKZ-Ver­la­gen gibt es nun ei­ni­ge, die mit bun­ten Bro­schü­ren den Ein­druck er­we­cken, als woll­ten und könn­ten sie aus Lies­chen Mül­ler über Nacht ein Lies­chen He­ming­way ma­chen. Sie sind “Be­trü­ger”!
    Sie kas­sie­ren für ein Buch, das nur bei “Be­darf” ge­druckt wird bis zu 7500,- € und ha­ben kei­ne Ver­triebs­or­ga­ni­sa­ti­on. Wer­bung für den Au­tor? Fehl­an­zei­ge! Prä­senz in Buch­hand­lun­gen? Fehlanzeige!
    Lies­chen Mül­ler muss also beim Ver­trags­ab­schluss sorg­fäl­tig le­sen – und darf ru­hig miss­trau­isch sein.
    Es be­steht aber we­der ein Grund für man­che Ver­la­ge, der­art über­höh­te Prei­se für ei­nen Buch­druck zu ver­lan­gen, noch be­steht ein Grund für Ver­bands­funk­tio­nä­re des Schrift­stel­ler­ver­ban­des, die nicht or­ga­ni­sier­ten Au­toren zu diskriminieren.
    Und für Jour­na­lis­ten be­steht nun gar kein Grund, auf die Pau­ke zu hau­en. Da kön­nen auch nur we­ni­ge schreiben.

  20. Als Ver­le­ger von drei „klas­si­schen“, ge­meint ist DKZ-frei­en Ver­la­gen und zu­gleich Ge­schäfts­füh­rer ei­nes Pu­bli­ka­ti­ons­dienst­leis­ters (wir ver­zich­ten hier be­wusst auf die Be­zeich­nung Ver­lag und tren­nen die bei­den Be­rei­che strikt) be­schäf­ti­gen wir uns in un­se­rem Hau­se eben­falls schon lan­ge mit der Thematik.
    Die Pro­ble­ma­tik ist ja nicht die Zah­lung ei­ner Dienst­leis­tung. Je­der Au­tor, der nicht bei ei­nem „klas­si­schen“ Ver­lag (die ei­gen­mäch­ti­ge und durch­aus dis­ku­tier­ba­re For­mu­lie­rung sei mir ver­zie­hen) un­ter­kommt, kann na­tür­lich über ei­nen Dienst­leis­ter ver­öf­fent­li­chen. Dar­an ist nichts ver­werf­li­ches und dar­aus ist schon Gro­ßes her­vor­ge­gan­gen. Nele Neu­haus bei­spiels­wei­se hat Ihre Tau­nus-Kri­mis zu­nächst über uns ver­öf­fent­licht, be­vor Ull­stein sie des­halb ent­deckt hat und sie seit­dem die SPIE­GEL-Best­sel­ler­lis­ten stürmt.
    Pro­ble­ma­tisch ist, was den Au­toren vor Un­ter­zeich­nung von man­chen Un­ter­neh­mun­gen ver­mit­telt wird und nach der Un­ter­zeich­nung von die­sen Un­ter­neh­mun­gen dann ge­leis­tet wird.

    Wenn Au­toren nach ei­ner Ma­nu­skript­ein­sen­dung als Ant­wort ei­nen Brief mit der über­schweng­li­chen Be­wer­tung ih­res Tex­tes durch eine Lek­to­ren­kon­fe­renz er­hal­ten und an­ge­regt wer­den, eine min­des­tens vier­stel­li­ge, manch­mal auch fünf­stel­li­ge Sum­me zu in­ves­tie­ren, weil der Text die­se In­ves­ti­ti­on auch wirt­schaft­lich loh­nen wür­de, dann ist das zu un­ter­schei­den von ei­ner Ant­wort, in der ein trans­pa­ren­tes An­ge­bot mit der Auf­füh­rung der Leis­tun­gen, die zu ei­nem be­stimm­ten Preis er­bracht wer­den, den Au­tor erreicht.

    Si­cher­lich muss man sehr ge­nau hin­schau­en und sich Ver­trä­ge, Kos­ten und Leis­tun­gen in den Ein­zel­fäl­len an­se­hen. Na­tür­lich gibt es auch se­riö­se Be­zahl­ver­la­ge, die mit ih­ren Au­toren Ta­che­les reden.

    Aber der Be­griff Ver­lag (wie wir alle wis­sen von „vor­le­gen“ kom­mend) ist eben­so ir­re­füh­rend (und soll­te mei­ner Mei­nung nach ver­mie­den wer­den) wie der Be­griff Druck­kos­ten­zu­schuss. Denn bei den an­ge­pran­ger­ten Vor­ge­hens­wei­sen man­cher Un­ter­neh­mun­gen han­delt es sich kei­nes­falls um ei­nen Zu­schuss, son­dern viel­mehr um eine Kos­ten­über­nah­me, samt or­dent­li­cher Ge­winn­span­ne für die Un­ter­neh­mung. Und hier wer­den neue Druck­ver­fah­ren zum Er­lös­mul­ti­pli­ka­tor die­ser Un­ter­neh­mun­gen, denn an­stel­le ei­ner ech­ten Auf­la­ge wird di­gi­tal und be­darfs­ge­recht pro­du­ziert – dies dem Au­tor aber nicht ver­mit­telt. Viel­mehr zahlt er – so be­haup­ten es zu­min­dest ei­ni­ge sich als ge­schä­digt an­se­hen­de Au­toren – eine nie er­stell­te Auf­la­ge. Will er aus dem Ver­trag aus­stei­gen, so soll es nach An­ga­ben ei­ni­ger un­se­rer Au­toren so­gar schon dazu ge­kom­men sein, dass dann an­geb­li­che „Rest­auf­la­gen“ auf­ge­kauft wer­den muss­ten. Das ist bei ei­ner wirk­lich pro­du­zier­ten Auf­la­ge und ei­nem ge­rin­gen Druck­kos­ten­zu­schuss ja in man­chen Fäl­len viel­leicht noch ver­ständ­lich. Die­se „Rest­auf­la­gen“ sind aber in ma­chen Fäl­len ein­deu­ti­ge Di­gi­tal­pro­duk­tio­nen, so dass sich je­dem kri­tisch den­ken­den Men­schen zu­min­dest der Ver­dacht auf­drän­gen könn­te, dass die „Rest­auf­la­ge“ erst noch ei­gens pro­du­ziert wur­de. So et­was wäre na­tür­lich Be­trug, da wer­den sich die Ver­fas­ser des of­fe­nen Brie­fes si­cher­lich mei­ner Mei­nung anschließen.
    Zu­dem hat der Au­tor in vie­len Fäl­len die Auf­la­ge längst und voll­stän­dig be­zahlt (so­fern über­haupt eine Auf­la­ge pro­du­ziert wur­de) und darf in die­sem Fall kein zwei­tes Mal für das­sel­be Pro­dukt zur Kas­se ge­be­ten wer­den. Ich neh­me alle se­riö­sen Be­zahl­ver­la­ge na­tür­lich von die­sen Prak­ti­ken aus!

    Rich­tig in der An­sicht der Ver­fas­ser ist mei­ner Mei­nung nach, dass es Pu­bli­ka­tio­nen gibt, in de­nen der Ver­lag das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko nicht al­lein stem­men kann. Vie­le wert­vol­le Edi­tio­nen wür­den ohne För­de­rung nicht ver­öf­fent­licht, auch im wis­sen­schaft­li­chen Be­reich sind die Kos­ten bei ei­ner mi­ni­ma­len Ziel­grup­pe oft nicht ohne Zu­schuss zu meis­tern. Bei pri­va­ten Au­toren muss der se­riö­se Be­zahl­ver­lag also eben­so ent­spre­chend klar über Kos­ten und wirt­schaft­li­che Aus­sich­ten ei­nes Buch­pro­jek­tes mit dem Au­tor kom­mu­ni­zie­ren. Ist der Au­tor be­reit, die­se Kos­ten zu über­neh­men, dann tut er das auf­ge­klärt und aus frei­en Stü­cken. Die­ses Vor­ge­hen hal­te ich für unproblematisch.

    Auch der Um­gang mit den Au­toren­rech­ten kann als In­di­ka­tor für Se­riö­si­tät an­ge­se­hen wer­den. Wäh­rend bei­spiels­wei­se bei uns je­der Au­tor par­al­lel zu der über uns vor­ge­nom­me­nen Ver­öf­fent­li­chung pu­bli­zie­ren darf und dar­über hin­aus den Ver­trag auch je­der­zeit kün­di­gen kann, gibt es laut der Aus­kunft ei­ni­ger Au­toren auf dem Markt Va­ri­an­ten, bei de­nen Au­toren gro­ße Sum­men zah­len, nie Tan­tie­men be­kom­men (da der Ver­kauf zB eine ge­wis­se Ab­satz­zahl nie über­schrit­ten hät­te), kei­ne Prüf­bar­keit der tat­säch­lich er­stell­ten Auf­la­ge und zu­dem für alle Herr­gotts­zei­ten Ihre Nut­zungs­rech­te ab­ge­tre­ten haben.

    In ei­nem wei­te­ren Punkt stim­me ich den Ver­fas­sern des of­fe­nen Brie­fes aber zu: Schwar­ze Lis­ten sind ge­fähr­lich, da es kei­ne wirk­lich kla­ren Richt­li­ni­en gibt, kei­ne staat­lich kon­trol­lier­te Prü­fung und kein prü­fen­des oder re­vi­die­ren­des Gre­mi­um, wel­ches die­se Lis­ten ge­ge­be­nen­falls prüft und kor­ri­giert. Oder gibt es solche? 

    Wir selbst ha­ben uns ein­mal auf ei­ner sol­chen Lis­te be­fun­den und ich hat­te ei­ni­ge Ar­beit, um die­se Falsch­dar­stel­lung zu kor­ri­gie­ren. Die Lis­ten­er­stel­ler wa­ren zwar sehr ko­ope­ra­tiv, nach­dem ich die Sach­la­ge dar­ge­stellt hat­te und nah­men uns flugs – nach Prü­fung mei­ner An­ga­ben – wie­der von der Lis­te her­un­ter. Aber den­noch stan­den wir auf die­ser und wur­den von vie­len Kun­den dar­auf angesprochen. 

    Eine von uns an Fair­lag ge­rich­te­te In­itia­ti­ve sah vor, ein Gü­te­sie­gel für Pu­bli­ka­tios­dienst­leis­ter zu ver­ge­ben, samt ei­ner Selbst­ver­pflich­tungs­er­klä­rung zu be­stimm­ten Pa­ra­me­tern wie Preis­trans­pa­renz, Her­stel­lungs­qua­li­tät, Ver­trags­fair­ness etc. Lei­der wur­de die­se In­itia­ti­ve bei den Fair­lag-In­itia­to­ren nicht wei­ter ver­folgt, wir ha­ben die­se dann al­ler­dings auch selbst nicht mehr ak­tiv vor­an­ge­trie­ben. Sie könn­te eben­falls für mehr Si­cher­heit von Au­toren sor­gen, die oft ori­en­tie­rungs­los durch das Di­ckicht der deut­schen Pu­bli­ka­ti­ons­in­dus­trie wa­ten und da­bei lei­der auch Op­fer von un­schö­nen bis un­lau­te­ren Wett­be­werbs­prak­ti­ken wer­den kön­nen. Durch eine Selbst­kon­trol­le und Ein­schal­tung des Bör­sen­ver­eins, Schrift­stel­ler­ver­ban­des oder ei­ner sons­ti­gen In­sti­tu­ti­on bei der Über­prü­fung sol­cher Selbst­ver­pflich­tun­gen und der da­mit ver­bun­de­nen Ver­ga­be oder dem Ent­zug ei­nes sol­chen Gü­te­sie­gels, wür­de die Ge­fah­ren ei­ner eben­falls nicht trans­pa­rent zu­stan­de ge­kom­me­nen (zu­min­dest mir nicht trans­pa­rent) schwar­zen Lis­te viel­leicht ver­mei­den können. 

    Ich hof­fe, die Dis­kus­si­on mit mei­nem Bei­trag et­was be­rei­chern zu kön­nen und wün­sche zu­gleich eine wei­ter­hin sach­li­che Debatte,

    mit herz­li­chen Grüßen,

    Jo­han­nes Monse
    Ge­schäfts­füh­rung Ver­lags­haus Mon­sen­stein und Van­ner­dat OHG

    Pro­spe­ro Ver­lag Müns­ter und Ber­lin (Ver­lag)
    Ok­to­ber Ver­lag (Ver­lag)
    Edi­ti­on Mon­sen­stein und Van­ner­dat (Ver­lag)
    ruckzuckbuch.de (Pu­bli­ka­ti­ons­dienst­leis­tung)
    Edi­ti­on Oc­to­pus (Pu­bli­ka­ti­ons­dienst­leis­tung)

  21. Ge­trof­fe­ner Hund bellt! Der Laut­stär­ke nach zu ur­tei­len, war es ein hef­ti­ger Tritt.
    Die In­for­ma­ti­ons­po­li­tik der Ver­bän­de, die Auf­lis­tung die­ser sog. Dienst­leis­ter, die FAIR­LAG-Er­klä­rung schei­nen Wir­kung zu zei­gen. Na, end­lich! Herz­li­chen Dank all den vom Cor­ne­li­us „Ver­lag“ Ge­schol­te­nen, die sich da­für einsetzen.
    Grund­sätz­lich ist nicht die Tat­sa­che, dass Au­toren ver­öf­fent­licht wer­den, egal wie in­ter­es­sant ihr Pro­dukt ist oder was sie selbst da­für be­zah­len, an­zu­pran­gern. Es gibt teu­re­re Hob­bys und für Ei­tel­keit ge­ben vie­le Men­schen eine Men­ge Geld aus.
    Es sind die fal­schen Ver­spre­chun­gen und Ar­gu­men­te die­ser Dienst­leis­ter, mit de­nen sie ah­nungs­lo­se Neu-Au­toren kö­dern, die wü­tend ma­chen. Die neue Tech­nik z. B. hat auch in den se­riö­sen Ver­la­gen Ein­zug ge­hal­ten, trotz­dem wer­den die Au­toren wei­ter­hin für ihre Ar­beit entlohnt.
    Und was heißt üb­ri­gens „Schwar­ze“ Lis­ten? Ich hal­te es für ei­nen Ser­vice, dass ich an­hand ei­ner Lis­te über­prü­fen kann, ob ich im Fal­le ei­ner Ge­schäfts­be­zie­hung ab­ge­zockt wer­den soll oder nicht. 

    Wer ein Buch von sich in der Hand hal­ten will und da­mit bei kei­nem Ver­lag bis­her lan­den konn­te, dem emp­feh­le ich „Book on Demand“-Angebote mit de­nen der an­ge­pran­ger­ten Dienst­leis­ter zu vergleichen.

  22. Es ist schon merk­wür­dig, wie ei­nig sich vie­le Kom­men­ta­to­ren in der Ver­ächt­lich­ma­chung sind. Die Kam­pa­gne DKZV gibt es schon mehr als fünf Jah­re. Kei­ner macht sich die Mühe zu be­grei­fen, Di­gi­tal­dru­cke­rei­en und klei­ne Ver­la­ge su­chen nach neu­en We­gen. Und – es gibt in die­sem Land kei­nen, wirk­lich gar kei­nen Ver­lag, der nicht zu ei­nem Zu­schuss ge­grif­fen hät­te und sei es die Wit­we, die das Le­bens­werk ih­res Man­nes im Ver­lag S. oder D.finanzierte.
    Die Ver­anw­tor­tung für den ge­wal­ti­gen Um­bau der Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und In­for­ma­ti­ons­in­dus­trie liegt bei der Po­li­tik. Es muss Geld für Bil­dung und Li­te­ra­tur ge­ge­ben wer­den. Die Ver­blö­dung – sie­he Dis­kus­si­on – im Netz und dar­über hin­aus bor­det über. Die Au­toren ma­chen doch Le­sun­gen in den Schu­len, se­hen sie das nicht?
    Selbst­er­nann­te Ge­rech­te (Schwar­ze Lis­ten) hat­ten wir in Deutsch­land ge­nug. We­der bei Gam­mel­fleisch, noch bei Vo­gel­pest und schon gar nicht bei Ehec gab es Lis­ten? Ich den­ke, die Fir­men der DKZV-Lis­te soll­ten von Ih­rem Recht der jur. Kör­per­schaft Ge­brauch ma­chen und Zi­vil­pro­zes­se und Straf­an­zei­gen einleiten.
    Oder wür­de sich ei­ner der Her­ren und Da­men hier im Blog als Ab­zo­cker, Be­trü­ger, Kri­mi­nel­ler na­ment­lich be­zeich­nen lassen?
    Hier steht nur Herr Tör­ök über den Din­gen. Nach Guts­her­ren­ma­nier be­zeich­net er ei­ni­ge Leu­te als däm­lich, na, da wür­de ich aber vor­sich­ti­ger sein. Das ist eben so mit der De­mo­kra­tie, man darf al­les, was nicht ver­bo­ten ist. Und, seit wann liegt das Ge­walt­mo­no­pol bei ei­nem sich lä­cher­lich ma­chen­den Bun­des­vor­sit­zen­den, der nicht auf Aus­gleich son­dern auf Het­ze aus ist? Et­was mehr Be­son­nen­heit und Nach­denk­lich­keit wäre an­ge­bracht. Ver­le­ger und Au­toren an ei­nen Tisch, aber nicht die Spit­zen, die ihre Sa­chen un­ter­ein­an­der aus­ma­chen, son­dern öffentlich.
    A. Schwarz

  23. Es ist sehr gut, daß der Pro­jek­te-Ver­lag auf die Ein­sei­tig­keit auf­merk­sam macht, mit der die Ver­bän­de (bzw. ei­ni­ge ih­rer Ver­tre­ter) auf den Dienst­leis­ter­ver­la­gen her­um­ha­cken. An der Wort­wahl von Herrn Tör­ök („schwa­feln“, „wi­der­lich“) ist schon zu se­hen, daß die Dis­kus­si­on von den Be­trei­bern nicht sach­lich ge­führt wird, son­dern eben unsachlich.

    Wenn man sich an die Tat­sa­chen hält, ist fest­zu­stel­len, daß von ca. 100.000 Au­toren, de­ren Bü­cher der­zeit bei Dienst­leis­ter­ver­la­gen lie­fer­bar sind (Book on Demand/BoD ge­hört ja auch dazu!), nur in sel­te­nen Ein­zel­fäl­len Kri­tik zu hö­ren ist. Wenn ein Au­to­haus 500 Kun­den hat, be­schwe­ren sich im­mer 3% der Kun­den. Wenn man die­se „na­tür­li­che“ Un­zu­frie­den­heit ab­zieht, blei­ben bei den Dienst­leis­ter­ver­la­gen kei­ne Be­schwer­de­füh­rer, die selbst be­trof­fen sind! Be­schwer­de­füh­rer sind die, die selbst n i c h t Kun­den die­ser Ver­la­ge sind.

    Das ist auch der Grund, war­um die­ser Typ Ver­lag trotz al­ler Het­ze­rei nicht ver­schwin­det: Er macht of­fen­sicht­lich eine Ar­beit, die von den Men­schen ge­wollt und se­ri­ös ist (kein un­se­riö­ses Ge­schäft kann sich Jahr­zehn­te am Markt be­haup­ten, was in die­sem Be­reich aber bei­na­he die Re­gel ist). Da kön­nen Ge­werk­schafts­ka­der, die sich zum Arm der In­dus­trie ma­chen, wenn sie zum Teil hoch­wer­ti­ge Pri­vat­li­te­ra­tur prak­tisch ver­bie­ten wol­len, la­men­tie­ren wie sie wollen.

    Sie­he auch die his­to­ri­sche und durch­aus über­zeu­gen­de Darstellung:

  24. Ach, der Pro­jek­te Ver­lag Cor­ne­li­us! Nun, die­ser Brief spricht für sich, wie ich fin­de. Wenn man Lis­ten, die im In­ter­es­se jun­ger, un­er­fah­re­ner Au­toren ge­schrie­ben wer­den, um sie vor Ab­zo­cke zu be­wah­ren, mit Dik­ta­tur und Pest gleich­setzt, dis­qua­li­fi­ziert man sich für eine Dis­kus­si­on, die man sonst viel­leicht hät­te sach­lich füh­ren kön­nen. Wenn die An­bie­ter trans­pa­rent of­fen­le­gen wür­den, was sie bie­ten und was nicht statt mit den Träu­men vie­ler Men­schen ihre Bör­sen zu fül­len, wäre DKZV als Dienst­leis­ter nicht zu kri­ti­sie­ren. Doch so läuft es ja nicht, wie wir wis­sen. So­lan­ge die­se Pseu­do­ver­la­ge gro­ße Ver­spre­chun­gen ma­chen und eine un­durch­schau­ba­re Preis­po­li­tik ha­ben, muss man da­ge­gen vor­ge­hen. Ich hof­fe aus tiefs­tem Her­zen, dass Ama­zon Kind­le und die da­mit ver­bun­de­nen neu­en Ver­brei­tungs­mög­lich­kei­ten DKZV end­lich das Ge­nick brechen.

  25. Ich den­ke, dass ein Ver­öf­fent­li­chungs­wil­li­ger sich sehr klar wer­den muss, was ihm ein DKZ-Ver­lag bie­ten kann und was nicht. Die al­ler­meis­ten bie­ten herz­lich we­nig fürs Geld. Aber die­se Ver­ant­wor­tung muss halt je­der sel­ber übernehmen.

  26. Der se­riö­se Ver­lag hat vier Auf­ga­ben: se­lek­tie­ren, in­ves­tie­ren, pro­du­zie­ren und ver­trei­ben. Beim Be­zahl­ver­lag fal­len Se­lek­ti­on, In­ves­ti­ti­on und Ver­trieb weg. Der Be­zahl­ver­lag ist also ein rei­ner Pro­duk­ti­ons­be­trieb und mit ei­ner Dru­cke­rei gleichzusetzen. 

    Wer sein Werk also in ei­nem Be­zahl­ver­lag pu­bli­zie­ren will, prü­fe min­des­tens Ver­gleichs­of­fer­ten von an­de­ren Druckereien.

    Se­lek­ti­on: Ich bin der fes­ten Über­zeu­gung, dass der Au­tor, die Au­torin die Qua­li­tät sei­nes, ih­res Wer­kes selbst nicht be­ur­tei­len kann und soll. Also be­darf er ei­ner ex­ter­nen Be­ur­tei­lungs­in­stanz, ei­nes se­riö­sen Ver­la­ges. Der se­riö­se Ver­lag ori­en­tiert sich an den Be­dürf­nis­sen des Li­te­ra­tur­mark­tes, der Be­zahl­ver­lag an der Ei­tel­keit des Au­tors. Die „Lek­to­rats­gut­ach­ten“ der Be­zahl­ver­la­ge be­die­nen die­se Ei­tel­keit und ha­ben et­was Be­trü­ge­ri­sches; das ist al­ler­dings zu­ge­ge­be­ner­mas­sen nicht il­le­ga­ler als ein Gross­teil der nor­ma­len Wer­bung. Im Ge­gen­satz zum nor­ma­len Kon­su­men­ten kennt al­ler­dings der nai­ve Au­tor die Re­geln des Spiels oft nicht, da sind „schwar­ze Lis­ten“ doch ein gu­tes Hilfs­mit­tel, das die Au­toren­ver­bän­de als In­ter­es­sen­ver­tre­ter ih­ren Schütz­lin­gen zur Ver­fü­gung stellen.

    In­ves­ti­ti­on: Die Mit­tel, mit de­nen der se­riö­se Ver­lag das Pro­jekt fi­nan­ziert, kön­nen aus ver­schie­de­nen Quel­len stam­men, sie sol­len aber nicht vom Au­tor, von der Au­torin stam­men. Die Tat­sa­che, dass die Mit­tel zu­sam­men­kom­men be­weist, dass es Leu­te gibt, die an die Re­le­vanz des Wer­kes glauben.

    Pro­duk­ti­on: Ge­stal­ten und Dru­cken kann auch der Be­zahl­ver­lag. Er kann auch eine ISBN-Num­mer be- und das Werk im Kel­ler versorgen.

    Ver­trieb: Der wich­tigs­te und schwie­rigs­te Aspekt des Bü­cher­ma­chens ist die Ver­mark­tung, das an-die-Le­ser­schaft-Brin­gen. Das be­dingt nicht nur ef­fi­zi­en­te Ver­triebs­ka­nä­le und Er­fah­rung in be­stimm­ten Markt­seg­men­ten, son­dern an­de­re viel­fäl­ti­ge Ak­ti­vi­tä­ten im Li­te­ra­tur­be­trieb, die im Ide­al­fall zu ei­ner öf­fent­li­chen Dis­kus­si­on über das Werk führen.

  27. die­se gan­ze hys­te­rie um die­ses ge­schäfts­mo­dell ist mir auch ein rät­sel. ist doch wirk­lich eine dienst­leis­tung, die ei­tel­keit von ver­öf­fent­li­chungs­wü­ti­gen „schrift­stel­lern“ zu be­frie­di­gen! wird doch kei­ner ge­zwun­gen! und wer sein un­ver­käuf­li­ches ge­dicht­bänd­chen par­tout un­ter die le­ser­schaft brin­gen will, be­auf­tra­ge mit dem ver­kauf halt ei­nen druck­kos­ten­zu­schuss­ver­lag – ist doch nix dabei!
    apro­pos, wer schon mal bei dut­zen­den von ar­ri­vier­ten ver­la­gen mit ei­nem (gu­ten!) ma­nu­skript ab­ge­blitzt ist, der weiss un­ter um­stän­den die ar­beit von zu­schuss­ver­la­gen durch­aus zu wür­di­gen… die kon­ven­tio­nel­len ver­la­ge sind ja nur noch am main­stream in­ter­es­siert – DAS ist der wah­re grund, war­um die dienst­leis­tungs­ver­la­ge so kon­junk­tur ha­ben! das soll­ten die­se ver­bän­de und gan­zen selbst­er­nann­ten mo­ral­apos­tel mal bedenken.
    Ge­org Schmidt

  28. Als Au­torin mit „ein­schlä­gi­ger“ Er­fah­rung kann ich nur sa­gen, dass es eine Fehl­ent­schei­dung mei­ner­seits war, den schö­nen Ver­spre­chun­gen ei­nes DKZ-Ver­la­ges zu ver­trau­en. Als ich nach der Ver­öf­fent­li­chung mei­nes – wie ich heu­te weiß – di­let­tan­ti­schen Erst­lings­wer­kes um Un­ter­stüt­zung bei der Pro­mo­ti­on bat, be­kam ich die la­pi­da­re Aus­kunft, man sei ein „Dienst­leis­ter“ und kön­ne nur ge­gen Ba­res tä­tig wer­den. Al­ler­dings von ei­ner wirk­lich fach­li­chen Be­ra­tung konn­te ich lei­der nicht pro­fi­tie­ren. Sie hat nicht statt­ge­fun­den. Ich bin nicht ge­gen die gute Be­zah­lung für gute Leis­tung. Je­der ver­dient eine ge­rech­te Ent­loh­nung. Aber für mich ist die qua­li­tät der Leis­tung ein wich­ti­ges Kriterium.

  29. Der o.g. Brief spricht von „Ge­le­gen­heits­kri­ti­kern, Möch­te­gern-Au­toren“, die sich an der Auf­lis­tung der DKZ-Ver­la­ge, der sog. „Schwar­zen Lis­ten“, be­tei­li­gen. Ich für mei­nen Teil bin Be­rufs­kri­ti­ker, Jour­na­list und Schrift­stel­ler, der für sei­ne Ar­beit Geld be­kommt. Für mein letz­tes Buch be­kam ich so­gar ei­nen saf­ti­gen Vor­schuss, da­mit ich über­haupt erst­mal zu schrei­ben be­gin­ne! Ich emp­feh­le den zu­meist jun­gen Kol­le­gen nach­drück­lich, von Ver­la­gen die Fin­ger zu las­sen, die Geld von ih­nen ver­lan­gen. Wer ein Ma­nu­skript ge­schrie­ben hat, hat eine Ar­beit ge­leis­tet und die­se muss be­zahlt werden!
    Wer mo­der­ne Dru­cke­rei­en von In­nen kennt, wer weiß, wie­viel die Her­stel­lung ei­nes Bu­ches im güns­tigs­ten Fall kos­tet und sich an­sieht, wie­viel Geld Druck­kos­ten­zu­schuss­ver­la­ge für ihre „Ver­öf­fent­li­chun­gen“, für ihre Bü­cher ver­lan­gen, der stellt in den al­ler­meis­ten Fäl­len fest, dass nur ei­ner Geld ver­dient, näm­lich der „Ver­lag“. Und wer Zei­tungs-Re­dak­tio­nen von In­nen kennt, weiß, wo die Bü­cher von DKZ-Ver­la­gen lan­den, näm­lich im Pa­pier­korb. Nicht we­gen der „Schwar­zen Lis­ten“, die Zei­tungs­re­dak­teu­re zu­meist gar nicht ken­nen, son­dern weil die­se die Er­fah­rung ge­macht ha­ben, dass die ent­spre­chen­den Bü­cher, vor­sich­tig for­mu­liert, herz­lich we­nig tau­gen. Die er­wähn­te „Hass­kam­pa­gne“ sehe ich als Aufklärungskampagne. 

    Mat­thi­as Kehle
    Lan­des­vor­sit­zen­der des Ver­ban­des deut­scher Schrift­stel­ler (VS) in Baden-Württemberg

  30. Ja, rich­tig, ich fin­de die Hys­te­rie, In­to­le­ranz, Heu­che­lei und die Ent­stel­lung der Tat­sa­chen in die­sem „Of­fe­nen Brief“ tat­säch­lich widerlich.
    Wer da in Hal­le däm­lich von „Hass­kam­pa­gne“ schwa­felt, soll­te sich an die ei­ge­ne Nase fas­sen. (Und min­des­tens mei­nen Na­men rich­tig schreiben :-).
    Imre Török
    Bun­des­vor­sit­zen­der des Ver­bands deut­scher Schrift­stel­ler (VS)

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