Umfrage: Die beliebtesten Schachprogramme

Das eiserne Triumvirat: Fritz – Rybka – Shredder

von Walter Eigenmann

Über 5’000 Vo­tes ver­zeich­ne­te die gros­se Schach-Um­fra­ge, wel­che das „Glarean Ma­ga­zin“ an­fangs Ok­to­ber letz­ten Jah­res ge­star­tet hat­te. Nun steht fest, wel­ches ak­tu­ell die be­lieb­tes­ten Schach­pro­gram­me sind.

Der zwei­mo­na­ti­ge, an­onym durch­ge­führ­te Poll the­ma­ti­sier­te da­bei die vier Aspekte:

  • A) „Mei­ne 3 Lieb­lings-Schach-Pro­gram­me sind…“
  • B) „Ich be­nüt­ze mei­ne Schach-Soft­ware haupt­säch­lich für…“
  • C) „Mei­ne 3 Lieb­lings-Schach-Ober­flä­chen sind…“
  • D) „Ein Schach­pro­gramm darf kosten…“

Dank ei­ner­seits ver­schie­de­ner na­tio­na­ler so­wie zahl­rei­cher re­gio­na­ler Schach-Ver­bän­de, wel­che auf die­se User-Be­fra­gung hin­wie­sen – wo­durch wei­te Krei­se des „Ver­eins-Schachs“ in Deutsch­land, Ös­ter­reich und der Schweiz an­ge­spro­chen wer­den konn­ten -, aber auch zwei­tens auf­grund des ho­hen In­ter­es­ses in der ein­schlä­gi­gen (Computer-)Schach-Szene im In­ter­net er­reich­te die­se „Schach-Volks­ab­stim­mung“ da­bei nicht nur in­ter­na­tio­na­le Ver­brei­tung weit über den deutsch­spra­chi­gen Raum hin­aus, son­dern auch ei­nen recht gu­ten „Pro­fi­le-Mix“ der teil­neh­men­den Schach­spie­ler. In­so­fern dür­fen die Er­geb­nis­se der Be­fra­gung ei­ni­ge Re­prä­sen­tanz be­an­spru­chen, je­den­falls aber ist sie die zur­zeit ein­zi­ge An­wen­der-Kon­sul­ta­ti­on mit die­ser The­ma­tik, die bis­lang mit sol­chem Um­fang und in die­ser Dif­fe­ren­ziert­heit in­ner­halb der ak­ti­ven Schach­welt or­ga­ni­siert wurde.

Stichworte und Trens

Das
Das „Arena“-Interface von Mar­tin Blume

Die fol­gen­den In­fos ver­ste­hen sich nicht als de­tail­lier­te Ana­ly­se, son­dern be­schrän­ken sich auf ein paar Stich­wor­te und auf die Trends, wie sie sich in den vier „Ran­kings“ zei­gen. Dar­über hin­aus ist wie jede Um­fra­ge auch die­se viel zu grob, um ein dif­fe­ren­zier­tes Bild der mitt­ler­wei­le so un­über­seh­ba­ren wie bunt­schil­lern­den Com­pu­ter­schach-Welt zu zeich­nen – ganz ab­ge­se­hen von den ver­al­te­ten und hier aus­ge­klam­mer­ten, aber in Ni­schen noch im­mer nost­al­gisch ge­pfleg­ten Ur­ah­nen der Sze­ne, näm­lich den ei­gent­li­chen Schachcomputern.

Dar­über hin­aus ist sich der Au­tor na­tür­lich be­wusst, dass ne­ben den zahl­rei­chen ge­stell­ten Fra­gen noch vie­le an­de­re Aspek­te des The­mas – In­ter­net-Schach-Cli­ents, Po­cket-Pro­gram­me, An­zahl Pro­zes­so­ren u.a. – hät­ten in­te­griert wer­den kön­nen, doch es galt, ei­ni­ger­mas­sen die Ba­lan­ce zwi­schen der Ge­duld der Vo­tie­ren­den ei­ner­seits und dem An­spruch auf Voll­stän­dig­keit an­de­rer­seits zu finden…
An die­ser Stel­le sei noch­mals aus­drück­lich al­len Schach­spie­lern ge­dankt, die sich die Zeit nah­men, durch die vier Poll-Ru­bri­ken zu klicken!

A) Das Lieblingsprogramm: Rybka

Ein Vier­tel al­ler Vo­ten ent­fiel bei der Fra­ge nach den drei Lieb­lings-Schach­pro­gram­men auf die En­gi­ne „Ryb­ka“. Da­mit ver­dräng­te, al­ler­dings nur hauch­dünn, die­se zur­zeit spiel­stärks­te Soft­ware über­ra­schend den jah­re­lang un­um­strit­te­nen Lieb­ling der in­ter­na­tio­na­len Schach­sze­ne, näm­lich „Fritz“, auf den zwei­ten Rang. Ziem­lich be­liebt ist aber auch bzw. nach wie vor der Dritt­plat­zier­te „Shred­der“.
Hin­ter die­sem mitt­ler­wei­le schon lan­ge eta­blier­ten Tri­um­vi­rat be­reits deut­lich ab­ge­schla­gen ran­giert mit „Hiarcs“ das vier­te kom­mer­zi­ell ver­trie­be­ne Programm.

An der Spit­ze al­ler Free­ware-Pro­gram­me steht „Glaurung/Stockfish“, das sich so­gar vor die bei­den in der Com­pu­ter­schach-Sze­ne seit Jah­ren be­kann­ten und eher im eng­lisch­spra­chi­gen Raum ver­brei­te­ten, sei­ner­zeit aber auch hier­zu­lan­de  viel­ge­se­he­nen kom­mer­zi­el­len En­gi­nes „Zap­pa“ und „Ch­ess­mas­ter“ schie­ben konnte.
Kei­ne Rol­le mehr im sich schnell dre­hen­den En­gi­ne-Zir­kus spie­len of­fen­bar sol­che einst klang­vol­len Na­men wie „Spike“, „Pro Deo“, „Loop“, „Sjeng“ oder „Ch­ess Ti­ger“. An­de­rer­seits kann sich ein Win­board-Di­no­sau­ri­er wie „Craf­ty“ noch im­mer recht gut hal­ten in der Gunst der schach­spie­len­den Anwenderschaft.

Programm/Engine                      Votes1  Prozent2
01. Rybka                            406       25%
02. Fritz                            403       24%
03. Shredder                         322       19%
04. Hiarcs                            78        5%
05. Glaurung/Stockfish                69        4%
06. Zappa                             59        4%
07. Fruit/Toga                        51        3%
08. Chessmaster/TheKing               46        3%
09. Junior                            35        2%
10. Naum                              35        2%
11. Crafty                            30        2%
12. Bright                            18        1%
13. ProDeo                            18        1%
14. Thinker                           13        1%
15. Sjeng                             12        1%
16  Spike                             10        1%
(Weitere Nennungen: Loop, Genius, Hermann, Jonny, Goliath u.a.)
1(mindestens 10)        2(auf-/abgerundet)

B) Der Hauptzweck: Analyse der eigenen Partien

Die Ana­ly­se von ei­ge­nen Par­tien als wich­tigs­ter Ver­wen­dungs­zweck von Schach­soft­ware wur­de von der über­wäl­ti­gen­den Mehr­heit (fast ei­nem Drit­tel der ins­ge­samt 1’505 Vo­tes in die­ser Ru­brik) ge­nannt – ein Um­fra­ge-Er­geb­nis, das nicht er­staunt. Weit we­ni­ger häu­fig wer­den „Rybka“&Co. zur Be­gut­ach­tung frem­der Games ein­ge­setzt (13%). Am dritt­häu­figs­ten trifft man das Spiel im In­ter­net mit­tels Schach­soft­ware an.
Er­staun­lich ist, dass zahl­rei­che Schach­spie­ler noch im­mer per­sön­lich ge­gen die 3000-Elo-Tak­tik-Ali­ens an­tre­ten (10%), wäh­rend die re­la­tiv häu­fi­ge Zu­hil­fe­nah­me von Soft­ware beim Fern­schach-Spie­len nicht über­rascht (9%).

Verwendungszweck                     Votes     Prozent
01. Analyse eigener Partien          450       30%
02. Analyse fremder Partien          199       13%
03. Spielen im Internet              195       13%
04. Spielen gegen den Computer       143       10%
05. Fernschach-Spielen               140        9%
06. Lösen von Schachproblemen         91        6%
07. Schachturniere unter Programmen   79        5%
08. Schachlernen oder -lehren         78        5%
09. Schachwissenschaftliche Zwecke    38        3%
10. Spielen auf dem Handy             33        2%
11. Schachhistorische Zwecke          26        2%
12. Schachturniere unter Menschen     20        1%.
(Weitere Nennungen: Schachprogrammierung, Eröffnungstheorie u.a.)

C) Die Lieblings-Oberfläche: „Fritz“

Das
Das „Scid“-Interface von Shane Hudson/Pascal Georges

Mit deut­li­chem Vor­sprung er­kür­ten die Ab­stim­mer „Fritz“ zu ih­rem Lieb­lings-In­ter­face; über ein Drit­tel al­ler Vo­tes hier ver­ein­te das Ch­ess­ba­se-Flagg­schiff auf sich. Am zweit­häu­figs­ten mit im­mer noch statt­li­chem An­teil von fast 20% wur­de „Shred­der“ ge­wählt, den drit­ten Rang nimmt die Free­ware-Ober­flä­che „Are­na“ ein.

Be­acht­lich ist, dass sich das noch re­la­tiv jun­ge Schach-GUI „Aqua­ri­um“ von Con­vek­ta noch vor dem lang­jäh­ri­gen und kos­ten­lo­sen „Scid“ plat­ziert, wäh­rend der eben­so tra­di­ti­ons- wie Fea­ture-rei­che „Ch­ess­As­sistant“ of­fen­bar nur eine mar­gi­na­le Rol­le spielt; kaum mehr be­nutzt wer­den auch die kos­ten­los down­load­ba­ren In­ter­faces „José“ und „Win­board“. End­gül­tig von der Bild­flä­che der Pra­xis ver­schwun­den sind in­zwi­schen GUIs wie „Chesspartner“/Lokasoft oder „Ch­ess­Ge­ni­us“.

Programm/GUI                         Votes     Prozent
01. Chessbase/Fritz                  454       35%
02. Shredder                         242       19%
03. Arena                            157       12%
04. Chessbase/Datenbank              154       12%
05. Aquarium                          90        7%
06. Scid                              64        5%
07. Chessmaster                       41        3%
08. Winboard                          38        3%
09. ChessAssistant                    26        2%
10. Jose                              16        1%
(Weitere Nennungen: Chesspartner, ChessGenius u.a.)

D)  Wie teuer darf Schach-Software sein?

Auf die Fra­ge, wie viel ein Schach­pro­gramm kos­ten darf, er­gab sich über­ra­schen­der­wei­se ein recht ho­her An­teil von Schach­spie­lern, die re­la­tiv viel für sol­che Soft­ware zu in­ves­tie­ren be­reit sind, und etwa je­dem sieb­ten User ist der Preis egal, so­lan­ge das Preis-Leis­tungs-Ver­hält­nis stimmt. Als un­ge­fäh­rer Richt­wert kann aber of­fen­bar wohl von ei­nem breit ak­zep­tier­ten Preis ei­nes Schach­pro­gram­mes von ca. 50 Euro aus­ge­gan­gen wer­den. Nicht be­rück­sich­tigt wur­de da­bei die Fra­ge des Preis­un­ter­schie­des von Sin­gle- und Multi-Prozessoren-Software.

Preis                                Votes     Prozent
01. 40-70 Euro                       227       36%
02. 20-40 Euro                       165       26%
03. Egal (bei gutem Preis-
    Leistungs-Verhältnis)             86       14%
04. 70-120 Euro                       52        8%
05. 10-20 Euro                        43        7%
06. 0 Euro                            36        6%
07. Über 120 Euro                     12        2%

(Wei­te­re Nen­nun­gen: Bis 50 Euro, 1CPU=50 Euro, u.a.)

Le­sen Sie im Glarean Ma­ga­zin zum The­ma Com­pu­ter­schach die gros­se Um­fra­ge: Schach­spie­ler be­nüt­zen wel­che Pro­gram­me wie und wann?

… so­wie über den En­gi­ne-Test Night­ma­re 2

aus­ser­dem im Glarean Ma­ga­zin: Nut­zen und Scha­den der Endgame-Tablebases

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