Matthias Berger: Zwei Gedichte

Der Kuss

der kuss
das eau de toilette
die weis­se haut
der orgasmus
der schrei
das neugeborene

der kuss
die sommersprossen
der hüpfer
der schrei
der ver­dreh­te körper
der kindersarg

der kuss
die ver­wein­ten augen
der richter
die scheidungsurkunde

der kuss
der kal­te stein
der schrei
die grabinschrift

der kuss
das rouge
das kondom
der orgasmus
die banknoten

der kuss
die wei­che backe
die urinflasche
der schwesternkittel
die tränen

der kuss
die knap­pe luft
das herzrasen
der schrei
das

action painting

wir­res wuseln
marrakesch?

ver­fan­ge­ne
fäden?

– le­ben –

lein­wand
saugt auf
was
zufällt –
zu geschichte
gerinnt

es ist –


Matthias Berger

Mat­thi­as Berger

Geb. 1961, auf­ge­wach­sen bei Bern, Stu­di­um der evang.-ref. Theo­lo­gie in Bern und Nai­ro­bi, acht Jah­re Ge­mein­de­pfarr­amt, vier Jah­re Psych­ia­trie­seel­sor­ge, seit 4,5 Jah­ren Ge­fäng­nis­seel­sor­ger in Pfäffikon(ZH) und seit vier Jah­ren Spi­tal­seel­sor­ger in Bülach, lebt in Zürich

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