G. Schroeter & M. Breitfelder: Sugar & Spice (CD)

Uriger Blues und Rock ’n’ Roll

von Ste­phan Urban

Dem Ver­neh­men nach sind Ge­org Schroe­ter & Marc Breit­fel­der aus Kiel seit mehr als 20 Jah­ren nicht nur in ganz Eu­ro­pa un­ter­wegs, sie sind auch schon in Ame­ri­ka mit gros­sem Er­folg auf­ge­tre­ten. Bei der Bal­tic Blues Chall­enge 2009 so­wie der Ger­man Blues Chall­enge 2009 be­leg­ten sie je­weils den ers­ten Platz, und sie kön­nen un­ter an­de­rem auch auf Auf­trit­te mit Tony Sher­i­dan, Gott­fried Bött­ger oder auch Abi Wal­len­stein zurückblicken.
Durch die har­te Ar­beit an vie­len Büh­nen­auf­trit­ten und der nö­ti­gen Pro­fes­sio­na­li­tät wur­de der Pia­nist Ge­org Schroe­ter zu ei­nem der be­kann­tes­ten Boo­gie-Woo­gie- und Blues-In­ter­pre­ten im deut­schen Raum. Er be­wegt sich traum­haft si­cher durch alle Mu­sik­rich­tun­gen, die Spass ma­chen; sein Spek­trum reicht von Jazz und Blues über Rock ’n’ Roll und Coun­try bis hin zum Soul. Selbst wenn er die Stil­rich­tun­gen mischt, wirkt das nicht über­la­den, und der ge­neig­te Hö­rer muss zu dem Schluss kom­men: so ge­hört sich das, so muss das sein!
Marc Breit­fel­der wie­der­um ist ein Meis­ter auf der Mund­har­mo­ni­ka; über ihn schrieb die Süd­deut­sche Zei­tung (Zi­tat): „Ein Ritt durch Ton­land­schaf­ten. Nord­afri­ka­ni­sche Al­pen­horn­blä­ser tau­chen in ei­ner Oase auf, eine E-Gi­tar­re wum­mert und er hat auch noch Zeit, zwi­schen­durch mal ei­nen klei­nen Schrei ins Mi­kro zu stos­sen. Ver­zwei­felt hält man Aus­schau nach dem Or­ches­ter. Doch es steht nur ei­ner der welt­bes­ten Mund­har­mo­ni­ka­spie­ler auf der Bühne.“

Namhafte Musiker mit von der Partie

Georg Schroeter & Marc Breitfelder: Bes­te Vor­aus­set­zun­gen also für die neue Ein­spie­lung der bei­den Mu­si­ker: „Su­gar & Spi­ce“. Als Gäs­te mu­si­zie­ren nam­haf­te Mu­si­ker wie Al­bie Don­ne­ly, Rene De­troy, Tim En­gel, Da­vid Her­zel, Mar­tin Rött­ger, Klaas Wend­ling, Söhn­ke Lieth­mann, Jan Mohr, Lars Ve­gas, Dirk Voll­brecht und Sven Zim­mer­mann. Vo­ka­lis­ti­sche Un­ter­stüt­zung lie­fern Anna Kai­ser, Tom Ripp­hahn und Abi Wal­len­stein; pro­du­ziert wur­de gross­teils von Tom Ripp­hahn bzw. Ge­org Schroeter.

Auf den ers­ten Blick prä­sen­tie­ren uns die bei­den trotz wech­seln­der Be­gleit­band hier uri­gen Blues und Rock n‘ Roll wie aus ei­nem Guss, wo­bei Fremd- und Ei­gen­kom­po­si­tio­nen bei­na­he un­un­ter­scheid­bar dar­ge­bo­ten wer­den. Nur die zwei Kom­po­si­tio­nen aus John Fogerty’s Fe­der (Mastermind/CCR), näm­lich „Long as i can see the Light“ und die Schluss­num­mer „Who’ll stop the Rain“, pas­sen hier ir­gend­wie nicht dazu. Denn die­sen Co­vers fehlt die fre­che Läs­sig­keit der an­de­ren Songs, hier wir­ken die Mu­si­ker, so­wohl was die Dar­bie­tung als auch das Ar­ran­ge­ment be­trifft, ein we­nig über­mo­ti­viert, und so be­gin­nen die­se Songs schon stark, kön­nen bald vor lau­ter Kraft nicht mehr ge­hen… We­ni­ger wäre hier mehr gewesen.

Bei „Su­gar & Spi­ce“ fehlt mir ins­ge­samt ein we­nig die Glaub­wür­dig­keit, die den Blues von bei­spiels­wei­se John Lee Hoo­ker oder Tony Joe White so be­son­ders macht. Dies hier ist mit deut­scher Per­fek­ti­on ab­ge­kup­fert, ein so­li­des, durch­aus Spass ma­chen­des und auch zum Bei­ne­wip­pen ani­mie­ren­des Ab­zieh­bild der ganz gros­sen Vorbilder.

Zuwenig richtige Klangfülle mit Saft

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„Sugar&Spice“ ist ehr­li­cher Blues & Rock n´ Roll, der gute Lau­ne macht, zum Mit­wip­pen ver­lei­tet und da­bei hand­werk­lich na­he­zu per­fekt prä­sen­tiert wird.

Auf­ge­nom­men wur­de die CD im La­bel Ana­log­haus, ich hab da ein we­nig ge­schmö­kert und fest­ge­stellt, dass die­ses Stu­dio über ge­die­ge­nes Equip­ment ver­fügt und so ist die Auf­nah­me auch sehr klar und durch­hör­bar ge­wor­den. Aber auch dies­be­züg­lich fehlt das letz­te Quänt­chen Glaub­wür­dig­keit: Der Sound ten­diert bei hö­he­ren Laut­stär­ken zur Läs­tig­keit, und rich­ti­ge Klang­fül­le mit Saft muss man wo­an­ders su­chen. Für die­se Mu­sik ist das zu hell, zu durch­sich­tig, es fehlt die klang­li­che Pa­ti­na, die zu sol­chen Auf­nah­men ein­fach da­zu­ge­hört. Auch auf­nah­me­tech­nisch wäre hier aus mei­ner Sicht mehr drin­nen gewesen.

Das Werk ist im­mer­hin so­wohl im CD-For­mat als auch als hoch­wer­ti­ges Vi­nyl-Dop­pel­al­bum (mit CD-Bei­ga­be!) er­schie­nen. Als al­ter Ana­log-Fan hät­te ich da­her ger­ne letz­te­re Aus­ga­be zum Re­zen­sie­ren be­kom­men, viel­leicht klingt das ja ent­schei­dend besser?
Trotz­dem: die Prot­ago­nis­ten sind hier „wild am­bi­tio­niert“ ans Werk ge­gan­gen und bie­ten uns eine sehr gute Schei­be mit ho­hem Spass­fak­tor an. In Schwe­den sind die bei­den ja schon heim­li­che Stars und er­hof­fen sich wohl mit die­sem Al­bum auch den Durch­bruch auf dem hei­mi­schen Markt. Ob das ge­lingt, mag ich da­hin­ge­stellt las­sen, Rich­tung und Am­bi­ti­on stim­men je­den­falls – und mal ganz ehr­lich: Man muss froh sein, dass sol­che Mu­sik, sol­che Schei­ben über­haupt noch ge­macht und ver­öf­fent­licht werden! ♦

Ge­org Schroe­ter / Marc Breit­fel­der, „Su­gar & Spi­ce“, Au­dio-CD, Ana­log­haus

Track-Liste
 1. Sugar & Spice (Schroeter, Breitfelder, Ripphahn) 3:22
 2. Can't Be Satisfied (Mc Kinley Morganfield) 4:07
 3. Palace Of The King (Nix, Russell, Dunn) 3:32
 4. Long As I Can See The Light (Fogerty) 3:52
 5. Rock'n'Roll Queenie (Schroeter) 4:12
 6. Respect Yourself (Schroeter) 4:29
 7. I Just Want To Make Love To You (Willie Dixon) 7:00
 8. Here And Now (Tom Ripphahn) 4:37
 9. Shake Your Boogie (Joseph Lee Williams) 3:32
10. Blue Bird Blues (Sonny Boy Williamson) 8:20
11. Little Piece Of Paper (Schroeter, Ripphahn) 5:45
12. The Rose (McBroom) 5:41
13. Session @ Linnemann's (Schroeter/Breitfelder/Mohr) 2:25
14. Who'll Stop The Rain (Fogerty) 4:00

Ste­phan Urban

Geb. 1958, ge­lern­ter Schrift­set­zer, seit 1982 in ei­nem Ver­si­che­rungs­kon­zern in ju­ris­ti­scher Funk­ti­on tä­tig, Mu­si­ken­thu­si­ast, Le­se­rat­te und tech­nik­be­geis­tert, vor al­lem im High-End-Be­reich, lebt in Wien

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