Karl May und seine Zeit – Bilder-Texte (Biographie)

Materialien zu einem grossen Abenteurer

von Walter Eigenmann

Der Bam­ber­ger Karl-May-Ver­lag, seit Jahr­zehn­ten füh­ren­des Haus in Sa­chen Karl May, legt mit sei­ner just er­schie­ne­nen Bild-Bio­gra­phie „Karl May und sei­ne Zeit“ ei­nen bei­spiel­los üp­pig aus­staf­fier­ten, fast 600-sei­ti­gen, im be­rühm­ten „Gold-auf-Grün“-Look al­ler sei­ner May-Bän­de da­her­kom­men­den Bild- und Text-Kon­vo­lut vor. Der be­ein­dru­cken­de, mit über wei­te Stre­cken noch un­ver­öf­fent­lich­tem Ma­te­ri­al be­stück­te Pracht­band ist das Er­geb­nis mehr­jäh­ri­ger Re­cher­chen der bei­den May-For­scher Ger­hard Kluβ­mei­er und Hai­ner Plaul.

Fotos, Dokumente, Artikel

Karl May und seine Zeit - Bilder, Dokumente, Texte - Karl-May-Verlag BambergWas die­se neu­es­te Bio­gra­phie über ei­nen der meist­ge­le­se­nen (und meis­tumstrit­te­nen) Schrift­stel­ler der ge­sam­ten deutsch­spra­chi­gen Li­te­ra­tur­ge­schich­te her­aus­hebt, ist – ne­ben der er­schla­gen­den Fül­le von über 1’500 Fo­tos, Do­ku­men­ten, Il­lus­tra­tio­nen und Pres­se­ar­ti­keln – vor al­lem der in­halt­li­che An­satz der Au­toren. Denn ob­wohl man der bei­den Edi­to­ren glü­hen­de Hin­ga­be an ihre Ar­beit und ihre Ver­eh­rung für den Mil­lio­nen-Sel­ler Karl May auf je­der Sei­te spürt, so war man doch be­müht, den un­sterb­li­chen „Winnetou“-Schöpfer nicht ein­fach der kri­tik- und di­stanz­lo­sen Pie­tät (an­ge­sichts sei­nes ein­zig­ar­ti­gen welt­um­span­nen­den Er­fol­ges) aus­zu­lie­fern, son­dern sei­ne Per­sön­lich­keit und sein Schrei­ben in den so­zia­len und me­di­en­psy­cho­lo­gi­schen Kon­text sei­ner Zeit zu stellen.
Zu­recht do­ku­men­tie­ren (und „be­wei­sen“ da­mit) Kluβ­mei­er und Plaul in ih­rem Buch ei­nen deut­schen Ro­man­cier, der ein­be­zo­gen, ja ver­strickt war in sehr be­las­ten­de pri­va­te, aber auch ge­sell­schaft­li­che Zwän­ge in­mit­ten der sog. Grün­der­jah­re und de­ren wi­der­sprüch­li­chem, teils bi­got­tem Pres­se­we­sen. Die fai­re Rede ist also nicht nur vom „kri­mi­nel­len De­lin­quen­ten“ (der be­kannt­lich Jah­re sei­nes un­ste­ten Le­bens als ver­ur­teil­ter Dieb und „Shatterhand“-Hochstapler nicht un­ter Gei­ern, son­dern hin­ter Git­tern ver­brach­te), son­dern auch vom Kul­tur­kämp­fer, v.a. aber vom be­din­gungs­lo­sen Pa­zi­fis­ten Karl May – und des­sen le­bens­lan­gem Ein­ste­hen für Hu­ma­ni­tät, eth­ni­sche To­le­ranz und dich­te­ri­sche Freiheit.

Karl May

Im März 2007 jähr­te sich der To­des­tag Karl Mays zum 95. Mal. Auch ein knap­pes Jahr­hun­dert nach sei­nem Tod ge­hört er nach wie vor zu den be­lieb­tes­ten Au­toren Deutsch­lands und setzt im­mer neue Su­per­la­ti­ve. Um nur ei­ni­ge zu nen­nen: Karl May ist mit über 100 Mil­lio­nen ver­kauf­ten Bü­chern der meist­ge­le­se­ne Schrift­stel­ler in deut­scher Spra­che. Sei­ne Wer­ke wur­den zu­dem in über 40 Spra­chen über­setzt. Bei den am häu­figs­ten im In­ter­net und auf Best­sel­ler­lis­ten ge­nann­ten deut­schen Au­toren be­legt Karl May Rang 3. (Quel­le: Karl-May-Ver­lag Bamberg)

Sittengemälde einer ganzen Epoche

Jen­seits al­ler ideo­lo­gisch ge­färb­ten, teils auch auf schie­rer Un­kennt­nis be­ru­hen­den Fo­kus­sie­rung auf die mensch­li­chen De­fi­zi­te des Karl May schau­felt die­se Bio­gra­phie aus Bam­berg als ein opu­lent be­bil­der­tes Sit­ten­ge­mäl­de ei­ner gan­zen Epo­che den Blick frei auf eine sin­gu­lä­re Er­schei­nung in der mehr­hun­dert­jäh­ri­gen Ge­schich­te deutsch­spra­chi­ger Aben­teu­er-Dich­tung. Nicht nur der tri­vi­al­li­te­ra­ri­sche, son­dern auch der do­ku­men­tie­rend-wis­sen­schaft­li­che Dis­kurs über die­sen Schrift­stel­ler hat mit der Bio­gra­phie „Karl May und sei­ne Zeit“ eine neue Referenz. ♦

G.Klussmeier/H.Plaul: Karl May und sei­ne Zeit, Bild­bio­gra­fie, Karl-May-Ver­lag Bam­berg, 592 Sei­ten, ISBN 978-3-7802-0181-2

Le­sen Sie im Glarean Ma­ga­zin zum The­ma Karl May auch den Ro­man von Phil­ipp Schwen­ke: Das Flim­mern der Wahrheit

… so­wie zum The­ma Li­te­ra­ri­sche Bio­gra­phie über An­ne­len Kra­ne­Fuss: Mat­thi­as Claudius


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